Deutscher Freidenkerverband

Deutscher Freidenkerverband

Der Deutsche Freidenker-Verband e.V. ist eine Weltanschauungsgemeinschaft deutscher Freidenker und Mitglied der Weltunion der Freidenker mit Sitz in Paris.

Freidenker bestehen zwar auf ihrer Unabhängigkeit von Glaubensregeln wie Tabus und Dogmen, beziehen sich aber ausdrücklich auf ethische Grundsätze von Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Gewaltverzicht.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In dem 1881 in Frankfurt am Main gegründeten Deutschen Freidenkerbund versammeln sich diejenigen innerhalb der im 19. Jahrhundert entstandenen freireligiösen und freigeistigen Bewegung, die sich explizit als Atheisten verstehen. Gründungsmitglieder waren unter anderem Ludwig Büchner und Wilhelm Liebknecht. In Hamburg entstand im Frühjahr 1882 die sozialdemokratische Freidenker-Gesellschaft, zu einer Zeit, als das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, bekannt unter der Bezeichnung Sozialistengesetz, noch in Kraft war. Schließlich wurde 1906 von Ernst Haeckel als neue freidenkerisch orientierte Organisation der Deutsche Monistenbund gegründet, der einen betont philosophisch-naturwissenschaftlichen Bildungscharakter hat.

1907 fanden sich mehrere „freiheitliche Verbände“ im Weimarer Kartell zusammen. Hieran beteiligten sich der Deutsche Freidenker-Verband, der Monistenbund, die Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur (1892 gegründet), der Bund für weltliche Schule und Moralunterricht, der Deutsche Bund für Mutterschutz und Sexualreform der Frauenrechtlerin Helene Stöcker sowie einige weitere kleinere Verbände. Der Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands lehnte aus religiösen Gründen den Beitritt ab, stand dem Weimarer Kartell jedoch nahe. Zwecke des Weimarer Kartells waren die "freie Entwicklung des geistigen Lebens und Abwehr aller Unterdrückung", die Trennung von Schule und Kirche und die vollständige Verweltlichung des Staates (siehe Trennung von Staat und Kirche und Laizismus).

Unterdrückung und Widerstand

Von den Nationalsozialisten wurden in Deutschland ab 1933 unterschiedslos alle Freidenkerorganisationen verboten. Viele Freidenker waren im Widerstand aktiv, der damalige Vorsitzende des Freidenker-Verbandes Max Sievers wurde am 17. Januar 1944 hingerichtet.

Neubeginn

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bildeten sich zahlreiche Gruppierungen neu. Der erste Verband auf Länderebene war in Hamburg der Deutsche Freidenker-Verband (DFV). Das Gründungsdatum wurde absichtlich auf den 24. Dezember 1945 gelegt.

1951 wurde der DFV auf Bundesebene in Braunschweig neu gegründet, nachdem der emigrierte ehemalige Generalsekretär Graul aus dem Exil zurückgekehrt war. Seit 1952 ist der DFV Mitglied der Weltunion der Freidenker mit Sitz in Paris.

1991 fusionierte er mit dem Deutschen Freidenker-Verband (DDR), ebenfalls in Braunschweig.

Politisch setzt sich der Deutsche Freidenker-Verband für Gerechtigkeit, Frieden, sowie für soziales, humanes und ökologisches Handeln ein.

Weltliche Riten

Der Deutsche Freidenker-Verband bietet Anleitung und Unterstützung bei der Gestaltung alternativer weltlicher Zeremonien und Riten zu Geburt, Erwachsenwerden, Heirat und Bestattung wie z.B. bei der Namensweihe (auch: Begrüßungsfeier oder Namensfeier), der Schulentlassungsfeier (später Jugendweihe oder Jugendfeier), Lebensbundfeier und feierlichen Feuerbestattungen.

Literatur

  • Deutscher Freidenkerverband (Herausgeber): Freidenker-Bibliographie. Duisburg, 1977
  • Jochen-Christoph Kaiser: Arbeiterbewegung und organisierte Religionskritik: Proletarische Freidenkerverbände in Kaiserreich und Weimarer Republik. Klett-Cotta, Stuttgart 1981.

Weblinks


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