- Diakonissenanstalt Neuendettelsau
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Das Diakoniewerk Neuendettelsau ist einer der größten unabhängigen diakonischen Träger in Deutschland und der größte in Bayern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gegründet wurde das Werk am 9. Mai 1854 von Wilhelm Löhe als Diakonissenanstalt in der Gemeinde Neuendettelsau, eine Ortschaft im Landkreis Ansbach und westlich von Nürnberg. Es gehörte also zu den Sozialwerken der neulutherischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts.
Die ursprüngliche Absicht Löhes war, junge Frauen zu Krankenschwestern und Sozialarbeiterinnen auszubilden, damit sie dann in ihrer Gemeinde soziale Aufgaben übernehmen konnten. Dabei wurden auch ausgebildete Diakonissen nach Amerika geschickt. Dieses Ziel wurde nach kurzer Zeit modifiziert und es entstand ein Diakonissen-Mutterhaus, das als Wohnhaus für Diakonissen und Schülerinnen diente und dem eine Krankenanstalt und Betreuung für ältere und behinderte Menschen angegliedert war.
Durch die Säkularisation anfangs des 19. Jahrhunderts waren in Bayern die Klöster aufgehoben worden, die bis dahin den Großteil der sozialen Tätigkeit und Volksschulen getragen hatten. Während die Landbevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verarmte, war die traditionelle Armenpflege praktisch ausgefallen. Ebenso gab es nach der Aufhebung der Klöster kaum mehr Ausbildungsmöglichkeiten für junge Mädchen, und Diakonissenhäuser waren so ziemlich die einzige Institution, die in der damaligen Zeit unverheirateten Frauen einen Wirkungskreis bot.
Der Eintritt in die Diakonissengemeinschaft war in den ersten Jahrzehnten nicht zwingend lebenslang, zahlreiche Frauen traten auch wieder aus, weil sie sich verheirateten.
In den Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts kamen Strukturen wie Alters- und Krankenversorgung für die Diakonissen dazu, eine einheitliche Tracht wurde eingeführt, in den Siebzigerjahren wurde unter dem Nachfolger Löhes die geistliche Seite der Gemeinschaft stärker betont. Ebenso entstanden in dieser Zeit mehrere Filialen des Mutterhauses.
Es hatte von Anfang an auch männliche Mitarbeiter gegeben, doch die Brüderschule florierte in den ersten Jahrzehnten längst nicht so gut wie die Diakonissenanstalt. In den Neunzigerjahren wurden eine Brüderschule und ein Brüderheim für männliche Diakone gegründet.
Das Werk expandierte weiter, neben den Spitälern und Altersheimen kamen Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch eine Schule für Lehrerinnenausbildung, eine Höhere Töchternschule und eine soziale Frauenschule dazu. Anfang der Dreißigerjahre hatte Neuendettelsau 1.300 Diakonissen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Schulen von Neuendettelsau wie alle konfessionell getragenen Schulen aufgelöst. In den Vierzigerjahren wurden 1.200 Behinderte aus Neuendettelsau als lebensunwertes Leben in staatliche Anstalten verlegt. Die in Neuendettelsau verbliebenen Behinderten überlebten.
Nach dem zweiten Weltkrieg kamen zu den Diakonissen immer mehr freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu. Die sozialen Berufe entwickelten sich aufgrund staatlicher Vorgaben. In den Sechzigerjahren wurde dann die Organisation den neuen Gegebenheiten angepasst.
Heute wird die Diakonie, die als selbstständiger Rechtsträger Mitglied im Diakonischen Werk Bayern ist, von einem Direktorium geleitet und führt Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser, sowie das Studentenwohnheim und Studienzentrum collegium oecumenicum Bamberg. Sie hat etwa 6.000 Mitarbeiter.
Rektoren
- Rektoren der Diakonissenanstalt
- 1854-1872: Wilhelm Löhe
- 1872-1891: Friedrich Meyer
- 1891-1909: Hermann Bezzel
- 1909-1918: Wilhelm Eichhorn
- 1918-1953: Hans Lauerer
- 1953-1955: Hermann Dietzfelbinger
- 1955-1963: Theodor Schober
- 1963-1975: Johannes Meister
- Rektoren des Diakoniewerks
- 1975-1990: Heinz Miederer
- seit 1990: Hermann Schoenauer
Literatur
- Hans Lauerer: Die Diakonissenanstalt Neuendettelsau 1854-1954, Neuendettelsau 1954
siehe auch
Weblinks
- Website der Diakonie Neudettelsau
- Die Geschichte der Diakonie in Bayern (Haus der Bayerischen Geschichte)
- Matthias Honold, Diakonie, in: Historisches Lexikon Bayerns
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