Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft

Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft

Die Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft (Contigas) ist ein 1855 in Dessau gegründetes Unternehmen der Energiebranche. Heute firmiert es unter dem Namen Contigas Deutsche Energie AG und nimmt Holdingaufgaben innerhalb des E.ON-Konzerns wahr.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Das Unternehmen wurde am 12. März 1855 in Dessau durch Herzog Leopold IV. konzessioniert. Die konstituierende Generalversammlung der mit 500.000 Taler kapitalisierten Gesellschaft fand am 7. Mai 1855 ebenfalls in Dessau statt. Zu den Gründern gehörten der Unternehmer Viktor von Unruh, und der Dessauer Bankier Louis Nulandt, die beide zu Vorsitzenden des Unternehmens gewählt wurden. Dessau war als Gründungsort gewählt worden, da der während der 48er-Revolution politisch tätige Unruh in Preussen mit Schwierigkeiten rechnen musste, die im von Preussen unabhängigen Anhalt nicht auftreten konnten.

Das Unternehmen errichtete zunächst in Dessau ein Gaswerk und versorgte ab 1856 die Stadt mit Stadtgas zur Strassenbeleuchtung. Es folgten Gaswerke in mehreren dutzend Städten des In- und Auslandes, so z.B. Mönchengladbach, Magdeburg, Frankfurt (Oder), Mülheim/Ruhr, Potsdam, Warschau, Lemberg.

Unruh, der zugleich Abgeordneter im Preussischen Abgeordnetenhaus war, und aufgrund dieser Tätigkeit und zur Anbahnung von Kontakten für neue Gaswerkstandorte häufig von Dessau abwesend war, gab den Vorsitz bereits 1857 wieder ab, da er glaubte, seinen Partner Nulandt nicht hinreichend kontrollieren zu können. Unruh holte daher den Ingenieur Wilhelm Oechelhäuser sen., der zu der Zeit Bürgermeister von Mülheim/Ruhr war und der ihm aus seiner parlamentarischen Tätigkeit bekannt war, als seinen Nachfolger ins Unternehmen.


Beteiligungen

Unter Oechelhäuser sen., der 1859, nachdem Nulandt wegen des Verdachts auf Untreue aus dem Unternehmen gedrängt wurde, alleiniger Generaldirektor wurde, setzte die Contigas ihr rasantes Wachstum fort und ging auch dazu über sowohl die Geräte für den Absatz von Gas, wie z.B. Gasuhren, auch als patentiertes Gerät mit Münzeinwurf, als auch die gasverbrauchenden Geräte wie Lampen, Herde, Motoren u.v.m. selbst oder in neu gegründeten Tochterunternehmen herzustellen. So wurde 1871 die Centralwerstatt Dessau gegründet zur Umstellung bestehender Gasuhren, nach der Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten in Deutschland, und zur Neuproduktion dieser Geräte. Die Centralwerkstatt fusionierte 1921 mit der Carl Bamberg Werkstätten für Präzisionsmechanik in Berlin-Friedenau zur Askania-Werke AG. Weitere Neugründungen waren 1872 in Dessau die Berlin-Anhaltische Maschinenfabrik AG (BAMAG) zur Herstellung der in den Gaswerken eingesetzten Vertikalöfen, und ebenfalls in Dessau die Dessauer Waggonbau AG zur Herstellung von gasbetriebenen Straßenbahnen.

Die Contigas wurde damit zu einem wesentlichen Motor für den Wandel der Stadt Dessau von einer Residenz- zu einer Industriestadt, ging aber auch eine Vielzahl von Beteiligungen an Kohlegruben o.ä., teils aber auch branchenfremden Unternehmen ein, wie. z.B an den Rundfunkwerken Stassfurt.

Stromerzeugung

Die aufkommende Konkurrenz für Stadtgas durch den elektrischen Strom veranlasste von Oechelhäuser sen. -seit 1883 geadelt- ab 1886 auch ins Stromgeschäft einzusteigen. Dessau erhielt in dem Jahr das zweite Elektrizitätswerk in Deutschland nach Berlin. Die hierzu benötigten Generatoren wurden im Unternehmen selbst unter der Regie von Wilhelm von Oechelhäuser jun. (1850-1912) entwickelt. Zur weiteren Entwicklung holte Oechelhäuser jun. 1888 Hugo Junkers ins Werk, beiden gelang ab 1892 der Einsatz leistungsfähiger Zweitakt-Gegenkolbenmotoren.

Wilhelm von Oechelhäuser jun. folgte 1889 seinem Vater als Generaldirektor des Unternehmens. In den Folgejahren baute die Contigas ihre Stellung im Strommarkt aus und erreichte unter Oechelhäusers Nachfolger Bruno Heck 1917 mit der Gründung der Elektrizitätswerke Sachsen-Anhalt AG in Halle eine marktbeherrschende Stellung in Mitteldeutschland.

Weitere Entwicklung

Die Contigas war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eines der grössten Unternehmen in Deutschland mit nach wie vor führender Marktstellung im Gas- und Strommarkt, und einem dichten Netz an Beteiligungen. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte das Unternehmen rund 60.000 Menschen, darunter auch ausländische Zwangsarbeiter.

Als nach Kriegsende der in der sowjetischen Besatzungszone (und weiter östlich gelegene) Besitz, sowie die Zentrale in Dessau enteignet wurden, verlegte das Unternehmen 1947 seinen Sitz nach Hagen/Westfalen, um seine in den Westzonen gelegenen Werke und Beteiligungen weiter zu bewirtschaften. Die angebliche Verschiebung von Vermögenswerten war Anlass zum ersten stalinistischen Schauprozess der DDR, der 1950 unter Hilde Benjamin in Dessau verhandelt wurde und mit hohen Haftstrafen für führende Contigas-Manager, endete - siehe Dessauer Schauprozess.

Nach mehrfachen Umfirmierungen besteht die 1855 gegründete Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft heute in ihrer Rechtsnachfolgerin, der börsennotierten (WKN 550400) Contigas Deutsche Energie AG mit Sitz in München fort, die mit einem Stammkapital von rund 117 Mio. EUR (2004) ausgestattet, Holdingfunktionen innerhalb des E.ON-Konzerns wahrnimmt.


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