- Eine-Welt
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Eine Welt ist ein Begriff der Entwicklungspolitik und aus dem Bereich der kirchlichen Entwicklungshilfearbeit, der im Gegensatz zum Begriff der „Dritten Welt“ für ein neues Verständnis der Entwicklungszusammenarbeit steht und sich auch international durchgesetzt hat.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Welt in drei Blöcke unterteilt. Die „Erste Welt“ waren die entwickelten Länder Westeuropas, Nordamerikas und Australiens, auch oft „Industrienationen“ genannt. Die „Zweite Welt“ waren die kommunistischen Länder wie die damalige UdSSR, die Volksrepublik China, die DDR, Nordkorea, Nordvietnam, Kuba usw. Die „Dritte Welt“ hingegen waren die unterentwickelten Länder.
In den 1960er Jahren entstand die Bewegung der blockfreien Staaten, die in erster Linie diese politische Blockaufteilung der Welt ablehnte und eigene Ziele verfolgte.
Diese Blockvorstellung als Begriff wurde Anfang der 1970er Jahre unter Erhard Eppler[1] (SPD) als Entwicklungshilfeminister in der Regierung Willy Brandts und verschiedenen Entwicklungshilfeorganisationen zunehmend kritisiert und abgelehnt. Angesichts der Bedrohung durch weltweite atomare Zerstörung, der Globalisierung, Umweltzerstörung und der kolonialen Vergangenheit könne man nicht mehr von einzelnen, in sich abgetrennten Welten sprechen. Diese Vorstellung würde der Wirklichkeit und trotz aller Unterschiede der gemeinsamen Verantwortung für die Welt an sich nicht gerecht.
Beispiel
Als Beispiele übergreifender wirtschaftlicher Verflechtungen und Verantwortung wurde der aus der Sicht entwicklungspolitischer Gruppen enorme Fleischkonsum in den so genannten entwickelten Ländern angeführt, der durch zusätzliche südamerikanische Fleischimporte gedeckt werden müsse. Um ein Kilogramm Rindfleisch in Südamerika zu erwirtschaften, würde ein Vielfaches des Gewichtes an Getreide als Viehfutter verschwendet, das bei größerem Fleischverzicht den Menschen in den sogenannten unterentwickelten Ländern zur Verfügung stehen würden.
Begriff
Der Begriff der „Einen Welt“ sollte zudem dieses Umdenken zur bisherigen konservativen Entwicklungspolitik symbolisieren und die Gleichberechtigung im partnerschaftlichen Umgang miteinander betonen. Dieser Gedanke kam auch im Begriff „Hilfe durch Selbsthilfe“ und „Global denken, lokal handeln“[2] zum Ausdruck.
Am Auffälligsten vollzog sich dieser Wandel anhand der „Dritte Welt“-Läden, die sich zunehmend in „Eine-Welt“-Läden umbenannten. Spätestens mit der Auflösung der UdSSR in den 1990er Jahren gilt der Begriff der „Dritten Welt“ als politisch überholt und veraltet, da die „Zweite Welt“ als Block so nicht mehr existiert. Entsprechend spricht man auch nicht mehr von „Entwicklungshilfe“ sondern von „Entwicklungszusammenarbeit“[3]
Ziele
Ziele im Verständnis einer Welt sind:
- Entwicklungszusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Ländern des Südens
- Unterstützung von Emanzipations- und Menschenrechtsbewegungen
- Entwicklungspolitische und interkulturelle Bildungsarbeit
- Förderung des Fairen Handels in so genannten Weltläden
- Selbsthilfe von Migranten und Migrantinnen sowie Flüchtlingen aus Ländern des Südens
Literatur
- Literatur zur „Einen Welt“ und zur Entwicklungszusammenarbeit im Karlsruher Virtuellen Katalog (deutsch)
- Literatur über „One World“ und „developement aid“ im Karlsruher Virtuellen Katalog (englisch)
- Literatur über „Tiers Monde“ und „coopération“ im Karlsruher Virtuellen Katalog (französisch)
- Kuschel, Karl-Josef; Pinzani, Alessandro; Zillinger, Martin:„Ein Ethos Fur Eine Welt? Globalisierung als ethische Herausforderung“, 1999, Campus Verlag, ISBN 3593363313
- Lanza, Robert:"One World: The Health and Survival of the Human Species in the 21st Century", 2000, Health Press, ISBN 0929173333
Weblinks
- Eine Welt im Internet - Zentrale Einstiegsseite zum Globalen Lernen
- Info-Portal zur Eine-Welt-Bewegung (Hamburg und Schleswig-Holstein)
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: 9. Warum spricht man heute von „Einer Welt“ statt von der „Dritten Welt“?
- Downloadbereich des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Empfehlung der Kultusministerienkonferenz „Eine Welt/Dritte Welt in Unterricht und Schule“ von 1997
- Gemeinsame Veranstaltungsreihe EINE WELT - EINE ZUKUNFT von DED, GTZ, InWEnt und KfW im Auftrag des BMZ
Zitate
„Die Welt hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Staaten zerfallen, neue Grenzen entstehen. Andererseits geht uns der Begriff „Eine Welt“ schon wie selbstverständlich über die Lippen. Dahinter steht aber ein Anspruch, dem wir noch nicht gerecht geworden sind. Dazu müssen wir der Entwicklungspolitik eine neue nationale und internationale Priorität beimessen; denn sie ist es, die sich der zentralen Fragen unserer Zukunft annimmt.“
„Die Dritte Welt ist keine Wirklichkeit, sie ist Ideologie“
– Hannah Arendt in Crises of the Republic, 1972, "On Violence"
Siehe auch
Quellen und Fußnoten
- ↑ Nach dem SPD-Vorsitzenden Kurt Beck hat der ehemalige Entwicklungshilfe-Minister Eppler wesentlich dazu beigetragen, dass »die Zielrichtung einer fairen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit« zur wegweisenden Orientierung der Politik geworden ist.
siehe auch Institut für Zeitgeschichte - ↑ Für eine solche gemeinsame Verantwortung, die in den Begriffen „Eine Welt“ oder „Global denken, lokal handeln“ zum Ausdruck kommen, plädierte vor über zwei Jahrzehnten bereits Willy Brandt im Vorwort zum Bericht der Nord-Süd-Kommission (1980: 11-40)
- ↑ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
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