Hans von der Au

Hans von der Au

Hans von der Au (* 16. Februar 1892 in Eberstadt bei Darmstadt; † 1. Mai 1955 ebenda) war ein deutscher Theologe und Volkskundler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur studierte Hans von der Au ab 1910 evangelische Theologie in Tübingen und Gießen, unterbrach aber 1914 sein Studium und kämpfte als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg in Frankreich und an der Ostfront. Nach seiner Flucht aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien kehrte er 1920 über Indien nach Darmstadt zurück. Er setzte sein Studium (unter anderem bei Wilhelm Diehl) fort, wurde 1921 ordiniert und promovierte 1924 zum Lic. theol. Er war Vikar in Erbach, dann Pfarrassistent und Verwalter in Neu-Isenburg und von 1923 bis 1925 zweiter Pfarrer in Reichelsheim. Anschließend, von 1925 bis 1934, war er Landesjugendpfarrer und begann in dieser Zeit seine volkskundlichen Studien, speziell auf dem Gebiet der hessischen Volkstänze. Zu diesem Thema promovierte er 1939 zum Dr. phil.

Die letzte Zeit seiner Tätigkeit als Landesjugendpfarrer war von Auseinandersetzungen zwischen kirchlichen Jugendgruppen und der Hitlerjugend geprägt; von der Au gab das Amt 1934 auf und arbeitete bis zu seiner Einberufung 1944 als Studienrat an der Justus-Liebig-Oberschule in Darmstadt. Seit 1934 war er Mitglied der SA, seit 1937 der NSDAP.

Neben seiner Tätigkeit im Schuldienst betrieb er seine volkskundlichen Forschungen weiter. So unternahm er 1937 und 1939 gemeinsam mit Heinrich Winter (18981964) im Auftrag der Landesstelle für Volkskunde im Bayerischen Heimatbund zwei Reisen zur Erfassung des Brauchtums im Spessart. Ebenfalls gemeinsam mit Winter nahm er 1941 an volkskundlichen Befragungen in den Umsiedlerlagern der Dobrudschadeutschen teil.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1945/46 Hilfspfarrer in Darmstadt-Eberstadt, 1947 Mitarbeiter im Hessischen Staatsarchiv und 1947/48 Krankenhausseelsorger, bevor er wieder in den Schuldienst wechselte und als Lehrer an der Darmstädter Viktoriaschule arbeitete.

Werke

  • Über das Amt der Ältesten in der Kirche Hessen-Darmstadts. Universität Gießen 1924 (= Dissertation)
    • auch u. d. t.: Zur Geschichte des Seniorats in der Kirche Hessen-Darmstadts. Winter, Darmstadt 1925
  • Beiträge zur Geschichte der Familie Horst-Range. Heft 1. 1929
  • Hessische Volkstänze: Tanzweisen aus Hessen. Bärenreiter-Verlag, Kassel. I. Teil, 1931. II. Teil, 1932. III. Teil, 1934. IV. Teil, 1937.
  • Volkstänze aus der Rhön: Tanzweisen aus der Rhön mit Tanzbeschreibungen. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1935
  • Deutscher Schwerttanz. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1935
  • Volkstänze aus Nassau. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1936
  • Pfälzer Volkstänze drinnen und draußen. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1937
  • Volkstänze aus dem Spessart. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1938
  • Das Volkstanzgut im Rheinfränkischen. Universität Gießen 1939 (= Dissertation)
  • Niederhessische Volkstänze. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1940
  • (mit Heinrich Winter) Volkskundliche Erfassung der Dobrudscha-Deutschen. Heppenheim 1941
  • Die Namen der Gemarkung Eberstadt bei Darmstadt. Elwert, Gießen/Marburg 1941 (= Hessisches Flurnamenbuch 20)
  • Die Namen der Gemarkungen Ober- und Nieder-Modau im Odenwald. Elwert, Gießen/Marburg, 1942 (= Hessisches Flurnamenbuch 27)
  • Volkstänze aus der hessischen und nassauischen Heimat. Kunze, Darmstadt 1942
  • Deutsche Volkslieder aus der Dobrudscha. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1944 (nur Korrekturexemplar erhalten; nicht ausgeliefert)
  • (mit Heinrich Steitz) Wilhelm Diehl. Ein Gedenkbuch zum 80. Geburtstag des Prälaten. Verlag Hessische Volksbücher, Darmstadt 1950
  • Odenwälder Tracht. Leske, Darmstadt 1952
  • Heit is Kerb in unserm Dorf. Tänze rechts und links der Saar. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1954
  • Deutsche Volkstänze aus der Dobrudscha. Bosse, Regensburg 1955

Aufsätze (Auswahl)

  • Der Psalter Eberhards XIV. zu Erbach. In: Hans von der Au, Heinrich Hassinger, Hermann Bräuning-Oktavio (Hrsg.): Ich dien. Festgabe zum 60. Geburtstage von Wilhelm Diehl. Wittich, Darmstadt 1931
  • Über den Siebensprung in der Landschaft Rheinfranken. In: Hessische Blätter für Volkskunde, Heft 34, 1935.
  • Drei lärren Strömp. Zur Deutung eines Vogelsberger Frauentanzes. In: Hessische Blätter für Volkskunde, Heft 35, 1936.
  • Der Wechselhupf im Volkstanz der Landschaft Rheinfranken. In: Jahrbuch für Volksliedforschung, Band 5, 1936.
  • Der Billigheimer Siebensprung. In: Das deutsche Volkslied, Heft 39, 1937.
  • Der Bajeßmann, ein Spessarter Volkstanz. In: Gießener Beiträge zur deutschen Philologie, Heft 60, 1938.
  • Das Patschen im Volkstanz des rhein-mainischen Raumes. In: Deutsche Liederkunde I, 1939.
  • Die Kindszeche im westlichen Mainfranken. In: Bayerische Volkskunde, Heft 13, 1940.
  • Zwitserli tanza, ein volkskundlicher Beitrag zu einem Tanzlied. In: Jahrbuch für Volksliedforschung, Band 7, 1941.
  • Odenwälder Drei-Königsspiele. In: Beiträge zur hessischen Kirchengeschichte, Heft 12, 1941.
  • Das Volkstanzgut im Elsaß. In: Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde, Heft 15, 1941.
  • Zum Eiertanz. In: Das deutsche Volkslied, Heft 45, 1943.

Literatur

  • Ludwig Clemm: Hans v.d. Au. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung, Band 7, 1956, S. 159160.
  • Friedrich Knöpp: Hans von der Au zum 100. Geburtstag. In: Geschichtsblätter Kreis Bergstrasse, Heft 25, 1992, S. 8591.
  • Klaus Ripper (Hrsg.): Schaffe und ringe, aber singe! Gedenkschrift zum 100. Geburtstag von Dr. Dr. Hans v. d. Au. Hessische Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege, Reichelsheim 1992

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hans von der Groeben — (14 May 1907 ndash; 5/6 March 2005) was a German diplomat, scientist and journalist and member of the European Commission. Von der Groeben was born in 1907 in the Rastenburg district of East Prussia, now the Lichtenfels district of Bavaria,… …   Wikipedia

  • Hans Conon von der Gabelentz — (October 13, 1807, in Altenburg – September 3, 1874 in Lemnitz) was a well known German linguistic researcher and authority on the Manchu language. He was prime minister of the Grand Duchy of Saxe Altenburg from 1848 to 1849. Life Hans Conon von… …   Wikipedia

  • Hans von Boetticher — (August 30, 1886 January 20, 1958) was a German zoologist who worked on ornithology and entomology. Boetticher was employed at the natural history museum in Coburg. Several of his works deal with the higher level taxonomy of bird groups based on… …   Wikipedia

  • Hans von Gersdorff (surgeon) — Hans von Gersdorff also known as Schyl Hans , (* approx. 1455; † 1529 in Straßburg was an exceptional surgeon of his time. He published in 1519 the Feldbuch der Wundarzney (Field book of surgery [ is antiquated German for surgeon, wundarzney is… …   Wikipedia

  • Hans von Storch — (born 13 August 1949 in Wyk auf Föhr) is a German climate scientist. He is Professor at the Meteorological Institute of the University of Hamburg, and (since 2001) Director of the Institute of Coastal Research at the GKSS Research Centre in… …   Wikipedia

  • Hans von Zwiedineck-Südenhorst — (14 April, 1845–22 November, 1906), was a German historian.He was born at Frankfurt am Main and studied at the University of Graz, where he became a professor in 1885. He died in Graz.Südenhorst s principal writings are: * Dorfleben im 18.… …   Wikipedia

  • Hans von Dohnanyi — (born 1 January 1902 in Vienna; died 8 or 9 April 1945 in Sachsenhausen concentration camp) was a German jurist, rescuer of Jews, and resistance fighter against the Nazi Germany régime.Early lifeHans von Dohnanyi was born to the Hungarian… …   Wikipedia

  • Hans von Koester — Hans Ludwig Raimund von Koester (29 April 1844 21 February 1928) was a German naval officer who served in the Prussian Navy and later in the Imperial German Navy. He retired as a Grand Admiral.Born Hans Ludwig Raimund Koester in 1844 in Schwerin …   Wikipedia

  • Hans von Lehwaldt — Hans von Lehwald(t) (24 June 1685 ndash; 16 November 1768), also known as Johann von Lehwald(t), was a Prussian Generalfeldmarschall who participated in the Silesian Wars of Frederick the Great.LifeLehwaldt was born in Legitten near Labiau in the …   Wikipedia

  • Hans Conrad Escher von der Linth — (born August 24, 1767 in Zürich; died March 9, 1823) was a Swiss scientist, artist, and politician. He was significant to Linth river control. [ [http://www.britannica.com/EBchecked/topic/192350/Hans Conrad Escher von der Linth Encyclopedia… …   Wikipedia

  • Hans von Herwarth — Hans Heinrich Herwarth von Bittenfeld (Berlin July 14, 1904 Küps August 21, 1999), also known as Johnnie or Johann von Herwarth, was a German diplomat who provided the Allies with information prior to and during the Second World War. Biography… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/580164 Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”