Diphallie

Diphallie
Klassifikation nach ICD-10
Q55.6 Sonstige angeborene Fehlbildungen der männlichen Genitalorgane
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Diphallie (von griech. δι- di- „zweifach“ und φαλλός phallós „Penis“) ist eine sehr seltene Doppelfehlbildung des Penis. Sie tritt beim Menschen nur einmal unter rund zehn Millionen Neugeborenen auf. Seit 1609 wurden weltweit etwa 100 Fälle bekannt.[1] Über die Häufigkeit bei anderen Säugetieren finden sich bislang keine Angaben. Die Ausbildung eines Diphallus ist nicht zu verwechseln mit dem physiologischerweise paarigen Hemipenis der Schuppenkriechtiere. Bei einer Bifurkation weist der Penis ebenfalls eine Zweiteilung auf, dies jedoch infolge eines elektiven chirurgischen Eingriffes.

Aufgrund der sehr geringen Inzidenz beruhen Erklärungsversuche zur Entwicklung dieser Embryopathie überwiegend auf Vermutungen: Zwischen dem 23. und 25. Tag der Schwangerschaft trennt sich beim Embryo im hinteren Bereich des Mesoderms der Geschlechtshöcker von Sinus urogenitalis und Mastdarm, um den Penis auszuformen. Fruchtschädigende Einflüsse während dieser Phase, die zu Fehlfunktionen im Bereich der Homeobox-Gene führen, könnten eine Verschmelzung der paarigen Anlagen des Penis behindern.[2]

Meist ist einer der beiden Penisse stärker ausgebildet als der andere. Die Dopplung kann sich über die gesamte Penislänge ziehen (Diphallus bifidus) oder sich auf den Bereich der Eichel beschränken (Diphallus glandularis). Die Diphallie geht häufig einher mit weiteren Fehlbildungen des Urogenitaltraktes und des Mastdarms, beispielsweise Hypospadie und Spaltung des Hodensackes.[3] Die Penisse können sich neben- oder über-, dicht bei- oder in einigem Abstand voneinander befinden. Urin kann entweder nur durch einen oder durch beide abgegeben werden. Die Betroffenen sind zumeist unfruchtbar.

Quellen

  1. Indian man wants op to remove extra organ. Meldung der Nachrichtenagentur Reuters (19.08). Abgerufen am 31.12.
  2. Chadha R et al. (2001): Complete diphallia associated with features of covered exstrophy. J Pediatr Surg. 2001 Jul;36(7):E12. PMID: 11431797
  3. Hoffmann-LaRoche-AG (Hrsg.): Roche-Lexikon Medizin. 4. neubearbeitete und erweiterte Auflage. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1998, ISBN 3-541-11214-X.

Weblinks


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