- Diplomatische Beziehung
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Dieser Artikel beschreibt die Diplomatie als die Kunst und Praxis im Leiten von Verhandlungen. Für die Urkundenlehre, siehe Diplomatik. Für das Brettspiel siehe Diplomatie (Brettspiel).
- Kardinal Richelieu: "Der Zweck heiligt die Mittel", Westfälischer Friede 1648.
- Charles-Maurice de Talleyrand: gilt als größter Diplomat aller Zeiten, besonderer Erfolg war für ihn der Wiener Kongress 1815.
- Klemens Wenzel Lothar von Metternich: Heilige Allianz zwischen Österreich, Deutschland und Russland, Restauration 1815.
- Otto von Bismarck: Realpolitik u.a. gegenüber Österreich 1866, Bündnispolitik des Deutschen Reichs.
- Henry Kissinger: Beendigung des Vietnamkrieges 1973.
- Willy Brandt: Ostpolitik ab 1970.
- Hans-Jürgen Wischnewski: insbesondere Nahostpolitik.
- Hans-Dietrich Genscher: Entspannungspolitik in den 80er Jahren, Anerkennung von Kroatien und Slowenien 1991.
- Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es wenn sie's lesen. (Karl Kraus)
- Diplomatie heißt, die hässlichsten Dinge auf netteste Art zu tun und zu sagen. (Ambrose Bierce, Das Wörterbuch des Teufels)
- Diplomatie ist die Auffassung, dass die Wahrheit Nuancen hat. (Jiří Gruša, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien)
- Diplomatie ist die Kunst, einen Hund so lange zu streicheln, bis Maulkorb und Leine fertig sind.
- Diplomatie ist die Kunst, mit 100 Worten das auszudrücken, was man mit einem Wort sagen könnte.
- Diplomatie ist, mit dem Schwein freundlich aber zielorientiert über die Notwendigkeit des Sonntagsbratens zu verhandeln.
- Mächtegleichgewicht
- Botschafter der Bundesrepublik Deutschland
- Diplomatisches Protokoll, Protokollarische Rangordnung
- Doyen
- Entente Cordiale
- Erdbebendiplomatie
- Exequatur
- Geopolitik
- Interessensphäre
- Interkulturelle Kompetenz
- Konsularvertrag
- Nuntiatur
- Scheckbuchdiplomatie
- Thomas Baumer: Handbuch Interkulturelle Kompetenz (2 Bände); Verlag Orell Füssli, Zürich. ISBN 3-280-02691-1 und ISBN 3-280-05081-2
- Enrico Brandt und Christian F. Buck: Auswärtiges Amt, 4. Auflage, VS-Verlag, Wiesbaden 2005. ISBN 3-531-14723-4
- Pietro Gerbore: Formen und Stile der Diplomatie. Hamburg 1964
- George F. Kennan: Memoiren eines Diplomaten, München 1982. ISBN 3-423-10096-6
- Jakob Lempp: Morphologie diplomatischer Dienste, in: Werner J. Patzelt (Hrsg.): Evolutorischer Institutionalismus, Ergon-Verlag, Würzburg 2007. ISBN 978-3-89913-554-1
- Christian Saehrendt: Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation. Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der Auswärtigen Kulturpolitik der DDR, Stuttgart 2009. ISBN 978-3-515-09227-2
- Gregor Schöllgen: Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland, Beck-Verlag 2004. ISBN 3-406-51093-0
- Berndt von Staden: Zwischen Eiszeit und Tauwetter – Diplomatie in einer Epoche des Umbruchs. Erinnerungen des deutschen Botschafters a.D. in Washington. Berlin 2005, wjs-Verlag, ISBN 3-937989-05-6
- Jörg von Uthmann: Die Diplomaten, Stuttgart, 1985. ISBN 3-421-06289-7
- Heinrich Wildner: Die Technik der Diplomatie. Wien 1959
- Frank Naumann: 'Die Kunst der Diplomatie – 20 Gesetze für sanfte Sieger. ISBN 3-499-61570-3
- W.P. Potjomkin (Hrsg.): Geschichte der Diplomatie
- Zweiter Band (Die Diplomatie der Neuzeit, 1872–1919). Berlin/Leipzig 1948
- Dritter Band (Die Diplomatie in der Periode der Vorbereitung des zweiten Weltkrieges, 1919-1939). Berlin 1948 (Dem von Potjomkin geleiteten Autorenkollektiv gehörten u.a. auch Jewgeni Tarle und Isaak Minz an)
- Yvan Bazouni: Le métier de Diplomate, Paris, L'Harmattan, 2005
- François de Callières: "De la manière de négocier avec les souverains. Paris/Amsterdam 1716 (dt.: Der staatserfahrne Abgesandte, oder Unterricht, wie man mit hohen Potentaten in Staatssachen klug tractieren soll. Leipzig, 1716
- Jules Cambon: Le Diplomate. Paris 1926
- Jean-Paul Pancracio: Dictionnaire de la Diplomatie, Clermont-Ferrand, Micro Buss, 1998.
- G.R. Berridge: Diplomacy: Theory & Practice, 3rd edition, Palgrave, Basingstoke, 2005. ISBN 1-4039-9311-4
- George Cunningham: Journey to Become a Diplomat: With a Guide to Careers in World Affairs, FPA Global Vision Books 2005. ISBN 0-87124-212-5
- Henry Kissinger: Diplomacy, Simon & Schuster, Reprint edition 1995. ISBN 0-671-51099-1
- Geoffey Moorhouse: The Diplomats – The Foreign Office Today. London 1977
- Sir Ernest Satow: A Guide to Diplomatic Practice, Longmans, Green & Co. London & New York, 1917. A standard reference work used in many embassies across the world (though not British ones). 1998. ISBN 0-582-50109-1
- Die Vereinten Nationen (Arabisch, Chinesisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch)
- eDiplomat.com (Englisch)
- Fletcher School of Law and Diplomacy (Englisch)
- Georgetown University School of Foreign Service (Englisch)
- Lexikon zur Diplomatie
Diplomatie ist die Kunst und Praxis im Leiten von Verhandlungen zwischen bevollmächtigten Repräsentanten verschiedener Gruppen oder Nationen (Diplomaten). Der Begriff bezieht sich meist auf die internationale Diplomatie, also die Pflege zwischenstaatlicher und überstaatlicher Beziehungen durch Absprachen über Angelegenheiten wie Friedenssicherung, Kultur, Wirtschaft, Handel und Konflikte. Internationale Verträge werden normalerweise von Diplomaten im Sinne von nationalen Politikern ausgehandelt.
Im übertragenen Sinne versteht man unter diesem Begriff auch die auf Verhandlungen oder Treffen beruhenden Kontakte zwischen zwei oder mehr Gruppen jedweder Art. Ein diplomatisches Verhalten bescheinigt den Agierenden dabei Kompromissbereitschaft und den Willen, die Absichten und Wünsche jedes Beteiligten zu berücksichtigen. Englisch sowie Französisch gelten heutzutage als weltweite Sprachen der Diplomatie. Beide sind die alleinigen Arbeitssprachen der Vereinten Nationen (UN) und darüber hinaus Amtssprachen zahlreicher internationaler Organisationen.
Inhaltsverzeichnis |
Überblick
Begriffserläuterungen/wichtige Bestandteile
Die Sammelbezeichnung für eine Gruppe von Diplomaten aus demselben Herkunftsland ist die diplomatische Vertretung, dabei ist der höchste diplomatische Rang innerhalb dieser Gruppe der Botschafter (weltlich) beziehungsweise der Apostolische Nuntius (katholische Kirche). Eine von einem Botschafter angeführte diplomatische Vertretung in einem Gebäude heißt Botschaft. Sie sind die offiziellen Vertretungen und Ansprechpartner eines Staates, einer Nation oder auch bei einer Organisation (etwa UN-Botschafter) in einer fremden Nation. Die Sammelbezeichnung für alle Diplomaten in einem fremden Staat ist das diplomatische Korps (französisch corps diplomatique), weshalb auch die Kfz-Kennzeichen von Diplomaten in aller Welt oft mit den Buchstaben CD beginnen oder in der Form eines Nationalitätszeichens in ovaler Form neben dem Kennzeichen angebracht sind.
Je besser der Diplomat oder die diplomatische Mission im fremden Land organisiert ist, desto deutlicher kann den eigenen Interessen Ausdruck verliehen werden. Hierbei ist eine Botschaft sehr hilfreich, weshalb heute ein enges Netz aus Botschaften und damit diplomatischen Beziehungen, um die ganze Welt besteht.
Formen
Die einfachste und älteste Diplomatieform ist die bilaterale (zweiseitige), also die Diplomatie zwischen zwei Staaten. Eine weitere ist die multilaterale (mehrseitige) Diplomatie, wobei viele Staaten gleichzeitig zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen versuchen, das dann für alle verbindlich ist. Im Gegensatz zu diesen Formen steht der Unilateralismus (Alleinhandeln), wo ein Staat nur im eigenen Interesse handelt, ohne Absprache oder Rücksichtnahme auf anderen Nationen.
Diplomatischer Kontakt
Diplomatischer Kontakt zwischen verschiedenen Nationen findet z. B. zwischen den jeweiligen Botschafte(r)n und Regierungen oder im Rahmen von diplomatischen Foren statt. Bedeutende Gesprächs-Foren der Diplomatie sind etwa die Vereinten Nationen (UNO), die Europäische Union (EU), die Vereinigung der süd-ost-asiatischen Nationen (ASEAN) und die Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR).
Funktionsweise bzw. Besonderheiten
Alle Diplomatie funktioniert auf der Basis des verbalen Taktgefühls, welches gewährleistet, dass sachlich über Fakten diskutiert werden kann.
Vorgehensweisen
Es existieren unzählige diplomatische Vorgehensweisen oder Strategien, um die Interessen eines Staates innerhalb eines anderen durchzusetzen.
Eine Vorgehensweise ist die informelle Diplomatie. Sie wird seit Jahrhunderten zur Kommunikation zwischen den Großmächten verwendet. Viele Diplomaten bemühen sich, Kontakt zu einflussreichen Figuren in anderen Staaten herzustellen, um auf diesem Weg Zugang zur Führungsspitze eines Landes zu erhalten. In einigen Fällen, zum Beispiel zwischen den USA und der Volksrepublik China, läuft ein Großteil der Diplomatie über halboffizielle Kanäle unter Verwendung von Gesprächspartnern wie akademischen Mitgliedern politischer Stiftungen (Denkfabriken) ab. Dies geschieht zumal in Angelegenheiten, in denen Regierungen Empfehlungen oder Ratschläge geben möchten, ohne dies über die offiziellen Kanäle verlautbar werden zu lassen.
In Europa werden seit langem auch vertrauensbildende Maßnahmen praktiziert, um Spannungen zwischen Völkern langfristig abzubauen oder Gemeinsamkeiten zu fördern. So werden zum Beispiel Programme zum Jugendaustausch, akademische Austauschprogramme wie das Erasmus-Programm oder das Sokrates-Programm vereinbart. Weitere vertrauensbildende Maßnahmen sind das Schließen internationaler Städtepartnerschaften und die Förderung des Fremdsprachenunterrichtes (an Schulen).
Im mittleren Osten und anderen Teilen der Welt gab es eine ganz andere Vorgehensweise. Im osmanischen Reich, Persien und anderen Staaten wurden Diplomaten als eine Garantie für gutes Verhalten angesehen. Sofern eine Nation ein Abkommen brach oder Angehörige dieser Nation sich schlecht verhielten, zum Beispiel ein Schiff kaperten oder ein Grenzdorf plünderten, dann wurden die Diplomaten dafür bestraft. Diplomaten waren also ein Mittel dazu, Abkommen und Völkerrecht durchzusetzen. Damit gesichert war, dass die Bestrafung von Diplomaten den Herrschenden auch etwas bedeutete, bestand man auf hochrangige Diplomaten. Diese Tradition findet sich schon im Römischen Reich der Antike. Die Römer forderten von den unterworfenen Stämmen in Germanien häufig Geiseln, meist Kinder des Stammeshäuptlings oder nahe Verwandte. Diese wurden nicht als Gefangene gehalten, sondern als eine Art von Gästen. So kamen sie in den Genuss römischer Erziehung und Lebensart. Nur bei Fehlverhalten ihres Stammes konnte es zu drastischen Repressalien gegen sie kommen.
Diplomatische Immunität
Diplomatische Immunität ist der Schutz von Diplomaten vor strafrechtlicher, zivilrechtlicher oder administrativer Verfolgung in einem fremden Staat.
Diplomatische Rechte wurden in Europa in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts etabliert und haben sich seitdem in der ganzen Welt ausgebreitet. Diese Tradition wurde 1961 im Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen formell niedergelegt. Der Vertrag schützt Diplomaten davor, belangt oder verfolgt zu werden, während sie sich auf diplomatischer Mission befinden. Diese Immunität erhält er durch die Ausweisung als Handelsbefugter im Namen einer Regierung (Akkreditierung) und nicht allein durch den Besitz eines Diplomatenpasses. Es ist jedoch üblich, Diplomaten mit solchen Pässen auszustatten.
Der akkreditierte Diplomat genießt Immunität nur im Empfangsstaat. Ist er bei einer internationalen Organisation akkreditiert, richtet sich seine Immunität in einem Staat nach den Vereinbarungen der Organisation mit jeweils diesem Staat. Besitzt der Diplomat auch oder nur die Staatsangehörigkeit des Empfangsstaates, ist er wegen seiner dienstlichen Handlungen immun, nicht aber wegen seines privaten Verhaltens.
Auch mitreisenden Familienangehörigen von Diplomaten wird vom Empfangsstaat Immunität gewährt.
Auf die Immunität kann der Entsendestaat – nicht der Diplomat oder Familienangehörige – durch Erklärung gegenüber dem Empfangsstaat ganz oder teilweise verzichten. Hauptsächlich findet dies statt, wenn der Empfangsstaat einem Familienangehörigen des Diplomaten die Ausübung einer Erwerbstätigkeit gestattet. Damit keine Wettbewerbsverzerrungen gegenüber Berufstätigen aus dem Empfangsstaat entstehen, wird im Zusammenhang mit der Berufsausübung auf die Immunität verzichtet. So muss beispielsweise der Ehepartner eines Diplomaten, der in Deutschland als Arzt tätig werden will, nicht nur die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen, sondern auch Beiträge an die Ärztekammer leisten und kann für Sorgfaltspflichtverletzungen bei Behandlungen vor deutschen Zivil- und Strafgerichten in Anspruch genommen werden; wegen des bei einem privaten Sonntagsausflug verursachten Verkehrsunfalls würde hingegen nach wie vor die Immunität greifen.
Falls ein Diplomat oder ein Angehöriger ein schweres Verbrechen begehen oder dem Empfangsstaat politisch unliebsam werden sollte – etwa durch unangemessene öffentliche Einmischung in innere Angelegenheiten des Gastlandes –, wird er üblicherweise aus dem Gastland ausgewiesen, indem er zur persona non grata, also zur unerwünschten Person, erklärt wird. Ein gerichtliches Verfahren wegen einer Straftat kann im Heimatland, wegen der Immunität aber nicht im Empfangsstaat stattfinden.
Die diplomatische Kommunikation wird ebenfalls als unverletzlich betrachtet, und Diplomaten ist es seit langem erlaubt, Dokumente mit dem sog. „Diplomatenkoffer” oder der „Diplomatenpost” außer Landes zu bringen, ohne durchsucht zu werden. Die Fortentwicklung der Verschlüsselungstechnik hat diese Methode jedoch in den letzten Jahren zunehmend obsolet gemacht. Das völkerrechtliche Verbot des Abhörens diplomatischer Telekommunikation wird häufig nicht beachtet, weshalb zwischen den Auslandsvertretungen eines Staates und der Zentrale brisante Inhalte häufig in stark verschlüsselter Form übermittelt werden.
In Zeiten von Feindseligkeiten werden Diplomaten zum eigenen Schutz oft ins Heimatland beordert. Dies geschieht manchmal auch, wenn das Gastland zwar befreundet ist, es aber Anschlagsdrohungen von Dissidenten gibt. Botschafter und andere Diplomaten werden von ihren Heimatländern manchmal auch abgezogen, um Missfallen mit dem Gastgeberland auszudrücken. In solchen Fällen bleiben Botschaftsangehörige niederen Ranges zurück und erledigen die anfallenden Aufgaben. In anderen Fällen führt die Botschaft eines anderen, befreundeten Staates die konsularischen oder diplomatischen Aufgaben weiter.
Die USA beanspruchen den Status der Immunität auch für ihre im Ausland eingesetzten Militärpersonen; deren Strafverfolgung sei nur vor US-Militärgerichten zulässig.
Diplomatische Anerkennung
Diplomatische Anerkennung ist das Maß der Akzeptanz einer Nation bei allen anderen nicht-unilateral agierenden Staaten.
Heutzutage gibt es eine ganze Anzahl de facto unabhängiger Gebiete, denen die diplomatische Anerkennung durch weite Teile der Welt verweigert wird, zum Beispiel die Republik China (Taiwan). Da die Volksrepublik China Taiwan mit ihrer Ein-China-Politik als "abtrünnige Provinz" betrachtet, sind diplomatische Beziehungen nur mit jeweils einer Regierung möglich. Viele Staaten erkennen die Republik China nicht offiziell an, um Verstimmungen mit der weit größeren Volksrepublik China zu vermeiden. Es werden aber informelle Kontakte unterhalten.
Andere nicht anerkannte Länder sind Abchasien, Somaliland, Südossetien, Transnistrien und die Türkische Republik Nordzypern. Im Gegensatz zu Taiwan besitzen diese Länder jedoch keine wirtschaftliche oder politische Bedeutung und sind deswegen international viel isolierter.
Obwohl die Anerkennung ein Faktor ist, um Souveränität zu bestimmen, so besagt Artikel 3 der Konvention von Montevideo, dass die politische Existenz eines Staates unabhängig von der Anerkennung durch andere Staaten ist. Da diese Konvention nur von amerikanischen Staaten unterzeichnet wurde, ist sie völkerrechtlich nicht allgemein anerkannt.
Trotz fehlender diplomatischer Beziehungen kann ein Staat als solcher anerkannt sein. So hat die Bundesrepublik Deutschland bis Ende der 1960er Jahre diplomatische Beziehungen zu Ländern beendet oder nicht aufgenommen, die mit der früheren DDR diplomatische Beziehungen unterhielten (Ausnahme: Sowjetunion). Der Grund war die Hallstein-Doktrin. Trotzdem waren diese Staaten existent und es wurde mit ihnen auf z. B. wirtschaftlichem und sportlichem Gebiet zusammengearbeitet, und es gab z. B. normalen Post- und Telefonverkehr.
Diplomatie und Spionage
Diplomatie und Spionage sind eng miteinander verbunden. Botschaften sind Ausgangspunkte sowohl für Diplomaten als auch für Spione, und einige Diplomaten sind im Wesentlichen offen anerkannte Spione. Zum Beispiel besteht eine Aufgabe des Militärattachés darin, so viel wie möglich über das Militär einer Nation, in deren Land er tätig ist, in Erfahrung zu bringen. Es wird nicht versucht, diese Rolle zu verbergen, und es wird ihnen auch nur erlaubt, auf Einladung an Veranstaltungen wie Paraden oder Manövern teilzunehmen. Es gibt jedoch auch verdeckte Spione, die von Botschaften aus operieren. Diesen werden Tarntätigkeiten an den Botschaften gegeben. Ihre wirkliche Aufgabe besteht jedoch darin, Kontakte zu knüpfen, Informanten zu rekrutieren und Informationen zu sammeln. Im Extremfall werden sie auch beauftragt, Regimegegner im Exil zu beseitigen oder Sabotageakte durchzuführen. In den meisten Fällen jedoch ist die Identität der Spione bekannt, die aus den Botschaften heraus operieren. Wenn sie enttarnt werden, können sie ausgewiesen werden. Zumeist bevorzugt die Spionageabwehr jedoch, diese Agenten unter Beobachtung zu halten, um Erkenntnisse über undichte Stellen auf der eigenen Seite zu erlangen.
Die von Spionen gesammelten Informationen spielen eine immer gewichtigere Rolle in der Diplomatie. Rüstungskontrollabkommen würden ohne Aufklärungssatelliten und Agenten kaum zu überwachen sein. Solche gesammelten Informationen sind in allen Bereichen der Diplomatie nützlich, von Handelsabkommen bis hin zu Grenzstreitigkeiten.
Geschichte
Die Fähigkeit, Diplomatie zu betreiben, ist eines der bestimmenden Elemente eines Staates. Die Anfänge finden sich schon bei den ersten Stadtstaaten, die sich vor Jahrtausenden bildeten. Für die meiste Zeit der menschlichen Zivilisation wurden Diplomaten nur für spezifische Verhandlungen entsandt, um nach deren Ende zügig zurückzukehren. Diplomaten waren üblicherweise Verwandte der Herrscherfamilien oder von hohem Rang, um ihnen die erforderliche Legitimität zu geben, wenn sie mit anderen Staaten verhandelten.
Eine frühe dauerhafte Mission bildeten die päpstlichen Gesandten (apocrisiarii) am Hofe des byzantinischen Kaisers in Konstantinopel (Byzanz). Nach der Verschlechterung der Beziehungen am Ende des achten Jahrhunderts wurden diese jedoch abgebrochen.
Die Ursprünge der modernen Diplomatie gehen auf die norditalienischen Stadtstaaten der frühen Renaissance zurück, wobei die ersten Botschaften im dreizehnten Jahrhundert gegründet wurden. Dabei spielte Mailand unter Francesco I. Sforza eine führende Rolle. Er gründete Botschaften in den anderen Städten Norditaliens. Dort begannen viele Traditionen der modernen Diplomatie, so z. B. das Akkreditieren des Botschafters beim Staatschef des Gastgeberlandes.
Von Italien breitete sich diese Praxis auf die anderen europäischen Mächte aus. Mailand war der erste Staat, der einen Vertreter an den Hof in Frankreich entsandte, im Jahr 1455. Mailand lehnte jedoch ab, im Gegenzug einen französischen Vertreter zu akzeptieren, aus Furcht, er könne spionieren oder sich in innere Angelegenheiten einmischen. Als sich ausländische Mächte wie Frankreich und Spanien zunehmend in die italienische Politik einmischten, wurde ein Bedarf an Botschaftern akzeptiert. Bald schon tauschten die europäischen Mächte Botschafter aus. Spanien war 1487 unter den ersten Nationen, die einen Vertreter dauerhaft an den Hof von England entsandten. Ab dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts wurden dauerhafte Missionen üblich. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation entsandte jedoch als Staatschef keine dauerhaften Vertreter, da er wegen deren faktischer Unabhängigkeit nicht die Interessen aller deutschen Fürsten vertreten konnte. Während dieser Zeit wurden auch die Regeln der modernen Diplomatie weiterentwickelt: Botschafter war bald der höchste Rang eines Vertreters.
Zu dieser Zeit war der Botschafter ein Adliger, wobei der Rang des entsandten Adligen davon abhing, für wie wichtig man das Land hielt, in das er entsandt wurde. Es wurden höchste Standards für Botschafter geschaffen, und man erwartete oft, dass sie große Gebäude besaßen, ausschweifende Feiern veranstalteten und eine wichtige Rolle im höfischen Leben ihrer Gastländer spielten. In Rom, das für einen katholischen Vertreter am meisten geschätzt wurde, besaßen die französischen und spanischen Vertreter ein Gefolge von bis zu einhundert Personen. Selbst in weniger wichtigen Botschaften waren die Botschafter sehr teuer. In kleinere Staaten wurden Gesandte geschickt, die im Rang unter den Botschaftern standen.
Diplomatie war eine komplexe Angelegenheit, damals mehr noch als heute. Die Botschafter aller Staaten wurden im diplomatischen Protokoll in unterschiedliche Stufen der Wichtigkeit und des Vortritts eingeteilt, die häufig umstritten waren. Staaten wurden normalerweise entsprechend dem Titel des Souverains eingeordnet, wobei für katholische Staaten der Gesandte des Vatikans der höchste war. Danach folgten diejenigen aus Königreichen, darauf die aus Herzogtümern und Fürstentümern. Vertreter aus Republiken wurden als die Niedrigsten der Niedrigen betrachtet. Die Bestimmung der Rangfolge zwischen zwei Königreichen hing von einer Vielzahl von Faktoren ab, die häufig variierten, sodass Streitigkeiten garantiert waren.
Botschafter mit nur geringer Auslandserfahrung und wenig diplomatischem Talent benötigten die Unterstützung durch viel Botschaftspersonal. Diese Profis wurden für lange Zeit entsandt und verfügten über weit mehr Kenntnisse über ihre Gastgeberländer als ihre Vorgesetzten. Botschaftsangehörige verfügten über eine Vielzahl von Fähigkeiten; einige widmeten sich zum Beispiel der Spionage. Der Bedarf an ausgebildeten Individuen zur Besetzung der Botschaften wurde durch Universitätsabsolventen gedeckt, was zu einer Ausweitung der Studien in Völkerrecht, modernen Sprachen und Geschichte an den Universitäten in ganz Europa führte. Zur gleichen Zeit wurden permanente Außenministerien eingerichtet, um die Vielzahl an Botschaften und deren Personal zu koordinieren. Diese Ministerien entsprachen bei weitem noch nicht der heutigen Form. Großbritannien hatte bis 1782 zwei Abteilungen mit sich häufig überschneidenden Kompetenzen. Sie waren auch um ein Vielfaches kleiner als heute. Frankreich, das sich um 1780 eines der größten Außenministerien rühmte, hatte lediglich 70 Vollzeitbeschäftigte.
Die Elemente moderner Diplomatie breiteten sich, beginnend im frühen 18. Jahrhundert, langsam nach Osteuropa und Russland aus. Dieses ganze System wurde durch die französische Revolution und die darauf folgenden Kriegsjahre unterbrochen. Die Revolution brachte mit sich, dass Bürgerliche die Diplomatie des französischen Staates und all derjeniger Staaten, die durch Revolutionsarmeen erobert wurden, übernahmen. Etablierte Vortrittsrechte und Protokolle wurden verworfen. Napoleon weigerte sich auch, diplomatische Immunität anzuerkennen, wobei er einige englische Diplomaten verhaften ließ, denen er vorwarf, gegen Frankreich zu intrigieren. Zudem hatte er keine Zeit und Geduld für den oft zeitraubenden Prozess formeller Diplomatie.
Nach der Niederlage Napoleons etablierte der Wiener Kongress von 1815 ein internationales System diplomatischen Ranges. Streitigkeiten über Rangfolgen von Nationen bestanden noch über ein Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Rang des Botschafters die Norm wurde.
Diplomatische Traditionen außerhalb Europas waren sehr unterschiedlich. Eine wichtige Voraussetzung für die Existenz von Diplomatie ist die Existenz einer Anzahl von Staaten, die in etwa die gleiche Macht besitzen, so wie es im Italien der Renaissance und im Europa der modernen Zeit der Fall war. Im Gegensatz dazu zögerten die Mächte in und im Mittleren Osten, das Kaiserreich China und das osmanische Reich, bilaterale Diplomatie zu betreiben, da sie sich allen ihren Nachbarn gegenüber als unumstritten überlegen fühlten. Die Osmanen zum Beispiel entsandten keine Missionen in andere Staaten, da sie erwarteten, dass diese nach Istanbul kommen sollten. Diese Praxis dauerte bis ins achtzehnte Jahrhundert an. Als sich die europäischen Mächte im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert über die Welt ausdehnten, verbreitete sich ebenso ihr diplomatisches System.
Bedeutende Diplomaten
Zitate
Siehe auch
Literatur
deutschsprachig
Helmut Kreicker: "Völkerrechtliche Exemtionen. Grundlagen und Grenzen völkerrechtlicher Immunitäten und ihre Wirkungen im Strafrecht", Berlin 2007. ISBN 978-3-428-12579-1
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