Duchač

Duchač
Duchač bei der Stimmabgabe zur Landtagswahl 1990

Josef Duchač (* 19. Februar 1938 in Bad Schlag (Jablonecké Paseky), Tschechoslowakei, heute ein Stadtteil von Jablonec nad Nisou, Tschechien) ist ein deutscher Politiker der CDU. Von 1990 bis 1992 war er der erste Ministerpräsident Thüringens nach der deutschen Wiedervereinigung.

Leben

Josef Duchač wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde seine Familie aus der Tschechoslowakei vertrieben und fand in Gotha eine neue Heimat. Nach dem Abitur im Jahre 1957 begann Josef Duchač ein Studium der Chemie und der Mathematik am Pädagogischen Institut Mühlhausen (heute: Bestandteil der Universität Erfurt). Nach einem Jahr brach er das Studium ab, arbeitete zunächst im Postzeitungsvertrieb, dann, von 1959 bis 1961 als Arbeiter in den VEB Gummiwerken in Waltershausen (KOWALIT = KOmbinat WALtershausen In Thüringen, heute Teil der ContiTech AG, Hannover). 1961 nahm er an der Ingenieurschule für Gummi- und Plasttechnologie in Fürstenwalde/Spree, Brandenburg erneut ein Studium auf, das er 1964 mit dem Examen als Chemieingenieur abschloss.

1964 wurde er Schichtingenieur in den VEB Gummiwerken in Waltershausen. Duchač durchlief hier bis 1986 eine Karriere bis zum Betriebsleiter.

Nebenher legte er nach einem Fernstudium an der TU Dresden und der TH Leuna-Merseburg 1973 sein Examen als Diplomingenieur-Ökonom ab.

1957 trat Duchač in die CDU der DDR ein. Von 1986 bis 1989 war er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU in Gotha, wechselte von den VEB Gummiwerken in Waltershausen (KOWALIT) in den Rat des Kreises Gotha, wo er bis 1989 für das Ressort Wohnungswirtschaft zuständig war. Als 1989, in den Turbulenzen der Wendezeit, die von der SED eingesetzte Betriebsführung der VEB Gummiwerke in Waltershausen abgelöst wird, kehrte Duchač an seinen alten Arbeitsplatz zurück und übernahm für ein halbes Jahr die Leitung des Werkes.

Er engagierte sich zunehmend in der Politik, stieg im Oktober 1989 zum Kreisvorsitzenden der CDU in Gotha auf und wurde im Dezember 1989 Mitglied des Vorstands der CDU der DDR.

Am 11. Juni 1990 übernahm er als Regierungsbevollmächtigter (Kabinett de Maizière) die Bezirksverwaltungsbehörde Erfurt. Als mit dem Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 das Land Thüringen wieder errichtet wurde (s. Geschichte Thüringens und Geschichte der Verwaltungsgliederung Thüringens), wurde Duchač Anfang August 1990 vom letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière zum Landessprecher für dieses neu zu bildende Land ernannt. Ab dem 1. Oktober 1990 fungierte er als Landesbevollmächtigter des Landes Thüringen, das sich am 3. Oktober 1990 neu konstituierte.

Zu den ersten freien, demokratischen Landtagswahlen am 14. Oktober 1990 trat die CDU mit Josef Duchač als Spitzenkandidat an und ging aus der Wahl mit 45,5 Prozent als die mit Abstand stärkste Partei (44 der 89 Sitze) hervor, gefolgt von SPD: 22,8 Prozent (21 Sitze), PDS: 9,7 Prozent (9 Sitze), FDP: 9,3 Prozent (9 Sitze), Bündnis 90/Die Grünen: 6,5 Prozent (6 Sitze). Am 8. November 1990 wurde Josef Duchač zum Ministerpräsidenten einer CDU-FDP-Koalitionsregierung gewählt (s. Kabinett Duchač).

Am 23. Januar 1992 trat er von seinem Amt zurück, nachdem er sich des Vertrauens seiner Fraktion nicht mehr sicher sein konnte. Vorangegangen waren Vorwürfe, Duchač habe während der Zeit der DDR für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Einen ersten Misstrauensantrag der SPD hatte er Mitte Dezember 1991 überstanden.

Die Koalition wählte als Nachfolger Bernhard Vogel, einen ehemaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, zum neuen Regierungschef.

Josef Duchač übernahm danach die Leitung verschiedener Auslandsvertretungen der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, zuerst in Lissabon (Portugal), später in St. Petersburg (Russland) und Budapest (Ungarn).

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