- Ebringen (Gottmadingen)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Freiburg Landkreis: Konstanz Höhe: 437 m ü. NN Fläche: 23,59 km² Einwohner: 10.335 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 438 Einwohner je km² Postleitzahl: 78244 Vorwahl: 07731 Kfz-Kennzeichen: KN Gemeindeschlüssel: 08 3 35 028 Gemeindegliederung: 6 Ortsteile Adresse der Gemeindeverwaltung: Johann-Georg-Fahr-Str. 10
78244 GottmadingenWebpräsenz: Bürgermeister: Michael Klinger Gottmadingen ist eine Gemeinde im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Gottmadingen liegt am Westrand des Hegaus, etwa sieben Kilometer von Singen entfernt.
Nachbargemeinden
Die Gemeinde grenzt im Norden an Hilzingen, im Osten an Rielasingen-Worblingen und die Schweizer Gemeinde Buch im Kanton Schaffhausen, im Süden an Gailingen und im Westen an Dörflingen und Thayngen, beide im Kanton Schaffhausen.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Gottmadingen gehören die früher selbstständigen Gemeinden Bietingen, Ebringen und Randegg.
Zu den früheren Gemeinden Bietingen (1118 Einwohner, Stand Februar 2007), Ebringen (276 Einwohner) und Gottmadingen (7581 Einwohner) gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer. Zur ehemaligen Gemeinde Randegg (1376 Einwohner) gehören das Dorf Randegg, der Weiler Murbach, das Gehöft Kaltenbach und die Häuser Im krummen Risi (Petersburg) und Untere Buchwies.
Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Bietingen liegt die Wüstung Rinhard. Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Ebringen liegt die abgegangene Ortschaft Wallishausen, dessen Gemarkung zwischen Thayngen, Barzheim (beide im Kanton Schaffhausen) und Ebringen aufgeteilt wurde. Im Gebiet der früheren Gemeinde Gottmadingen liegen die abgegangenen Ortschaft Blindenhausen und die Burgruine Heilsberg. Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Randegg liegen die abgegangenen Ortschaften Hof in dem Hard und Karpen.[2]Geschichte
Die erste Erwähnung des Ortes Gotemundingen geht auf eine gefälschte Urkunde aus dem Jahr 965 zurück, in der Kaiser Otto der Kirche Öhningen ihre Besitzungen bestätigt. Die ersten Herren von Gottmadingen tauchten 1100 als Ortsadlige aus dem Geschlecht der Nellenburger auf. Im 13. Jahrhundert ist eine Verbindung mit der Bodmaner Herrschaft verzeichnet.
Als erste Ortsherren und Inhaber der Herrschaft Heilsberg erschienen die Herren von Randegg, die sich im 12. Jahrhundert im Hegau niederließen und denen bis zum Schweizerkrieg 1499 Schloss Randegg und die Feste Heilsberg zugeschrieben werden. In Verbindung mit den Randeggern wird auch eine weitere Gottmadinger Burg gebracht, die Burg Gebsenstein, die allerdings auf Hilzinger Gemarkung liegt. Sagenumwoben sind die 1253, 1276 und 1308 bis 1326 erwähnten Drei Edelfräulein von Gebsenstein, Gertrud, Gebizo und Katharina, denen große Mildtätigkeit nachgesagt wird. Die Frauen wurden bis in die 1960er-Jahre im Dorf verehrt.
Einige Jahre nach dem Schweizerkrieg ging die Herrschaft auf die Herren von Schellenberg, einem ursprünglich bairischen, später in Liechtenstein ansässigen Geschlecht über. Als herausragender Vertreter dieser Herrschaft tat sich Hans II. von Schellenberg (1552-1609) hervor, ein studierter und humanistisch gebildeter Mann, der gebildetste unter den Gottmadinger Ortsherren, der sich mit Fragen der Theologie, Archäologie und Geschichte auseinandersetzte. Mit seinem Tod starb die Linie aus.
Die neuen Herren waren die Vintler von Plätsch, deren Wurzeln in Südtirol zu finden sind. Ohnehin chronisch verschuldet, waren die Vintler noch zusätzlich vom Pech verfolgt. Am 13. April 1611 brannte ein Teil des Dorfes ab, 27 Häuser gingen in Flammen auf. Die Geldknappheit der Vintler bekamen die Gottmadinger mit immensen Fronforderungen zu spüren. In der Ortschronik heißt es: „Der Vintler wurde in der Sage zum ‚Finkler‘ und zum Inbegriff des bösen, raffgierigen und eigensüchtigen Herrn“. Zudem litt das Dorf arg unter dem Dreißigjährigen Krieg. 1632 zogen marodierende Truppen durch den Ort, 1635 zerstörte Konrad Widerholt, der als Plage für die um den Hohentwiel gelegenen Dörfer gilt, die Burg auf dem Heilsberg.
Nach dem Tod des Junkers Vintler verkauften dessen Gläubiger 1660 die heruntergekommene Herrschaft Heilsberg samt Gottmadingen und Ebringen an den österreichischen Regimentsvizekanzler Johann Michael Sonner, der die Herrschaft aus der Landgrafschaft Nellenburg herauslöste und als Territorialherr selbst zu Gericht über Leben und Tod saß. In dieser Zeit fanden auch Hinrichtungen statt, von denen der Gewannname Galgenbuck in Richtung Katzental zeugt. Nach dessen Tod 1672 wurde das Lehen von Kaiser Leopold I. neu ausgegeben.
Die Herren von Deuring kamen aus dem Vorarlberg nach Gottmadingen und hinterließen mit dem goldenen Löwen auf blauem Feld und drei goldenen Kugeln ihre Insignien im Wappen der Gemeinde. Die Deurings wurden zu Freiherren erhoben, Adrian von Deuring machte Karriere und wurde später Kanzler in Innsbruck. Gleichzeitig waren die Deurings aber das letzte Geschlecht, das als Reichsritter regierte und unmittelbar dem Kaiser unterstand.
Mit dem Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 kam Gottmadingen zusammen mit der Landgrafschaft Nellenburg an das neue Königreich Württemberg. Der Württemberger König gab die Herrschaft nicht wieder als Lehen aus, sondern stutzte die Deurings auf den Vasallenstand zurück. Die Gerichtsbarkeit lag nun im Schwäbischen. Nach vier Jahren wurde Gottmadingen bei der napoleonischen Neuordnung großherzoglich-badisch. Gottmadingen kam zum badischen Bezirksamt Radolfzell. Erneut war es Überschuldung, die den Wechsel des Ortsherren auslöste. Die Gläubiger des letzten Deuring verkauften die Herrschaft 1813 an Johann Andreas von Traitteur (1753-1825) in Bruchsal. Traitteur gilt als schillernde Persönlichkeit: akademisch doktoriert, Lehrer, Baukommissär, Festungsingenieur und Salinenbesitzer, gleichzeitig aber auch Lebemann, Phantast und Vater zahlloser nicht realisierter Projekte. Von ihm wird berichtet, dass er 1794 die Stadt Mannheim überfluten lassen wollte, um sie vor dem französischen Bombardement zu schützen. Der Plan wurde nicht in die Tat umgesetzt.
Die Erben des selbsternannten Grafen von Traitteur verkauften die Grundherrschaft 1829 an den Großherzog Ludwig von Baden, der sie zur Ausstattung seiner Tochter Luise Gräfin von Langenstein erwarb. Durch deren Heirat 1848 mit dem Grafen Karl Israel Douglas kamen die Besitzungen zur Familie Douglas, die noch heute über Landbesitz in der Gemeinde verfügt.
Wirtschaftlichen Aufschwung erlebte das Dorf mit dem Bau der Eisenbahnlinie Schaffhausen-Singen ab 1863. Die Herrschaft entwickelte sich zum Industriedorf durch den Ausbau von drei Familienbetrieben zu Industriebetrieben: die Landmaschinenfabrik Fahr und die Brauereien Bilger und Graf (alle heute nicht mehr existent). In den 1970er- und 1980er-Jahren erlebte die Gemeinde einen Strukturwandel zum Gewerbe- und Dienstleistungsstandort.
Religionen
Obwohl überwiegend römisch-katholisch geprägt, gibt es in Gottmadingen neben der katholischen Gemeinde auch ein evangelisches Pfarramt, sowie zwei Freikirchen: eine Freie evangelische Gemeinde und die Kirche des Nazareners.
Wappen der Ortsteile
Politik
Die Gemeinde ist Sitz der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Gemeinde Gottmadingen mit den Gemeinden Büsingen am Hochrhein und Gailingen am Hochrhein. Gottmadingen ist ein Unterzentrum mit dem Entwicklungsschwerpunkt „Arbeiten und Wohnen“.
Gemeinderat
Dem Gemeinderat gehören nach der Kommunalwahl vom 13. Juni 2004 neben dem Bürgermeister als Vorsitzenden 22 Mitglieder an. Die Wahl brachte folgendes Ergebnis:
Bürgermeister
Als Bürgermeister wurde in der Wahl am 6. Oktober 2004 Michael Klinger gewählt.
Als Stellvertreter sind vom Gemeinderat gewählt:
- Veronika Herberger (FWG)
- Georg Ruf (SPD)
- Daniel Binder (CDU)
Partnerschaften
Gottmadingen unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu
- Champagnole in Frankreich seit 1968,
- Caselle in Pittari in Italien seit 1993 und
- Randegg in Niederösterreich seit 1969.
Ehrenbürger
- Franz Burkard, Geistlicher Rat (* 12. Februar 1888; † 8. Februar 1965)
- Johann Georg Fahr, Generaldirektor (* 16. Oktober 1904; † 26. April 1972)
- Karl Stett, Bürgermeister (*21. Juli 1902; † 22. April 1985).
2004 wurde außerdem der aus dem Amt geschiedene Bürgermeister Hans Jürgen Schuwerk zum Ehrenbürger ernannt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Gottmadingen ist durch die Hochrheinbahn (Basel–Kreuzlingen) an das überregionale Schienennetz angebunden. Der Personennahverkehr wird mit einem S-Bahn-Haltpunkt bedient, für den Güterverkehr verfügt der Industriepark und das Areal der ehemaligen Firma Kverneland über qualifizierte Gleisanschlüsse.
Außerdem ist Gottmadingen Ausgangspunkt der Bundesautobahn A 81 nach Würzburg. Die Zollanlage Bietingen-Thayngen auf der Verkehrsachse Stuttgart–Zürich ist neben den Zollanlagen in Basel einer der beiden wichtigen Grenzübertrittspunkte für den motorisieren Personen- und Warenverkehr an der deutsch-schweizer Grenze. In jüngster Zeit wieder entflammt ist vor allen Dingen auf Schweizer Seite die Diskussion um den nahtlosen Anschluss der Autobahn A 81 an das Schweizer Schnellstraßennetz.
Ansässige Unternehmen
Johann Georg Fahr gründete in Gottmadingen 1870 die Maschinenfabrik Fahr. Das Unternehmen, das in seiner Blütezeit Anfang der 1960er Jahre an die 4.000 Arbeiter und Angestellte hatte, spielt eine prägende Rolle in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Ortes. Unter zahlreichen Erfindungen der Landmaschinentechnik ist die Entwicklung der 'Kreiseltechnik' die bedeutendste. Der bis 1961 familiengeführte Betrieb beteiligte zur Bewältigung eines breiten Produktionsprogramms 1961 die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Köln und musste dafür die 1938 aufgenommene geschichtsträchtige Schlepperproduktion opfern. KHD übernahm nach der Rezession von 1966 im Jahr 1968 die Aktienmehrheit bei Fahr und gliederte 1977 die bis dahin noch selbstständig geführte Firma als Zweigniederlassung in der eigenen Konzern ein. In den Folgejahren wurde der Betrieb unter massivem Stellenabbau noch zweimal weiterverkauft, bis der letzte Besitzer Kverneland im Jahre 2007 die Pforten geschlossen hat. Die Zukunft des Areals stellt heute eine der großen Strukturaufgaben für die Gemeinde dar.
Auf dem früheren Fabrikgelände befindet sich heute ein Gewerbepark, der Industrie-Park Gottmadingen, in dem etwa die BKK Fahr ihren Sitz hat und der heute von der niederländischen Halverton Real Estate Investment Management GmbH betrieben wird. Im Industriepark ansässig sind die Automotive-Fertigungen des Alcan-Standortes Singen, in denen Aluminium-Formteile für den Automobilbau hergestellt werden.
Die Brauerei Bilger war der zweite Großbetrieb, der Gottmadingen die Bezeichnung eines Industriedorfs bescherte. Die Brauerei geht auf den Gründungsvater Johann Nepomuk Bilger zurück, der in den 1820er Jahren die Bierherstellung in einer Gasthausbrauerei aufnahm. Bis in die Jahre 1965 bis 1968 konnte die Brauerei den Bierausstoß auf knapp 220.000 Hektoliter/Jahr steigern und gehörte damit zu den vier größten Brauereien Südbadens. In den Glanzzeiten schenkte die Lufthansa Bilger-Bier in Dosen an Bord ihrer Flugzeuge aus. Die vormals einem Industrieadel ähnelnde soziale Stellung der Brauereifamilie Bilger verfiel rapide, als 1968 die Brauerei über Nacht an die Donaueschinger Fürstenberg Brauerei verkauft wurde. Der 1968 noch 271 Beschäftigte zählende Betrieb wurde 1976 vom Konkurrenten geschlossen.
Das Brauereigelände lag an zentraler Stelle in der Ortsmitte der Gemeinde, wurde in den 1990er Jahren abgerissen und ist einer Wohnbebauung gewichen. Das ehemalige Sudhaus zeugt neben dem Hotel Sonne und der ehemaligen Fabrikantenvilla noch von den Gebäuden der Brauerei.
In der Gegenwart zeigt sich die Industrie- und Gewerbestruktur diversifizierter. Von knapp 800 angemeldeten Betrieben firmieren noch 41 Unternehmen als Industriebetriebe.
Zukunftschancen
Aus dem Flächennachlass der Firma Fahr stehen heute im Besitz der Gesellschaften Halverton Real Estate, Gamma und Wefora rund 120.000 m² als Industriegebiet ausgewiesene Entwicklungsfläche zur Verfügung, die hochgeschossig bebaut werden kann und die über eigene Bahnanschlüsse verfügt. Rund die Hälfte der Fläche baureif erschlossen. Im Areal des Industrieparks hat sich eine Projektentwicklungsstruktur etabliert, die sowohl reine Grundstücksveräußerungen als auch die Erstellung Büro- und Produktionsflächen auf Investorenbasis anbietet.
Bildungseinrichtungen
Neben der Eichendorff-Realschule und der Eichendorf-Hauptschule gibt es noch Grundschulen im Kernort (Hebelschule), in Bietingen und in Randegg. Außerdem gibt es noch zwei römisch-katholische, zwei kommunale, einen evangelischen und einen Waldorf-Kindergarten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Fahr- und Schlepperverein
Bauwerke
Kirchliche Bauten
- Christkönigskirche (1931 erbaut von Johann Luger), klassizistisch motiviertes Langhaus mit expressionistisch abgetrepptem Glockenturm
- Evangelische Lutherkirche (1936/37 erbaut von Berthold Sack)
- St. Ottilia (Randegg) mit der ältesten datierten Glocke Deutschlands (1209).
Öffentliche Bauten
- Neues Rathaus, ehemaliges Gasthaus Oberer Sternen (1900 erbaut, 1988 umgebaut von Josef Binder) am Bahnhof
- Altes Rathaus, ehemaliges Schloss Gottmadingen (15. Jahrhundert) in der Ortsmitte
- Hebelschulhaus (1914, Architekt Bauer, Konstanz) in der Ortsmitte, mit sezessionistisch geprägtem Eingangsportal
Burgen und Schlösser
- Ruine Burg Heilsberg
- Schloss Gottmadingen, heute Altes Rathaus (15. Jahrhundert)
- Schloss Randegg (ab 1567)
- Schloss Bietingen (ab 1718)
- Burg Kapf, Bietingen urgeschichtliche Befestigungsanlage
Industriearchitektur
Zwei identitätsstiftende Baustrukturen zeugen von der Industriegeschichte. Auf dem Kohlberg steht das ehemalige Sudhaus der Brauerei Bilger (erbaut 1913), das neben zwei Villenbauten das letzte verbliebene Produktionsgebäude ist. Mit leichten Anklängen an Burgenarchitektur vertritt es sowohl in stilistischer wie auch in bautypologischer Hinsicht die um die von 1880 bis zur Zwischenkriegszeit gängige Brauereibauweise. Nach dem Abriss der restlichen Brauereigebäude stand das Gebäude über Jahre leer. Seit 2006 ist es saniert.
Im ehemaligen Werksareal der Firma Fahr ist über Jahre eine flächenhafte, niedrige Hallenstruktur mit bildprägenden Sheddächern entstanden. Die so genannten Sägezähne der Firma Fahr sind das zweite Wahrzeichen der Industriegemeinde. Mit schlechter baulicher Substanz ausgestattet ist deren Überleben nach dem Ende der Landmaschinenproduktion heute indes ungewiss. Nennenswert ist auf dem Werksareal außerdem der 1939 mit Anklängen an die Monumentalarchitektur der 1930er Jahre errichtete Schlepperbau.
Arbeitersiedlungen
Gleichzeitig mit den Industriebauten ist ein nennenswerter Bestand an Arbeiterwohnungsbau realisiert worden. Die ersten Arbeiterhäuser wurden in der Lindenstraße (1907, Firma Fahr) und an der Straße nach Schaffhausen (1905, Sternenbrauerei) ab der Jahrhundertwende errichtet. Große Bautätigkeit ist in den 1930er Jahren zu verzeichnen, in der mit zwei Straßenzügen siedlungsartiger Arbeiterwohnungsbau betrieben wurde: die Brodlaube (ab 1933 bis Anfang 1950er Jahre) mit Häusern für Mitarbeiter der Firma Fahr und die so genannte WOBAG-Siedlung im Gewann Rattenäcker (ab 1938) als nationalsozialistisch motivierter Siedlungsbau.
Villenbau
Als weitere bemerkenswerte Bauten rund um die Industrieproduktion sind die Villen der Unternehmerfamilien zu nennen, die in der Blütezeit deutlich aus dem übrigen Stadtbild hervorstachen.
Fasnacht
Die Gemeinde verfügt über eine mit 140 Jahren zwar junge aber sehr ausgeprägte Fasnachtskultur. Die 1874 gegründete Gerstensackzunft veranstaltet mit dem Bieranstich, ihrem Narrenspiegel, dem Gerstensackkonzert, dem Frühschoppen und dem großen Umzug vier feste Eckpfeiler der Gottmadinger Fasnacht, von denen insbesondere letztere beiden überörtlich Beachtung finden.
Der Fasnetmäntig-Umzug wird seit dem Ersten Weltkrieg veranstaltet. Als dieser von der badischen Regierung in den 1920er Jahren zweimal verboten wurde, gestaltete man ihn ab 1927 als Themenumzug. Er entwickelte sich in der Blütezeit der Firmen Fahr und Bilger zu einem Aufmarsch mit aufwändig ausgestatteten Wagen und Gruppen. Heute besteht der Umzug aus einer Mischung von Themenwagen und Narrentreffen.
Kunst
Über die Region hinaus bekannt ist die Kunstausstellung Experimentelle, die im Zweijahresturnus von der Galerie Titus Koch auf Schloss Randegg veranstaltet wird und schwerpunktmäßig gegenstandslose Kunst zeigt. Den Ort säumen, ausgehend vom Anneliese-Bilger-Platz, eine Reihe von zeitgenössischen Skulpturen, die vom Förderverein für Kultur- und Heimatgeschichte aufgestellt werden.
Jüdische Geschichte
Im Ortsteil Randegg bestand bis zum Dritten Reich eine lebendige jüdische Gemeinde.[3] Die Zuwanderung ist seit etwa 1700 verzeichnet. 1851, im Jahr des Höchststands, wohnten 351 Juden in Randegg und erreichten einen Bevölkerungsanteil von 42 %. Ab 1776 trat mit Michael Levi Neumann eine jüdische Persönlichkeit hervor, die 1796 von Franz II. zum kaiserlichen Hoffaktor (Hoflieferant) ernannt wurde und 1823 die Ortsherrschaft erwerben konnte. Ins Jahr 1810 fiel der Neubau einer Synagoge. In Folge der Reichspogromnacht 1938 wurde sie von der in Radolfzell stationierten SS-Verfügungstruppe III./'Germania' zerstört. In der Grünanlage in der Otto-Dix-Straße erinnert ein Gedenkstein an die Untat.[4] Am 21. Oktober 1940 wurden im Rahmen der sogenannten Wagner-Bürckel-Aktion 18 jüdische Randegger Bürger ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Von ihnen wurden später mindestens 12 in Auschwitz ermordet.
Literatur
- Wolfgang Kramer (Red.): Gottmadingen - Vom Bauerndorf zur Industriegeschichte, Gottmadingen/Radolfzell 1997, ISBN 3-921413-67-2
- Gemeinde Gottmadingen (Hrsg.): 1000 Jahre Gottmadingen, Gottmadingen 1965
- Karl Schwab: Gottmadingen in Vergangenheit und Gegenwart, Gottmadingen 1952
- Samuel Moos, Geschichte der Juden im Hegaudorf Randegg, Gottmadingen 1986
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 727–730
- ↑ Alemannia Judaica: Text- und Bildmaterial zum jüdischen Leben in Randegg bis zu seiner Auslöschung 1938/40
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 42, ISBN 3-89331-208-0
Weblinks
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