Druckluftschaum

Druckluftschaum

Druckluftschaum (Abkürzung: DLS), auf Englisch Compressed Air Foam (Abkürzung: CAF) ist eine spezielle Art von Löschschaum, der von der Feuerwehr eingesetzt wird.

Die gebräuchliche Abkürzung CAFS (Compressed Air Foam System) bezeichnet die den Druckluftschaum erzeugende Anlage (Druckluftschaumanlage, Abkürzung: DLSA).

DLS wird im Gegensatz zu herkömmlich verschäumtem Schaum nicht erst im Strahlrohr, sondern schon beim Mischen des Wassers mit dem Schaummittel mit Hilfe von Druckluft verschäumt. Wegen der Expansion des komprimierten Schaums am Strahlrohr sowie der Tatsache, dass keine Energie für die Luftzumischung verbraucht wird, kann dieser Schaum wesentlich weiter geworfen werden.

Druckluftschaum wurde ursprünglich in den 1930er Jahren in Deutschland entwickelt. In Europa wurde CAFS erstmals im Jahre 1997 von der Berufsfeuerwehr Ingolstadt in einem Pilotprojekt eingeführt und praxiserprobt. Aufgrund der positiven Ergebnisse entschloss sich das Bundesland Bayern als erstes Bundesland, das neue Löschmittel zu fördern.

Inhaltsverzeichnis

Vor- und Nachteile des Verfahrens gegenüber Wasser und Netzwasser

Oft wird DLS wegen seiner angeblich hervorragenden Löscheigenschaften bei der Brandklasse A gelobt. Dies ist jedoch in Tests nicht eindeutig bewiesen. Insbesondere wird oft bemängelt, dass DLS gegenüber reinem Wasser getestet wird. Tests gegen Netzwasser wären sehr viel interessanter und aussagefähiger, da ein großer Teil der dem DLS eigenen besseren Löschwirkung auf der Netzwirkung des verwendeten Schaummittels beruht. Eine DLS-Anlage ist jedoch gegenüber einer reinen Schaummittel-Zumischanlage um ein vielfaches teurer - ein besonders augenfälliger Nachteil dieses Löschverfahrens und deshalb einer der Hauptgründe, weshalb DLS umstritten ist.

Insbesondere liege der Vorteil des Löschmittels in der effektiven Löschwirkung. Dem ist jedoch entgegenzusetzen, dass insbesondere bei Brandklasse-A-Bränden Löscherfolg und Effizienz hauptsächlich von der Virtuosität des Strahlrohrführers abhängen - das haben Versuche der Forschungsstelle für Brandschutztechnik (FFB) an der Universität Karlsruhe (TH) ergeben. Des Weiteren sei, so die oft getätigte und wiederholte Aussage, bei sachgemäßer Anwendung kein Wasserschaden im Brandraum zu erwarten. Das wird zum einen durch die gegenüber Wasser geringere Fließfähigkeit des Schaums erreicht, zu einem sehr bedeutenden Teil jedoch auch wieder durch die Fähigkeiten des Strahlrohrführers. Nach Ansicht der FFB stellt - neben dem Sicherheitsgewinn durch die gesteigerte Wurfweite und neben der leichteren Handhabbarkeit der Schläuche wegen ihres geringeren Gewichts - die Verbesserung des Ausbildungserfolgs des Strahlrohrführers den Hauptvorteil des DLS-Löschverfahrens dar.

Der Schaum legt sich über das Brandgut und bleibt dort bei festen Stoffen in der Regel auch länger haften. Da der Schaum sofort verdampft, wenn das Brandgut noch sehr heiß ist, kann man diesen Umstand als Hilfe zur Beurteilung betrachten, ob weiteres Aufbringen von Löschmittel notwendig ist. Weiterhin dämpft die Schaumschicht das Verdampfen und Kondensieren von aufgebrachtem Wasser aus dem Brandgut; die Sicht ist subjektiv deutlich schneller besser als bei anderen Löschmitteln wie Wasser oder Netzwasser.

Diese Eigenschaften sind jedoch nicht nur vorteilhaft, sondern bringen auch deutliche Nachteile mit sich: Wenn ein festes Brandgut von Schaum bedeckt ist, kann der Eindruck entstehen, dass der Brand gelöscht sei, obwohl im Inneren eventuell noch Glutnester vorhanden sind. Diese Gefahr besteht besonders bei „trockenem“ Schaum, der das enthaltene Wasser eher langsam abgibt.

Eine Eigenheit von Schaum im Allgemeinen ist, dass er Wärmestrahlung abschirmt. Daher kann eine Schaumschicht auf dem Brandgut den Einsatz von Wärmebildkameras behindern. Schaum auf der Maskensichtscheibe von Atemschutzgeräteträgern - besonders im Innenangriff zu erwarten - behindert die Sicht und lässt sich nur schwer entfernen. Weiterhin besteht bei einer Schaumschicht am Boden Unfallgefahr, da Hindernisse unter dem Schaum verborgen sein können.

Auch die Tatsache, dass der Schaum im Schlauch komprimiert vorliegt (meist 5-10 bar), hat nicht nur Vorteile: Beim Platzen eines Schlauches kommt es zu einem lauten Knall, was bei Wasser wegen der fehlenden Kompressibilität nicht der Fall ist. Wenn ein Schlauch in der unmittelbaren Nähe eines Menschen platzt, wären Knalltraumata vorstellbar. Feuerwehrleute, die an Einsatzstellen waren, an denen es zu solch einem Zerknall kam, äußerten sich erstaunt über die Ursache - sie hatten den lauten Knall meist für eine berstende Gasflasche gehalten. Durch die hohe gespeicherte Energie, die beim Zerplatzen frei wird, kann der Schlauch - besonders, wenn der Abriss an einer Kupplung erfolgt - eine nicht unbedeutende Kraft entwickeln und Schäden sogar an Sachen anrichten. Fälle, in denen Menschen von solchen Schläuchen oder Kupplungen getroffen wurden, sind bisher glücklicherweise nicht bekannt geworden.

Probleme

Am 17. Dezember 2005 verunglückten bei einem Einsatz der Feuerwehr Tübingen zwei Feuerwehrleute tödlich. Bei Löscharbeiten im Dachgeschoss eines Fachwerkhauses, flammte eine Etage tiefer der Brand wieder auf. Aufgrund eines Schlauchplatzers hatten die beiden Feuerwehrleute nun kein Löschmittel mehr zur Verfügung, um sich den Rückweg „freizulöschen“. Beide erstickten bevor der Sicherheitstrupp die beiden nach über 20 Minuten finden konnte. Bei der Rekonstruktion des Unglücks im Januar 2006 stellte sich – für die Brandexperten überraschend – heraus, dass ein mit CAFS gefüllter Schlauch aufgrund von Hitzeeinwirkung sehr schnell platzen kann. Der Grund hierfür scheint zu sein, dass das Druckluft-Schaum-Gemisch den Schlauch nicht so gut kühlt wie Wasser. Anscheinend verlieren die Schläuche deshalb rasch ihre Festigkeit - und platzen. Das Innenministerium Baden-Württemberg reagierte umgehend: „Das schnelle Platzen der Schläuche kann unsere Einsatzkräfte bei der Brandbekämpfung in Gebäuden, also beim so genannten Innenangriff, vor plötzliche und unvorhersehbare Gefahrensituationen stellen. Unabhängig davon, ob dies in kausalem Zusammenhang mit den tödlichen Unfällen in Tübingen steht, haben wir aus Sorge um die Sicherheit jetzt unserer Feuerwehrleute umgehend von diesen Sachverhalt unterrichtet“, sagte Landesbranddirektor Hermann Schröder am Mittwoch, 18. Januar 2006, in Stuttgart. „Den Feuerwehren geben wir besondere Empfehlungen, wie sie bei der Verwendung von Druckluftschaum vorgehen sollen“, so der Landesbranddirektor weiter. „Dies gilt vor allem beim Innenangriff, wenn die Druckschläuche beispielsweise mit glühenden, brennenden oder anderweitig erwärmten Teilen in Berührung kommen könnten. Das Druckluftschaumverfahren, das eine Verbesserung in der Brandbekämpfung bedeutet, weil es unter anderem Löschwasserschäden verringert, kann unter Beachtung dieses Warnhinweises ansonsten weiterhin angewendet werden. Eine abschließende Bewertung kann erst nach umfangreichen Versuchen abgegeben werden.“..

Die technischen Gremien, wie die z. B. Hersteller der Schläuche oder der Normenausschuss des Innenministeriums wurden ebenfalls informiert, sie sollen eventuelle Verbesserung der Geräte bzw. der Einsatztaktik prüfen.

Literatur

  • Ulrich Braun, Druckluftschaum. Die Roten Hefte Nr. 211/Ausbildung kompakt. 1. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-019312-3

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