- Dominicus Böhm
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Dominikus Böhm (* 23. Oktober 1880 in Jettingen; † 6. August 1955 in Köln) war ein deutscher Architekt und Kirchenbauer des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Böhm entstammte einer Familie von Baumeistern aus dem schwäbisch-bayrischen Raum und wurde als jüngstes von sechs Kindern geboren. Böhm lernte an der Baugewerkschule Augsburg (heute: Hochschule Augsburg) und studierte von 1903 bis 1906 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart bei Theodor Fischer. Anschließend eröffnete er sein eigenes Architekturbüro.
Er lehrte am „Rheinischen Technicum“ in Bingen und von 1908 bis 1926 an der heutigen HfG Offenbach (in Offenbach arbeitete er zusammen mit dem Architekten Rudolf Schwarz in einem gemeinsamen Atelier). Am 16. Juli 1913 heiratete er die Arzttochter Maja Scheiber, mit welcher er drei Kinder bekommen sollte. Sein Sohn Gottfried Böhm (* 1920) ist ebenfalls Architekt, daneben Hochschullehrer und Pritzker-Preisträger.
1926 von Richard Riemerschmid als Professor für Kirchenbau und Architektur an die Kölner Werkschulen berufen, blieb er dort bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1934. Nach dem Krieg lehrte er weiter an den wiedereröffnerten Kölner Werkschulen bis 1953.
Am bekanntesten ist Dominikus Böhm für seine Bauten für die katholische Kirche. Jedoch hatte er nach vielzähligen unrealisierten Entwürfen erst im Alter von 40 Jahren die Möglichkeit, seine erste kleinere Kirche in Offenbach zu erstellen. Seitdem konnte er neben einigen Profanbauten vor allem unzählige Kirchen im Rheinland, im Ruhrgebiet aber auch in den Niederlanden und sogar in Südamerika bauen.
Von heutigem Standpunkt aus gesehen, haben die meisten der damals als aufregend geltenden Kirchen eher eine karge Wirkung. Sein Verdienst ist es, der später vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgenommenen Forderung nach einer intensiven Teilnahme der Gemeinde am Gottesdienst im Kirchenbau Form gegeben zu haben. Die von Böhm für eine neue, auf die Gemeinschaft konzentrierte Liturgie, entwickelten Raumkompositionen wurden als besondere Leistung auf dem Weg zum neuen Kirchenbau wahrgenommen. Seine Kirchen sind durch eine einfache Monumentalität und vor allem eine neue Betonung des Chorraums als Mittelpunkt der Gemeinde gekennzeichnet. In der Zeit einer in Entwicklung befindlichen Moderne, die das Bauen aus ökonomischen, funktionalen und konstruktiven Gedanken definierte, bewahrte Böhm neben diesen Anforderungen immer auch den baulichen Ausdruck als eine beherrschende Aufgabe.
Auch die Glasmalerei zählte zu seinen Leidenschaften. So entwarf er die Kirchenfenster für die 1952 erbaute Heilig-Geist-Kirche in Braunschweig-Lehndorf. Zudem war er auch als Musiker und Komponist tätig und komponierte zahlreiche Lieder und geistliche Musik. Der postmoderne Architekt Heinz Bienefeld begann seine Laufbahn als Assistent von Dominikus Böhm.
Ein Teil seines Nachlasses wird im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main aufbewahrt, ein anderer Teil befand sich im Historischen Archiv der Stadt Köln und ist wahrscheinlich beim Einsturz des Archivgebäudes am 3. März 2009 zerstört worden.
Bauten
- Abtei St. Benedikt, Vaals, erbaut 1921–1923
- Pfarrkirche St. Johann Baptist, Neu-Ulm, 1921–1926 Umbau und Erweiterung einer Kirche aus dem Jahr 1860
- Pfarrkirche St. Peter und Paul, Karlstein am Main-Dettingen, erbaut 1923, ausgemalt mit expressionistischen Fresken des Künstlers Reinhold Ewald
- Christkönigskirche, Bischofsheim, erbaut 1926
- Pfarrkirche St. Apollinaris, Lindlar-Frielingsdorf, erbaut 1926–1927
- St.-Kamillus-Asthmakrankenhaus mit Kirche und Kloster, Mönchengladbach-Dahl, erbaut 1926–1928
- Christus-König-Kirche, Leverkusen, erbaut 1927–1928
- Erweiterung des Herz-Jesu-Krankenhauses, Lindlar, erbaut 1928
- Pfarrkirche St. Mariae Verkündigung, Jettingen-Scheppach, erbaut 1928–1929
- Kirche am St.-Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind, Köln, erbaut 1928–1932
- Kolpinghaus – Generalsekretariat des katholischen Gesellenvereins Köln, Köln, erbaut 1929
- Priesterseminar, Limburg an der Lahn, erbaut 1929
- Vorplatzgestaltung der Pfarrkirche St. Elisabeth, Hagen, erbaut 1929
- Sparkasse und Provinzialbank, Hindenburg, erbaut 1929
- Pfarrkirche St. Josef, Hindenburg, erbaut 1929–1931
- Pfarrkirche St. Elisabeth, Birken-Honigsessen, erbaut 1929–1930
- Kesselhaus der Papierfabrik Zanders, Bergisch Gladbach, erbaut 1930
- Pfarrkirche St. Franziskus, Mönchengladbach-Rheydt-Geneicken, erbaut 1930
- Pfarrkirche St. Engelbert, Köln-Riehl, erbaut 1930
- Pfarrkirche St. Mariae Himmelfahrt, Bad Marienberg (Westerwald), erbaut 1931
- Kirche Stella Maris, Norderney, erbaut 1931
- eigenes Wohnhaus, Köln, erbaut 1931–1932
- Heilig-Kreuz-Kirche, Osnabrück, erbaut 1932
- Christus-König-Kirche, Gleiwitz, erbaut 1934–1935
- Pfarrkirche St. Marien, Nordhorn, erbaut 1935
- Pfarrkirche St. Engelbert, Essen, erbaut 1935, Wiederaufbau 1954
- Pfarrkirche St. Josef, Lingen (Ems), erbaut 1935–1937
- Herz-Jesu-Kirche, Bremen, erbaut 1935–1938
- Christus-König-Kirche, Hamminkeln-Ringenberg, erbaut 1936
- Heilig-Kreuz-Kirche, Bocholt (Westfalen), erbaut 1936
- Heilig-Kreuz-Kirche, Dülmen (Westfalen), erbaut 1936–1938
- Pfarrkirche St. Wolfgang, Regensburg, erbaut 1937–1939
- Spinnerei und Weberei Laurenz, Ochtrup, erbaut 1942
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Moritz, Augsburg, erbaut 1945–1947
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Maximilian, Augsburg, erbaut 1945–1948
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Josef, Duisburg, erbaut 1947–1949
- Pfarrkirche St. Wendelin, Eppelborn, erbaut 1948–1950
- Wiederaufbau und Erweiterung der Pfarrkirche St. Martin, Cochem, erbaut 1949–1951
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Antonius, Münster (Westfalen), erbaut 1949–1952
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Johann Baptist, Geilenkirchen-Hünshoven, 1950–1952
- Pfarrkirche St. Maria Königin, Köln-Marienburg, 1952–1954
- Pfarrkirche St. Marien, Ochtrup, erbaut 1953
- Heilig-Geist-Kirche, Hagen, erbaut 1953
- Erweiterung der Liebfrauenkirche, Püttlingen, erbaut 1953–1954
- Pfarrkirche St. Elisabeth, Koblenz-Rauental, erbaut 1953–1954
- St. Veit, Mayen, erbaut 1954
- Liebfrauenkirche, Burscheid, erbaut 1954
- Pfarrkirche St. Joseph, Köln-Rodenkirchen, erbaut 1954–1955
- Sichtbeton-Turmspitzen (als Wiederaufbau) der Pfarrkirche St. Clemens, Solingen, 1955
- Wiederaufbau der Pfarrkirche St. Anna, Köln-Ehrenfeld, erbaut 1955–1956
- Pfarrkirche St. Paulus, Bonn, 1955–1957
- Pfarrkirche Christi Auferstehung, Bonn-Röttgen
Zitate
„Ich baue, was ich glaube“
– Dominikus Böhm
„Er war der bahnbrechende Meister, der die kirchliche Baukunst aus den Fesseln des Historismus löste und gemäß dem neuen Material und gemäß den neugewonnenen liturgischen Einsichten baute.“
Ausstellung
Im Juni 2005 fand eine umfassende Ausstellung „Raum ist Sehnsucht“ über den Kirchenbaumeister Dominikus Böhm im Deutschen Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main, statt. Sie wurde anschließend im Museum für Angewandte Kunst in Köln gezeigt.
Literatur
- Wolfgang Voigt und Ingeborg Flagge (Hrsg.): Dominikus Böhm 1880–1955. Wasmuth, Tübingen 2005, ISBN 3-8030-0646-5
- Paul Böhm (Hrsg.): Dominikus Böhm. Kompositionen. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1752-X (musikalische Kompositionen, hrsg. von seinem Enkel Paul Böhm)
- Dominikus Böhm. Verlag Schnell & Steiner. München, Zürich. 1962.
Weblinks
- Literatur von und über Dominikus Böhm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite über Dominikus Böhm bei archINFORM
- Information zu Dominikus Böhm (Ausstellung DAM)
- Die Musik des Architekten Dominikus Böhm
Architekten aus der Familie BöhmDominikus Böhm (1880–1955) | Gottfried Böhm (* 1920) | Paul Böhm (* 1959)
Personendaten NAME Böhm, Dominikus KURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt GEBURTSDATUM 23. Oktober 1880 GEBURTSORT Jettingen-Scheppach STERBEDATUM 6. August 1955 STERBEORT Köln
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