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Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine Seenotrettungsorganisation. Im Seenotfall ist sie zuständig für den Such- und Rettungsdienst (SAR: Search and Rescue). Die nicht-staatliche DGzRS finanziert sich ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen und ohne Steuergelder[1]. Schirmherr der DGzRS ist stets der jeweilige Bundespräsident, zzt. Horst Köhler.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben und Organisation der DGzRS
Die DGzRS führt ihre Aufgaben eigenverantwortlich und unabhängig durch. Einsatzzentrale für alle Maßnahmen im maritimen SAR-Dienst der Bundesrepublik ist die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen: Maritime Rescue Co-ordination Centre) der DGzRS (siehe Bremen Rescue Radio). Der Überwachungsbereich umfasst im Wesentlichen die deutschen Hoheitsgewässer und die deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszonen in Nord- und Ostsee.
Zur Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben verfügt die Gesellschaft heute über eine Rettungsflotte von 61 modernen, leistungsstarken Seenotkreuzern und Seenotrettungsbooten auf 54 Stationen zwischen der Emsmündung im Westen (westlichste Station ist Borkum) und der Pommerschen Bucht im Osten (östlichste Station ist Ueckermünde). Zusätzlich zu den 54 Stationen unterhält die DGzRS eine SAR-Schule in Bremen mit Außenstelle in Neustadt (Holstein).
Die Gesellschaft kann auf 185 festangestellte und rund 800 freiwillige Mitglieder zurückgreifen. Im Jahr 2008 rettete die DGzRS bei 2102 Einsatzfahrten in Nord- und Ostsee insgesamt 127 Personen aus Seenot. 978 Personen wurden aus kritischen Gefahrensituationen befreit. Weiterhin führte die DGzRS 466 Krankentransporte von Inseln oder Halligen auf das Festland durch. Ferner wurden 68 Schiffe vor dem Totalverlust bewahrt und 894 Hilfeleistungen aller Art erbracht. Zusätzlich wurden 542 Einsatzanläufe, Such-, Schlepp- und Sicherungsfahrten absolviert.
In der Gesamtbilanz seit dem Bestehen der Gesellschaft 1865 bis Ende 2008 sind über 75.515 Menschen aus Seenot gerettet oder aus lebensbedrohenden Situationen befreit worden.
Sitz der Gesellschaft ist Bremen. Sie ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, die vollständig ohne staatliche Gelder auskommt. Einnahmen stammen z. B. aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden (ca. 74−76 %), Nachlässen, Kondolenzen u. Ä. (ca. 7−8 %), Beiträgen aus der Schifffahrt (ca. 7−9 %), Sammelschiffchen – gewissermaßen die kleinste Bootsklasse der DGzRS, deren Form an die alten Ruderrettungsboote erinnert − (ca. 6 %) sowie Zuwendungen aus Bußgeldern (ca. 3−5 %). 2006 beliefen sich die Einnahmen auf 30,3 Mio. Euro.
Geschichte
In der Mitte des 19. Jahrhunderts verunglückten jährlich ca. 50 Schiffe vor den deutschen Nordseeinseln. Mangelnde Ausrüstung und das noch geltende Strandrecht verhinderten oft Rettungsmaßnahmen. Eines der fürchterlichsten Unglücke war dabei der Untergang der Johanne 1854 vor Spiekeroog, das 84 Auswanderer das Leben kostete. Von solchen Katastrophen bewegt, folgten Aufrufe zur Bildung eines nationalen Rettungswerkes. Aber erst 1861 wurden unabhängig voneinander in Emden, Bremerhaven und Hamburg Rettungsvereine gegründet. Die ersten Rettungsstationen wurden auf Juist und Langeoog eingerichtet.
Am 29. Mai 1865 vereinigten sich in Kiel diese Gesellschaften in der DGzRS mit dem gemeinsamen Ziel, Menschen aus Seenot zu retten. Zu den Initiatoren gehörten Adolph Bermpohl, Georg Breusing und Arwed Emminghaus. Erster Vorsitzender war der Mitbegründer des Norddeutschen Lloyds Konsul H. H. Meier. Besonders an der DGzRS interessiert zeigte sich Prinz Heinrich von Preußen. Schirmherr ist das jeweils amtierende Staatsoberhaupt Deutschlands, also seit dem Zweiten Weltkrieg der jeweilige Bundespräsident.
Die Seenotretter der DGzRS arbeiten teils ehrenamtlich, teils als festangestellte Mitarbeiter, jedoch immer unter dem Grundsatz der Freiwilligkeit. Vom Bremer Senat wurde die DGzRS 1872 als juristische Person anerkannt. Die Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland nach dem internationalen Übereinkommen von 1979 über Suche und Rettung auf See (SAR) werden durch die DGzRS offiziell wahrgenommen.
Die Ausrüstung bestand zunächst aus offenen Ruderrettungsbooten (RRB) und Korkschwimmwesten, später kamen einfache Raketenapparate mit Hosenbojen hinzu. Ab 1911 gab es die ersten Motorrettungsboote, die jedoch zunächst noch sehr unzuverlässig waren. Erst mit der Entwicklung kompakter und robuster Dieselmotoren erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg die Umstellung auf gedeckte Motorboote, ab 1955 als Küstenrettungsboote (KR) bzw. -schiffe (KRS) bezeichnet.
Mit der Indienststellung des Seenotkreuzers Theodor Heuss im Jahre 1957 begann eine neue, wegweisende Ära im Bau moderner, vielseitig einsetzbarer Rettungsboote, die hin bis zum derzeit größten und modernsten Seenotkreuzer, der Hermann Marwede führte, einem 46 m langen Schiff.
Zukunft
Die Anforderungen an die Seenotrettung werden in diesem Jahrhundert stark ansteigen, zum einen durch eine zu erwartende Wetterverschlechterung, verursacht durch die Klimaerwärmung, und andererseits durch den stark steigenden Verkehr, vor allem in der Ostsee (z. B. der Ölverkehr aus Russland und dem Baltikum, aber auch durch steigenden Passagierverkehr). Dem trug die DGzRS mit dem Neubau des bisher größten Rettungskreuzers, der Hermann Marwede und einem umfangreichen Umstationierungsprogramm Rechnung.
In den Jahren 2008 bis 2011 werden ferner 6 Kreuzer einer völlig neuen mittelgroßen Kreuzergeneration, der 20-m-Klasse, in Dienst gestellt. Die Schiffe dieser Generation sind als Nachfolger der aktuellen 23,3-m-Klasse vorgesehen und zeichnen sich durch einen sehr geringen Tiefgang aus, der ein Operieren in Watten- und Flachwasserbereichen ermöglicht. Erstmalig verzichtet man bei diesem Konzept auf Wohnunterkünfte für die Mannschaften an Bord. Die Stammbesatzung wird in unmittelbar angrenzenden Gebäuden am Anleger untergebracht sein. Durch dieses Novum kann der vorhandene Platz an Bord völlig neu genutzt werden. Auch werden diese Schiffe erstmals seit dem Seenotkreuzer Paul Denker wieder mit einem Festrumpfschlauchboot im Heck, anstelle eines konventionellen Tochterbootes ausgerüstet sein. Diese Maßnahme soll ebenfalls zur Kosten-, Gewichts- und Platzreduzierung beitragen.
Seit 2008 bezeichnet sich die DGzRS in der Öffentlichkeit als "DGzRS - Die Seenotretter". Auch der Schriftzug an der Leitstelle in Bremen wurde entsprechend neu gestaltet. Über die DGzRS Service GmbH werden Merchandise-Artikel der Gesellschaft vertrieben.
Die Flotte der DGzRS
Die DGzRS unterhält auf 54 Stationen in Nord- und Ostsee zurzeit 61 Rettungseinheiten (20 Kreuzer und 41 Rettungsboote). Unterschieden wird dabei zwischen Seenotkreuzern (SK) und Seenotrettungsbooten (SRB).
Der Begriff Seenotkreuzer bezeichnet die größeren Einheiten der 20-m bis 46-m-Klasse. Alle diese Einheiten haben trotz unterschiedlicher Größe gemeinsame Merkmale. Auffällig ist das in einer Heckwanne mitgeführte Beiboot, das so genannte Tochterboot. Auch sind, mit Ausnahme der Seenotkreuzer der 20-m-Klasse, alle Kreuzer so konstruiert, dass die Mannschaft während der 14-tägigen Wache an Bord leben und schlafen kann. Gemeinsamkeit ist ferner der offene oder überdachte obere Führerstand, der so genannte Fahrstand (oder Brücke), der einen möglichst guten Rundumblick gewähren soll. Diese Seenotkreuzer sind mit hauptberuflichen Seenotrettern besetzt.
Die Seenotrettungsboote hingegen werden von Freiwilligen getragen. Sie üben ähnlich wie z.B. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren andere reguläre Berufe aus und besetzen im Notfall umgehend die Seenotrettungsboote, um in Not geratenen zu helfen. Boote dieser Klassen sind zwischen 6,8 und 10 Metern lang und verfügen an Bord über keinerlei Aufenthalts- oder Wohnbereiche.
Boote und Kreuzer operieren oftmals gemeinsam. Zur Unterstützung der Seenotkreuzer oder bei kleineren Einsätzen kommen die kleinen und wendigen Boote zum Einsatz. Ihr typisches Revier sind die küstennahen Bereiche, sowie das Wattenmeer und die Boddengebiete. Die Seenotkreuzer hingegen können im Einsatzfall über mehrere Tage autark auf See operieren.
Zurzeit unterhält die DGzRS Einheiten aus zehn verschiedenen Typen; vier Bootstypen und sechs Kreuzertypen:
Seenotkreuzer der 46-m-Klasse HERMANN MARWEDE
Station HelgolandSeenotkreuzer der 44-m-Klasse JOHN T. ESSBERGER
Station GroßenbrodeWILHELM KAISEN
Station SassnitzSeenotkreuzer der 27-m-Klasse BERLIN
Station LaboeHERMANN HELMS
Station CuxhavenALFRIED KRUPP
Station BorkumVORMANN STEFFENS
Station HooksielARKONA
Station WarnemündeBREMEN
Station GrömitzSeenotkreuzer der 23,3-m-Klasse FRITZ BEHRENS
Station Greifswalder OieMINDEN
Station List/SyltVORMANN LEISS
Station AmrumNIS RANDERS
Station MaasholmVORMANN JANTZEN
Reservekreuzer OstseeHANNES GLOGNER
Reservekreuzer NordseeSeenotkreuzer der 23,1-m-Klasse HERMANN RUDOLF MEYER
Station BremerhavenHANS HACKMACK
Station BüsumTHEO FISCHER
Station Darßer OrtBERNHARD GRUBEN
Station NorderneySeenotkreuzer der 19,90-m-Klasse EISWETTE
Station NordstrandEUGEN
Station Greifswalder OieSeenotrettungsboote der 9,50 (10,1)-m-Klasse HANS INGWERSEN
Station TravemündeEMIL ZIMMERMANN
Station PuttgardenNEUHARLINGERSIEL
Station NeuharlingersielHEILIGENHAFEN
Station HeiligenhafenCASPER OTTEN
Station LangeoogGILLIS GULLBRANSSON
Station BrunsbüttelWILMA SIKORSKI
Station WangeroogeWERNER KUNTZE
Station LangballigauHEINZ ORTH
Station FreestHORST HEINER KNETEN
Station HörnumKONRAD-OTTO
Station KühlungsbornHERTHA JEEP
Station StralsundKURT HOFFMANN
Station GloweNAUSIKAA
Station Vitte/HiddenseePAUL NEISSE
Station EiderdammECKERNFÖRDE
Station EckernfördeELLI HOFFMANN-RÖSER
Station BaltrumWOLTERA
Station JuistSeenotrettungsboote der 8,5-m-Klasse ASMUS BREMER
Station SchilkseeMARIE LUISE RENDTE
Station SchilkseeFRANZ STAPELFELDT
Station MaasholmGÜNTHER SCHÖPS
Station Timmendorf auf PoelGERHARD TEN DOORNKAAT
Station UeckermündeKARL VAN WELL
Station DampDORNBUSCH
Station BreegeCASSEN KNIGGE
Station NorddeichOTTO BEHR
Station WilhelmshavenHELLMUT MANTHEY
Station LippeHERMANN ONKEN
Station FedderwardersielJENS FÜERSCHIPP
Station GeltingPUTBUS
Station LauterbachWALTER MERZ
Station SchleswigCREMPE
Station NeustadtBALTRUM
Station HorumersielBOTTSAND
Station LaboeSTRALSUND
Station Prerow-Wieck auf dem DarßBoddenboote der 7-m-Klasse ZANDER
Station ZingstHECHT
Station ZinnowitzBUTT
Station ZinnowitzBARSCH
Station WustrowFestrumpfschlauchboot (RIB) Dora (ex "Rescue Uecker")
Station UeckermuendeSiehe auch
Einzelnachweise
- ↑ lt. DGzRS-Homepage, abgerufen am 1. Juni 2007
Weblinks
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