Double Marginalization

Double Marginalization

Als double marginalization bezeichnet man den doppelten Preisaufschlag, welcher bei Gütern anzutreffen ist, die in einem mehrstufigen Produktionsprozess hergestellt werden, etwa Rohstoffgewinnung, Weiterverarbeitung und Verkauf. Werden die unterschiedlichen Produktionsstufen von verschiedenen Unternehmen betrieben und haben diese Marktmacht, zum Beispiel in Form eines Monopols, dann kommt es auf jeder Stufe zu einem erneuten Preisaufschlag. Dieser doppelte Preisaufschlag hat zur Folge, dass das Endprodukt einen höheren Preis hat, als dies der Fall wäre, wenn ein einzelnes Unternehmen die Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess hätte. Eine Kette von Monopolen verursacht also Preise, die noch höher sind als der Monopolpreis eines vertikal integrierten Unternehmens.

Ursache und Wirkung

Ursache der Preiserhöhung durch double marginalization ist der Umstand, dass der zweite Monopolist bei der Preiswahl nur den negativen Effekt einer Preiserhöhung auf den eigenen Gewinn berücksichtigt, welcher durch eine Reduktion der Verkaufsmenge bedingt ist. Nicht berücksichtigt wird die negative Externalität auf den ersten Monopolisten, denn eine Erhöhung des Gesamtpreises sorgt über den Nachfragerückgang auch für eine Senkung des Gewinns des ersten Unternehmens.

Dies hat zur Folge, dass double marginalization unter Wohlfahrtsgesichtspunkten als eindeutig negativ zu bewerten ist. Der doppelte Preisaufschlag führt im Vergleich zu einem einfachen Monopol dazu, dass der Gesamtgewinn der Unternehmen geringer ist, die Konsumenten einen höheren Preis bezahlen müssen und eine geringere Menge konsumiert wird. Sämtliche gesellschaftlichen Gruppen sind also strikt schlechter gestellt.

Problemlösungen

Es gibt zahlreiche Mechanismen, double marginalization zu verhindern oder zumindest zu begrenzen. Zu diesen zählen unter anderem die folgenden.

  • Vertikale Integration: Eine Fusion des betroffenen Unternehmens sorgt dafür, dass die Preissetzung aus gemeinschaftlicher Sicht der Unternehmen gewählt wird. Äquivalent hierzu ist ein Kartell des betroffenen Unternehmens.
  • Franchise-Gebühr: Dabei verkauft das erste Unternehmen dem zweiten das Recht, ihre Produkte zu vertreiben, durch einen Einmalpreis, die so genannte Franchise-Gebühr, welche unabhängig von der vertriebenen Menge ist. Zusätzlich wird ein Preis pro verkauftem Stück berechnet. Wird dieser Stückpreis so gewählt, dass er genau den Grenzkosten der Herstellung entspricht, ist es für das zweite Unternehmen optimal, den Monopolpreis für das Endprodukt zu wählen. Gewinne macht das erste Unternehmen hier nur über die Franchise-Gebühr.
  • Nicht-lineare Preissetzung: Hierbei verlangt das erste Unternehmen nicht einen mengenunabhängigen Preis pro Stück, sondern macht den Stückpreis abhängig von der verkauften Gesamtmenge. Ist das Rabattschema optimal gewählt, entspricht es genau der Franchiselösung.
  • Preisbindung der zweiten Hand (resale price maintenance): Hier schreibt das erste Unternehmen dem zweiten den Verkaufspreis für das Endprodukt vor.
  • Wettbewerb: Vertreibt ein Hersteller seine Produkte über konkurrierende Händler, sorgt der Wettbewerb unter diesen für eine Senkung des zweiten Preisaufschlages.

Man beachte, dass obige Mechanismen lediglich das Problem der double marginalization lösen. Aus Sicht der Gesamtwohlfahrt bleibt jedoch das Problem der Monopolpreissetzung bestehen. Des Weiteren sei darauf hingewiesen, dass einige Mechanismen, etwa ein Zusammenschluss oder ein Kartell der Unternehmen, bei horizontalen Unternehmensbeziehungen wettbewerbspolitisch kritisch zu beurteilen sind. In den hier erörterten vertikalen Beziehungen haben sie jedoch den Vorteil, den doppelten Preisaufschlag zu verhindern.

Literatur

Das Phänomen des doppelten Preisaufschlags wurde bereits im 19. Jahrhundert von dem französischen Mathematiker Augustin Cournot (1838) antizipiert. Eine erste vollständige Analyse findet sich in Joseph Spengler (1950). Massimo Motta (2004) enthält eine verständliche Diskussion der Thematik.

  • Cournot, Augustin (1838). Recherches sur les Principes Mathématiques de la Théorie des Richesses, English edition: Research into the Mathematical Principles of the Theory of Wealth, Edited by N. Bacon, New York: MacMillan, 1897
  • Spengler, Joseph J. (1950). “Vertical Integration and Antitrust Policy”, Journal of Political Economy 58, 347-352
  • Motta, Massimo (2004). Competition Policy, Cambridge University Press

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Doppelter Preisaufschlag — Als double marginalization bezeichnet man den doppelten Preisaufschlag, welcher bei Gütern anzutreffen ist, die in einem mehrstufigen Produktionsprozess hergestellt werden, etwa Rohstoffgewinnung, Weiterverarbeitung und Verkauf. Werden die… …   Deutsch Wikipedia

  • Verkettete Monopole — Als double marginalization bezeichnet man den doppelten Preisaufschlag, welcher bei Gütern anzutreffen ist, die in einem mehrstufigen Produktionsprozess hergestellt werden, etwa Rohstoffgewinnung, Weiterverarbeitung und Verkauf. Werden die… …   Deutsch Wikipedia

  • Mergers and acquisitions — Merger redirects here. For other uses, see Merge (disambiguation). For other uses of acquisition , see Acquisition (disambiguation). Accountancy Key concepts Accountant · Accounting period · Bookkeeping · Cash and accrual basis …   Wikipedia

  • Pachuco — Pachucos are Mexican American youths who developed their own subculture during the 1930s and 1940s in the Southwestern United States. They wore distinctive clothes (such as Zoot Suits) and spoke their own dialect (Caló). Due to their double… …   Wikipedia

  • Channel coordination — (or supply chain coordination) aims at improving supply chain performance by aligning the plans and the objectives of individual enterprises. It usually focuses on inventory management and ordering decisions in distributed inter company settings …   Wikipedia

  • ROSENFARB, CHAVA — (1923– ), Yiddish writer. Born in Lodz, Rosenfarb began writing at age eight and was educated at the Medem school and then at a Polish high school. In the Lodz ghetto, her poetry brought her to the attention of simkha bunim shayevitsh , author of …   Encyclopedia of Judaism

  • Mexican general election 2006 controversies — Mexico This article is part of the series: Politics and government of Mexico …   Wikipedia

  • Belief propagation — is a message passing algorithm for performing inference on graphical models, such as Bayesian networks and Markov random fields. It calculates the marginal distribution for each unobserved node, conditional on any observed nodes. Belief… …   Wikipedia

  • literature — /lit euhr euh cheuhr, choor , li treuh /, n. 1. writings in which expression and form, in connection with ideas of permanent and universal interest, are characteristic or essential features, as poetry, novels, history, biography, and essays. 2.… …   Universalium

  • KABBALAH — This entry is arranged according to the following outline: introduction general notes terms used for kabbalah the historical development of the kabbalah the early beginnings of mysticism and esotericism apocalyptic esotericism and merkabah… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”