Eichen-Kolbe

Eichen-Kolbe
Carl Wilhelm Kolbe d. Ä.: Waldstück mit knorriger Eiche (Satyr entfuehrt Nymphe), um 1800

Carl Wilhelm Kolbe (* 9. November 1759 [Taufdatum] in Berlin; † 13. Januar 1835 in Dessau) war ein deutscher Maler, Grafiker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kolbe kam als Sohn des Goldstickers und Tapetenmachers Christian Wilhelm Kolbe und dessen Frau Anne, geb. Rollet, in Berlin zur Welt. Dort besuchte er die französische Gelehrtenschule. Eventuell empfing er bereits im Jugendalter künstlerische Anregungen von seinem Verwandten Daniel Chodowiecki. Nach seinem Schulabschluss war er 1780–1782 zunächst Lehrer für Französisch am Philanthropin Dessau, dann nach dem gescheiterten Versuch eines Jura-Studiums in Halle 1782–1784 Sekretär des Forstministers Graf von Schulenburg-Kehnert in Berlin. 1784 kehrt er nach Dessau als Lehrer am Philanthropin zurück, dieses Mal für Französisch und Kunst.

1793 entschied sich Kolbe für eine Künstlerlaufbahn und zog wieder nach Berlin, wo er Schüler von Asmus Carstens, Johann Wilhelm Meil und Daniel Chodowiecki an der Akademie war. Am 26. November 1795 wurde er als ordentliches Mitglied in die Akademie aufgenommen. Schon Anfang dieses Jahres war er einem Ruf von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau nach Dessau an eine neu zu gründende Zeichnungs-Akademie gefolgt, die jedoch nicht zustande kam. Stattdessen war er ab 1796 als Französisch- und Zeichenlehrer an der Hauptschule (dem späteren Friedrichsgymnasium) in Dessau tätig. Gleichzeitig erscheinen seine ersten Radierungsmappen mit Landschaftsdarstellungen. Er wurde 1798 zum Hofkupferstecher ernannt und war u. a. Zeichenlehrer des Herzogs Leopold Friedrich. 1805-1808 ist er mit Erlaubnis des Fürsten für drei Jahre zu Gast bei der Familie Salomon Gessners in Zürich und fertigt Radierungen nach dessen Gemälden.

Neben seiner künstlerischen Tätigkeit verfasste er Schriften im Geiste eines sprachstruktural-ästhetischen Sprachpurismus und erwarb sich so einen Ruf als „Sprachreiniger“. 1810 wurde Kolbe er von der philosophischen Fakultät Halle zum Doktor der Philosophie promoviert.

An die Erfolge seiner ersten Landschaftsdarstellungen und der Radierungen nach Gessner konnte Kolbe nicht mehr anschließen und hatte Schwierigkeiten, zahlende Verleger für seine späteren Werke zu finden. 1825 erschien seine Autobiografie, 1829 ging er in Ruhestand. Kolbe starb 1835 in Dessau.

Der gleichnamige Maler Karl Wilhelm Kolbe der Jüngere ist sein Neffe. Kolbes künstlerischer Nachlass fiel an seinen langjährigen Schüler Mohs, dessen Erben noch heute etwa die Hälfte der Platten und Zeichnungen Kolbes besitzen.

Werk

Carl Wilhelm Kolbe d. Ä.: Die Kuh im Schilfe

Schon in seiner ersten Dessauer Zeit zeichnete Kolbe hauptsächlich Landschafts- und Pflanzendarstellungen aus der Dessauer Umgebung. Aufgrund der besonders charakteristischen Radierungen von Eichen wurde er später mit dem Spitznamen „Eichen-Kolbe“ belegt.

Er wurde besonders bekannt durch seine so genannten „Kräuterblätter“, 28 radierte Ansichten von Sumpfvegetation, die durch ihre außergewöhnliche Perspektive und den surrealistisch anmutenden Bildaufbau auffallen.

Kolbes schriftstellerisches Werk ist heute weitgehend vergessen.

Werke

Sammlungen von Radierungen:

  • Blaetter groesstentheils Landschaftlichen Inhalts in fünf Lieferungen, 1796-1800
  • Folge von sechs kleinen idyllischen Landschaften, um 1800
  • Folge von vier Landschaften in Waterloos Manier, 1802/1803
  • Collection des Tableaux en Gouache et des Dessins de Salomon Gessner, 25 Grafiken, 1806–1811
  • Neue Sammlung Radirter Blätter in sechs Lieferungen, um 1815–1828

Schriften:

  • Über den Wortreichthum der deutschen und französischen Sprache und beider Anlage zur Poesie, 2 Bände, Reclam, Leipzig 1806–1809, 2. Auflage 1818–1820
  • Über Wortmengerei, Sprachreinheit und Sprachreinigung. Anhang zu der Schrift „Über den Wortreichthum [...]“, Berlin 1809, 2. Auflage 1812, 3. Auflage 1823
  • Noch ein Wort über Sprachreinheit gegen Herrn K. Reinhart, Berlin 1815
  • Beleuchtung einiger öffentlich ausgesprochener Urtheile über und gegen die Sprachreinheit, Dessau 1818
  • Mein Lebenslauf und mein Wirken im Fache der Sprache und der Kunst, Reimer, Berlin 1825

Literatur

  • Wilhelm Hosäus: Kolbe, Karl Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 462 f.
  • Ulf Martens: Der Zeichner und Radierer Carl Wilhelm Kolbe d. Ä. (1759-1835). Mann, Berlin 1976, ISBN 3-7861-4105-3 (zugleich Dissertation, Universität Hamburg 1976)
  • Charlotte Steinbrucker: Kolbe, Carl Wilhelm, d. Ält.. In: Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 21, S. 225-226
  • Agnes Thum: „Sieh, es kehrt auf Wörlitzens Fluren Arcadia zurück!“. Die Kräuterblätter Carl Wilhelm Kolbes d. Ä.. Magisterarbeit, Ludwig-Maximilians-Universität, München 2006 (Volltext)

Weblinks


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