Drehbohrmaschine

Drehbohrmaschine

Alfred Brandt (* 3. September 1846 in Hamburg; † 29. November 1899 in Brig) war ein deutscher Ingenieur und Erfinder der hydraulischen Drehbohrmaschine. Er plante den Simplontunnel und leitete dessen Bau ab 1898.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brandt entstammte einer Hamburger Reeder- und Kaufmannsfamilie. Nach dem Abschluss der Schule nahm er in Grimma eine Maschinenbauerausbildung auf. Anschließend absolvierte Brand ein Studium am Polytechnikum Zürich. Während seiner Studienzeit begann er mit der Entwicklung einer neuartigen Drehbohrmaschine mit Druckwasserantrieb, die die seinerzeit im Berg- und Tunnelbau verwendeten pressluftbetriebenen Stoßbohrmaschinen ersetzen sollte.

Brandt stellte 1873 auf der Wiener Weltausstellung erstmals eine auf auf diesem Prinzip konstruierte Maschine vor, die von der Fachwelt anfangs noch belächelt wurde. Doch nach weiterer Vervollkommnung und der Patentierung 1877 als Brandtsche Gesteinsbohrmaschine (Deutsches Reichspatent Nr. 1355) erlangte er schnell Anerkennung von Fachleuten der Zeit, zum Beispiel Franz Rziha. Er gründete mit seinem früheren Kommilitonen Karl Brandau in Hamburg-Uhlenhorst das gemeinsame Konstruktionsbüro Brandt & Brandau. Brandt gelang es schließlich den Schweizer Maschinenbauer Gebrüder Sulzer für eine Produktion seiner Bohrschine zu gewinnen.

Nachfolgend fand die Brandtsche Gesteinsbohrmaschine bei Tunnelbauten der Schlesischen Gebirgsbahn, beim Pfaffensprungtunnel der Gotthardbahn, im Sonnstein-Brandleite-Arlbergtunnel der Salzkammergutbahn, Roncotunnel (Italien), Surramtunnel (Kaukasus) und Gravehalstunnel (Norwegen) Verwendung. Daneben hielt sie erfolgreich im Bergbau in Rheinland, Sachsen und Spanien Einzug. Brandtsche Maschinen standen u.a. bei den königlichen Steinkohlenwerken Zauckerode und den königlichen Erzbergwerken in Freiberg in Betrieb.

1886 erhielt das Büro Brandt & Brandau als Konsortium mit dem Zürcher Unternehmen Locher den Zuschlag für den Bau des Simplontunnels. Es bewarb sich ebenfalls um die Realisierung des Sankt Gotthard-Tunnel. Brand verstarb ein Jahr nach dem Baubeginn des Simplontunnels. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof von Hamburg-Ohlsdorf.

Die Brandtsche Gesteinsbohrmaschine ist im Deutschen Museum München ausgestellt.

Leistungen

Neu an Brandts Bohrmaschine war, dass sie im Gegensatz zu den bisherigen pneumatischen Bohrmaschinen mit Wasserdruck angetrieben wurde. Anstelle einer Stoßbewegung des Bohreres erfolgte eine Drehbewegung. Die Spitze des Bohrers hatte eine hohle Kronenform. Unter konstantem Druck von ca. 50 Atmosphären wurde der drehende Bohrkopf mit ca. 10 Umdrehungen in der Minute gegen den Fels gedrückt und das Gestein damit abgeschliffen.[1]

Einzelnachweise

  1. Judith Schueler: Artefakte in der Heldenrolle. In: TECHNIKGESCHICHTE 1(2009), S. 8f.

Literatur

  • Judith Schueler: Artefakte in der Heldenrolle : Der vergessene Ruhm der Brandtschen hydraulischen Drehbohrmaschine. In: TECHNIKGESCHICHTE, hg. vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Gesellschaft für Technikgeschichte (GTG), 1(2009), S. 3-36 (mit umfangreichen bibliographischen Angaben).
  • Ernst Mathys : Männer der Schiene. Bern 1955. (Kurzbiographie)
  • Konrad Matschoss: Männer der Technik ; Ein biogr. Handbuch. Hrsg. im Auftr. des Vereins Deutscher Ingenieure. Berlin 1925. (Kurzbiographie)
  • Freiherr von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 479. [1]
  • Franz Rziha: Die Brandt'sche Gesteinsbohrmaschine. In: Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines. 36 (1877), S.231f.
  • Die Brandt'sche hydraulische Rotations-Bohrmaschine, in: Die Eisenbahn 7 (1877), Heft 13, S. 97ff.

Weblinks


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