- Adventus
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Der Begriff Adventus (v. lat. advenire ankommen, siehe Advent) bezeichnet
- die unableitbare Zukunft, d.h. im Gegensatz zu "futurum" eine nicht planbare Zukunft.
- die Ankunft eines Herrschers und die damit verbundene Zeremonie. Die Entwicklung des letzteren Begriffes Adventus wird anhand von Beispielen spätantiker bis hochmittelalterlicher Quellen für Herrschereinzüge überliefert.
Die antike Form des Einzuges mit der gottgleichen Darstellung des Imperators stand Pate für die mittelalterliche mediale Symbolik. Das Zeremoniell wurde zur politischen und sakralen Überhöhung des Regenten auf den Herrscherkult übertragen. Es verlief unter strenger Beachtung fester Bräuche und liturgischer Formen. Daneben wurde auch der Publikumsaspekt und die dazugehörigen Feierlichkeiten betont. Schenk schreibt dabei von einer „besonders starken Gewichtung des festlichen und feierlichen Charakters der Herrschereinzüge“ , wie sie beispielsweise in Frankreich praktiziert wurden.
Der mythische Ursprung liegt im Triumph des Gottes Dionysos in Griechenland, der in der Antike jeweils im Frühjahr gefeiert wurde. Im Laufe der Zeit trat die dionysische Komponente zu Gunsten der militärischen zurück, welche sich mit den Triumphen der römischen Imperatoren in einem Staatsritual verfestigte. Waren die Herrscher zu Beginn noch darauf bedacht, dass niemandem anders diese Ehre zuteil wurde, so schwand im ausgehenden Mittelalter der Vorrang des Königs.
Als im Verlauf des 4. Jahrhunderts der Triumph - vielleicht unter anderem wegen seines nichtchristlichen Charakters - aus der Mode kam, wuchs die Bedeutung des Adventus, der auch für Christen akzeptabel war, immens. In der Spätantike stand er auch den Stellvertretern des Kaisers zu, und die Kirche übernahm ihn für Bischöfe und Päpste. Der religiöse Sinngehalt des mittelalterlichen Herrscheradventus und seine liturgische Ausgestaltung unter kirchlichem Einfluss basieren auf altchristlichen, durch die römische Antike beeinflussten Vorstellungen. Beim feierlichen Einzug des (per definitionem siegreichen) spätrömischen Kaisers (z.B. Justinian I. 559) wiederholte sich, ins Christliche transponiert, die Adventus-Symbolik der römischen Kaiserzeit. In leicht abgewandelter Form übernahmen ihn auch die Herrscher (und Päpste) des europäischen Mittelalters. Beim adventus regis konnte der Herrscher eine Amnestie für Verbrecher oder Schutz für Verfolgte gewähren.
siehe auch: Advent
Literatur
- Joachim Lehnen: Adventus principis. Untersuchungen zu Sinngehalt und Zeremoniell der Kaiserankunft in den Städten des Imperium Romanum. Lang, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-631-31592-9.
- Gerrit Jasper Schenk: Zeremoniell und Politik. Herrschereinzüge im spätmittelalterlichen Reich. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-09002-6.
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