Dorsolaterales Medulla-oblongata-Syndrom

Dorsolaterales Medulla-oblongata-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10
G46.3 Hirnstammsyndrom
Wallenberg-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Wallenberg-Syndrom (auch: Dorsolaterales Medulla-oblongata-Syndrom) ist eine besondere Form des Schlaganfalls, bei der ein Infarkt in einem bestimmten Bereich des Hirnstamms stattfindet. Es trägt seinen Namen nach dem deutschen Neurologen Adolf Wallenberg.

Infarkt in der dorsolateralen Medulla oblongata links, auf dieser diffusionsgewichteten MRT-Aufnahme als heller Fleck erkennbar

Ursache dieses Infarkts ist ein Verschluss im Bereich der hinteren unteren Kleinhirnarterie (Arteria cerebelli inferior posterior, engl. Abkürzung PICA), die Teile des verlängerten Marks (Medulla oblongata) versorgt. Gelegentlich liegt auch ein Verschluss im Bereich der Arteria vertebralis vor.

Durch die Sauerstoffunterversorgung werden Strukturen im hinteren seitlichen (dorsolateralen) Teil der Medulla oblongata geschädigt. Zu diesen gehören im einzelnen:

Aufgrund dieser Schädigungen ergeben sich folgende Beschwerdebilder: Das Wallenberg-Syndrom beginnt häufig mit plötzlichem Schwindel, Nystagmus, Erbrechen, Dysphagie und Dysphonie sowie Singultus. Weitere Symptome sind

  • ipsilateral (auf der Seite des Infarkts): Horner-Syndrom mit Hemianhidrose, Sensibilitätsstörung des Gesichts, Gaumensegelparese, Stimmbandparese und Hemiataxie
  • kontralateral (auf der Gegenseite): dissoziierte Sensibilitätsstörung (Störung der Temperatur- und Schmerzempfindung bei erhaltener Berührungsempfindung)

Bei allen Patienten tritt eine Neigung der subjektiven Wahrnehmung der visuellen Vertikalen in Richtung der Seite der Läsion auf. Dies wird oft durch eine Cyclotorsion der Augen begleitet, wobei der obere Pol sich in Richtung Läsion neigt. Am besten sichtbar im ipsilateralen Auge. Eine komplette "ocular tilt reaction" (OTR) mit Skew deviation, Cyclotorsion, und einem geneigten Kopf in Richtung Läsion findet man bei einem Drittel der Patienten. Diese Zeichen werden zentral vestibulären Schäden (Nervus vestibulocochlearis) zugeschrieben.[1]

Da nicht alle oben genannten Strukturen gleichermaßen betroffen sein müssen, ergibt sich auch nicht immer ein vollständiges Beschwerdebild. Einige der beschriebenen Symptome bilden sich schneller zurück als andere, manche treten gar nicht oder nur schwach auf.

Literatur

  • Norbert Rösler/ Michael Hüll/ Joachim Bauer: Nervensystem, in: Michael Pfreundschuh/ Jürgen Schölmerich (Hrsg): Pathophysiologie, Pathobiochemie, 2. Aufl., München 2004, S. 379. ISBN 3-437-42001-1
  • Wolfgang H. Oertel et al.: Nervensystem, in: Walter Siegenthaler/ Hubert E. Blum (Hrsg.): Klinische Pathophysiologie, 9. völlig neubearb. Aufl., Stuttgart/ New York 2006, S. 1049. ISBN 3-13-449609-7

Einzelnachweise

  1. http://www.neuroophthalmology.ca/textbook/brainstem.html
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