Dual-SIM-Handy

Dual-SIM-Handy
Dual-SIM-Handy mit separater Sende-/Empfangsanzeige und Annahmetasten für jede "Leitung" (Prototyp des nie zur Produktionsreife gelangten Modells Twinbell)

Ein Dual-SIM-Handy ist ein Mobiltelefon, das zwei Sende- und Empfangseinrichtungen in einem Gehäuse vereint, um simultan auf zwei Leitungen (SIM-Karten) erreichbar zu sein.

Inhaltsverzeichnis

Zweck

Es gibt verschiedene Gründe, mit mehr als einem Mobilfunkanschluss unterwegs zu sein. Der wohl häufigste Anreiz für ein Dual-SIM-Handy ist die Vermeidung des parallelen Gebrauchs eines Privat- und eines Diensthandys, weil private Gespräche auf dem dienstlichen Handy oft nur sehr eingeschränkt oder gar nicht zulässig sind. Weitere sinnvolle Anwendungen sind die zusätzliche Nutzung einer ausländischen Netzkarte bei häufigem oder längerem Aufenthalt im Ausland oder sogenanntes Tarif-Sharing. Beim Tarif-Sharing werden zwei Netzkarten mit unterschiedlichen Stärken benutzt, zum Beispiel eine mit WAP-Flatrate und eine andere fürs Telefonieren.

Geschichte

Den ersten Vorläufer des Dual-SIM-Handys brachte der finnische Hersteller Benefon im Sommer 2000 mit dem Benefon twin auf den Markt.[1] Das Gerät konnte zwar zwei SIM-Karten aufnehmen, aber nicht gleichzeitig nutzen. Die zu nutzende Karte musste beim Einschalten ausgewählt werden, ein Wechsel war nur durch Ausschalten und Neuwahl nach nochmaligem Einschalten möglich. Das war wohl der Grund dafür, warum das Modell kein durchschlagender Erfolg war und Nachahmer ausblieben.

In den Folgejahren wurden hingegen sogenannte Dual-SIM-Adapter populär, die zwei Karten aufnehmen können und an den Netzkarten-Slot des Mobiltelefons angeschlossen werden. Die ersten solchen Adapter waren so groß, dass sie nur extern am Handy mitgeführt wurden, weshalb sie nur geringe Verbreitung fanden. 2003 kamen Dual-SIM-Adapter auf den Markt, mit denen fast jedes handelsübliche Handy intern nachgerüstet werden kann.[2] Doch bei allen diesen Adaptern ist nur ein Wechselbetrieb zwischen zwei (oder mehr) SIM-Karten möglich, aber keine gleichzeitige Sende- und Empfangsbereitschaft.

Im Jahr 2006 begannen Mobilfunkhersteller aus China und weiterer asiatischer Länder, wirkliche Dual-SIM-Handy (für gleichzeitigen Betrieb beider Karten) auf den Markt zu bringen. Diese wurden zunächst nur auf dem Binnen- bzw. asiatischen Markt angeboten. Über Online-Handelsportale wie eBay wurden sie jedoch weltweit erhältlich. Seit Anfang 2007 werden sie vereinzelt auch von privaten Anbietern aus Deutschland und der EU angeboten.

Auf der hannoverschen Informationstechnik-Messe Cebit im März 2007 stellten mehrere asiatische Hersteller Dual-SIM-Geräte vor.[3] Nach der Cebit, noch im März 2007, nahm das Elektronik-Versandhaus Conrad als erster großer deutscher Händler ein Dual-SIM-Handy ins Sortiment auf, nach mehrmaliger Verschiebung des Liefertermins und Modellwechsel sind seit Anfang 2008 Geräte lieferbar.

Das vom Münchner Start-up-Unternehmen Bellpepper im August 2007 angekündigte Dual-SIM-Handy Twinbell (Doppelglocke) mit UMTS kam nie auf den Markt.

Seit November 2007 bietet Samsung mit dem D880 als erster namhafter Hersteller ein Dual-Sim-Handy an. Das Gerät wurde zunächst nur in Asien und in Russland verkauft, wobei die russische Variante über ein deutsches Menü verfügt. Seit März 2008 wird das Gerät auch offiziell in Deutschland vertrieben. Über EU-Import ist inzwischen auch der Nachfolger D980 erhältlich.

Anfang 2008 hat das Marktsegment den Durchbruch erzielt, es sind mehrere Modelle verschiedener (meist No-Name-)Anbieter auf den Markt gekommen, die teilweise auch von großen Ketten bzw. Online-Versendern gelistet sind.

Modelle mit mehr als zwei SIM-Karten

Die Unterbringung von mehr als zwei SIM-Karten in einem Gerät ist rein technisch kein Problem, allerdings würden mehr als zwei Sende- und Empfangsteile derzeit nur mit Masse- und Volumenzunahme des Geräts möglich sein, was der allgemeinen Tendenz zu kleineren und leichteren Handys zuwiderliefe. Auf dem asiatischen Markt gibt es mehrere Modelle für drei SIM-Karten, von denen aber nur jeweils zwei gleichzeitig sende- und empfangsbereit sind.

Einige Geräte eignen sich auch zum zusätzlichen Einbau von Dual-SIM-Adaptern, so dass vom Gerät drei oder vier Karten aufgenommen und verwaltet werden können. Gleichzeitig sende- und empfangsbereit sind aber ebenfalls nur jeweils zwei.

Probleme bei der Markteinführung

Durch die Tatsache, dass die Mobilfunk-Provider ihre Kunden gern länger und ausschließlich an sich binden wollen, etwa durch Laufzeitverträge oder Bindung eines subventionierten Handys an eine Netzkarte durch sogenanntes SIM-Lock, war der Markteintritt von Dual-SIM-Geräten von dieser Seite unerwünscht. Sie sind ein zusätzlicher Anreiz für die gleichzeitige und selektive Nutzung von Angeboten verschiedener Anbieter. Da fast jeder Tarif eine Mischkalkulation aus relativ günstigen und relativ teuren Nutzungsarten darstellt, haben die Anbieter ein Interesse daran, dass die Kunden alle Nutzungen im selben Tarif vornehmen. Durch die Subventionspolitik im Mobilfunkmarkt vertreten Gerätehersteller, Händler und Mobilfunkprovider ähnliche Interessen und wollen keine oder nur begrenzt Angebote unterbreiten, die den Interessen der Provider widersprechen.

Dazu kamen rechtliche Unsicherheiten. So berichtete XDial im Mai 2007[4], dass Dual-SIM-Handys möglicherweise registrierte Patente verletzen. Laut XDial haben drei Hamburger im Jahre 2001 ein Patent für eine Technik angemeldet, mit der ein gestohlenes Handy mit Hilfe einer zusätzlichen Sende- und Empfangseinrichtung wieder aufgespürt werden kann. In Zusammenhang mit zwei Sende-/Empfangsanlagen in einem Gerät soll es noch weitere Patente geben.

Diese Sachverhalte konnten den Markteintritt von Dual-SIM-Handys zwar verzögern, aber nicht verhindern. Auch wenn Dual-SIM-Geräte derzeit - wohl aus den oben genannten Gründen - noch nicht im Angebot der großen Netzprovidern sind, kann man, nachdem im Frühjahr 2008 ein Dutzend verschiedener Geräte, zum Teil von namhaften Händlern, rechtlich unbeanstandet auf den deutschen und europäischen Markt gelangte, den Marktdurchbruch der Dual-SIM-Handys als vollzogen ansehen.

Hersteller (Modelle)

  • General Mobile (DST11, DSTW1, DSTL1) [5]
  • Nokia (Autotelefon 6090, C1-00, C2-00)
  • LG (KS660)
  • Samsung (D780 Dual, D880 Dual, D980 Dual, B5702, B5722, C5212, C6112, B7722)
  • CECT (E2296,599,599+,T828+,D998,K800) [6]
  • Matsunichi (D520, D620)
  • Emporia Telecom (Dual Sim)
  • Hyundai (MB-D130, MB-D125, MB-D 5330)
  • Anycool (D66+, Emgeton Noble 3G, F818, T808)
  • Yulong (Coolpad 8166, Coolpad 728G2)
  • Acer (DX900)
  • Hagenuk (Fono DS 300)
  • Allview (F1 X-perience, T1 Vision, M1 Fusion, M4 Slim, S2 Guld, E1 Tickle, G1 Magic, M2i Chroma, M3 Sincron, S1i Tytan)
  • Mobistel (EL400, EL560 verschiedene Farben, EL600 verschiedene Farben) [7]
  • Limex (Dual 4.0) [8]
  • ViewSonic (V350)
  • Gigabyte Technology (G1310, G1315, G1317D)

Einzelnachweise

  1. Teltarif am 30. August 2000 zur Markteinführung des Benefon Twin
  2. Teltarif am 9. Juni 2003 über die damals neuartigen Dual-SIM-Adapter
  3. Teltarif am 20 März 2007 über Dual-SIM-Handys auf der Cebit
  4. XDial am 2. Mai 2007 zum Patentstreit in Sachen Dual-SIM-Handys
  5. Liste Dualsim Mobiltelefone(Stand 2011): Dualsim General Mobile
  6. Liste Dualsim Mobiltelefone (Stand Januar 2011) : Dualsim Mobiltelefone
  7. Mobistel Dual Sim Handys
  8. Liste Dualsim Mobiltelefone (Stand Januar 2011) : Dualsim Mobiltelefone

Weblinks


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