Deutscher Sportausschuß

Deutscher Sportausschuß

Von 1948 bis 1957 war der Deutsche Sportausschuss die Dachorganisation des Sports in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Gemeinsame Träger waren die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) und der Gewerkschaftsbund Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB).

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

1945 wurden durch die Besatzungsmächte die bestehenden Sportvereine aufgelöst. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) als Militärregierung der sowjetischen Besatzungsmacht ließ in ihrer Besatzungszone zunächst nur kommunale Sportgruppen zu. Jegliche Wiederzulassung bzw. Neugründung von unabhängigen Sportvereinen blieb in der Sowjetischen Besatzungszone verboten. Bis zum Mai 1948 kam schrittweise der gesamte Sportbetrieb in der Sowjetischen Besatzungszone mit Ausnahme Berlins unter den Einfluss der am 7. März 1946 gegründeten Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend. Das bedeutete auch das Ende des Kommunalsports.

Gründung

Am 1. Oktober 1948 gründeten der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund und die Freie Deutsche Jugend gemeinsam am Berliner Sitz des FDJ-Zentralrates den „Deutschen Sportausschuss“.

Organisation

Er war für den gesamten organisierten Sport in der Sowjetischen Besatzungszone mit Ausnahme Berlins die einheitliche Führungsstruktur. Als zentralistische Sportstruktur orientierte er sich weitgehend dem sowjetischen Modell. Eigenständige Sportverbände existierten zunächst nicht. Der Wettkampfbetrieb in den Sportarten wurde von Sektionen des Deutschen Sportausschusses durchgeführt. Kommunale Sportgruppen wurden von Betrieben und staatlichen Einrichtungen als deren Trägerbetriebe unterstützt. Nach Einführung der Planwirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone zum 2. Halbjahr 1948 sollte der Betriebssport das Herzstück der „demokratischen Sportbewegung" sein. Infolgedessen gingen zahlreiche kommunale Sportgruppen in Betriebssportgemeinschaften (BSG) auf. Sichtbares Zeichen dieser Veränderungen war die Aufnahme des Kürzel BSG in den Namen vieler Sportgemeinschaften. Die Betriebssportgemeinschaften und anderen Sportgemeinschaften wurden von 1950 bis 1957 republikweit zusätzlich in Sportvereinigungen (SV) zusammengefasst. Die Zugehörigkeit zu den Sportvereinigungen drückte sich meist auch in den Namen der Sportgemeinschaften aus:

  • BSG Aktivist - für BSG aus dem Übertagebau und der Brennstoffindustrie
  • BSG Chemie - für BSG der chemischen Industrie und der Glas- und Keramikindustie
  • BSG Empor - für BSG der Handels-und Nahrungsgüterwirtschaft
  • BSG Einheit - für BSG der staatlichen Verwaltungen und Einrichtungen
  • BSG Energie - für BSG der Energie- und Brennstoffindustrie
  • BSG Fortschritt - für BSG der Leicht- und Textilindustrie
  • BSG Lokomotive - für BSG des Verkehrswesens einschließlich der Deutschen Reichsbahn(DR)
  • BSG Motor - für BSG des Maschinen- und Fahrzeugsbaus
  • BSG Post - für BSG des Verkehrs- und Nachrichtenwesens
  • BSG Rotation - für BSG der polygrafischen Industrie und des Verlagswesens
  • BSG Stahl - für BSG der metallurgischen Industrie
  • BSG Traktor - für BSG aus der Landwirtschaft
  • BSG Turbine - für BSG aus der Wasserwirtschaft
  • BSG Wismut - für BSG aus dem Uranerzbergbau

Sportgemeinschaften wie der SV Dynamo (inneren Sicherheitsorgane) und der ASV Vorwärts (Nationale Volksarmee, Grenztruppen) trugen ebenfalls die Bezeichnung ihrer Sportvereinigung im Namen.

Ein Wechsel zu einem Trägerbetrieb eines anderen Wirtschaftszweiges führte zwangsläufig auch zur Namensänderung der Sportgemeinschaft.

Auflösung

Im Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) am 27./28. April 1957 wurde der Deutsche Sportausschuss aufgelöst. Mit Ausnahme der SV Dynamo und der ASV Vorwärts wurden im gleichen Jahr auch alle anderen Sportvereinigungen aufgelöst.


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