Dominicus Böhm

Dominicus Böhm

Dominikus Böhm (* 23. Oktober 1880 in Jettingen; † 6. August 1955 in Köln) war ein deutscher Architekt und Kirchenbauer des 20. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen
Kirche St. Engelbert in Essen
Altarfenster in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Hünshoven 50° 57′ 49″ N, 6° 7′ 42″ O50.9636111111116.12833333333337
Pfarrkirche St. Johann Baptist in Hünshoven
kath. Sommerkirche Stella Maris auf Norderney
Langfenster des Altarraums der Heilig-Geist-Kirche (Braunschweig)
Kirche St. Elisabeth in Koblenz-Rauental

Böhm entstammte einer Familie von Baumeistern aus dem schwäbisch-bayrischen Raum und wurde als jüngstes von sechs Kindern geboren. Böhm lernte an der Baugewerkschule Augsburg (heute: Hochschule Augsburg) und studierte von 1903 bis 1906 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart bei Theodor Fischer. Anschließend eröffnete er sein eigenes Architekturbüro.

Er lehrte am „Rheinischen Technicum“ in Bingen und von 1908 bis 1926 an der heutigen HfG Offenbach (in Offenbach arbeitete er zusammen mit dem Architekten Rudolf Schwarz in einem gemeinsamen Atelier). Am 16. Juli 1913 heiratete er die Arzttochter Maja Scheiber, mit welcher er drei Kinder bekommen sollte. Sein Sohn Gottfried Böhm (* 1920) ist ebenfalls Architekt, daneben Hochschullehrer und Pritzker-Preisträger.

1926 von Richard Riemerschmid als Professor für Kirchenbau und Architektur an die Kölner Werkschulen berufen, blieb er dort bis zu seiner Entlassung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1934. Nach dem Krieg lehrte er weiter an den wiedereröffnerten Kölner Werkschulen bis 1953.

Am bekanntesten ist Dominikus Böhm für seine Bauten für die katholische Kirche. Jedoch hatte er nach vielzähligen unrealisierten Entwürfen erst im Alter von 40 Jahren die Möglichkeit, seine erste kleinere Kirche in Offenbach zu erstellen. Seitdem konnte er neben einigen Profanbauten vor allem unzählige Kirchen im Rheinland, im Ruhrgebiet aber auch in den Niederlanden und sogar in Südamerika bauen.

Von heutigem Standpunkt aus gesehen, haben die meisten der damals als aufregend geltenden Kirchen eher eine karge Wirkung. Sein Verdienst ist es, der später vom Zweiten Vatikanischen Konzil aufgenommenen Forderung nach einer intensiven Teilnahme der Gemeinde am Gottesdienst im Kirchenbau Form gegeben zu haben. Die von Böhm für eine neue, auf die Gemeinschaft konzentrierte Liturgie, entwickelten Raumkompositionen wurden als besondere Leistung auf dem Weg zum neuen Kirchenbau wahrgenommen. Seine Kirchen sind durch eine einfache Monumentalität und vor allem eine neue Betonung des Chorraums als Mittelpunkt der Gemeinde gekennzeichnet. In der Zeit einer in Entwicklung befindlichen Moderne, die das Bauen aus ökonomischen, funktionalen und konstruktiven Gedanken definierte, bewahrte Böhm neben diesen Anforderungen immer auch den baulichen Ausdruck als eine beherrschende Aufgabe.

Auch die Glasmalerei zählte zu seinen Leidenschaften. So entwarf er die Kirchenfenster für die 1952 erbaute Heilig-Geist-Kirche in Braunschweig-Lehndorf. Zudem war er auch als Musiker und Komponist tätig und komponierte zahlreiche Lieder und geistliche Musik. Der postmoderne Architekt Heinz Bienefeld begann seine Laufbahn als Assistent von Dominikus Böhm.

Ein Teil seines Nachlasses wird im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main aufbewahrt, ein anderer Teil befand sich im Historischen Archiv der Stadt Köln und ist wahrscheinlich beim Einsturz des Archivgebäudes am 3. März 2009 zerstört worden.

Bauten

Zitate

„Ich baue, was ich glaube“

Dominikus Böhm

„Er war der bahnbrechende Meister, der die kirchliche Baukunst aus den Fesseln des Historismus löste und gemäß dem neuen Material und gemäß den neugewonnenen liturgischen Einsichten baute.“

Joseph Kardinal Frings

Ausstellung

Im Juni 2005 fand eine umfassende Ausstellung „Raum ist Sehnsucht“ über den Kirchenbaumeister Dominikus Böhm im Deutschen Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main, statt. Sie wurde anschließend im Museum für Angewandte Kunst in Köln gezeigt.

Literatur

  • Wolfgang Voigt und Ingeborg Flagge (Hrsg.): Dominikus Böhm 1880–1955. Wasmuth, Tübingen 2005, ISBN 3-8030-0646-5
  • Paul Böhm (Hrsg.): Dominikus Böhm. Kompositionen. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1752-X (musikalische Kompositionen, hrsg. von seinem Enkel Paul Böhm)
  • Dominikus Böhm. Verlag Schnell & Steiner. München, Zürich. 1962.

Weblinks



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