- Eiertanz
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Das Wort Eiertanz wird heutzutage zumeist in der Redewendung „einen Eiertanz aufführen/vollführen“ verwendet, was soviel heißt wie sehr vorsichtig oder/und kompliziert vorgehen, um etwas (z. B. „um den heißen Brei“, um ein Problem etc.) herumreden, den Kern einer Sache umgehen, vermeiden. Der Duden definiert Eiertanz als umgangssprachlich für „sehr vorsichtiges, gewundenes Verhalten, Taktieren in einer heiklen Situation“, ursprünglich wurde damit ein „kunstvoller Tanz zwischen ausgelegten Eiern“ bezeichnet. [1]
Der erste Beleg des Wortes findet sich 1795 in Johann Wolfgang von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, in dem Mignon mit verbundenen Augen zwischen auf dem Boden ausgelegten Eiern tanzt. Pierer's Universal-Lexikon von 1858 beschreibt diesen Tanz als eine „Kunstleistung von Seiltänzern u. ähnlichen Artisten, indem sie mit verbundenen Augen zwischen, in Distanzen gelegten Eiern tanzen, od. wohl auch, nachdem sie solche mit den Füßen verrückt haben, groteske Tänze ausführen, ohne eins derselben zu berühren.“[2]
Gegenwärtig werden häufig ähnliche Begriffe wie „Herumeiern“ und „Herumgeeiere“ verwendet, womit ein Herumwinden bzw. inkonsequentes Taktieren in schwierigen, komplexen Situationen gemeint ist. Der Ausdruck German Eiertanz floss laut der Nachrichtenagentur Bloomberg 2011 als Lehnwort in den englischen Wortschatz ein, um die zögerliche Haltung Deutschlands in der Eurokrise zu umschreiben.[3]
Inhaltsverzeichnis
Literatur
Wörterbuch- und lexikalische Artikel
- Eiertanz, in: Meyers großes Taschenlexikon ISBN 3-411-11044-9
- Eiertanz, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung, hg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Band 7, Stuttgart, Leipzig 1993, Spalte 356[4]
- Eiertanz, in: Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, bearb. von Elmar Seebold, 23. Auflage Berlin, New York 1995, Seite 208
- Eiertanz, in: Heinz Küpper, Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, 1. Auflage, 6. Nachdruck, Stuttgart, München, Düsseldorf, Leipzig 1997, Seite 194
- Eiertanz, in: Lutz Röhrich, Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Band 2, 4. Auflage Freiburg, Basel, Wien 1999, Seite 361–363
Sekundärliteratur
- Hans von der Au: Das Volkstanzgut im Elsaß, in: Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde 15. Jahrgang, Heft 1/3 1941, Seite 14–25 (zum „Eiertanz“ Seite 23)
- Hans von der Au: Zum Eiertanz, in: Das deutsche Volkslied 45/1943, Seite 14f.
- Ludwig Göhring: Volkstümliche Redensarten und Ausdrücke. Deutung noch unerklärter, unvollständig oder gar unrichtig erklärter volkstümlicher Redensarten und Ausdrücke, München 1937, Seite 145 (Nr. 266 „Wie auf Nadeln gehen“)
- Karl M. Klier: Der Eiertanz, in: Deutsche Volkskunde 2. Jahrgang, 2. Heft 1940, Seite 86–89
- Otto Ladendorf: Schlagwörterstudien, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht, 24/1910, Seite 473–481 („Eiertanz“ auf Seite 475)
- L. Schmidt: Der Eiertanz und seine Ausführung, in: Volkslied – Volkstanz – Volksmusik 48, Wien 1947, Seite 26–28
Einzelnachweise
- ↑ Eiertanz auf duden.de, abgerufen am 27. September 2011
- ↑ http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Eiertanz?hl=eiertanz
- ↑ "German Eiertanz" zieht ins Englische ein, Frankfurter Rundschau vom 27. September 2011
- ↑ http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/DWB/wbgui_py?lemid=GA00001
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