- Dreistrahlige Flugzeuge
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Bei dreistrahligen Flugzeugen (sog. Trijets) sind typischerweise zwei der Triebwerke an den Tragflächen oder am hinteren Rumpf befestigt, das dritte Triebwerk ist bei fast allen Modellen unterhalb des Seitenruders angebracht. Im Jahre 2009 sind weltweit etwa 3.200 Trijets im zivilen und etwa 60 im militärischen Bereich im Einsatz, darunter die Standardrumpfflugzeuge Boeing 727, Jakowlew Jak-42 und Tupolew Tu-154, das Großraumflugzeug DC-10 sowie Geschäftsreiseflugzeuge der Dassault Falcon-Familie. Trijets eigenen sich besonders für Lang- und Mittelstreckenflüge, da sie wegen des dritten Triebwerks den strengen Sicherheitsbestimmungen der ETOPS für transozeanische Flüge entsprechen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtliche Entwicklung
Dieser Typus war bei Mittel- und Langstreckenflugzeugen während der 1970er- und 1980er-Jahre sehr verbreitet. Anfang der 60er Jahre fand die dreistrahlige Bauweise zunächst Verwendung für größere Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge (Boeing 727, Hawker Siddeley Trident, später auch Tupolew 154). Mit dem Aufkommen der Großraumflugzeuge (Indienststellung der Boeing 747 im Jahr 1970) wurden auch größere Modelle mit drei Triebwerken ausgerüstet. Zwischen dem Beginn der 70er Jahre (Erscheinen der DC-10) und Anfang der 80er Jahre waren die großen, dreistrahligen Muster DC-10 und Lockheed TriStar von aufkommensschwachen Langstrecken nicht wegzudenken und bedienten gleichzeitig insbesondere in den USA stark frequentierte Kurz- und Mittelstrecken. Für die Überquerung von z.B. Ozeanen waren damals zweistrahlige Muster nicht zugelassen (siehe ETOPS) und von drei statt vier Triebwerken versprach man sich größere Wirtschaftlichkeit. Schlossen die dreistrahligen Muster dabei zunächst die Lücke zwischen den kleineren, älteren Vierstrahlern (im Wesentlichen DC-8 und Boeing 707 und der deutlich größeren Boeing 747, bildeten sie mit Ausmusterung der kleineren Vierstrahler den "Unterbau" der Mittel- und Langstreckenflotten. Mitte der 80er Jahre hatten sich allerdings zweistrahlige Flugzeuge wie die Boeing 767 als derart zuverlässig erwiesen, dass sie auch die Zulassung für transozeanische Einsätze erhielten. Dies war Anlass für die Fluggesellschaften, ihre in die Jahre gekommenen dreistrahligen Großraumflugzeuge durch modernere Maschinen (zunächst Boeing 767, später auch Airbus A330 und A340 und Boeing 777) zu ersetzen, die fast durchweg zwei, seltener vierstrahlig waren. Die Anfang der 90er Jahre als Überarbeitung der DC-10 eingeführte MD-11 konnte sich nicht längerfristig am Markt etablieren. Im Laufe der 80er Jahre verschwand auch die Boeing 727 langsam von den Kurz- und Mittelstrecken.
Dreistrahler heute
Insbesondere in den westlichen Industrieländern sind heute nur noch wenige dreistrahlige Jets im Passagierdienst anzutreffen. Das häufigste Muster ist derzeit noch die MD-11, die noch von einigen Fluglinien betrieben wird. Die älteren DC-10 und Boeing 727 sind dagegen fast völlig von europäischen Flughäfen verschwunden und fliegen in den Passagierversionen heute fast nur noch in der dritten Welt. Sie wurden durch Twinjets ersetzt.[1] Im Luftfrachtbereich sind dagegen noch viele Dreistrahler im Einsatz, da nach ihrer Ausmusterung aus dem Passagierdienst viele DC-10 und insbesondere MD-11 zu Frachtmaschinen umgerüstet wurden. Gerade der MD-11 kommt als recht modernem, wirtschaftlichem Flugzeug in dieser Hinsicht besondere Bedeutung zu. Größter Betreiber dreistrahliger Flugzeuge ist heute die US-Frachtfluggesellschaft Federal Express, die weltweit größter Betreiber der Muster Boeing 727, DC-10 und MD-11 ist. Auch im militärischen Bereich (Fracht-, Truppentransport, Luftbetankung) sind weiterhin dreistrahlige Muster anzutreffen (z.B. KC-10). Allerdings befindet sich heute kein dreistrahliges Passagierflugzeug mehr in Produktion. Neue Modelle werden nur noch im Bereich der Geschäftsflugzeuge (z.B. Dassault Falcon 50 gebaut.
Besondere Konstruktionsmerkmale
Dreimotorige Flugzeuge erfordern grundsätzlich die Montage eines Triebwerkes an der Längsachse des Flugzeuges. Dies wirft bei Düsentriebwerken größere konstruktive Probleme auf als bei Propellermaschinen, wo (wie bei der berühmten Junkers Ju-52) das mittlere Triebwerk direkt in die Rumpfnase integriert werden kann. Bei der Kostruktion dreistrahliger Flugzeuge haben sich im Wesentlichen zwei Grundkonzepte für die Montage des mittleren Triebwerkes durchgesetzt. Dabei kommt jeweils ein Triebwerk im Flugzeugheck zum Einsatz und der Lufteinlass befindet sich am unteren Ende der Seitenflosse. Die Positionierung des dritten Triebwerks wird generell als technisch sehr schwierig eingeschätzt.
Der S-förmige Lufteinlass
Bei dieser Bauform (engl. als S-duct bezeichnet) befindet sich lediglich der Lufteinlass an vorderen Rand der Seitenflosse und führt in einem etwa S-förmigen Bogen ins Flugzeugheck, wo das eigentliche Triebwerk montiert ist. Der Auslass der Turbine bildet dann meist die Heckspitze. Das Triebwerk ist in das hintere Ende des Rumpfes integriert. Diese Bauform hat besonders starke Verbreitung gefunden und kommt bei folgenden Passagierflugzeugen zum Einsatz:
- Boeing 727
- Dassault Falcon 50
- Dassault Falcon 900
- Dassault Falcon 7X
- Hawker Siddeley Trident
- Lockheed L-1011 TriStar (größtes je mit S-förmigem Einlass gebautes Flugzeug)
- Tupolev Tu-154
- Jakowlew Jak-40
- Jakowlew Jak-42
Mit Ausnahme der Lockheed TriStar wird der S-förmige Einlass dabei immer mit den beiden anderen Triebwerken am Rumpfheck kombiniert. Lediglich Lockheed entschied sich für eine Montage der beiden verbleibenden Triebwerke unter den Tragflächen. Eine der TriStar vergleichbare Triebwerksanordnung plante Boeing in den 70er Jahren für eine verkürzte, dreistrahlige Variante der Boeing 747, die aber nie realisiert wurde.
Die Heckgondel
Bei der Heckgondel handelt es sich um eine Triebwerksaufhängung, bei der die Seitenflosse komplett auf das Triebwerk aufgesetzt ist. Das mittlere Triebwerk ist dabei auf das Rumpfheck montiert und oberhalb der Gondel befindet sich das Seitenleitwerk. Diese Konstruktion fand im Wesentlichen für die Großraumflugzeuge DC-10 und MD-11 der amerikanischen Firma McDonnell Douglas Anwendung. Das kleine, dreimotorige Passagierflugzeug Britten-Norman Trislander verwendet eine vergleichbare Aufhängung für einen Kolbenmotor, der einen Propeller betreibt.
Weitere Konstruktionen
Nur bei einigen Experimentaltypen (z. B. Sud Ouest SO 9000/9050 Trident I/II[2]) wurde das dritte Triebwerk direkt im Rumpf eingebaut.
Künftige Entwicklungen
Eine künftige Produktion von Trijets im Bereich der Standardrumpf- und Großraumflugzeuge ist sehr unwahrscheinlich. Airbus S.A.S. ließ sich zwar eine Trijet-Konstruktion mit dem dritten Triebwerk in einer Gondel oberhalb des Rumpfhecks und mit einem doppelten Seitenleitwerk im Jahre 2008 patentieren[3], ob dieser Typ allerdings jemals produziert wird, ist sehr ungewiss.
Geschäftsflugzeuge (z. B. die Falcon-Familie von Dassault Aviation) werden voraussichtlich auch weiterhin mit drei Strahltriebwerken hergestellt. Neuentwicklungen anderer Hersteller sind momentan nicht angekündigt.
Boeing hat durch die Verschmelzung mit McDonnel Douglas im Jahre 1997 Entwürfe für eine neue Trijet-Familie mit der Bezeichnung MD-XX mitübernommen. Dieses Projekt einer größer dimensionierten und modernisierten DC-10 mit höherer Reichweite wurde allerdings 1996 vorläufig beendet[4].
Klassifizierung von dreistrahligen Flugzeugen nach Einsatz, Abmessung und Produktion
Flugzeugtyp [5] Bild Produktion (Zeitraum) Stück
Produktion
(2008)
[6][7]Stück einsatz-
fähig (2008)
[6][7]Land [8] Länge
(von-bis)
in m
[9]Spannweite
(von-bis) in m
[9]Reichweite
in km
[10]Start-
gewicht
in t [11]Bemerkung Boeing 727 1963-1984 1.832 838 Vereinigte Staaten 40-46 m 32 m 4.020 km 95 t Standardrumpf-
flugzeugBoeing C-22[12] 1963-1984 4 [7] 1Vereinigte Staaten 40 m 33 m 3.220 km 77 t militärische Variante der Boeing 727-100/200 Dassault Falcon 50 1976-2008 352 Frankreich 18 m 18 m 6.480 km 18 t Geschäftsreise-
flugzeugDassault Falcon 900 1984- 260 Frankreich 20 m 19 m 8.300 km 21 t Geschäftsreise-
flugzeugDassault Falcon 7X 2001- Frankreich 23 m 25 m 11.000 km 31 t Langstrecken-Geschäftsreise-flugzeug Hawker Siddeley Trident 1950er-1971 (ca.) 117 -- Vereinigtes Königreich 35-40 m 27-29 m 4.600 km 68 t ursprünglich von de Havilland, Standardrumpf-
flugzeugJakowlew Jak-40 1967-1981 1.011 731 Russland (frühere UdSSR) 20 m 25 m 1.450 km 16 t Kurzstrecken-
verkehrsflugzeugJakowlew Jak-42 Clobber 1979-2002 184 158 Russland (frühere UdSSR) 36 m 34 m 4.100 km 57 t Standardrumpf-
flugzeugLockheed L-1011 Tristar 1970-1984 250 90 Vereinigte Staaten 50-54 m 47-50 m 9.900 km 231 t Großraumflugzeug McDonnel Douglas DC-10 1968-1988 386 213 Vereinigte Staaten 55 m 47-50 m 7.400 km 251 t Großraumflugzeug McDonnel Douglas KC-10 Extender 1979-1990 60 60 Vereinigte Staaten 55 m 50 m 7.080 km 267 t militärisches Großraumtank- und Transportflugzeug McDonnel Douglas MD-11 1988-2000 200 195 Vereinigte Staaten 61 m 51 m 13.000 km 285 t Großraum-Frachtflugzeug Sud Ouest SO.9000/9050 Trident I/II [2] [13] 1953-1958 2 --- Frankreich 13 m 7 m 5 t militärischer Experimentaltyp Tupolew Tu-154 Careless 1968-2006 915 470 Russland (frühere UdSSR) 48 m 37 m 4.000 km 100 t Standardrumpf-
flugzeugSiehe auch
- Kurzstreckenflugzeug
- Mittelstreckenflugzeug
- Langstreckenflugzeug
- Großraumflugzeug
- Einstrahliges Flugzeug
- Zweistrahliges Flugzeug
- Vierstrahliges Flugzeug
- Sechsstrahliges Flugzeug
- Achtstrahliges Flugzeug
- Luftfahrzeuge der USAF
Weblinks
- Übersicht der 2008 weltweit eingesetzten Zivilflugzeuge bei Flightglobal (engl.)
- weitere Übersichten bei Flightglobal (engl.)
- Fotosammlung bei Planespotters
- Fotosammlung bei Airliners-Net
- Fachzeitschrift Flightglobal (engl.)
- Fachzeitschrift Aviation Week (engl.)
- Fachzeitschrift Flugrevue
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Übersicht in Flightglobal: World Airliners: Good times - Bad times, Oct. 2008 (engl.)
- ↑ a b Artikel SO.9000 Trident in der französischen wikipedia[1] und in Berger (Hrsg.), 1000 Flugzeuge, Köln, o. J., ISBN 978-3-625-10373-8, S. 327
- ↑ Infos und Skizze in Airbus files patent for new trijet design bei Flightglobal (engl.)
- ↑ s. Artikel MDC postpones MD-XX launch und MDC board termintes MD-XX bei Flighglobal (engl.)
- ↑ Eingeordnet wird das jeweilige Modell unter dem Name, unter dem es bekannt wurde oder bei aktuellen Modellen, unter dem es angeboten bzw. von den Herstellern gelistet wird. Ggf. werden mehrere Bezeichnungen aufgeführt, bei Modellen der früheren Sowjetunion, Russlands, Chinas usw. auch die Nato-Bezeichnungen.
- ↑ a b Übersicht in: Flight International: World Airliners, 21-27. Okt. 2008, S. 31-43 und 28. Okt. - 3. Nov. 2008, S. 51-63. (Alle bis Mitte 2008 produzierten Flugzeuge und alle noch im Einsatz befindlichen Flugzeuge einschließlich vorübergehend stillgelegter Exemplare.)
- ↑ a b c Übersicht in: Flight International: World Air Forces, 11.-17. Nov. 2008, S. 48-76 (Einleitungund Liste als PDF mit einer englischsprachige Übersicht aller in den Air Forces eingesetzten Flugzeugtypen)
- ↑ Land bzw. Länder mit dem Sitz des Herstellers. Bei Kooperationen, z. B. EADS/Airbus werden alle direkt beteiligten Länder aufgeführt. Bei den Ländern des früheren Ostblocks wird bei Produktion vor 1990 ggf. die frühere UdSSR zusätzlich aufgeführt.
- ↑ a b Die Längen- und Spannweitenangaben sind gerundet auf Meter, um die Tabelle übersichtlich zu halten. Unterschiedliche Größen bei Varianten eines Modells: x-y m, bei Schwenkflügelflugzeugen: maximale/minimale Größe.
- ↑ als normal angegebene maximale Reichweite des Herstellers in Kilometer bei üblicher Zuladung, leistungsfähigstes Modell des Typs ohne Berücksichtigung von Zusatztanks, außer ggf. bei speziell aufgeführten ER-Modellen (extended range = vergrößerte Reichweite) in Kilometern, ggf. gerundet
- ↑ Bruttogewicht, nach Herstellerangaben in metrischen Tonnen, leistungsfähigstes Modell des Typs, ggf. gerundet
- ↑ Militärische Version: (englischer Wikipedia-Eintrag)
- ↑ Foto [2] in der französischen Wikipedia
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