EPMS

EPMS

Das Extrapyramidalmotorische System (EPS) ist ein neuroanatomisches und -physiologisches Konzept, in dem sich alle Steuerungsvorgänge der Bewegung (Motorik) wiederfinden, die nicht über die Pyramidenbahn des pyramidalen Systems verlaufen. Dieses Konzept ist nur bei Primaten, insbesondere beim Menschen sinnvoll, da das pyramidale System nur bei ihnen eine hohe Bedeutung und eine gewisse Dominanz in der Bewegungskontrolle hat. Bei anderen Säugetieren ist praktisch die gesamte motorische Steuerung extrapyramidal. Die übrigen Wirbeltiere besitzen schließlich überhaupt kein pyramidales System.

Eine klare funktionelle Trennung zwischen pyramidalem und extrapyramidalem System existiert eigentlich nicht. Daher wird immer wieder die Aufgabe des Konzeptes gefordert. Die Unterscheidung ist jedoch zum Verständnis von neurologischen Krankheitsbildern hilfreich.

Aufbau und Funktion

Das Extrapyramidalmotorische System hat seinen Ursprung sowohl im motorischen Cortex (Brodmann Areae 6 und 8 = Areae extrapyramidales) als auch in zahlreichen anderen Kerngebieten des Gehirns. Sein wichtigster Bestandteil sind die Basalganglien. Es steuert vornehmlich die gröber erscheinenden Bewegungsabläufe vor allem der Rumpf- (tonische Halte- und Stützmotorik) und proximalen Extremitätenmuskulatur (s. g. Massenbewegungen) und stellt damit quasi die Grundlage für die pyramidal verschaltete Feinmotorik dar. Weiterhin beeinflusst das EPS stark den Muskeltonus (rubrospinale Bahnen) und sorgt zudem durch die Verschaltung u. a. mit dem Kleinhirn, dem optischen Reflexzentrum und den Gleichgewichtskernen für die Harmonie der Bewegungen und Korrektur der Körperhaltung. Die Darstellung des EPS als efferentes System ausschließlich der unwillkürlichen, groben Stütz- und Haltebewegungen, das dem pyramidalen System gegenübergestellt wird, gilt als nicht zutreffend und obsolet. Die beiden Systeme sind als synergistisch anzusehen.

Das Extrapyramidalmotorische System ist polysynaptisch, hat also immer mehrere Umschaltstellen (Synapsen). Die Umschaltung erfolgt in den Kernen zahlreicher Gehirnabschnitte. Die wichtigsten Stationen im extrapyramidalen System sind der Nucleus ruber und die Formatio reticularis, da nur diese direkt zum oberen (ersten/zentralen) Motoneuron ziehen. Wichtigster Neurotransmitter des EPS ist Dopamin.

Schäden des extrapyramidalen Systems

Beim Menschen sind Schädigungen des EPS vorwiegend durch den Wegfall der hemmenden (inhibitorischen) Einflüsse auf das obere Motoneuron gekennzeichnet (Extrapyramidales Syndrom). Dadurch kommt es zu Erkrankungen mit einer stark gesteigerten oder gehemmten Bewegungsabläufen wie Chorea Huntington oder Parkinson-Krankheit. Außerdem können bei EPS-Schäden Reflexe aufgrund der fehlenden Hemmwirkung inhibitorischer Interneurone auf das UMN gesteigert sein (Hyperreflexie). Bei Nicht-Primaten treten meist halbseitige Paresen (Hemiparese) mit gestörten Haltungs- und Stellungsreaktionen auf. Liegt der Schaden vor dem Nucleus ruber, gibt es aber kaum Störungen in der Bewegung.

Eine Rückenmarksverletzung mit Querschnittlähmung zieht meist auch eine Schädigung der extrapyramidalen Bahnen im Rückenmark nach sich. Da gleichzeitig die pyramidalen Bahnen beeinträchtigt sind, kommen am Muskel keine beruhigenden Impulse mehr an, und der Tonus bzw. der den Tonus verstärkende Reflexbogen vom Rückenmark kann sich durchsetzen. Folge ist häufig eine Spastik.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • EPMS — Engineering Performance Management System NASA …   Acronyms

  • EPMS — Engineering Performance Management System ( > NASA Acronym List ) …   Acronyms von A bis Z

  • Atypika — Atypische Neuroleptika (syn. atypische Antipsychotika, oder kurz Atypika) sind Arzneimittel, die in der Psychiatrie zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich von den typischen Neuroleptika im Allgemeinen dadurch, dass …   Deutsch Wikipedia

  • Atypikum — Atypische Neuroleptika (syn. atypische Antipsychotika, oder kurz Atypika) sind Arzneimittel, die in der Psychiatrie zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden. Sie unterscheiden sich von den typischen Neuroleptika im Allgemeinen dadurch, dass …   Deutsch Wikipedia

  • Atypisches Neuroleptikum — Atypische Neuroleptika (syn. atypische Antipsychotika, oder kurz Atypika) sind eine heterogene Gruppe von Arzneimitteln, die zur Behandlung der Schizophrenie und anderer Psychosen eingesetzt werden. Seit den 1950er Jahren werden typische… …   Deutsch Wikipedia

  • Arioquel — Strukturformel Allgemeines Freiname Quetiapin Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • E-Portfolio — Ein E Portfolio (Elektronisches Portfolio) ist die digitale Form eines Portfolios, das die neuen Medien zur Umsetzung dieses alten Konzeptes nutzt. Das E Portfolio bietet die Möglichkeit sich selbst, sowie erbrachte Leistungen darzustellen. Dazu… …   Deutsch Wikipedia

  • Quetialan — Strukturformel Allgemeines Freiname Quetiapin Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Seroquel — Strukturformel Allgemeines Freiname Quetiapin Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Psicología evolucionista — La Psicología Evolucionista (del Inglés ) Propone que la psicología y la conducta de los humanos y primates pueden ser entendidas conociendo su historia evolutiva. Específicamente, la EP propone que la mente de los primates, incluido el hombre,… …   Enciclopedia Universal

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”