- Dschamahiriyya
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Dschamahiriyya (oft Dschamahirija, manchmal auch Jamahiriyya geschrieben; arabisch جماهيرية , DMG ǧamāhīriyya ‚Herrschaft der Massen‘) ist eine Muammar al-Gaddafi zugeschriebene Wortschöpfung,[1] die ausschließlich in Verbindung mit Libyen verwendet wird.
Es handelt sich dabei um eine eigentümliche Parallelbildung zu dschumhuriyya / جمهورية / ǧumhūriyya /‚Republik‘ ‚Republik‘, bei welcher ein Abstraktum von der Pluralform dschamahir / جماهير / ǧamāhīr /‚Volksmassen‘ abgeleitet ist, anstatt wie sonst im Arabischen üblich vom Singular, und wird sinngemäß mit ‚Volksrepublik, Volksdemokratie‘ übersetzt, wobei das politische System als Form einer Direktdemokratie verstanden wird.
Inhaltsverzeichnis
Libyen
Für die Dschamahiriyya in Libyen galt eine Vertretung des Volkes durch Abgeordnete, etwa im Sinne einer repräsentativen oder parlamentarischen Demokratie, als Verfälschung des Volkswillens. Daher gab es weder Parlament noch Parteien oder überhaupt eine Regierung im klassischen Sinn.
Die politische Willensbildung fand nach offizieller Lesart in so genannten Basisvolkskongressen statt, die ihre Entscheidungen durch Beauftragte (imperatives Mandat) dem mehrmals jährlich tagenden Allgemeinen Volkskongress zur Koordinierung und Formulierung vortrugen. Die Umsetzung erfolgte durch Volkskomitees.
1978 wurden die Revolutionskomitees als Organe zur Massenmobilisierung gegründet. Sie wurden später für die Durchsetzung ideologischer Programmpunkte Gaddafis und zur Beseitigung von Oppositionellen instrumentalisiert.[2]
Burkina Faso
Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi hatte in den 1980er Jahren wiederholt das Regime Thomas Sankaras in Burkina Faso als die zweite Dschamahiriyya in der Welt bezeichnet.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gernot Rotter: Vorwort zu Muammar al-Gaddafi: Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde und der Selbstmord des Astronauten. belleville, München 2004, S. 7–8.
- ↑ Hanspeter Mattes: Politisches System und gesellschaftliche Strukturen in Libyen. In: Beiträge zur Entwicklung von Staat und Gesellschaft in Nordafrika auf wuquf.de, 2001 (PDF 126KB, 4 S.)
Kategorien:- Republik
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