Deutsche Schule Montevideo

Deutsche Schule Montevideo

Die Deutsche Schule Montevideo (span.: Colegio y Liceo Alemán Montevideo) ist eine Privatschule in der gemeinnützigen Trägerschaft des Deutschen Schulvereins Montevideo. Sie wird personell und finanziell von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) im Bundesverwaltungsamt Köln (BVA) unterstützt. Die Schule, die aus Kindergarten, Grundschule (Primaria) und Sekundaria (Liceo/Gymnasium) besteht, wird zur Zeit von rund 1170 Schülern besucht. Sie werden von 138 Lehrern unterrichtet, von denen 13 aus Deutschland entsandt sind. Die Schüler können an der Schule das nationale uruguayische Abitur (Bachillerato Diversificado) und seit 2004 das bikulturelle Abitur (Bachillerato Bicultural) machen, das der deutschen Allgemeinen Hochschulreife entspricht. - Die Deutsche Schule Montevideo ist die zweitälteste Deutsche Schule und die älteste Deutsche Begegnungsschule in Südamerika. Sie feierte am 3. September 2007 ihr 150. Jubiläum.

Ehemalige Schüler der Deutschen Schule Montevideo sind der uruguayische Dichter Mario Benedetti (*1920), der Ex-Staatspräsident Jorge Batlle Ibáñez (*1927) und der derzeitige uruguayische Außenminister Dr. Gonzalo Fernández.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Die Deutsche Schule Montevideo wurde 1857 als „Gemeindeschule der Deutschen Evangelischen Gemeinde Montevideo“ gegründet. Ihr Gründungsrektor war Pastor Dr. Otto Woysch. Der Klassenraum für die ersten 17 Schüler befand sich in seiner Wohnung an der Straße Perez Castellanos 108 in der Altstadt von Montevideo.

Im September 1859 bezog die Schule neue Unterrichtsräume im Pfarrhaus an der Straße Washington 82. Zu jener Zeit hatte sie 75 Schüler und fünf Lehrer, die die Fächer Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch, Religion, Rechnen, Biologie, Erdkunde, Geschichte und Singen unterrichteten.

Alte Schule

Im Jahr 1878 übernahm der Deutsche Schulverein Montevideo die Verantwortung für die Schule und wurde ihr neuer Träger.

Am 5. November 1910 beschloss der Schulverein, einen Bauplatz in der Straße Soriano 1658 im Stadtteil Cordón zu erwerben. Das neue Schulgebäude mit hohen lichten Räumen, Turnhalle und einem großen Pausenareal wurde am 26. Januar 1913 eingeweiht. Die Schülerzahl betrag damals 197 Schüler.

Außer den deutschen Kindern gab es uruguayische, brasilianische, nordamerikanische, spanische, französische, englische, italienische, belgische, ungarische, polnische und schwedische Kinder, die meisten von ihnen hatten einheimische Mütter.

Bereits 1920 gab es eine 9. Klasse und man unterrichtete zusätzlich uruguayische Geschichte, Zeichnen und Sport.

In den Jahren des Nationalsozialismus machte die Schule, allerdings unter dem Namen „Hindenburg-Schule“, alle Höhen und Tiefen vom Widerstand bis zur Gleichschaltung durch. Doch obwohl die Schülerzahlen stiegen - 1940 sind es 530 - wurde die Schule nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges doch noch von der Geschichte eingeholt: Im März 1946 entzogen die uruguayischen Behörden dem Liceo der Deutschen Schule die staatliche Anerkennung. Staatlicher Druck, die Beschlagnahme des gesamten Schulvermögens und die Abmeldung zahlreicher Schüler erzwungen die Schließung der Schule.

Neue Schule

Auf Beschluss des neuen Schulvereinsvorstandes nahm die Deutsche Schule am 12. März 1951 in einem angemieteten Haus in der Avenida Brasil 2802 im Stadtteil Pocitos ihren Unterricht wieder auf.

Am 19. April 1951 wurde der Grundstein für das heutige Hauptgebäude gelegt, und zwar an der Avenida Dr. Francisco Soca 1356, ebenfalls in Pocitos. Im selben Jahr, am 12. November, übergab der Vorstand die ersten Unterrichtsräume ihrer Bestimmung.

In den folgenden Jahren wurde das Hauptgebäude ständig ausgebaut. Der Ankauf angrenzender Grundstücke erweiterte das Schulgelände erheblich.

1965 wurde der Turnhallentrakt an der Straße Pereira eingeweiht; er umfasst eine kleine und eine große Turnhalle (mit Bühne) sowie einen kleinen Festsaal, den Humboldtsaal, mit repräsentativer Eingangshalle.

Die Jahre der uruguayischen Krise und der nachfolgenden Diktatur bescheren der Deutschen Schule einen erheblichen Schülerrückgang und daraus folgende ökonomische Probleme. Trotzdem wird weitergebaut und ab 1979 steht den Schülern eine Ausleih- und Arbeitsbibliothek zur Verfügung.

Seit 1992 können die Schüler auch die Prüfungen für das deutsche Abitur, die Allgemeine Hochschulreifeprüfung an der Deutschen Schule Montevideo ablegen.

1997, im Jahre des 140-jährigen Bestehens der Schule, beschloss der Vorstand den Bau eines Kindergartens an der Straße Pereira, direkt hinter dem Hauptgebäude. Der neue Kindergarten, mit Sporthalle und Theatersaal, wurde am 14. Juni 2001 eingeweiht.

Ebenfalls seit 1997 findet ein regelmäßiger Schüleraustausch zwischen der Deutschen Schule und verschiedenen Partnerschulen in der Bundesrepublik statt.

Im März 1999 eröffnete die Deutsche Schule am Stadtrand von Montevideo auf dem parkartigen Gelände der Villa „La Estanzuela“ eine „Dependence an der Avenida Giannattasio“. Für den dortigen Kindergarten und die Primaria steht neben der alten Villa seit April 2002 ein moderner Neubau zur Verfügung, der derzeit weiter ausgebaut wird. Er soll die Schüler der Sekundaria aufnehmen, die dort im März 2008 ihre Tore öffnet.

Heute

Im Dezember 2001 erhielt die Schulleitung der Deutschen Schule von deutscher (Kultusministerkonferenz) und uruguayischer (CODICEN) Seite die Erlaubnis, ein gemeinsames uruguayisch-deutsches Abitur als Pilotprojekt durchzuführen, das „Bachillerato Bicultural“. Seit dem Schuljahr 2002 besuchen jeweils bis zu 30 Schüler den neuen Unterrichtszweig, der schon nach 12 Schuljahren endet und in dem zur Hälfte auf Spanisch und zur anderen Hälfte auf Deutsch unterrichtet wird.

Im November 2004 absolvierten acht Schüler zum letzten Mal das deutsche Abitur alten Stils (nach dreizehn Jahren) und 19 Schüler erhielten zum ersten Mal die Allgemeine Hochschulreife im Rahmen des „Bachillerato Bicultural“ (nach zwölf Jahren).

Weblinks

Siehe auch


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