Die neue linie

Die neue linie

die neue linie war der Name der ersten deutschen Lifestyle-Zeitschrift, die zwischen 1929 und 1943 im Leipziger Verlag Otto Beyer erschien und ein - zur damaligen Zeit - radikal neues Konzept darbot. Das Blatt huldigte der neuen anspruchsvollen Lebensart und thematisierte neben Mode und Literatur vor allem Trends in den Bereichen Reise, Technik und Architektur - speziell aus Bauhaussicht. Es richtete sich vor allem an die intellektuelle und modebewusste Oberschicht, insbesondere aber an die Frau. Das aufwändige Konzept der Illustrierten, deren Redaktion in Berlin saß und von Künstlern des Bauhauses kreiert wurde, sowie der stolze Preis von einer Reichsmark führte dazu dass das Blatt vom Verlag querfinanziert werden musste; es galt als Prestigeobjekt des Verlages. Insgesamt erschienen 163 Ausgaben in einer Auflage von jeweils 40.000 Exemplaren.

Inhaltsverzeichnis

Die Erstausgabe

Als die Zeitschrift erstmalig im September 1929 als Nachfolger eines eingestellten Modemagazins am Kiosk erschien galt sie als Sensation. Bereits der kleingeschriebene in nackten Lettern statt der biederen Schreibschrift verfasste Titel war ungewöhnlich, ebenso der Text, der in der vom Bauhauskünstler Herbert Bayer entwickelte serifenlose Universal-Schrift gedruckt wurde. Neben Bayer prägte der Künstler und frühere Bauhauslehrer László Moholy-Nagy mit seinem Layout großzügiger Montagen aus Schwarzweißfotos und Farbflächen das Erscheinungsbild.

Den Titel der Erstausgabe zierte eine Frau in einem modischen Mantel in der Ecke einer stilisierten modernen Architektur, die mit dem Rücken zum Betrachter durch ein Fenster auf eine winterliche Berglandschaft blickte. Inhaltlich bot das Magazin u. a. Ansichten des Architekten Walter Gropius, Designstudien von Marcel Breuer sowie Kostümentwürfe von László Moholy-Nagy.

Zeit während des Nationalsozialismus

Trotz der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und der damit verbundenen medialen Gleichschaltung von 1933 genoss das unpolitische Blatt die Gunst der Nationalsozialisten. Man wollte seitens der Machthaber anfänglich eine offene vielfältige Kulturpolitik suggerieren, ging aber später dazu über die Inhalte „schleichend“ zu verändern bis man in den Kriegsjahren fast ausschließlich deutsche Produkte und Ideale beschrieb. So zeigte man in der April Ausgabe des Jahres 1937 den damaligen Präsidenten der Reichsschrifttumskammer (RSK) Hanns Johst in Militäruniform neben seiner Ehefrau und folgte anschließend einer allgemeinen Tendenz in Richtung Nationalismus.

Herbert Bayer, der 26 Titelbilder des Magazins kreierte, emigrierte aus Wut über seine eingeschränkten kreativen Möglichkeiten, den „niedrigen von Hitler diktierten Niveau“, 1938 in die Vereinigten Staaten, so dass das Blatt einen ihrer wichtigen Mitarbeiter verlor. Ab 1939 fanden in die neue linie fast nur noch deutsche Reiseziele, später ausschließlich deutsche Produkte Erwähnung bis das Blatt völlig zum Machtapparat der Politik verkam und im März 1943 wegen Papiermangels eingestellt wurde.

Literatur

  • bauhaus-archiv, Museum für Gestaltung mit Textbeiträgen von Patrick Rössler: Die neue Linie 1929 - 1943 Das Bauhaus am Kiosk. Katalog zur Ausstellung im Bauhaus-Archiv, Kerber Christof Verlag, März 2007, ISBN 978-3-86678-024-8

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