Seroquel

Seroquel
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Quetiapin
Andere Namen
  • IUPAC: 2-{2-[4-(Dibenzo[b,f] [1,4]thiazepin-11-yl) piperazin-1- yl]ethoxy}ethanol
  • Latein: Quetiapinum
Summenformel C21H25N3O2S
CAS-Nummer 111974-69-7
PubChem 5002
ATC-Code

N05AH04

DrugBank DB01224
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Atypisches Neuroleptikum

Fertigpräparate
  • Seroquel® (CH), (D), (A), (EU)
  • Arioquel ® (A)
  • Quetialan ® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 383,51 g·mol−1
Schmelzpunkt

172–173 °C (Hemifumarat) [1]

pKs-Wert

6,83 in Phosphatpuffer bei 22 °C (Hemifumarat) [1]

Löslichkeit

Sehr schwer löslich in Diethylether; schwer löslich in Wasser; löslich in 0,1 N Salzsäure (Hemifumarat) [1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

unbekannt
R- und S-Sätze R: ?
S: ?
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Quetiapin ist ein atypisches Neuroleptikum, das in Deutschland und der Schweiz zur Behandlung von Schizophrenie und Manien bei bipolarer Erkrankung zugelassen ist. In der Schweiz wird es zusätzlich zur Augmentation in Kombination mit Antidepressiva bei der Behandlung von therapieresistenten Zwangserkrankungen eingesetzt [2] Eine phasenprophylaktische Wirkung ist nicht nachgewiesen; eine Wirkung gegen depressive Phasen der bipolaren Erkrankung wurde in einer US-Studie belegt.[3] Die Zulassung für Quetiapin – als bislang einziges Atypikum – wurde durch die FDA auf die Monotherapie solcher depressiven Phasen erweitert. Im deutschen Sprachraum ist Quetiapin in dieser Indikation im November 2008 zugelassen worden. Studien lassen vermuten, dass Quetiapin bei schweren Formen der posttraumatischen Belastungsstörung genutzt werden kann [4].

Inhaltsverzeichnis

Chemie

Quetiapin ist ein Dibenzothiazepin-Derivat, strukturell ähnlich dem Clozapin, Olanzapin und Zotepin.

Pharmakologie

Quetiapin bindet an mehrere Rezeptoren, die mit seiner atypischen, antipsychotischen Wirksamkeit in Verbindung gebracht werden: insbesondere Serotonin-5-HT2-Rezeptoren ferner auch Dopamin-D2-Rezeptoren. Die Blockade der D2-Rezeptoren in nigrostriatalen Strukturen ist sog. "loose binding" ("lockere Bindung"), ähnlich dem Clozapin, also wird der Komplex Antipsychotikum-D2low (niedrigaffinen Dopamin-2-Rezeptoren) leicht durch den physiologischen Liganden (Dopamin) gelöst, wodurch für Quetiapin sowie Clozapin ein sehr niedriges EPMS-induzierendes Potential postuliert wird; Quetiapin scheint nach Clozapin das zweitniedrigste EPMS-Potenzial von allen Atypika zu haben.[5] Außerdem hat Quetiapin eine σ-Rezeptor-antagonistische Wirkung, deren Bedeutung jedoch noch nicht geklärt ist.

Quetiapin wird in der Leber über das cytochromabhängige Enzymsystem CYP 3A4 abgebaut; dabei entsteht der potentiell aktive Metabolit N-Desalkylquetiapin[6][7], der eine Halbwertszeit von etwa 12 Stunden besitzt. Hemmstoffe dieses Enzymsystems, wie z. B. Ciprofloxacin, Erythromycin, Ketoconazol, Cimetidin und Grapefruitsaft können den Abbau von Quetiapin zum Teil deutlich verlangsamen.

Nebenwirkungen

Allgemein

Häufig (bei 1–10 % der Behandelten) werden Gewichtszunahme in der ersten Behandlungswoche, leichte Kraftlosigkeit und Flüssigkeitsansammmlungen im Gewebe beobachtet. Selten (0,01–0,1 %) tritt ein malignes neuroleptisches Syndrom (Fieber, beschleunigte Atmung, Schwitzen, Bewusstseinsveränderung, Muskelsteifheit) auf.

Gehirn und Nervensystem

Sehr häufig (> 10 %) sind Benommenheit und Schwindel in der ersten Behandlungswoche, Schläfrigkeit und Kopfschmerzen zu beobachten. Eine kurze Bewusstlosigkeit ist häufig. Gelegentlich (0,1–1 %) kann es zu Krampfanfällen kommen. Sehr selten (< 0,01 %) kommt es nach längerer Behandlungsdauer zu ständig wiederkehrenden, abnormen Bewegungen.

Quetiapin beschleunigt bei Alzheimer den geistigen Verfall, dies wurde in einer Studie des Institute of Psychiatry nachgewiesen.[8] Extrapyramidale Nebenwirkungen (Extrapyramidalmotorisches System) wurden unter Behandlung mit Quetiapin nicht häufiger beobachtet als unter anderen Neuroleptika.[9]

Herz, Blut- und Lymphsystem, Kreislauf, Gefäße

Häufig: Erhöhter Puls, reversible Verringerung der Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukopenie), Blutdruckabfall (Hypotonie) vor allem beim Aufstehen und Stehen.
Gelegentlich: Vermehrung der Anzahl bestimmter Blutzellen (Eosinophilie).

Immunsystem

Gelegentlich: Überempfindlichkeit (Allergie).

Stoffwechsel, Ernährung, Magendarmtrakt

Häufig: Verstopfung (Obstipation), Mundtrockenheit (Xerostomie), Verdauungsstörungen
Sehr selten: erhöhter Blutzuckerspiegel, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)

Atemwege

Häufig: Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis).

Leber und Gallenwege

Häufig: veränderte Leberfunktion (Leberenzymanstieg ALT, AST)
Selten: Gelbsucht (Ikterus)
Sehr selten: Leberentzündung

Haut und Unterhautgewebe

Sehr selten: schmerzhafte Schwellung von Haut und Schleimhaut (Quincke-Ödem), schwerwiegende Hauterkrankungen mit Fieber und Blasenbildung an den Schleimhäuten (Stevens-Johnson-Syndrom)

Fortpflanzungsorgane

Selten: Dauererektion.

Einzelnachweise

  1. a b c ABDA Stoffdatenbank für Quetiapin hemifumarat
  2. Medikamentöse Behandlung von Zwangsstörungen
  3. Thase, M.E. et al. (2006): Efficacy of quetiapine monotherapy in bipolar I and II depression: a double-blind, placebo-controlled study (the BOLDER II study). In: J. Clin. Psychopharmacol. Bd. 26, S. 600-609. PMID 17110817
  4. Ahearn et al.: Quetiapine as an adjunctive treatment for post-traumatic stress disorder: an 8-week open-label study. Int Clin Psychopharmacol. 2006 Jan;21(1):29-33. PMID 16317314
  5. Möller HJ: Das Quetiapin-Dossier; Schattauer, 2005; ISBN 3-7945-2398-9
  6. http://www.medsafe.govt.nz/Profs/Datasheet/s/seroqueltab.htm
  7. N-Desalkylquetiapine, a Potent Norepinephrine Reuptake Inhibitor and Partial 5-HT(1A) Agonist, as a Putative Mediator of Quetiapine’s Antidepressant Activity. PMID 18059438
  8. Ballard C, Margallo-Lana M, Juszczak E, Quetiapine and rivastigmine and cognitive decline in Alzheimer’s disease: randomised double blind placebo controlled trial. BMJ 2005;330:874.
  9. Lieberman JA et al, N Engl J Med 2005, 353: 1209-23

Weblinks

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