Drücke

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Bernd Drücke (* 24. Dezember 1965 in Unna) ist ein deutscher Soziologe und Redakteur der Graswurzelrevolution.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfang der 1980er Jahre begann Drücke, an Demonstrationen der Friedensbewegung teilzunehmen. Er engagierte sich als Schüler in „Dritte Welt“-, Theater- und Friedensgruppen, sowie als Jahrgangsstufensprecher, Schülervertreter und Schülerzeitungsredakteur. Nach Schulabschluss 1986 zog er nach Münster, wurde auf die Zeitschrift Graswurzelrevolution aufmerksam und las sie regelmäßig. Er war Produzent und Herausgeber verschiedener Alternativzeitschriften und des „Atomkraft Nein!-Kalenders“, Fachschaftsmitglied, Mitgründer eines Infoladens und Gründer einer Initiative für eine Freie Kinderschule in Münster.

Mit einer Dissertation über „Libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland“ wurde Drücke 1998 an der Universität in Münster/Westfalen zum Dr. phil. promoviert und war mehrere Jahre bis 2003 Lehrbeauftragter. Seit November 1998 ist er presserechtlich verantwortlicher Koordinationsredakteur der Graswurzelrevolution, einer seit 1972 überregional erscheinenden Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft. 2007 war er gemeinsam mit der Künstlerin Silke Wagner Realisator des Projekts „Münsters Geschichte von unten“ im Rahmen der „Skulptur.Projekte Münster 07“. Er ist 2008 als Autor und freiberuflicher Journalist tätig. Bernd Drücke hat zwei Kinder, lebt in einem alternativen Wohnprojekt in Münster und arbeitet dort beim „Umweltzentrum Archiv“.

Denken

Bernd Drücke unterstützt die Vision einer gewaltfreien und herrschaftslosen Gesellschaft. Sein Schlüsselerlebnis schildert er wie folgt: „Ein großer Mann vom Typ „Faschohaft auftretender Schläger“ klaute mir zusammen mit einem anderen im Park die Mütze vom Kopf. Ich ging daraufhin zu ihm und sagte, von Gandhi infiziert, ruhig, aber nachdrücklich: „Gib mir bitte die Mütze zurück, die gehört meiner Mutter, und ich brauche sie.“ Daraufhin schlug er mir mit voller Wucht in den Magen. Nach außen hin unbeeindruckt wiederholte ich kurz darauf, immer noch freundlich, meinen Appell, woraufhin er genauso reagierte, wie beim ersten Mal. Als ich dann zum dritten Mal äußerlich gelassen mein Anliegen äußerte, wurde ich nicht mehr geschlagen. Er gab mir die Mütze zurück und entschuldigte sich.[1] Er bezog sich früh auf King, Thoreau, Tucholsky, Adorno, Horkheimer, Jochheim und den libertären Antimilitaristen Ernst Friedrich. Drücke lehnt Gewalt gegen Personen, auch als indirekte Folge von Sabotageaktionen, strikt ab. Er stimmt mit der ursprünglichen Richtung der Zeitschrift überein, deren Intention er mit der Äußerung beschreibt, „dass der Anarchismus gewaltfrei und die gewaltfreie Bewegung anarchistisch werden sollte. Die Zeitung war damals wie heute auch ein Sprachrohr antimilitaristischer Bewegungen und totaler Kriegsdienstverweigerer, die den Kriegsdienst, den sogenannten „Zivildienst“ und alle anderen Zwangsdienste ablehnen.[1] Drückes Anliegen ist es, an libertäre Theoretiker und Aktivisten zum Thema gewaltfreie Revolution zu erinnern. Bei der Arbeit als Koordinationsredakteur der Graswurzelrevolution legt er Wert auf die basisdemokratische und konsensorientierte Arbeit, auch beim bis zu 20 Personen umfassenden Treffen des HerausgeberInnenkreises.

Einzelnachweise

  1. a b Interview aus: Bernd Drücke (Hg.): ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche, Karin Kramer Verlag, Berlin 2006

Publikationen

  • Zwischen Schreibtisch und Straßenschlacht? Anarchismus und libertäre Presse in Ost- und Westdeutschland, Ulm 1998 ISBN 3-932577-05-1
  • Serxwebun! Gesellschaft, Kultur und Geschichte Kurdistans, Edition Blackbox, Bielefeld 1998
  • Hg. (mit Thomas Oelschläger, Kerstin Enning): Ahaus. Das Buch zum Castor, Ulm 2000 ISBN 3932577167
  • Hg. (mit Luz Kerkeling, Martin Baxmeyer): Abel Paz und die Spanische Revolution, Frankfurt/M. 2004 ISBN 3-936049-33-5
  • Ja! Anarchismus! Gelebte Utopie im 21 Jahrhundert. 20 Interviews und Gespräche, Berlin 2006 ISBN 3879563071
  • Hg. (mit Freundeskreis Paul Wulf): Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand, Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2007 ISBN 978-3-939045-05-2
  • Hg.(mit Graswurzelrevolution): "Ein weltweiter Aufbruch" 35 Jahre Graswurzelrevolution, Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2008 ISBN 978-3-939045-07-6

Weblinks


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