Abkürzung

Abkürzung
Inschrift des Zürcher Rathauses mit verschiedenen Abkürzungen

Als Abkürzung (auch Abbreviatur) wird die gegenüber der ursprünglichen Länge verkürzte Darstellungsform eines Wortes oder einer Wortgruppe bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Zu den Abkürzungen gehören Akronyme, Kurzwörter, Initialwörter, Buchstabenketten und Kürzel. Was man abkürzt, ist auch gesellschaftlich bedingt. So erscheinen Abkürzungen wie AB für Anrufbeantworter oder HP für Homepage als regional, national oder durch die Textsorte begrenzt. Weiterhin sind auch Abkürzungen gebräuchlich, die nur in einem bestimmten Umfeld verwendet werden, wie zum Beispiel in Kleinanzeigen von Zeitungen oder in einem Fachgebiet. Abkürzungen sind Schreib- und Leseerleichterungen, sie dienen der schnelleren und konzentrierteren Kommunikation. Des Weiteren dienen Abkürzungen auch der Platzersparnis. Im nicht-literarischen Umgangsdeutsch umschreibt das Wort Abkürzung auch einen verkürzenden Weg, der nicht unbedingt den gängigen Regeln entspricht.

Das Wort „Abkürzung“ wird durch die Abkürzung „Abk.“ abgekürzt. Abkürzungen entstehen meist in der geschriebenen Sprache und finden manchmal Aufnahme in der Umgangssprache (zum Beispiel NATO, EU, UNO).

Geschichte der Abkürzung

Die Abbreviatur Deleatur, mit der man noch heute Zeichen oder Textstellen markiert, die gestrichen werden sollen.
Lateinische Handschrift des 15. Jahrhunderts mit Abkürzungen

Schon die antiken Inschriften waren reich an Abkürzungen. In der römischen Epigrafik herrschte ein System vor, bei dem die Wörter auf den ersten Buchstaben verkürzt wurden. Ein doppelter Buchstabe zeigte den Plural an. Der Sekretär Ciceros, Tiro, entwickelte eine Kurzschrift (tironische Noten). In Büchern wurden Kürzungen zurückhaltender gebraucht. Ein kleiner hochgestellter Strich für ein ausgefallenes abschließendes M und strichpunktartige Zeichen an B (für -BUS) und Q (für -QUE) waren die einzigen verbreiteten Abkürzungen. Bereits im 2. Jh. n. Chr. werden Abkürzungen für heilige Begriffe verwendet, sog. Nomina sacra zum Beispiel ds für deus. Vor allem in juristischen Texten werden bis zum 6. Jh. diverse Kurzschreibweisen gebraucht – eine Inflation, der 535 durch ein formelles Verbot dieser sog. „notae iuris“ begegnet wird.

Die Konventionen für Abbreviaturen in mittelalterlichen Handschriften führen z. T. die antiken Prinzipien, die gebräuchlichen nomina sacra und einige der „tironischen Noten“ fort, erweitern den Gebrauch und führen diverse zusätzliche Kurzschreibweisen ein, die teilweise nur von einzelnen oder wenigen Schreibern gebraucht werden. Bekannt ist etwa der übergeschriebene Strich, der sich als Verdoppelungszeichen von m in der deutschen Kurrentschrift noch bis ins 20. Jahrhundert gehalten hat. (Näheres zu mittelalterlichen Abbreviaturen im entsprechenden Hauptartikel.) Besonders reich wurde das Abkürzungssystem mit dem hohen Bücherbedarf in den spätmittelalterlichen Universitäten. Obwohl beim Druck mit beweglichen Lettern der Abkürzungsbedarf deutlich sinkt, umfasst der Typensatz der Gutenberg-Bibel noch viele Abkürzungszeichen.

Außer diesen eher technischen Abkürzungen waren Abkürzungen mit Initialen im gesellschaftlichen oder politischen Leben selten. Den Verein zur Abwehr des Antisemitismus nannte man kurz den Abwehr-Verein, die Nationalliberale Partei nicht etwa NLP, sondern Nat. Lib. Noch Konrad Adenauer, geboren 1876, kürzte in seinen Aufzeichnungen die FDP mit Dem. und die SPD mit Soz. Dem. ab. Wohl war es gängig, Vornamen abzukürzen, die man wegen der geringen Auswahl oft leicht entschlüsseln konnte: Frd. für Friedrich, Joh. für Johann usw.

Im 20. Jahrhundert kam es zu einer Fülle von Abkürzungen, was bereits den Zeitgenossen auffiel. Gerade bürokratischen Großorganisationen (UNO, SED-Staat, öffentliche Verwaltungen allgemein, Militär, Großunternehmen etc.) haben oder hatten umfangreiche Abkürzungssysteme in Gebrauch. Da die Berichte der Stasi nicht jeder so einfach lesen sollte, verwendete sie bis zu 2600 Abkürzungen. Auch gibt es in einzelnen Nationalsprachen und politischen Systemen Vorlieben für Abkürzungen, z. B. in der russischen Sprache, russische Wörter und offizielle Bezeichnungen sind dort in der ungekürzten Form oft sehr lang. Abkürzungen setzen, wie Schriftsprache auch, Konventionssysteme voraus, damit sie von der sie betreffenden Gruppe verstanden werden.

Informationstheoretische Aspekte der Abkürzung

Wenn eine „Abkürzung“ mit drei Zeichen die gleiche Information übermitteln kann wie zweiundzwanzig (z. B. DNS für Desoxyribonukleinsäure), dann kann informationstheoretisch von einer Datenreduktion oder Komprimierung gesprochen werden (wie „Komprimierung“ auch von der Speicherung digitaler Fotos (etwa JPG) oder Musik (etwa MP3) bekannt ist).

Abkürzungen werfen somit ein helles Licht auf die komprimierende Wirkung der symbolischen Tätigkeit, die in der Sprachwissenschaft bisher noch nicht erkannt und beschrieben wurde (Symbol = Zusammengehäuftes = Komprimiertes). Jede Datenkomprimierung beruht auf einem mathematischen Verfahren (Algorithmus). Aus dieser Tatsache lässt sich eine mathematisch beschreibbare Grundlage, ein Algorithmus, auch für die Existenz sprachlicher Abkürzungen vermuten. Die durch extreme Datenkomprimierung charakterisierte „Abkürzung“ kann somit als eine Brücke von der Sprachwissenschaft zur Mathematik betrachtet werden, die den Weg zum (mathematischen) Verständnis der algorithmischen Grundlage symbolischer Tätigkeiten herstellt.

Schreibweise und Aussprache

Ob eine Abkürzung mit oder ohne Punkt geschrieben wird, hängt im Grundsatz davon ab, ob sie auch abgekürzt ausgesprochen wird.

Abkürzungen ohne Punkt und Leerzeichen

Wird eine Abkürzung abgekürzt ausgesprochen, so wird sie grundsätzlich ohne Punkt und stets ohne Leerzeichen geschrieben.
Beispiele: ARD, GmbH, KPMG, StGB, StVO, UdSSR, UNHCR

Maßeinheiten werden als Wort gesprochen, aber dennoch ohne Punkt abgekürzt. (Man beachte aber das Leerzeichen zwischen Maßzahl und Einheit, um die Lesbarkeit zu verbessern. Bei diesem Leerzeichen sollte es sich nach Möglichkeit um ein schmales, geschütztes Leerzeichen handeln ("no-break space"), um einen Zeilenumbruch an der Stelle zu verhindern.)
Beispiel: 10 m (gesprochen „10 Meter“)

Bei der Bundeswehr, im Österreichischen Bundesheer, in der Schweizer Armee und im Zivil- und Katastrophenschutz werden Abkürzungen immer ohne Punkt geschrieben.
Beispiele (Schweiz): Lt (Leutnant), Flösch (Feuerlöscher), Hptm (Hauptmann), Stgw (Sturmgewehr, in Österreich jedoch: StG), Spz (Schützenpanzer) usw.

Bei Bahnhofsnamen wird der Zusatz in Klammern (im Beispiel: (Westf)) und die Abkürzung der Bahnhofsart (im Beispiel: Hbf) ohne Punkt geschrieben.
Beispiele: Münster (Westf) Hbf, Brake (b Bielefeld), Herborn (Dillkr)

Abkürzungen mit Punkt und Leerzeichen

Abkürzungen, die nicht abgekürzt ausgesprochen werden, werden grundsätzlich mit Punkten abgekürzt. Wenn die Abkürzung mehrteilig ist, stehen Leerzeichen zwischen den Bestandteilen:

Beispiele: Dr., z. B., d. h., i. d. R., ges. gesch.

Eine Ausnahme stellt das verbreitete „usw.“ dar, das sich anstelle des eigentlich korrekten „u. s. w.“ als Abkürzung für „und so weiter“ durchgesetzt hat, ebenso wie die lateinische Variante „etc.“ bzw. „&c.“ für „et cetera“. Weitere Ausnahmen bilden „svw.“ für „so viel wie“ und (insbesondere in der Mathematik) „gdw.“ für „genau dann, wenn“.

Zeilenumbrüche innerhalb dieser Abkürzungen sollten zudem vermieden werden, was in Textverarbeitungen am besten durch ein geschütztes Leerzeichen zu realisieren ist. Falls verfügbar, sollte ein schmalerer Zwischenraum als der zwischen normalen Wörtern verwendete gesetzt werden, ein sogenanntes schmales Leerzeichen, das ebenfalls einen Zeilenumbruch an dieser Stelle verhindert. In HTML lautet der Code für ein geschütztes Leerzeichen  , für ein schmales geschütztes Leerzeichen  . Statt z.B. für „z.B.“ oder z. B. für „z. B.“ schreibt man also z. B. für „z. B.“ Das schmale geschützte Leerzeichen wird jedoch von vielen älteren Browsern nicht korrekt dargestellt, dann empfiehlt sich die Verwendung von z. B. für „z. B.“.

Abkürzungen mit Punkt, aber ohne Leerzeichen

Die Abkürzungsweise mit Punkten, aber ohne Leerzeichen, ist veraltet. Es gibt aber drei Sonderfälle, in welchen dies weiterhin zulässig ist:

  1. Sonderfall: Bei der Verwendung einer Festbreitenschrift (wie etwa bei einer Schreibmaschine) darf das Leerzeichen bei Abkürzungen entfallen. Bei der Verwendung einer Proportionalschrift gilt das fehlende Leerzeichen hingegen als falsch.
    Beispiele: z.B., d.h., s.o., aber: z. B., d. h., s. o.
  2. Sonderfall: Bei eingebürgerten Abkürzungen, die aus allgemeiner Gewohnheit oder aus Marketinggründen nicht der aktuellen Abkürzungsschreibweise angepasst wurden.
    Beispiele: F.A.Z.
  3. Sonderfall: Österreich; gemäß ÖNORM waren bei manchen Abkürzungen, wie jener von „zum Beispiel“, auch folgende Schreibweisen korrekt: zB und z.B. Nach der neuesten Ausgabe muss es jedoch so geschrieben werden: z. B.

Abkürzungen mit Punkt am Ende eines Satzes

Zwei Punkte „..“ am Ende eines Satzes sind nicht zulässig. Der letzte Punkt einer Abkürzung wird mit dem Punkt am Ende eines Satzes verschmolzen. Der letzte Punkt einer Abkürzung verschmilzt jedoch nicht mit anderen Satzzeichen als dem Punkt.

Beispiele:

  • Ein Regenbogen enthält die Farben Blau, Violett, Rot usw. Dies sind die Spektralfarben.
  • Spektralfarben sind die Farben Blau, Violett, Rot usw.!

Kleingeschriebene Abkürzungen

Insbesondere bei lateinischen Ausdrücken, die abgekürzt werden, wird mit Punkt abgekürzt, obwohl die Abkürzungen oft auch abgekürzt gesprochen werden. Sie werden meist kleingeschrieben und wären daher ohne Punkte nicht ohne Weiteres als Abkürzungen erkennbar.

Beispiele: c. t., s. t. (s. akademische Zeitangabe)

Mischen von Abkürzungsweisen

Auch die Kombination von Abkürzungen mit und ohne Punkt ist ohne Weiteres möglich.

Beispiele: Gebäudereinigungsges. mbH

Pluralbildung und Deklination

Die Deklination von Abkürzungen ist eher unüblich, aber grundsätzlich möglich. Bei Abkürzungen mit Punkt wird unterschieden: Enden sie (undekliniert) mit dem letzten Buchstaben der Vollform (z. B. Hr.), so wird die Deklinationsendung unmittelbar angehängt (z. B. Hrn. (= Herrn)), ansonsten wird die Endung hinter dem Punkt angefügt (Jh. wird z. B. zu Jh.e (= Jahrhunderte)), bei Abkürzungen ohne Punkt wird die Endung schlicht angehängt (z. B. des BGBs). Dieselben Regeln gelten für die Bildung der weiblichen Form (z. B. Prof.in (= Professorin)).[1]

Der Plural von Abkürzungen wird auch heute noch gelegentlich durch eine Buchstabenverdopplung ausgedrückt (z. B. Jgg. (= Jahrgänge), ff. (= folgende)). Im Übrigen wird der Plural, sofern die Abkürzung nicht unverändert verwendet wird, immer durch ein angehängtes s gebildet (z. B. CDs), selbst wenn die Vollform eine andere Pluralendung hat (z. B. AGs, Pkws). Eine Ausnahme bilden nur wenige (meist fachsprachliche) Abkürzungen, die nie in der gesprochenen Sprache verwendet werden (z. B. RAe (= Rechtsanwälte)).[2] Gerade bei weiblichen Abkürzungen empfiehlt sich die Verwendung des Plural-s, um Verwechslungen mit dem Singular vorzubeugen (z. B. die GmbH/GmbHs).[1]

Schreibstil

Übermäßiger Gebrauch von Abkürzungen in normalen Lesetexten (im Unterschied beispielsweise zu technischen oder juristischen Referenztexten) gilt als schlechter Schreibstil. Parodierend wird dann vom „Aküfi“, dem Abkürzungsfimmel, gesprochen. Stattdessen sollen Abkürzungen in normalem Text eher ausgeschrieben werden. Oft sind das aber auch reine Floskeln („u. a.“) oder Füllwörter, die man bei eleganterer Formulierung ganz vermeiden kann.

Abkürzungen in einzelnen Fachgebieten

Abkürzungen im juristischen Bereich

Allgemein üblich werden bei Gesetzen, Verordnungen und Ähnlichem, um Platz und damit Seiten einzusparen, Abkürzungen ohne Punkt und Leerzeichen und häufig auch mit Binnenversalien geschrieben:

Beispiele: UStG (Umsatzsteuergesetz), aber BGBl. (Bundesgesetzblatt)

Bei einigen Gesetzeskommentaren, zum Beispiel im Palandt, wird dieses Verfahren radikal erweitert:

Beispiele: DarlN (für Darlehensnehmer), ZusHang (für Zusammenhang), NebenBest (für Nebenbestimmung),

Diese Abkürzungsweise dient den besonderen Erfordernissen dieser Werke. Der Palandt hat bereits einen Umfang von rund dreitausend Seiten im Dünndruck und liegt an der Grenze der Handhabbarkeit.

Einige dieser Abkürzungen werden auch außerhalb der Kommentare im juristischen Alltag benutzt. Beispielsweise: iSd (im Sinne des), hM (herrschende Meinung), aA (anderer Ansicht).

Abkürzungen in der Dokumentation

Spezielle Lexika und Handbücher haben eigene Abkürzungssysteme, um Platz zu sparen und die Übersicht zu fördern. Es ist üblich, solche nicht allgemein gebräuchliche Abkürzungen meist am Ende oder am Anfang des Buches mit Hilfe eines Abkürzungsverzeichnisses zu erläutern.

Worttypen

Unter den Oberbegriff Abkürzung fallen die Worttypen:

  • Akronym: aus Buchstaben mehrerer Wörter oder mehrerer Wortteile entstandenes Wort, das als eigenes Wort ausgesprochen werden kann.
  • Kurzwort: durch Abkürzen oder Weglassen von Wortteilen entstandenes Wort.
  • Initialwort: aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Wort.
  • Silbenwörter: wie zum Beispiel Persil oder Buga.
  • Buchstabenkette: als Wort nicht aussprechbare Buchstabenreihe.
  • Kürzel: eine festgelegte Buchstabenfolge als Kennzeichnung, zum Beispiel Wertpapierkürzel und eine Vielzahl von Codes; in der Stenografie ist ein Kürzel eine feststehende und stark gekürzte Abkürzung, meistens in Form eines Schriftzeichens

Akronyme und Initialwörter gehören zu dem Oberbegriff Kurzwörter, während die Buchstabenketten nur unter den allgemeinen Begriff Abkürzungen fallen.

Siehe auch

 Portal:Abkürzungen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Abkürzungen

Literatur

  • DIN 2340 (Kurzformen für Benennungen und Namen; Bilden von Abkürzungen und Ersatzkürzungen; Begriffe und Regeln).
  • Anton Schäfer: Abkürzungen, Begriffe, Zitiervorschläge (Akronyme; internationale Einführung und umfangreiche Abkürzungssammlung). 1. Auflage. Verlag Österreich, Wien 2008, ISBN 978-3-7046-5112-9.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Abkürzung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Newsletter des Dudens vom 3. Mai 2002.
  2. faql.de: Plural und Beugung von Abkürzungen.

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