Eduard VIII. (Vereinigtes Königreich)

Eduard VIII. (Vereinigtes Königreich)
Edward „David“, Herzog von Windsor im Jahre 1945

Edward VIII. Albert Christian George Andrew Patrick David, genannt David (* 23. Juni 1894 in White Lodge; † 28. Mai 1972 in Paris) war von 1910 bis 1936 Prince of Wales, von Januar bis zu seiner Abdankung im Dezember 1936 König des Vereinigten Königreichs und Kaiser von Indien und ab Dezember 1936 Herzog von Windsor. Edward war der zweite Monarch aus dem Hause Windsor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Edward als Kind um 1900 aufgenommen von seiner Großmutter Königin Alexandra

Frühe Jahre als Prinz (1894–1910)

Frühe Jugendjahre als Urenkel der Königin Victoria (1894–1901)

Edward war das älteste Kind des späteren Königs Georg V. von Großbritannien und seiner Gemahlin Prinzessin Mary von Teck, der späteren Queen Mary. Sein Vater war der zweite Sohn des Fürsten von Wales, dem späteren König Edward VII.

Edward wurde am 16. Juli 1894 an seinem Geburtsort White Lodge[1], vom Erzbischof von Canterbury, Edward White Benson, dem Primas der anglikanischen Kirche, feierlich im grünen Salon getauft. Sein erster Name Edward kam von seinem früh verstorbenen Onkel Albert Victor, dem älteren Bruder seines Vaters, der in der Familie nur Eddy gerufen wurde und der gleichzeitig der vormalige Verlobte seiner Mutter war. Der Name Albert wurde auf Wunsch seiner Urgroßmutter, der Königin Viktoria, nach deren verstorbenen Gemahl Albert eingefügt. Der Name Christian kam von seinem Ur-Großvater König Christian IX. von Dänemark. Die restlichen Vornamen George, Andrew, Patrick und David stehen für die Heiligen von England, Schottland, Irland und Wales. Sein üblicher, familiärer Rufname war sein letzter Vorname, David.

Seine Zeit als Sohn des Kronprinzen Georg (1901–1910)

Zusammen mit seinen Geschwistern wurde Edward hauptsächlich von angestelltem Dienstpersonal erzogen.[2] Die spätere Königin Mary gab sich sehr selten mit den Kindern ab. Andererseits war sie bei gemeinsamen Mahlzeiten fröhlich gestimmt oder aber unter Beobachtung der Presse, um ihren Ruf gut herauszustellen. Obwohl der Vater ein strenger Hausherr gewesen war, der selbst eine strenge Erziehung durchgemacht hatte und diese nun seinen Kindern angedeihen ließ,[3] zeigt auch er häufig demonstrativ eine liebevolle Seite bei der Erziehung.[4]

Fürst von Wales (1910–1936)

Wappen des Prince of Wales

Frühe Jahre als Kronprinz (1910–1914)

Mit der Thronbesteigung seines Vaters im Mai 1910 wurde er als Thronfolger automatisch Herzog von Cornwall und Herzog von Rothesay. Am 23. Juni 1910 wurde er von seinem Vater zusätzlich zum Prince of Wales (Fürst von Wales) und zum Earl of Chester ernannt. Die Investitur erfolgte am 13. Juli 1911 in Caernarfon Castle.[5] Es war gleichzeitig die erste Investitur eines Prince of Wales seit 1616, die auf Waliser Boden geschah. Für den Ablauf der Zeremonie war der liberale Waliser Politiker und spätere Premierminister David Lloyd George zuständig, der Edward dabei half, dass dieser nach der Zeremonie ein paar Sätze an die Bevölkerung in Waliser Sprache richten konnte.[6] Vor dem ersten Weltkrieg machte Edward eine Reise zu seinem Großonkel Kaiser Wilhelm II. ins Deutsche Reich.

In dieser Zeit gab es kurzfristige Überlegungen, Edward mit Prinzessin Olga Romanowa, der ältesten Tochter von Zar Nikolaus II. und Alexandra Fjodorowna zu verheiraten. Die Pläne wurden aber nicht ernsthaft verfolgt.

Edward um 1915 als Offizier des Heeres
Edward, als Prince of Wales, im Jahre 1919 an Bord des britischen Schlachtkreuzers HMS Renown

Erster Weltkrieg (1914–1918)

Edward 1918 vor seinem ersten Flug mit einem Flugzeug
Edward, als Prince of Wales (Mitte) in Kanada bei seiner offiziellen Staatsreise als Thronfolger

Im Ersten Weltkrieg bekam Edward auf sein Bitten hin ein kleines Kommando als Offizier an der Westfront bei den Grenadier Guards, sollte sich aber als Kronprinz aus direkter Gefahr für Leib und Leben heraushalten. Er wollte aber so oft es geht die Front besuchen. Einmal jedenfalls geriet er direkt in einen deutschen Artillerieangriff und durfte von da an nicht mehr an die direkte Hauptkampflinie. Trotzdem bekam er 1916 das Military Cross verliehen. Sein Einsatz an der Front trug zu seiner großen Beliebtheit bei den Veteranen bei.[7] Später wurde er noch Mitglied der Royal Navy und unternahm 1918 seinen ersten militärischen Flug mit einem Flugzeug, er war damit der erste britische Kronprinz, der mit einem Flugzeug geflogen ist. Später erwarb Edward nach seinem Bruder Albert als zweites Mitglied des Königshauses einen Pilotenschein.[8]

Nach dem ersten Weltkrieg bis zur Thronbesteigung (1918–1936)

Schon als Kronprinz führte er ein ungewöhnliches Leben. Berühmt sind seine beiden Großwild-Safaris in Ostafrika, die er 1928 und 1930 unternahm. Er jagte mit bekannten Jägern wie Denys Finch Hatton und Bror von Blixen-Finecke. In Kenia lernte er die dänische Schriftstellerin und Kaffee-Farmerin Karen Blixen kennen. Er unternahm im Auftrag seines Vaters zwei Weltreisen, um die Krone in den Kolonien in Übersee und in anderen Ländern zu repräsentieren und sich somit auf seine zukünftige Aufgabe als Monarch vorzubereiten zu können. Insgesamt unternahm er 16 größere Reisen in den Jahren von 1919 bis 1935.[9]

Zum selben Zeitpunkt entwickelte er auch großes Interesse an der sozialen Frage, die gerade nach der Weltwirtschaftskrise in Großbritannien drängend erschien.[10] Dieses lebendige Interesse an den Nöten der Bevölkerung ließ ihn auch zur Zeit seines kurzen Königtums oft in Opposition zur Regierung stehen.

Edward lebte als Kronprinz fast ausschließlich im Fort Belvedere, das sein Vater ihm 1929 geschenkt hatte. Er ließ es vollständig renovieren und beherbergte dort einen Zirkel von Freunden.[11] Dieser Zirkel genoss dort die freie und ungezwungene Atmosphäre außerhalb des steifen Hofzeremoniells, das Edward persönlich zuwider war. Dort wurde ein freier Gedankenaustausch gepflegt, den man so bei Hofe nicht hätte pflegen können. In diese Zeit fielen auch diverse Romanzen mit meist verheirateten und gleichzeitig auch oft älteren Frauen, unter anderem mit der halbbritischen und halbamerikanischen Textilindustriellen Freda Dudley Ward, der amerikanischen Filmschauspielerin Mildred Harris oder auch Gräfin Thelma Furness, die viele schon als die zukünftige Gemahlin Edwards ansahen.[12]

Edward mit der japanischen Prinzessin Sadako 1922
Edward, als Prince of Wales, als amerikanische Karikatur um 1929

Diese Liebschaften haben sein ansonsten recht gutes Verhältnis zu seinen Eltern, speziell zu seinem Vater, stark gestört. George V. befürchtete, dass Edward sich und die Krone in nur zwölf Monaten ruinieren könne, wenn er einmal König sein sollte und hoffte, dass er nie heiraten und Kinder bekommen würde.[13]

Auch als König lebte er meist im Fort Belvedere, obwohl ihm diverse größere Schlösser und Landsitze zur Verfügung standen, die einen noch höheren Komfort für seinen neuen Stand mit sich gebracht hätten, wie etwa Schloss Windsor, das in unmittelbarer Nähe zum Fort liegt.

König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und Kaiser von Indien (1936)

Regierungszeit (1936)

Er war nur zehn Monate lang als Edward VIII. König von Großbritannien und Nordirland, nachdem sein Vater im Januar 1936 verstorben war. Er brach schon am ersten Tag seiner Herrschaft das königliche Protokoll, indem er von einem Fenster des St. James's-Palastes seine eigene öffentliche Proklamation in Begleitung seiner Geliebten verfolgte.[14] Gleichzeitig war er der erste Monarch des Commonwealth, der mit einem Flugzeug flog, als er von London nach Sandringham reiste.[15]

Sein Interesse an der Sozialen Frage wurde öffentlich deutlich, als er als König in Südwales Kohleminen besichtigte und zu den dortigen Zuständen gesagt hatte: "something must be done" (es muss etwas getan werden).[16] Gerade die konservative Regierung befürchtete, dass der König nicht als konstitutioneller Monarch neutral sein Amt ausführen würde. Er war mit seinen Ansichten zu einer Gefahr für das konservative, britische Establishment geworden.[17]

Wallis Simpson, 1936

Am 16. Juli 1936 sollte von einem irischen Terroristen namens Jerome Brannigan ein Attentat auf ihn verübt werden, jedoch konnte die Polizei dieses noch rechtzeitig verhindern. Die Umstände und Hintergründe dieser Tat sind nie vollständig geklärt worden, jedoch soll der MI5 frühzeitig von den Attentatsplänen gewusst und diese nicht sofort der Regierung, der Polizei und dem Hof gemeldet haben. Brannigan wurde daraufhin zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.[18] In diese Zeit fällt auch die Entdeckung einer Bucht in der Antarktis, zu Ehren des neuen Königs Edward VIII Bay genannt.

Im Sommer des Jahres 1936 verweilte König Edward in seinem Sommerurlaub zusammen mit Wallis Warfield an der kroatischen Adriaküste. Warfield, besser bekannt unter dem Namen Wallis Simpson, eine zweimal geschiedene bürgerliche US-Amerikanerin, hatte er durch seine ehemalige Geliebte Thelma Furness kennengelernt. König Edward erhielt angeblich damals von den lokalen jugoslawischen Behörden sogar die offizielle Genehmigung, nackt in der Bucht Kandarola auf der Insel Rab zu baden.[19]

Im November 1936 eröffnete König Edward zum ersten und einzigen Mal in seiner kurzen Regierungszeit das Parlament, er trug dabei die Uniform eines Admiral of the Fleet, allerdings ohne Krone, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekrönt worden war.

Abdankung (1936)

siehe Hauptartikel Abdankung Eduards VIII.

Edwards Abdankungserklärung (Instrument of Abdication) von 1936

Sein Verhältnis zu Wallis Simpson war der Presse bekannt, jedoch schwiegen die britischen Zeitungen fast allesamt über diese Romanze. Die internationale Presse berichtete hingegen offen darüber, vor allem die US-amerikanischen Magazine des Pressemagnaten William Randolph Hearst, die sich Edwards Person als Staatsoberhaupt nicht verbunden sahen und zum Teil anti-monarchistisch eingestellt waren. Gestärkt wurde ihre Neugier durch die Tatsache, dass seine Geliebte eine US-amerikanische Staatsbürgerin war.

Edward dankte schließlich auf Druck der konservativen Regierung von Premierminister Stanley Baldwin, der Dominions und der anglikanischen Kirche durch Erzbischof Cosmo Gordon Lang am 11. Dezember 1936 ab, um Wallis Warfield am 3. Juni 1937 heiraten zu können.[20] Es war offiziell nicht möglich, dass der britische Souverän als Oberhaupt der anglikanischen Kirche eine geschiedene Frau heiraten konnte. Versuche Edwards, eine morganatische Ehe einzuleiten und den Thron zu behalten, wurden abgelehnt.

Seine Abdankungsurkunde wurde unterschrieben von seinen drei Brüdern als Zeugen und von ihm selbst. Er trug mit dem Setzen seiner Unterschrift auf diese Erklärung nur noch den Titel Herzog von Windsor, der ihm von seinem Bruder direkt nach der Abdankung verliehen worden war. Wallis Simpson wurde lebenslang die Anrede Königliche Hoheit verwehrt, was zu erheblichen Verstimmungen des Herzogs gegenüber seiner Familie führte. Seine Mutter weigerte sich darüber hinaus ihn und seine Frau jemals persönlich zu empfangen.[21]

Das Paar lebte meist im selbst gewählten Exil in den USA und Frankreich, aber auch in der Schweiz und Österreich. Es war vereinbart worden, dass das Paar sich nur auf ausdrückliche Einladung seines Bruders König Georg VI. in England aufhalten dürfte. Eine Gelegenheit war zum Beispiel die Beerdigung seiner Mutter Mary 1953, für die er eine Ausnahmegenehmigung seiner Nichte, Königin Elizabeth II. brauchte. Am Totenbett seiner Mutter erschien er aber nicht mehr rechtzeitig.

Zu zwei weiteren Beerdigungen war Edward mit seiner Frau auf Einladung der Königin in Großbritannien. Seine Schwägerin Marina, die Frau seines Bruders George Edward war 1968 gestorben, seine ihm seit frühester Jugend sehr nahe stehende Schwester Mary Victoria bereits im Jahre 1965.[22]

Edward ist mit König Edward V. der einzige englische König seit der Normanneneroberung Englands 1066 unter Wilhelm dem Eroberer, der nicht gekrönt wurde. Edward war neben König Richard II. (1367–1400) der einzige König seit 1066, der zur Abdankung gezwungen wurde, wenn man die kriegerischen Auseinandersetzungen der Rosenkriege und den Staatsstreich von Oliver Cromwell außer Acht lässt.

Herzog von Windsor (1936–1972)

Bis zum Zweiten Weltkrieg (1936–1939)

Im Jahre 1937 erfolgte die Hochzeit von Edward und Wallis im französischen Exil, die Ehe der beiden blieb aber kinderlos. Nach seiner Abdankung besuchte er mehrere Länder, unter anderem Deutschland. Er besuchte dabei in Begleitung seiner Gattin Adolf Hitler auf dessen Berghof am Obersalzberg.[23] Das führte in Großbritannien zu erheblichen Verstimmungen, ebenso erging es ihm durch seinen Besuch in Italien bei Benito Mussolini.[24]

Die Vermögensverhältnisse Edwards sind unklar. Tatsache ist, dass er den Gegenwert der Schlösser Balmoral und Sandringham, die er als Privatbesitz von seinem Vater geerbt hatte, erhielt, sowie den Wert des Forts Belvedere.[25]

Zweiter Weltkrieg (1939–1945)

Das französische Schloss Candé, auf dem das Herzogspaar getraut worden ist

Im September 1939 wurde das Herzogspaar auf der HMS Kelly unter dem Kommando von Lord Louis Mountbatten nach Großbritannien gebracht und Edward im Rang eines Generalmajor im britischen Militärdienst nach Frankreich geschickt. Er inspizierte in dieser Zeit die französischen und belgischen Forts an der Maginot-Linie, deren Einsicht den britischen Verbündeten seitens der Franzosen und Belgier vorher nicht gegeben wurde. Aussagen des deutschen Ministers in Den Haag, Julius von Zech-Burkersroda, zufolge hatte Edward im Februar 1940 die alliierten Pläne zur Verteidigung Belgiens an die Deutschen verraten.[26]

Während der deutschen Besetzung Frankreichs von 1940 bis 1944 wurden Edwards Wohnsitze in Paris und in Südfrankreich auf Wunsch des Herzogs durch die Wehrmacht bewacht.[27] Edward selbst floh nach der Besetzung zunächst nach Biarritz, dann nach Spanien zu General Franco, um schließlich in Portugal bei einem Bankier mit deutschen Kontakten in Lissabon unterzukommen.[28]

Folgende Zitate sind vom ihm aus dieser Zeit überliefert: „After the war is over and Hitler will crush the Americans … We'll take over … They (the British) don't want me as their King, but I'll be back as their leader.“ (Wenn der Krieg vorbei ist und Hitler die Amerikaner zerquetscht hat … übernehmen wir … Sie [der Commonwealth] wollen mich nicht als ihren König, aber ich komme bald als ihr Führer zurück.)[29] Er sagte einem Journalisten, „it would be a tragic thing for the world if Hitler was overthrown.“ (es wäre eine Tragödie für die Welt, wenn Hitler gestürzt würde.)[29]

Auf Befehl Winston Churchills wurde das Herzogspaar aus Portugal in britische Obhut auf die Bahamas gebracht und Edward zum Gouverneur der britischen Kronkolonie ernannt. Jedoch mochte er die Inseln nicht besonders und bezeichnete sie abschätzig als "drittklassige britische Kolonie".[30] Edwards Ansichten waren – bei allem sozialen Engagement auf den Bahamas – zu dieser Zeit rassistisch. Er hatte Vorurteile gegenüber der schwarzen Bevölkerung der Bahamas und führte die herrschenden Unruhen auf kommunistische Agitation und Juden zurück.[31]

Nach Ansicht des damaligen österreichischen Konsuls in Großbritannien verfolgte Edward das Ziel, mit Hilfe Hitlers den Kommunismus zurückzudrängen.[32] Hitler wertete die Absetzung Edwards als Verlust und war anscheinend bestrebt, Edward nach einem Sieg wieder einzusetzen.[33] Es gab von deutscher Seite sogar Pläne, Edward zu kidnappen und in Berlin für einen Frieden mit Großbritannien zu benutzen oder ihn bei einer siegreichen Einnahme der britischen Inseln wieder auf den Thron zu setzen. Die Planung des Unternehmens hieß Operation Willi.[34] Lord Caldecot schrieb unmittelbar vor der Verbringung des Paares auf die Bahamas an Churchill, "[the Duke] is well-known to be pro-Nazi and he may become a centre of intrigue." ([der Herzog] ist bekanntermaßen für die Nazis und könnte ein Ziel für Intrigen werden).[35] Der Herzog räumte nach dem Krieg ein, die Deutschen bewundert zu haben, wies es aber von sich, eine nationalsozialistische Einstellung gehabt zu haben. Über Hitler schrieb er: "[the] Führer struck me as a somewhat ridiculous figure, with his theatrical posturings and his bombastic pretensions." ([der] Führer schien mir eine etwas lächerliche Figur zu sein mit seinen theatralischen Posen und seinen bombastischen Behauptungen).[36]

Edward & Wallis bei einem Empfang von Richard Nixon im Weißen Haus in Washington D.C. 1970

Nach dem zweiten Weltkrieg bis zum Tod (1945–1972)

Eine geregelte Beschäftigung oder ehrenamtliche, soziale Engagements kannte der Herzog von Windsor nach dem zweiten Weltkrieg nicht. 1945 wurde er als Gouverneur der Bahamas abgelöst. Die Windsors waren das Jetset-Paar der ersten Nachkriegsjahrzehnte, die durch ihren äußerst kostspieligen Lebensstil mit vielen Reisen auffielen. So überhäufte der Herzog seine Gattin im Laufe ihrer Ehe mit Unmengen kostbarsten Schmucks, der nach ihrem Tod für die Rekordsumme von rund 160 Millionen Dollar versteigert wurde und damit bis heute die teuerste private Schmucksammlung darstellt.

Sie waren bei den amerikanischen Präsidenten Eisenhower und Richard Nixon als persönliche Gäste im Weißen Haus, gaben im amerikanischen Fernsehen in Edward R. Murrows Fernsehshow Person to Person ein Interview[37] und waren 1970 in der BBC in einer 50-minütigen Reportage zu sehen.

Zu seiner Familie war der Kontakt fast durchgängig abgebrochen worden. Lediglich zu seiner Schwester Mary Victoria wurde er aufrecht erhalten. Nach seiner Abdankung als König reisten sie und ihr Mann mit ihm auf Schloss Enzesfeld bei Wien. Im November 1947 schlug Mary Victoria angeblich die Einladung zur Hochzeit ihrer Nichte Prinzessin Elisabeth mit Philip Mountbatten aus, weil Edward nicht mit eingeladen worden war. Offiziell nahm sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht daran teil. Edward wurde später dann jedoch offiziell zu den Hochzeiten seiner Nichten Prinzessin Margaret und Prinzessin Alexandra eingeladen, nahm aber aus Verbitterung über den ersten Affront daran nicht mehr teil.

Tod (1972)

Das Kentmausoleum in Frogmore in dessen Nähe Edward und seine Gattin bestattet worden sind

In den späten 60er Jahren ließ seine Gesundheit immer mehr zu wünschen übrig. 1972 konnte er noch ein letztes Mal seine Nichte, Königin Elizabeth II., sehen, die anlässlich eines Staatsbesuches in Frankreich ihren Onkel privat besucht hatte. Edward war seit seiner Jugend ein starker Raucher und starb am 28. Mai 1972 in Paris an Kehlkopfkrebs. Sein Leichnam wurde nach Windsor überführt. Am 5. Juni fand dort in Anwesenheit der Königin, der königlichen Familie, der Herzogin von Windsor und einer großen Menschenmenge die Trauerfeier in der St.-Georgs-Kapelle statt. Die Anteilnahme der Bevölkerung an seinem Tod und seiner Beerdigung war groß.

Mit Königin Victoria ist Edward der erste englische König, der nach dem Tod Georgs I. nicht in den Hauptgrablegen der englischen Könige in Windsor oder der Westminster Abbey bestattet worden ist.

Privat

Edward gilt auch heute immer noch als Inbegriff eines der letzten Gentlemen. Als Freizeitsport bevorzugte er Golf, wobei er nach dem Krieg in vielen Ländern auf den besten Golfplätzen spielte. Daneben spielte er Tennis oder ging auf die Jagd, ritt leidenschaftlich und war dem Polo nicht abgeneigt. Ferner liebte er das Fischen und das Mähen von Gras, wie er es im Exil des Öfteren auch tat. Edward rauchte des Weiteren gerne zur persönlichen Entspannung seine Pfeife, war aber auch seit seiner Jugend ein starker Zigaretten- und Zigarrenraucher, wie sein Vater und Großvater vor ihm.

Trivia

Edward ist als gutaussehender Dandy des 20. Jahrhunderts vor allem durch seine innovativen Kleidungskombinationen, mit der er die bis dahin sehr konservative englische Herrenmode auflockerte, bekannt geblieben, so wie es sein Großvater Eduard als Prince of Wales im Jahrhundert davor war. So trug er als einer der ersten braune Raulederschuhe zum Anzug und bevorzugte den Smoking statt des steifen Fracks. Damit stand er für die heutige "klassische" Herrenmode als eine der ersten berühmten Persönlichkeiten Pate. In seinem Buch A Family Album (Cassell, London, 1960) schreibt er, man habe den in den Vereinigten Staaten erfundenen Windsorknoten irrtümlich nach ihm benannt, da er stets dicke Krawattenknoten getragen habe. Diese seien jedoch durch das dicke Tuch seiner Krawatten und nicht durch einen besonders komplexen Knoten entstanden. In einer Folge der Serie Bugs Bunny erklärt dieser im Scherz, dass er denselben Schneider wie der Herzog von Windsor habe.

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität in den zwanziger und dreißiger Jahren war Edward der am meisten photographierte Mensch. Eine elegante Form der Tabakspfeife, die er bevorzugte, wurde später als Prince bekannt. Eine Edelrosensorte, eine Teehybride, trägt den Namen Herzog von Windsor. Er gab schon Anfang des 20. Jahrhunderts den Duft Neroli Sauvage für sich persönlich bei der französischen Parfümmanufaktur Creed in Auftrag, der erst 1994 zum öffentlichen Verkauf freigegeben wurde. Ein Tafelgeschirr namens Poissons wurde nach seinen Wünschen bei der Firma Herend angefertigt und ist heute frei zu erwerben. Das tierliebe Paar hielt sich privat einen Mops als Hund.

Edward trug privat eine schweizer Luxusuhr der Marke Vacheron Constantin und machte damit diese Uhrenmarke weltweit bekannt. Die Firma Windsor Herrenmode wurde im Jahr 1963 von Valentin Koinig in Wien gegründet. Der Firmenname wurde gewählt, da damals der Herzog von Windsor als besonders gut gekleideter Mann ein allgemein bekannter Modebegriff war.

Die Idee zum Round Table stammt von einem Rotarier, Louis Marchesi aus Norwich im östlichen England. Er fand, dass die Rotary-Idee richtig war, aber empfand auch Bedarf an einem Klub für eher Gleichaltrige. Diese Idee bekam neues Leben, als Louis Marchesi auf der Industriemesse in Birmingham von Edward in einer Festrede die Notwendigkeit betont hörte, dass junge Männer in führenden Stellungen sich um einen runden Tisch (Round Table) versammeln sollten, um aus sich das Beste zu machen. Hier fand Louis Marchesi nicht nur den Namen Round Table, sondern auch das Motto der Organisationen: Aneignen – Anpassen – Verbessern.

Ahnentafel

Ahnentafel Eduard VIII. (Großbritannien)
Urgroßeltern

Prinz
Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)

Königin
Victoria (1819–1901)

König
Christian IX. (1818–1906)

Königin
Louise von Hessen-Kassel (1817–1898)

Herzog
Alexander von Württemberg (1804–1885)

Gräfin
Claudine Rhédey von Kis-Rhéde (1812–1841)

Prinz
Adolphus von Großbritannien, (1774–1850)

Gräfin
Auguste von Hessen-Kassel (1797–1889)

Großeltern

König
Edward VII. (1841–1910)

Königin
Alexandra von Dänemark (1844–1925)

Herzog
Franz von Teck (1837–1900)

Prinzessin
Mary Adelaide (1833–1897)

Eltern

König
Georg V. (1865–1936)

Königin
Mary von Teck (1867–1953)

König Eduard VIII. (Großbritannien) (1894–1972)

Titel

  • 1894–1898: S.H. Prinz Edward von York
  • 1898–1901: S.K.H. Prinz Edward von York
  • 1901–1910: S.K.H. Prinz Edward von Wales
  • 1910–1936: S.K.H. Der Fürst von Wales
  • 1936: S.M. König Edward VIII. von Großbritannien und Irland, Verteidiger des Glaubens, Kaiser von Indien
  • für die Isle of Man:
  • für Guernsey und Jersey:
    • 1936: Herzog der Normandie
  • 1936–1972: S.K.H. Der Herzog von Windsor

Volle Titel (englisch)

  • 1910–1936: His Royal Highness The Prince Edward Albert Christian George Andrew Patrick David, Prince of Wales and Earl of Chester, Duke of Cornwall, Duke of Rothesay, Earl of Carrick, Baron Renfrew, Lord of the Isles, Prince and Great Steward of Scotland
  • 1936: His Majesty, Edward the Eighth, by the Grace of God, of Great Britain, Ireland, and of the British Dominions beyond the Seas, King, Defender of the Faith, Emperor of India
  • 1936–1972: His Royal Highness The Prince Edward Albert Christian George Andrew Patrick David, Duke of Windsor

Militärische Ränge

  • Mid, 1911–1913: Fähnrich zur See, Royal Navy
  • Lt, 1913–1919: Leutnant zur See, Royal Navy
  • Lt, 1914–1916: Leutnant, 1st Battalion, Grenadier Guards, British Army. (Erster Weltkrieg, Flandern und Italien)
  • Capt, 10. März 1916: Hauptmann, British Army
  • Capt, 1919: Kapitän zur See, Royal Navy
  • Major-Gen, 1939: Generalmajor, British Army

Militärische Ehrenränge

Auszeichnungen

Britische Auszeichnungen

Insignien des Bath-Ordens

Edward verlor alle seine Auszeichnungen mit seiner Thronbesteigung im Jahre 1936, da er als Souverän persönliches Oberhaupt der meisten Orden war, wurde aber nach seiner Abdankung von seinem Bruder Georg wieder in den Status vor seiner Thronbesteigung gesetzt.

Orden vom Goldenen Vlies

Ausländische Auszeichnungen

Literatur

  • Peter Allen: The Crown and the Swastika: Hitler, Hess, and the Duke of Windsor. Robert Hale, London 1983.
  • Michael Bloch: The Duke of Windsor’s War. Weidenfeld and Nicolson, London 1982. ISBN 0297779478.
  • Michael Bloch (Hrsg.): Wallis and Edward: Letters 1931–1937. Summit Books 1986. ISBN 0-671-61209-3.
  • Michael Bloch: The Secret File of the Duke of Windsor. Bantam Books, London 1988. ISBN 059301667X.
  • Michael Bloch (Hrsg.): Die Windsors – Briefe einer großen Liebe – Doe private Korrespondenz aus dem Nachlaß der Herzogin von Windsor. Droemer Knaur, München 1992. ISBN 3426024470
  • Frances Donaldson: Edward VIII. Weidenfeld and Nicolson, London 1974. ISBN 0297767879.
  • Rupert Godfrey (Hrsg.): Letters From a Prince: Edward to Mrs. Freda Dudley Ward 1918–1921. Little, Brown & Co. ,1998.ISBN 0-7515-2590-1.
  • Ernst Haiger: Fiction, Facts, and Forgeries: The "Revelations" of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War, in: The Journal of Intelligence History Vol. 6, No. 1 (Summer 2006 [erschienen 2007]) S. 105-117. ISSN 1616-1262.
  • Suzy Menkes: The Windsor Style. Grafton Books, London 1987. ISBN 0246132124.
  • Andrew Roberts: The House of Windsor. Hrsg. von Antonia Fraser. Cassell and Co. London 2000. ISBN 0-304-35406-6.
  • Susan Williams: The Historical Significance of the Abdication Files. Public Records Office – New Document Releases – Abdication Papers. Public Records Office of the United Kingdom, London 2003.
  • HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951.
  • The Duchess of Windsor: The Heart has its Reasons: The Memoirs of the Duchess of Windsor. Houghton Mifflin, New York 1956.
  • Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography.Alfred A. Knopf, New York 1991. ISBN 0-394-57730-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 1
  2. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 7
  3. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 25-28
  4. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 30-31
  5. Alison Weir: Britain’s Royal Families: The Complete Genealogy Revised edition. Pimlico 1996
  6. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 78
  7. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 48-50
  8. The Prince of Wales takes to the skies in his first flight in 1918 Royal Insight Magazine
  9. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 215
  10. H. C. G. Matthew: "Edward VIII [later Prince Edward, duke of Windsor] (1894–1972)". In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004
  11. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 235
  12. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 233
  13. Keith Middlemas, John Barnes: Baldwin: A Biography. Weidenfeld and Nicolson, London 1969, S. 976.
  14. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 265
  15. H. C. G. Matthew: "Edward VIII [later Prince Edward, duke of Windsor] (1894–1972)". In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004
  16. H. C. G. Matthew: "Edward VIII [later Prince Edward, duke of Windsor] (1894–1972)". In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press 2004
  17. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 273-274
  18. Andrew Cook: The plot thickens. In: The Guardian. 03. Januar 2003.
  19. sueddeutsche.de, Insel Rab
  20. Lord Beaverbrook: The Abdication of King Edward VIII. Hamish Hamilton, London , 1966, S. 57; HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 387
  21. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 384
  22. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 554-556.
  23. Frances Donaldson: Edward VIII. Weidenfeld and Nicolson, London 1974, S. 331–332
  24. Wolfgang Gans Edler Herr zu Putlitz: Unterwegs nach Deutschland – Memoiren eines Diplomaten. Verlag der Nation Berlin, 2. Aufl. 1956.
  25. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 376-378
  26. Sarah Bradford: King George VI. Weidenfeld and Nicolson, London 1989 S.434.
  27. Andrew Roberts: The House of Windsor. Hrsg. von Antonia Fraser. Cassell and Co. London 2000, S. 52
  28. Michael Bloch: The Duke of Windsor’s War. Weidenfeld and Nicolson, London 1982, S. 91
  29. a b Andrew Walker: Profile: Edward VIII BBC online 29. Januar 2003
  30. Michael Bloch: The Duke of Windsor’s War. Weidenfeld and Nicolson, London 1982, S. 364
  31. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 471-472
  32. Aufzeichnungen von Albert Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein (1861–1945) im Staatsarchiv Wien, zitiert in: Kenneth Rose: King George V. Weidenfeld and Nicolson, London 1983 S. 391.
  33. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 392
  34. Michael Bloch: Operation Willi: The Nazi Plot to Capture the Duke of Windsor. Weidenfeld & Nicolson, London 1984.
  35. Philip Ziegler: King Edward VIII: The official biography. Alfred A. Knopf, New York 1991, S. 434.
  36. HRH The Duke of Windsor: A King’s Story.. Cassell and Co., London 1951, S. 277
  37. Time (8. Oktober 1956). Peep Show. Abgerufen am 19. Februar 2007.


Vorgänger Amt Nachfolger
Georg V. Prince of Wales
1910–1936
Charles Mountbatten-Windsor
König des Vereinigten Königreiches
1936
Georg VI.
Kaiser von Indien
1936
--- Herzog von Windsor
1936–1972
---


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