Eggenberg (Adelsfamilie)

Eggenberg (Adelsfamilie)

Eggenberg ist der Name eines österreichischen Adelsgeschlechts, das 1717 im Mannesstamm erlosch.

Der Ursprung der Familie zu Ekchenberg verliert sich im Dunkeln. Die Gegenreformation mit ihren Kämpfen zwischen dem katholischem Hof der Habsburger und dem protestantischem Adel gehört zu jenen bewegten Zeiten, in denen sich das Schicksal mancher Familie jäh änderte. Während alte, protestantisch gesinnte Geschlechter Macht und Heimat verloren, brachten es kaisertreue Familien zu neuem Adel und großem Reichtum. Ein gutes Beispiel dafür ist der meteorhafte Aufstieg der Eggenberger. Sie waren als Weinhändler in Radkersburg reich geworden und schafften es schließlich, durch Kreditgewährung an Adel und Landesherrn zu Vertrauten des Kaisers zu werden.

Das erste nachweisbare Mitglied der Familie ist Ulrich Eggenberger († 1448), der in seiner Funktion als Grazer Stadtrichter erstmals 1432 urkundlich erwähnt wird. Unter seinen beiden Söhnen Hans und Balthasar teilte sich die Familie in zwei Linien. Hans begründete die Radkersburger (später Ehrenhausener) Linie und Balthasar die Grazer Hauptlinie.

Balthasar Eggenberger zu Eggenberg († 1493) erhielt nach dem Tod seines Vaters ein stattliches Vermögen übertragen und führte die wirtschaftlich äußerst ertragreichen Handels- und Münzgeschäfte weiter. Unter ihm entstanden auch geschäftliche Verbindungen mit dem Habsburger Kaiserhof. Der zum größten Teil in Graz residierende Kaiser Friedrich III. machte Balthasar zum Münzmeister von Graz, Laibach und St. Veit an der Glan. Diese enge Verbindung zum Kaiserhaus und das ausgeprägte wirtschaftliche Talent Balthasars führte naturgemäß zu einer beträchtlichen Vergrößerung der Eggenberger Finanzen und Besitzungen. Das 15. Jahrhundert war geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen und Bedrohungen durch Ungarn- und Türkeneinfälle. In dieser Zeit der politischen Verwirrungen wechselte Balthasar mehrfach die Seiten. So wurde er auch als Leiter der königlichen Finanzkammer des ungarischen Königs Matthias Corvinus genannt. Von Corvinus (lat.: rabengleich) stammt wohl auch das neue, in seinen Formen bereits adelige Wappen der noch bürgerlichen Familie Eggenberg: drei gekrönte Raben, die eine Krone tragen. Balthasar Eggenberger erwarb 1463 das Gut im Westen von Graz, das er zum Stammsitz der Familie ausbauen ließ und das Areal bildet, auf dem sich Schloss Eggenberg heute befindet. 1470 wurde in diesem neuen Stammsitz die gotische Marienkapelle urkundlich erwähnt, die heute noch den Mittelpunkt der barocken Schlossanlage bildet.

Die Familie Eggenberg blieb bis ins 16. Jahrhundert eine der bedeutendsten Patrizierfamilien der Steiermark. Einen wesentlichen Grundstein für den weiteren Aufstieg der Familie bildete Ruprecht von Eggenberg († 1611) aus der Ehrenhausener Linie, dessen militärische Verdienste im Kampf gegen das osmanische Reich unter anderem zur Erhebung der gesamten Familie in den Freiherrenstand zur Folge hatte.

Repräsentationsportrait des Fürsten Hans Ulrich von Eggenberg, G. P. de Pomis, nach 1615

Die erfolgreiche Karriere des Ruprecht von Eggenberg wurde jedoch vom kometenhaften Aufstieg seines jüngeren Grazer Vetters Hans Ulrich von Eggenberg (1568-1634) in den Schatten gestellt. Er zählt zu den bedeutendsten Staatsmännern, die die Steiermark hervorgebracht hat: 1598 Freiherr, 1623 Reichsfürst, 1628 Herzog von Krumau, nachdem er bereits 1620 mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet worden war, 1625 kaiserlicher Statthalter von Innerösterreich.

Nach einem Aufenthalt an der Tübinger Universität und ausgedehnten Reisen in die Niederlande, nach Spanien und Italien kehrte Hans Ulrich nach dem Tod seines Vaters nach Graz zurück, um das Erbe anzutreten. Graz war von 1564-1619 Residenz- und Hauptstadt der innerösterreichischen Erzherzoge. Hans Ulrich entschloss sich in den Hofdienst Erzherzog Ferdinands einzutreten, um dort seine Karriere zu beginnen. In den folgenden Jahren entwickelte sich Hans Ulrich zum wichtigsten Berater und Vertrauten am Grazer Hof. Erzherzog Ferdinand wurde 1619 zum Kaiser Ferdinand II. des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt. Im selben Jahr wanderte der kaiserliche Hof nach Wien und Hans Ulrich ging mit ihm. Für zwei Jahrzehnte wurde damit der Sohn einer Grazer Patrizierfamilie zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Männer des Heiligen Römischen Reiches und federführenden Diplomaten der Habsburger in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Er blieb dem kaiserlichen Hof immer treu ergeben, kehrte aber 1625 als Gubernator von Innerösterreich nach Graz zurück und regierte hier bis zu seinem Tode „an Kaisers Statt“. Kaufmännisches Geschick dürfte der Familie im Blut gelegen sein: Hanns Ulrich besaß ausgedehnte Ländereien von Krumau bis Ptuj und Gradiska am Isonzo. Hans Ulrich gab im Zenit seiner Macht 1625 den Auftrag zum Ausbau des Schlosses Eggenberg zu einer prunkvollen und standesgemäßen Residenz, da der alte Familiensitz im Westen von Graz nicht mehr genügte. Als Schöpfer von Schloss Eggenberg erlebte er dessen Fertigstellung nicht. Hans Ulrich von Eggenberg verstarb 1634. Der Repräsentationsbau, der alles andere in den Schatten stellte, was es bisher im Lande gab, war bis zum ihrem Aussterben 1717 Wohnsitz der Familie Eggenberg.

Der einzige Sohn Hans Ulrichs, Johann Anton I. Reichsfürst von Eggenberg (1610-1649) genoss seine Ausbildung unter anderem an der Grazer Jesuitenuniversität. Nach einer ausgedehnten Kavalierstour durch ganz Europa kehrte er schließlich 1632 nach Graz zurück. Zu dieser Zeit setzte er sich für den Weiterbau des Schlosses in Graz ein. Seine bevorzugten Wohnsitze waren jedoch das Eggenberger Palais in der Grazer Sackstraße und die Residenz in Krumau. Auch er trat in den kaiserlichen Hofdienst und bewährte sich unter Kaiser Ferdinand III. Ein wichtiges Ziel für Johann Anton I. war die Erlangung der Reichsstandschaft, die schon sein Vater Hans Ulrich vergebens zu erreichen versucht hatte. 1647 gewährte ihm der Kaiser die Möglichkeit, die gefürstete Grafschaft Gradisca mit der Stadt Aquileia und weiteren Ortschaften zu kaufen. Damit waren die Eggenberger nicht mehr nur in den habsburgischen Ländern begütert, sondern auch im Reich. Die Eggenberger konnten nun Sitz und Stimme auf der Fürstenbank einnehmen.

Nach dem unerwartet frühen Tod Johann Antons I. und aufgrund des Fehlens eines rechtsgültigen letzten Willens kam es zwischen seinen beiden Söhnen Johann Christian und Johann Seyfried wegen der Teilung des väterlichen Erbes zu Differenzen. Man einigte sich auf eine gleichwertige Teilung des Erbes. Johann Christian erhielt die böhmischen Länder und Johann Seyfried entschied sich für die innerösterreichischen Besitzungen. Der eigentliche große Erbschaftsstreit entbrannte um Gradisca, denn damit war schließlich der Sitz im Reichsfürstentag verbunden. Es sollte bis zum Jahr 1672 dauern, bis man sich auf einen neuen Erbvertrag einigen konnte. Es blieb bei der Länderteilung, wobei Johann Seyfried ein erhöhtes Kapital erhielt. Johann Christian verwaltete Gradisca, jedoch im Namen beider Brüder.

Johann Seyfried legte sein Hauptaugenmerk auf die prachtvolle Ausgestaltung der ihm zugesprochenen innerösterreichischen Güter, vor allem die Fertigstellung der Grazer Residenz. Unter seiner Regentschaft erhielt Schloss Eggenberg auch seine erste prunkvolle Ausstattung und die erste Gartenanlage wurde errichtet. Die wohl wichtigste Aufgabe erfuhr Johann Seyfried als Gastgeber der kaiserlichen Braut Kaiser Leopolds I. im Jahre 1673. Im Zuge der einzigen Kaiserhochzeit, die in Graz stattfand, residierte die zukünftige Kaiserin Claudia Felicitas von Tirol in der neuen Familienresidenz der Eggenberger. Weder für sein fürstliches Mäzenatentum noch für die Gestaltung des kaiserlichen Besuches scheute Johann Seyfried Kosten. Während sein Bruder Johann Christian als vorbildlicher Wirtschafter seine Güter zu vermehren wusste, schien Johann Seyfried das wirtschaftliche Talent seiner Familie nicht geerbt zu haben. Binnen weniger Jahrzehnte ruinierte er sich fast vollständig. Nur durch den Verkauf verschiedenster Besitzungen und durch die engen Verbindungen zum Kaiserhaus konnte er sich immer wieder retten. Nach dem Tod Johann Christians erhielt Johann Seyfried als Universalerbe die Einkünfte aus den böhmischen Ländereien, wodurch sich seine finanzielle Lage wieder entspannte.

Nach dem Tod Johann Seyfrieds 1713 war der Bestand der Familie Eggenberg durch männliche Nachkommen noch gesichert. Doch bereits 1716 starb sein kränklicher einziger Sohn Johann Anton II. im Alter von 47 Jahren. Nur ein Jahr später starb auch dessen einziger Sohn, der letzte Fürst von Eggenberg, Johann Christian II. im Alter von 13 Jahren an einer Blinddarmentzündung. Mit seinem Tod war die Familie Eggenberg, 1717, im Mannesstamm erloschen.

In der Folge begann der Zerfall der ausgedehnten eggenbergischen Besitzungen. Eine der beiden Schwestern Johann Christians II., Maria Eleonore Reichsfürstin zu Eggenberg, heiratete in dritter Ehe Johann Leopold Graf Herberstein. Bedingt durch ihre Kinderlosigkeit wurde nach ihrem Tod 1774 ihr Gemahl als Universalerbe eingesetzt. Dadurch ging der Besitz, samt Schloss Eggenberg in Graz, an eine Nebenlinie der Familie Herberstein über. Mit dem Jahr 1774 war das wohl berühmteste Geschlecht der Steiermark ausgestorben.

Bedeutende Eggenberger

  1. Christoph von Eggenberg († 1553)
  2. Helena von Eggenberg († vor 1568), geborene Fueger, Gemahlin von 1.
  3. Hans Christoph von Eggenberg († 1581), Sohn von 1.
  4. Maria von Eggenberg, geborene Galler, Gemahlin von 3.
  5. Bartholomäus von Eggenberg († 1583), Sohn von 1.
  6. Justina von Eggenberg, geborene von Breuner, Gemahlin von 5.
  7. Freiherr Ruprecht von Eggenberg († 1611), Feldherr
  8. Wolff von Eggenberg († 1615), Offizier und Neffe von 7.
  9. Johann Ulrich von Eggenberg (1586-1634), Hofkammerpräsident Ferdinands II.
  10. Johann Christian von Eggenberg (um 1680)
  11. Fürstin Maria Charlotte von Eggenberg († 1755), Gemahlin des letzten Fürsten von Eggenberg
  12. Fürstin Maria Theresia von Eggenberg, Tochter von 11., verheiratete Gräfin von Leslie

Fürsten von Eggenberg

  • Johann Ulrich von Eggenberg (1568-1634) 1598 Reichsfreiherr, 1623 Reichsfürst von Eggenberg 1623, 1628 Herzog von Krumau; ∞ Freiin Maria Sidonia von Thannhausen, Tochter des Freiherrn Konrad von Thannhausen und der Dorothea von Teuffenbach
  • Johann Anton I. (1610-1649), dessen Sohn, Fürst von Eggenberg, Herzog von Krumau, gefürsteter Graf von Gradisca; ∞ Markgräfin Anna Maria von Brandenburg-Bayreuth, Tochter von Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth
  • Johann Christian I. (1641-1710), dessen Sohn, Fürst von Eggenberg ∞ Prinzessin Maria Ernestina zu Schwarzenberg, Tochter von Fürst Johann Adolf I.
  • Johann Anton II. Josef (1669-1716), dessen Neffe, Fürst von Eggenberg; ∞ Gräfin Maria Karolina ze Šternberka, Tochter von Oldřich Adolf Vratislav, Graf von Sternberg 1661,
  • Johann Christian II. Seyfried (1704-1717), dessen Sohn, Fürst von Eggenberg

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