Fürst Schwarzenberg

Fürst Schwarzenberg
Das Wappen der Fürsten von Schwarzenberg in einer Darstellung von 1792

Schwarzenberg (tschechisch Švarcenberk) ist der Name eines fränkischen und böhmischen Adelsgeschlechts, dessen Wurzeln bis an den Anfang des 10. Jahrhunderts zurückverfolgt werden können.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Überblick

Das uralte Geschlecht der Seinsheimer sah in dem 917 hingerichteten Alemannen-Fürsten Erkinger seinen Urahn und in dessen Sohn Conrad seinen Namensgeber. 1243 erscheint Schloss Stephansberg als Eigentum des Apollonius d. Ä. von Seinsheim. Sein Sohn Hildebrand († 1386) gilt als Stammvater des Hauses Schwarzenberg, da sich nach ihm und seinem Bruder die Stammlinie in eine ältere oder Stephansberger Linie und in eine jüngere oder Seinsheimsche Linie aufteilt.

Der Enkel Hildebrands, Erkinger, erwirbt in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die fränkische Herrschaft Schwarzenberg, die Burg Schwarzenberg und den Titel Freiherr zu Schwarzenberg. Zu diesem Zeitpunkt besitzt die Familie auch bereits einige Höfe in Böhmen. 1550 kommt Wilhelm zu Schwarzenberg durch Heirat in den Besitz der Herrschaft Gimborn im Bergischen Land. 1599 werden die Schwarzenberger mit Adolf von Schwarzenberg zu Reichsgrafen ernannt und 1670 mit Johann Adolf von Schwarzenberg zu Reichsfürsten. Die Adelsfamilie erbt 1661 große Güter der Eggenberger in Böhmen, der Steiermark und Krain. In den 1670er Jahren lassen sie sich in Böhmen nieder. Nach dem Aussterben der Grafen von Sulz kommt der 1698 zur gefürsteten Landgrafschaft erhobene Klettgau über die Heirat von Maria Anna von Sulz mit Ferdinand von Schwarzenberg an das Haus Schwarzenberg. Die Schwarzenberger führen seither auch den Grafentitel von Sulz und den Landgrafentitel von Klettgau. Verwandtschaftliche Beziehungen bestehen zu einer Reihe weiterer europäischer Adelsfamilien, in Böhmen auch z.B. mit den Lobkowicz. Im 18. Jahrhundert erwarben sie Eigentum der Rosenberger (Rožmberk), unter anderem Schloss Wittingau. Von 1719 bis 1871 war ihr Hauptsitz Schloss Krumau (Český Krumlov), hernach Schloss Frauenberg (Hluboká nad Vltavou) in der Nähe von Budweis (České Budějovice).

In der St. Ägidiuskirche von Třeboň befand sich von 1784 bis 1877 die Grablege. Nach Fertigstellung der neuen Begräbniskapelle am Weltteich bei Domanín wurde diese bis 1938 als Familiengruft genutzt.

Die männlichen Mitglieder des Adelsgeschlechts waren meist Soldaten, Politiker und Kirchenwürdenträger, unter anderem auch Prager Erzbischöfe, Unternehmer und Kunstsammler. Auf ihren neu erworbenen Gütern waren sie bestrebt, die Ländereien im Sinne der Vorbesitzer weiter zu kultivieren. Sie legten Teiche an, pflanzten Wälder und führten neue Technologien in der Landwirtschaft ein (Siehe auch: Schwarzenbergscher Schwemmkanal).

Ab Ende des 18. Jahrhunderts bestanden zwei Linien des Hauses Schwarzenberg, gemäß der Primogenitur mit Josef II. als erstem Majoratsherrn, sowie der Secundogenitur folgend mit Karl I. Philipp als erstem Majoratsherren. Da die Primogeniturlinie nach Heinrich keine männlichen Nachkommen hatte, adoptierte dieser den Erben der Secundogenitur, Karl zu Schwarzenberg, wodurch die beiden Majorate 1979 wieder vereint wurden.

Die Nachkommenschaft aus der zweiten Ehe Michaels II. von Seinsheim mit Ursula Frankengrüner wurden nie von den fürstlichen Familien anerkannt. Dieser Zweig verlor auch 1672 einen dahingehenden Prozess, da Zweifel an der Legitimität der Nachkommen bestanden, weil Ursula Gründer „außerhalb der Ehe mit Michael Kinder gehabt“ habe[1]. Die „westfriesischen Schwarzenberger“ nennen sich seit der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts Thoe Schwartzenberg en Hohenlansberg .

Wappen Seinsheim aus dem Scheiblerschen Wappenbuch, 1450

Genealogie

„Jahreszahl x – Jahreszahl y“ gibt die Dauer der Inhaberschaft des jeweiligen Titels an

Haus Seinsheim

Erkinger († 917)

  • Conrad
  • ...
  • Apollonius d. Ä. († 1311)
  • ...
  • Hildebrand († 1386)
  • Michael (I.) († 1399)
  • Erkinger (VI.) (* 1362; † 1437) erwirbt 1420 Schwarzenberg, wird 1429 zum Freiherren ernannt und kauft 1435 Hohenlandsberg

Freiherren zu Schwarzenberg

  • 1429 – 1437 Erkinger (I.)
  • 1437 – 1469 Michael (II.); sein Bruder Sigismund (* 1430; † 1502) erhält Hohenlandsberg
  • 1469 – 1499 Michael d. J. (III.)
  • 1499 – 1510 Erkinger (III.[2])
  • 1510 – 1526 Wilhelm (I.)
  • 1526 – 1557 Wilhelm (III.[3]), erwirbt 1550 durch Heirat die Herrschaft Gimborn
  • 1557 – 1599 Adolf, kaiserlicher Heerführer und Begründer des heutigen Wappens

Freiherren zu Hohenlandsberg

  • 1437 – 1502 Sigismund (I.)
  • 1502 – 1528 Johann, Verfasser der Bamberger Halsgerichtsordnung
  • 1528 – 1538 Christoph (I.)
  • 1538 – 1552 Wilhelm (II.)
  • 1552 – 1596 Christoph (II.)

Grafen von Hohenlandsberg

Adolf von Schwarzenberg (1551–1600)
  • 1566 – 1596 Christoph (II.)
  • 1596 – 1646 Georg Ludwig; nach seinem Tod fällt Hohenlandsberg durch Testament wieder an Schwarzenberg zurück.

Grafen von Schwarzenberg

  • 1599 – 1600 Adolf
  • 1600 – 1641 Adam, einflussreicher Berater des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg
  • 1641 – 1670 Johann Adolf; Hohenlandsberg fällt 1646 wieder an ihn

Fürsten zu Schwarzenberg

Taler 1696 Ferdinand und Anna Maria von Sulz
Taler 1696 Allianzwappen
  • Johann Adolf I. zu Schwarzenberg (* 1615; † 1683), 1670 Fürst zu Schwarzenberg; ∞ Gräfin Maria Justina von Starhemberg, Tochter von Ludwig
  • Ferdinand Wilhelm Eusebius (* 1652; † 1703), dessen Sohn, zweiter Fürst zu Schwarzenberg, 1688 Graf und 1698 gefürsteter Graf von Sulz; ∞ Gräfin Maria Anna von Sulz - seine Schwester beerbt ihren Gemahl Fürst Johann Christian von Eggenberg zu Krumau; damit fällt Krumau mit ihrem Tod 1719 an Schwarzenberg
  • Adam Franz Karl Eusebius (* 1680; † 1732), dessen Sohn, dritter Fürst zu Schwarzenberg, österreichischer Obersthofmarschall; ∞ Prinzessin Eleonora von Lobkowitz, Tochter von Ferdinand August, drittem Fürst von Lobkowitz
  • Joseph I. (* 1712; † 1782), dessen Sohn, vierter Fürst zu Schwarzenberg; ∞ Prinzessin Maria Theresia von und zu Liechtenstein, Tochter von Fürst Joseph I. - erhält das Fürstendiplom dahingehend erweitert, dass alle ehelichen männlichen wie weiblichen Nachkommen den Titel „Fürst“ bzw. „Fürstin“ führen dürfen und wird damit in den Reichsfürstenstand und den Stand eines böhmischen Fürsten erhoben
  • Johann I. (* 1742; † 1789), dessen Sohn, fünfter Fürst zu Schwarzenberg; ∞ Gräfin Marie Eleonore zu Oettingen-Wallerstein, Tochter von Philipp Karl, Graf von Oettingen-Wallerstein

1. Majorat

* Joseph II. (* 1769; † 1833), Sohn von Johann I., sechster Fürst zu Schwarzenberg, Herzog zu Krumau, Großgrundbesitzer; ∞ Prinzessin Pauline Caroline d'Arenberg, Tochter von Ludwig Engelbert, Duc d'Arenberg, Duc d'Aerschot

  • Johann Adolf II. (* 1799; † 1888), dessen Sohn, siebter Fürst zu Schwarzenberg, Herzog von Krumau, Großgrundbesitzer; ∞ Prinzessin Eleonore von und zu Liechtenstein, Tochter von Moritz Joseph Johann Baptist
  • Adolf Joseph (* 1832; † 1914), dessen Sohn, achter Fürst zu Schwarzenberg, Herzog von Krumau, Major, Großgrundbesitzer und Politiker; ∞ Prinzessin Ida von und zu Liechtenstein, Tochter von Fürst Alois II.
  • Johann II. (* 1860; † 1938), neunter Fürst zu Schwarzenberg, Herzog von Krumau, Großgrundbesitzer, Abgeordneter und Major; ∞ Gräfin Therese von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg, Tochter von Fürst Karl Johann Nepomuk Ferdinand
  • Adolf (* 1890; † 1950), zehnter Fürst zu Schwarzenberg; letzter Spross aus dem 1. Majorat; ∞ Hilde, Prinzessin von Luxemburg und Nassau; da die Ehe kinderlos blieb, adoptierte er 1940 den jüngeren Bruder seines Cousins Joseph III. (elfter Fürst von Schwarzenberg), Heinrich Herzog von Krumau

2. Majorat

Karel Schwarzenberg
  • Karl I. Philipp zu Schwarzenberg (* 1771; † 1820), Sohn von Fürst Johann I., 1804 Fürst zu Schwarzenberg, Landgraf von Sulz und Klettgau, Feldmarschall und Diplomat; ∞ Gräfin Maria Anna von Hohenfeld
  • Karl II. (* 1802; † 1858), dessen Sohn, Fürst zu Schwarzenberg, Feldzeugmeister und Verwaltungsbeamter; ∞ Gräfin Josefina Marie Wratislavova z Mitrowicz
  • Karl III. (* 1824; † 1904), dessen Sohn, Fürst zu Schwarzenberg, Gutsbesitzer und Abgeordneter; ∞ Wilhelmine Marie zu Öttingen-Öttingen, Tochter von Friedrich Kraft, Fürst zu Oettingen-Oettingen undOettingen-Wallerstein
  • Karl IV. (* 1859; † 1913), dessen Sohn, Fürst zu Schwarzenberg, Großgrundbesitzer und Politiker; ∞ I Gräfin Marie Terezie Kinsky von Wchinitz und Tetau; ∞ II Gräfin Ida Hoyos, Frn von Sprinzenstein
  • Karl V. (* 1886; † 1914), dessen Sohn, Fürst zu Schwarzenberg; ∞ Gräfin Eleonore von Clam und Gallas
  • Karl VI. (* 1911; † 1986), dessen Sohn, Fürst zu Schwarzenberg; ∞ Prinzessin Antonia Leontine zu Fürstenberg, Tochter von Karl Emil
  • Joseph III. (* 1900; † 1979), Neffe von Johann II. (1. Majorat), elfter Fürst zu Schwarzenberg
  • Karl VII. zu Schwarzenberg (* 1937), Sohn Karls VI., 1960 von Heinrich Herzog von Krumau (dem Adoptivsohn Fürst Adolfs) adoptiert, zwölfter Fürst zu Schwarzenberg, Herzog von Krumau, amtierender Außenminister Tschechiens; ∞ Terezia zu Hardegg auf Glatz und im Machlande

Weitere Persönlichkeiten

Aus der friesischen „nicht anerkannten“ Linie

  • Georg Frederik II. Baron thoe Schwarzenberg en Hohenlandsberg (* 1733; † 1783), friesischer Politiker und Schriftsteller
  • Johan Sicco Tjalling Camstra Baron thoe Schwarzenberg en Hohenlandsberg (* 1769; † 1829), niederländischer Politiker

Kuriosa

Einem regionalen Volksaberglauben zufolge soll Eleonore von Schwarzenberg (* 1682; † 1741), geborene Prinzessin Lobkowitz, als Vampir ihr Unwesen getrieben haben. Über das Leben der Gemahlin von Fürst Adam Franz wurde 2007 ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Die Vampirprinzessin“ für ARTE und ORF produziert [4] [5].

Siehe auch

Fußnoten

  1. Constant Wurzbach von Tannenberg: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich
  2. wg. eines Onkels gleichen Namens
  3. wg. Namensgleichheit eines früher Geborenen aus der älteren bayerischen Linie
  4. (Quelle: http://www.radio.cz/de/artikel/90842)
  5. (Quelle: http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/Halloween/Die-Untoten---Dracula-forever/1724448.html)

Literatur

  • Fürst Karl zu Schwarzenberg: Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg. Degener, Neustadt an der Aich 1963. 
  • Anton Tannich: Die Münzen und Medaillen der Fürsten von Schwarzenberg. In: Schwarzenbergisches Jahrbuch 1938, S. 51 - 150.

Weblinks


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