- Die roten Rosen
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Die Toten Hosen Gründung 1982 Genre Punk, Rockmusik Website www.dietotenhosen.de Aktuelle Besetzung Gesang Campino E-Gitarren Andreas von Holst und Michael Breitkopf E-Bass Andreas Meurer Schlagzeug Vom Ritchie (seit 1999) Ehemalige Mitglieder E-Gitarre Walter November (bis 1983) Schlagzeug Trini Trimpop (bis 1985) Schlagzeug Jakob Keusen (1985–1986) Schlagzeug Wolfgang Rohde (1986–1999) Die Toten Hosen (Pseudonym: Die Roten Rosen) nennt sich eine Musikgruppe aus Düsseldorf, die sich aus der deutschen Punkbewegung entwickelt hat und 1982 gegründet wurde.
Die Band spielt Rockmusik mit überwiegend deutschen Texten und Elementen aus dem Punk. Neben Die Ärzte ist sie die kommerziell erfolgreichste deutsche Band mit Wurzeln im Punkrock. Bis heute verkaufte sie bundesweit mehr als 23 Millionen Tonträger[1] und ist im Ausland ebenfalls erfolgreich.
Inhaltsverzeichnis
Bandgeschichte
Erste Jahre (1982–1987)
Die Band wurde 1982 als Nachfolger der Punkband ZK im Ratinger Hof gegründet. Gründungsmitglieder waren: Campino, bürgerlich Andreas Frege, Andreas von Holst, Andreas Meurer, Michael Breitkopf, Trini Trimpop und Walter November. Für das erste Konzert Ostern 1982 im Bremer Schlachthof wurde die Band versehentlich als „Die Toten Hasen“ angekündigt.[2] Im selben Jahr erschienen die Debütsingle Wir sind bereit und danach Reisefieber. Gitarrist Walter November verließ 1983 überraschend die Band und trat den Zeugen Jehovas bei.[3] Die dritte Single mit dem Partylied Eisgekühlter Bommerlunder gilt als erster Achtungserfolg, da sie gelegentlich im Radio gespielt wurde. Als erstes Album, noch unter dem Independent-Label „Totenkopf“, erschien im selben Jahr Opel-Gang.
Das Video zu Eisgekühlter Bommerlunder wurde im Sommer 1983, finanziert von EMI, unter der Regie von Wolfgang Büld in einer kleinen bayerischen Kirche gedreht. Mit Kurt Raab in der Rolle eines katholischen Geistlichen, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist, und Marianne Sägebrecht als Braut wurde eine chaotisch ablaufende Hochzeitszeremonie dargestellt. Die Gemeinde hielt es für nötig, die Dorfkirche danach neu zu weihen, und das Video wurde seitens der deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme lange boykottiert.[4]
Ende des Jahres veröffentlichte die Band, inzwischen seit Juli 1983 bei EMI unter Vertrag, zusammen mit dem New Yorker Rapper Fab Five Freddy eine Hip-Hop-Version der Bommerlunder-Single unter dem Titel Hip Hop Bommi Bop als Weihnachtssingle.[5]
1984 folgte die Band einer Einladung der BBC in der John-Peel-Show aufzutreten. Wegen der hohen Reisekosten kam es zum Eklat mit EMI. Ein weiterer Grund war der Skandal um Norbert Hähnel, der im Vorprogramm der „Hosen“ den „echten“ Heino, den EMI unter Vertrag hatte, parodierte. Dieser setzte vor dem Landgericht Düsseldorf eine einstweilige Verfügung gegen Hähnel durch. Letztendlich trennten sich die Toten Hosen von EMI und wechselten zu Virgin Records. Die Streitigkeiten setzten sich jedoch fort, als 1984 die zweite LP Unter falscher Flagge erschien.[4] Das auf dem ursprünglichen Cover dargestellte Bild eines vor einem Grammophon sitzenden Hundegerippes ist eine Karikatur des EMI-Wahrzeichens His Master’s Voice. Die EMI erwirkte vor Gericht eine Änderung des Covers. Im Frühjahr 1985 ging die Band für das Goethe-Institut auf Frankreichtour[6] und im Herbst reisten die Toten Hosen durch Ungarn und Polen.
Ende 1985 verließ Trini Trimpop seinen Posten als Schlagzeuger und wechselte bis 1992 ins Management. Neuer Drummer wurde vorübergehend Jakob Keusen, den im Januar 1986 Wolfgang Rohde ablöste. Rohdes erstes Konzert als neuer Drummer war zugleich das erste Konzert der Toten Hosen vor einem riesigen Publikum. Zusammen mit Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen, BAP, den Rodgau Monotones und v. a. traten sie im Juli 1986 beim Anti-WAAhnsinns-Festival bei Wackersdorf auf, um gegen den Bau der dortigen Wiederaufarbeitungsanlage zu demonstrieren.
1986 spielten sie das dritte Album Damenwahl ein. Auf der gleichnamigen Tour im Anschluss, die vom norddeutschen Unternehmen Fromms gesponsert worden war, wurden reichlich Kondome im Publikum verteilt.[7] 1987 feierte die Band unter dem Pseudonym Die Roten Rosen mit der Schallplatte Never Mind the Hosen – Here’s Die roten Rosen ihren ersten Charterfolg. Das Album enthält ausschließlich Rockversionen deutscher Schlager. Auch das erste Live-Album Bis zum bitteren Ende kam unter die ersten 40 Plätze der deutschen Albencharts.
Durchbruch (1988–1995)
Die 1988 veröffentlichte LP Ein kleines bisschen Horrorschau, die unter anderem das Lied Hier kommt Alex beinhaltet, gilt als kommerzieller Durchbruch der Gruppe. Das Album besteht zum größten Teil aus der von den Toten Hosen geschriebenen Bühnenmusik zu Bernd Schadewalds Theaterstück A Clockwork Orange. Vorlage waren das gleichnamige Buch von Anthony Burgess und der Film von Stanley Kubrick. Neben Ralf Richter in der Hauptrolle stand die Band ein halbes Jahr lang auf der Bühne der Kammerspiele Bad Godesberg in Bonn.[8] Im September desselben Jahres traten die Toten Hosen in Litauen in den Städten Vilnius und Kaunas auf dem Lithuania-Festival auf und wurden dort von der Jury zur besten Band der Veranstaltung gewählt.[4]
Die Frühjahrstournee 1989 war ebenfalls erfolgreich und den Toten Hosen gelang es, die Dortmunder Westfalenhalle restlos auszuverkaufen. Gleichzeitig brachte die Band eine VHS-Kassette mit dem Titel 3 Akkorde für ein Halleluja auf den Markt, die ihr bisheriges Leben als Musiker dokumentiert. 1990 wurden die Toten Hosen zum New Music Seminar nach New York eingeladen,[9] und in Köln waren sie Vorband der Rolling Stones. Im Sommer reiste die Band nach Italien, um von dort, unter anderem für die taz und den SDR 3, von der Fußballweltmeisterschaft zu berichten.[10] Dazu brachte die Band eine „verrockte“ Coverversion des Klassikers Azzurro von Adriano Celentano als Single, mit einem entsprechendem Videoclip auf den Markt, welches sich satirisch mit dem Verhalten der Deutschen als Fußball-Touristen im Ausland auseinandersetzt. Das im selben Jahr herausgebrachte Doppelalbum Auf dem Kreuzzug ins Glück war bereits eine Woche nach Veröffentlichung über 150.000 Mal über den Ladentisch gegangen.[11]
1991 wurde das Album Learning English Lesson One veröffentlicht. Diese LP ist eine Hommage an die musikalischen Vorbilder der Band. Bei den Liedern handelt es sich zum größten Teil um Coverversionen englischsprachiger Punkrock-Klassiker. Bei den Aufnahmen war immer mindestens ein Mitglied der Original-Band anwesend. Höhepunkt aus Sicht der Band war die Zusammenarbeit mit dem englischen Posträuber Ronald Biggs, den sie in Rio de Janeiro besuchten, um mit ihm einige Stücke aufzunehmen. Neben vielen anderen Bekanntschaften markiert diese Produktion den Beginn der bis heute andauernden Zusammenarbeit mit T. V. Smith, dem ehemaligen Sänger der Adverts. Anschließend ging es von Frühjahr bis Herbst 1992 wieder auf Tour und die Band spielte unter dem Motto Menschen, Tiere, Sensationen in zahlreichen ausverkauften Hallen und auf Festivals in Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, England, Spanien, Frankreich und in Argentinien. In Buenos Aires hat die Band inzwischen eine feste Fangemeinde. Die zu Weihnachten 1992 veröffentlichte Single Sascha – ein aufrechter Deutscher zeigte eine deutliche Ausrichtung gegen Rechtsradikalismus. Mit dem Erlös unterstützte die Band den „Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Die Republikaner versuchten erfolglos, den Song wegen parteilicher Verunglimpfung verbieten zu lassen, und trugen damit ungewollt zum Erfolg des Titels bei – die Single spielte über eine halbe Million Mark ein.
1993 erschien das Album Kauf MICH!, das Platz eins der deutschen Album-Charts erreichte. Es behandelt hauptsächlich die Themen Konsum, Werbung und Rechtsextremismus. Im Sommer jenes Jahres spielten sie als Vorgruppe von U2 bei deren Zoo TV Tour in Deutschland vor jeweils mehr als 50.000 Menschen. Das Video zum Song Kauf Mich zeigt mehrere Ausschnitte davon.[12] Noch im selben Jahr brachte die Band ihr erstes Best-of-Album mit dem Titel Reich & sexy heraus und stellte sich nackt auf dem Cover als protzende Plattenmillionäre, umgeben von mehreren unbekleideten Damen, dar. Mit Love, Peace & Money folgte 1994 eine internationale Version des Best-of-Albums. Zu diesem Zeitpunkt waren die Toten Hosen mit insgesamt drei Alben gleichzeitig in den deutschen Charts vertreten.
1994 war die Band erneut fast das gesamte Jahr über auf Reisen, um die Hallen in Deutschland und im angrenzenden Ausland zu füllen. Im November gaben sie vier Konzerte in den USA und in Kanada als Vorband von Green Day. Bei Radio Fritz erhielten die Toten Hosen ab April 1995 mit Tausend Takte Tanzmusik eine eigene Rundfunksendung, die ein Jahr lang, sonntags von 19 bis 20 Uhr, ausgestrahlt wurde.[13] Die Band entschied sich 1995 dazu, die Vermarktung ihrer Tonträger selbst in die Hand zu nehmen und gründeten das Label JKP.
Höhepunkt des kommerziellen Erfolges (1996–2000)
Für das 1996 erschienene Album Opium fürs Volk bekam die Band nach Kauf mich und Reich & sexy für das dritte Album Platin verliehen.[1] Die Singleauskopplung Zehn kleine Jägermeister erreichte den ersten Platz in den deutschen Charts. Zusammen mit Iggy Pop traten sie beim letzten Konzert der Ramones in Buenos Aires auf. Im selben Jahr erschien das zweite Livealbum der Band unter dem Titel Im Auftrag des Herrn.
In den Jahren von 1982 bis 1997 gaben die Toten Hosen über 1000 Konzerte. Beim Jubiläumskonzert am 28. Juni 1997 im Düsseldorfer Rheinstadion vor 60.000 Zuschauern kam ein sechzehnjähriges Mädchen im Gedränge vor der Bühne zu Tode. Die Band unterbrach das Konzert sofort, spielte es jedoch auf Anraten des Einsatzleiters der Berufsfeuerwehr Düsseldorf weiter, um eine Panik zu verhindern. Von den Ereignissen geschockt, sagte die Gruppe alle weiteren Konzerte des Jahres ab, trat ein halbes Jahr lang nicht auf und spielte fast zwei Jahre lang keine Stadiongigs mehr.[14][15]
Im Frühjahr und Herbst 1998 traten die Toten Hosen als Mitwirkende der Vans Warped Tour auf. Die Tour betraf Festivals in Australien, Japan und den USA, wo ihr Bekanntheitsgrad gering war. Im selben Jahr erschien die Single Pushed Again, ein Song über Rechtlosigkeit und Unterdrückung,[16] den sie dem deutschen Publikum zum ersten Mal live bei einem illegalen Konzert, anlässlich des Castortransports in Ahaus vorstellten.[17] Die B-Seite Alles ist eins ist dem Mädchen gewidmet, das auf dem 1000sten Konzert in Düsseldorf verstarb.
Ende des Jahres reaktivierte die Band ihr Pseudonym Die Roten Rosen und spielte passend zur Weihnachtszeit das Album Wir warten auf’s Christkind ein. 1999 musste Wolfgang Rohde wegen gesundheitlicher Probleme mit der Wirbelsäule seinen Platz am Schlagzeug an Vom Ritchie abgeben, der bereits an den Weihnachtskonzerten 1998 sein Debüt als „Little Drummer Boy“ gegeben hatte. Als Die Toten Hosen veröffentlichten sie 1999 das Album Unsterblich. Im selben Jahr erschien unter dem Label der Band der Soundtrack zum Film You Are Dead, zu dem sie das gleichnamige Titellied beigesteuert hatte.
Am 11. Juni 2000 rutschte Campino während des Gigs bei Rock am Ring auf der Bühne aus und zog sich einen Kreuzbandriss zu. Er konnte das Konzert zwar noch zu Ende bringen, jedoch mussten daraufhin über 70 bereits angekündigte Veranstaltungen der damaligen Tour abgesagt werden.
2001 bis 2005
2001 unterstützten sie T. V. Smith als Backgroundband und veröffentlichten das Album Useless mit den „Best-Of“ Kompositionen einer ihrer musikalischen Vorreiter. Nach einem Aufenthalt auf Kuba, etlichen Konzerten in Polen, Ungarn, Tschechien und als Vorband von AC/DC im Sommer 2001 in Deutschland wurde im Folgejahr das Album Auswärtsspiel herausgebracht. Von Februar bis Dezember 2002 reisten die Toten Hosen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und gaben über siebzig Konzerte in restlos ausverkauften Hallen. Zusätzlich nahmen sie am Himos-Festival in Finnland, beim Przystanek Woodstock in Polen und in Budapest beim Sziget-Festival teil und gaben zwei Konzerte in Buenos Aires. Ende 2002 hatten weit über eine halbe Million Zuschauer die Toten Hosen live gesehen.
Zwischenzeitlich kam das zweite Best-Of Album Reich & sexy II – Die fetten Jahre auf den Markt. 2003 nahm sich die Band eine Erholungspause, flog im Herbst für mehrere Konzerte erneut nach Argentinien und meldete sich im Februar 2004 mit der Maxi-CD Friss oder stirb zurück. In Folge veröffentlichen sie ihren Auftritt bei Rock am Ring vom selben Jahr als Live-DVD und feierten im Oktober mit dem Platinalbum Zurück zum Glück ihre sechste Nummer-eins-Platzierung in den deutschen Albencharts. Auf MTV wurde die 16-teilige Sendereihe Friss oder Stirb ausgestrahlt, in der die Bandmitglieder Einblicke in ihr Leben, das ihrer Freunde und Familien geben, und die im Juni 2005 als Dreifach-DVD erschien. Bei ihrer gleichnamigen Tournee spielten sie erneut in restlos ausverkauften Hallen. Am 2. Juli 2005 traten sie auf dem Live-8-Festival in Berlin auf.
Im September 2005 spielten die Toten Hosen, einmalig in der Bandgeschichte im Sitzen, mit den Gastmusikern Esther Kim und Raphael Zweifel im Wiener Burgtheater ein MTV-Unplugged-Konzert ein. Die CD beziehungsweise DVD Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater erschien im Dezember desselben Jahres.
Am 10. September 2005 gaben die Toten Hosen das Abschlusskonzert der Friss-oder-Stirb-Tour in der vollbesetzten LTU arena in Düsseldorf und veröffentlichten es unter dem Titel Heimspiel als DVD. Am Jahresende tourten sie mit Gerhard Polt und der Biermösl Blosn durch verschiedene Theater und Opernhäuser und spielten unter der Regie von Hanns Christian Müller das Programm Abvent.
Seit 2006
2006 gab es weder Proben noch Konzerte. Campino spielte in der Bandpause unter der Regie von Klaus Maria Brandauer in einer Inszenierung von Brechts Dreigroschenoper im Berliner Admiralspalast die Rolle des Macheath. Vom Ritchie war inzwischen mit den Spittin’ Vicars und T. V. Smith unterwegs.[18]
Zusammen mit Herbert Grönemeyer, den Fantastischen Vier, Bono, Bob Geldof und vielen anderen nahmen die Toten Hosen am Open-Air-Konzert Deine Stimme gegen Armut teil. Das Konzert gehört zur Protestaktion gegen die G8-Treffen in Heiligendamm und fand am 7. Juni 2007 vor 80.000 Zuschauern in Rostock statt.
Die Konzerte am 27. Mai in Hamburg und am 28. Mai in Berlin sowie je einen Auftritt Anfang Juni bei Rock am Ring und Rock im Park spielte die Band unter dem Motto Hals + Beinbruch Tour '08, da sich Campino Anfang Mai den rechten Fuß gebrochen hatte.[19] Das Studioalbum In aller Stille mit neuen Titeln kam am 14. November 2008 auf den Markt; voraus ging die Veröffentlichung der Single Strom im Oktober 2008.[20] Die Konzerte der Tour Machmalauter, die im November 2008 begonnen haben und bis Weihnachten 2009 angekündigt wurden, sind bereits zu einem großen Teil ausverkauft.[21] Alle Veranstaltungen der aktuellen Tour wurden von Esther Kim und Raphael Zweifel begleitet, in Wien sang Birgit Minichmayr den Titel Auflösen aus dem neuen Album zusammen mit Campino, und in Leipzig präsentierte die Band den Song Gary Gilmore’s Eyes zusammen mit T. V. Smith. Am 2. Mai 2009 eröffnete die Band den zweiten Teil der Tour mit einem Konzert in Moskau.[22]
Musik
Text und Komposition
Fast alle Texte der Toten Hosen schreibt Campino, während von Holst, Meurer und Breitkopf für die musikalischen Arrangements zuständig sind. Die ehemaligen Schlagzeuger Trimpop und Rohde werden auf den älteren Kompositionen gelegentlich ebenso als Autoren genannt. Den größten Teil der Musik produzierte Jon Caffery. Seit 2008 arbeitet die Band mit dem Produzenten Vincent Sorg zusammen.
Die Band greift oftmals ernste Themen aus dem sozialen und politischen Bereich auf, wie Glauben, Religion, Psychologie und Fremdenfeindlichkeit und setzt sich mit ihnen kritisch und oft in ironischer Weise auseineinder, andererseits gehören eine Menge Partylieder zum Repertoire der Band. Bezeichnend für die Toten Hosen ist zudem der häufige Bezug auf das Thema Fußball. Die Songs wirken oft hymnenartig und den Refrain singen alle Bandmitgliedern zusammen im Chor. Fast alle Texte sind in Umgangssprache verfasst und enthalten nicht selten vulgäre Ausdrücke.
Gelegentlich beteiligen sich befreundete Musiker an Text und Musik, wie zum Beispiel Funny van Dannen und Hanns Christian Müller. Für die wenigen englischsprachigen Lieder arbeitet Campino mit den Musikern Honest John Plain und Matt Dangerfield von The Boys und T. V. Smith zusammen. Neben vielen Coverversionen hat die Band, bis zu ihrem 25-jährigen Bestehen, 238 eigene Kompositionen veröffentlicht.[23]
Musikalische Entwicklung
Alle Musiker der Band sind Autodidakten auf ihren Instrumenten. In der Anfangszeit gingen die meisten Bandmitglieder noch zur Schule. Das erste Album nahmen sie unprofessionell in einem stundenweise angemietetem Studio auf.[24] Sie beschränkten sich auf einfache Gitarrenriffs und Texte. Ihre Musik war gekennzeichnet vom in der Punkmusik üblichen Dilettantismus. Zu ihrem Haupteinfluss rechnet die Band Musikgruppen aus dem UK-Punk und US-Punk Ende der 1970er Jahre, denen sie bis heute in jedem Album und auf allen Konzerten Tribut zollt. Mit „Schunkelpunk“, wie Eisgekühlter Bommerlunder, zahlreichen Cover-Versionen von deutschen Schlagern und Titeln wie Azzurro zählen die Toten Hosen zudem zu den Pionieren der Volxmusik.[25]
Die Musik der Toten Hosen hat sich durch die langjährige Bühnenerfahrung, neue Kontakte zu anderen Musikern und mannigfache Auslandseindrücke weiterentwickelt. Durch ihre seit Ende der 1980er Jahre gute finanzielle Situation hat die Band zudem die Möglichkeit, ihre Ideen und Ideale ihrer Vorstellung entsprechend umzusetzen.[26] Sie experimentiert in einzelnen Stücken mit Streichern oder Bläsern. Das ein oder andere Lied hat Anleihen aus dem Jazz (z. B.Warum werde ich nicht satt), enthält Elemente aus dem Reggae (z. B. Zehn kleine Jägermeister) oder jugoslawischer Zigeunermusik (Das Mädchen aus Rottweil). Für schwierigere Arrangements, wie für das Projekt Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater, holte sich die Band Hilfe von klassisch ausgebildeten Komponisten, wie Hans Steingen und Tim Cross.
Im Grunde genommen sind die Toten Hosen von ihrem ursprünglichen musikalischen Stil nicht wesentlich abgewichen. Dazu gehören gehämmerte Achtelnoten und Powerchords[27], leicht verständliche Texte, einfache Melodien, mehrstimmiger Gesang im Refrain und der Verzicht auf lange Soli.
Konzerte
Mittelpunkt auf allen Livekonzerten ist Campino, Sänger und Frontmann der Band, der durch seinen körperlichen Einsatz und seine provokanten und satirischen Ansagen für die Show verantwortlich ist. Er bewegt sich sehr schnell über die Bühne, betreibt Stagediving oder klettert die Scheinwerfertürme hoch, um von dort, teilweise in zehn Meter Höhe und kopfüber hängend, ein Lied zu Ende zu singen.
Typisch für die Band waren gelegentliche Überraschungsauftritte oder spontane Gigs vor kleinem Publikum, zu besonderen Anlässen oder im Wohnzimmer vor den Familien und Freunden einzelner Fans, z. B. zu einer Hochzeitsfeier, oder an ungewöhnlichen Auftrittsorten, wie in einer Strafvollzugsanstalt in Berlin und in Düsseldorf, auf einem Elbdampfer in Dresden, auf der Zugspitze, in der Klosterschule Altötting[28] oder der 5. Psychiatrischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Ochsenzoll.[29] Bei all diesen Veranstaltungen wurde stets auf Gage verzichtet und lediglich für freie Kost und Logis aufgetreten. Mit wachsendem Bekanntheitsgrad wurde es immer schwieriger für die Band, bei den vielen Einladungen zu diesen „Magical-Mystery-Tour-Gigs“, wie sie diese Konzerte nach einem Album der Beatles nannten, die richtige Auswahl zu treffen. Seit 1992 schreibt sie deshalb diese Auftritte öffentlich aus, um sich von den eintreffenden Bewerbungen die originellsten auszusuchen. 2005 spielten sie zum Beispiel in einer Wohngemeinschaft von Studenten in Pirmasens, die das Konzert als Hauptpreis eines Video-Wettbewerbs der Band gewonnen hatten.[30]
Um darüber hinaus in kleinen Clubs vor überschaubarem Publikum spielen zu können, verwendete die Band gelegentlich Pseudonyme. 1993 trat sie als „Das Katastrophenkommando“ auf, 1998 als „Rheinpiraten“. 2000 spielte sie als „Essen auf Rädern“ mehrere Konzerte, zwei davon zusammen mit der Band Die Ärzte, welche als „Die Zu Späten“ auftraten, in Berlin und Düsseldorf.[31]
Inzwischen ging die Band dazu über, Eintrittskarten für ihre Konzerte in kleinen Hallen und Clubs ausschließlich gegen Angabe der Personendaten und gegen Vorlage des Personalausweises am Eingang abzugeben. Um erhöhte Schwarzmarktpreise auszuschließen, sind die Eintrittskarten nicht auf andere Personen übertragbar.[32]
Gesellschaftliches Engagement
Politische Aktivitäten
Die Toten Hosen stellten sich wiederholt öffentlich mit Musik, Wort und finanzieller Unterstützung auf die Seite verschiedener politischer Organisationen und beteiligten sich an deren Aktionen. Allerdings haben die Bandmitglieder wiederholt erklärt, sich nicht parteipolitisch einspannen zu lassen. So lehnten sie beispielsweise eine Anfrage der SPD ab, ein Lied für deren Europawahlkampagne von 1994 zu schreiben.[33]
Bereits 1991 erschienen sie auf dem Sampler Nazis raus mit dem Titel Fünf vor Zwölf[34] und unterstützten 2006 die „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne der Band ZSK.[35] 1992 im Bonner Hofgarten nahm die Band an einer Kundgebung gegen Ausländerhass teil und trat zusammen mit Herbert Grönemeyer, Nina Hagen und anderen vor fast 200.000 Mitdemonstranten auf. 1995 unterstützte sie Greenpeace, Ärzte gegen Atomkrieg, Aktion Atomteststop, den BUND und war mit dem Stück Tout Pour Sauver L'Amour auf deren Sampler Stop Chirac vertreten.[36]
Aufmerksamkeit erweckte die Band, als sie 2002 auf den Plakaten der Tierschutzorganisation PETA nach dem Motto: „Lieber nackt als im Pelz“ unbekleidet posierten.[37] Außerdem finanzierte sie 2005 den Sampler On the Run der Menschenrechtsgruppe Pro Asyl und waren dort mit dem Titel Meine Stadt vertreten.[38]
Ab 1999 betrieben die Toten Hosen ein offenes Diskussionsforum im Internet. Dort konnte jeder anonym seine Meinung äußern. Im August 2004 schloss die Band jedoch diesen Bereich ihrer offiziellen Homepage ohne Begründung.
Die Toten Hosen stellten sich 2007 auf die Seite der Kampagne Move Against G8 und erschienen auf dem gleichnamigen Sampler mit einer Live-Aufnahme von Pushed Again.[39] Um sich persönlich ein Bild von der Lebenssituation der Menschen in Afrika zu machen, reiste ein Teil der Band im Frühjahr 2007 unter der Leitung der Entwicklungshilfsorganisation Oxfam nach Malawi, Sambia und Uganda. Sie wurden dabei von Hella Wenders begleitet, die eine kurze Dokumentation über den mehrwöchigen Aufenthalt drehte.[40]
Beziehungen zur Heimatstadt Düsseldorf
Im Laufe der Bandgeschichte haben die Toten Hosen durch verschiedene Aktionen der Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt Ausdruck verliehen. Im Sommer 1995 trug die Band zusammen mit einem Teil der Düsseldorfer EG gegen die von der finnischen Nationalmannschaft unterstützten Leningrad Cowboys beim „Powerplay des Wahnsinns“ an der Düsseldorfer Brehmstraße ein Eishockeyspiel aus. Unter dem Teamnamen „Knochenbrecher Düsseldorf“ verloren sie nur knapp mit 10:11. Sie schlüpften 1996 in Damenkleider, Seidenstrümpfe und hochhackige Schuhe und nahmen unter dem Motto „Wir beerdigen den guten Geschmack“ mit einem eigenen Wagen am Düsseldorfer Karnevalszug teil.
Die Toten Hosen gelten als die prominentesten Fans des Düsseldorfer Fußballclubs Fortuna Düsseldorf. Ende der achtziger Jahre halfen sie dem Verein mit einer Spende von 200.000 DM, den Kauf des Spielers Anthony Baffoe zu finanzieren.[41] Von 2001 bis 2003 sponserten sie den Verein, als dieser in größere finanzielle Schwierigkeiten geraten war. 2002 ging die Band mit der Brauerei Diebels einen Werbevertrag ein und leitete die Einnahmen an die Jugend des Vereins weiter, die das Totenkopflogo der Band auf ihrem Trikot trägt.[42][43]
Eines Tages wollen die Toten Hosen in Düsseldorf beerdigt werden, deshalb haben sie dort auf dem Südfriedhof eine Grabstätte für 17 Personen gemietet.[44][45]
Diskografie und Auszeichnungen (Auswahl)
Diskografie - 1983: Opel-Gang
- 1984: Unter falscher Flagge
- 1986: Damenwahl
- 1988: Ein kleines bisschen Horrorschau
- 1990: Auf dem Kreuzzug ins Glück
- 1991: Learning English Lesson One
- 1993: Kauf MICH!
- 1996: Opium fürs Volk
- 1999: Unsterblich
- 2002: Auswärtsspiel
- 2004: Zurück zum Glück
- 2008: In aller Stille
Nur Studioalben
Für eine vollständige Aufstellung siehe: Die Toten Hosen/Diskografie- Bravo Otto
- 1996 Band, Rock in Gold
- 1997 Band, Rock in Bronze
- Comet
- 1996 Act National
- 1997 Video National (Zehn kleine Jägermeister)
- 2000 Act National
- 2002 Act National, Video National (Kein Alkohol ist auch keine Lösung)
- ECHO
- 1994 Gruppe National / International und Marketing
- 1997 Gruppe National / International und Videoclip National (Zehn kleine Jägermeister)
- 2003 Gruppe National / International
- 2009 Live Act National
- 1Live Krone
- 2000 Beste Band
- 2006 Bestes Album (Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater)
- 2007 Lebenswerk
Literatur (Auswahl)
- Bandbiografien:
- Bertram Job: Bis zum Bitteren Ende…Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. dtv, München 1997, ISBN 3-423-20891-0; die erste Auflage erschien 1996 bei Kiepenheuer & Witsch, Köln.
- Andrea Müller: Die Toten Hosen. Punkrock made in Germany. Econ, Düsseldorf 2002, ISBN 3-612-12006-9.
- Hollow Skai: Die Toten Hosen. Hannibal, A-Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-281-2.
- Bildbände:
- Die Toten Hosen: Ewig währt am längsten. Die Toten Hosen in Farbe und Schwarz-Weiss. JPK, Düsseldorf 2002, ISBN 3-980-85011-0.
- Fryderyk Gabowicz: Die Toten Hosen. Live-Backstage-Studio: Fotografien 1986–2006. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2006, ISBN 3-896-02732-8.
- Liedtexte:
- Die Toten Hosen: Das alte und das neue Testament – Das Songbook mit allen Texten und allen Liedern. Bosworth 2006, ISBN 3-865-43265-4.
Einzelnachweise
- ↑ a b Datenbank der Musikindustrie – Suchanfrage erforderlich
- ↑ Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. S. 70.
- ↑ Reich & sexy II – Perlen unter die Säue, JKP5245-089 78-2, Interview mit Walter November.
- ↑ a b c Magazin zur Tour Menschen, Tiere, Sensationen, Universa Medien Verlags GmbH, Dortmund 1992.
- ↑ Bertram Job: Bis zum Bitteren Ende…Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1996, ISBN 3-462-02532-5. S. 91.
- ↑ Bericht aus dem Musik Express 8. Mai 1985
- ↑ Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. S. 160.
- ↑ „einslive“ zum Bandjubiläum
- ↑ Jürgen Seibold, V.I.P. music: Die Toten Hosen. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1992, ISBN 3-552-05005-1. S. 56.
- ↑ taz, Ausgabe 11–30/Juni 1990 u. 2–8/Juli 1990
- ↑ Frankfurter Rundschau 1990
- ↑ DVD Reich & sexy II, Kommentare der Band.
- ↑ Kai Jessen: Die Toten Hosen – Für immer Punk! Wilhelm Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-12889-3, S. 97.
- ↑ Biografie 1997
- ↑ SWR3 Club Magazin, Ausgabe 2/2000, Seite 10–15. Interview mit Campino
- ↑ Der Wahrschauer, Ausgabe Herbst 2002.
- ↑ BI-Ticker der Kampagne Nix-nach-Ahaus von 1998
- ↑ Tourarchiv Spittin' Vicars
- ↑ Tourbericht auf der offiziellen Webseite
- ↑ Video zu Strom
- ↑ Tourdaten zu Machmalauter
- ↑ Focus Online, 3. Mai 2009.
- ↑ Die Toten Hosen: Das alte und das neue Testament – Das Songbook mit allen Texten und allen Liedern. Bosworth 2006, ISBN 3-865-43265-4.
- ↑ Booklet zur Neuauflage von Opel-Gang, 2007.
- ↑ Jürgen Seibold, V.I.P. music: Die Toten Hosen. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1992, ISBN 3-552-05005-1. S. 24.
- ↑ Andrea Müller: Die Toten Hosen – Punkrock made in Germany. Econ Verlag Düsseldorf 1996, 2. Auflage, ISBN 3-612-12006-9. S. 21.
- ↑ Gespräch mit Prof. Fladt bei RBB
- ↑ Musikexpress, Ausgabe 8/1993, S. 34–39.
- ↑ Bericht aus dem Stern, Ausgabe 28/1993
- ↑ DVD 2 Friss oder stirb, Kapitel 5, No sleep 'till Pirmasens.
- ↑ Tourdatenarchiv
- ↑ Information über die Eintrittskarten für die Konzerte in der Markthalle, Hamburg und Columbiahalle, Berlin 2008
- ↑ Bertram Job: Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte, S. 182.
- ↑ Nazis raus, Weird Sys 4015698271720.
- ↑ Kein Bock auf Nazis
- ↑ Stop Chirac, RCA 74321 32091 2.
- ↑ Plakat PETA bei sevenload
- ↑ Pro Asyl: On the Run, JKP, 2005, 57162.
- ↑ Kampagne Move Aganist G8
- ↑ DTH in Afrika
- ↑ Jürgen Seibold, V.I.P. music: Die Toten Hosen. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1992, ISBN 3-552-05005-1. S. 69.
- ↑ Hollow Skai: Die Toten Hosen. Hannibal, A-Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-281-2. S. 165.
- ↑ Bericht über Sponsoring
- ↑ DVD 2 Friss oder Stirb, Ihr freier Tag in Düsseldorf.
- ↑ Artikel der Stadt Düsseldorf Sept.2002
Weblinks
- Offizielle Webseite: www.dietotenhosen.de
- Einträge zu Die Toten Hosen im Katalog des Deutschen Musikarchivs
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