- Einfalt
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Einfalt (auch Einfältigkeit) bezeichnet Einfachheit des Denkens.
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Etymologie
Der Begriff geht auf einen germanischen Wortstamm zurück (gotisch ainfalth, daraus althochdeutsch einfalti) und meinte ursprünglich allgemein Einfachheit im Sinne von Eingestaltigkeit, Ungeteiltheit, dementsprechend diametral zu Begriffen wie denen der Vielfalt, Dreifaltigkeit etc. Erst im Laufe der Zeit schränkte sich die Bedeutung auf einfaches Denken ein.
Im Mittelalter wurde mit dem Ausruf Sancta Simplicitas! („Heilige Einfalt!“) die weltfremde Geradlinigkeit sehr frommer Menschen bewundernd bemerkt.
Martin Luther verwendet es 1529 im Großen Katechismus wie folgt:
„Das sage ich so einfältig für die Jugend, dass es doch einmal eingehe; wer einfältig ist, der schlage die Frage von sich und weise sie zu den Gelehrten“
Im 18.Jhd. kennzeichnen nach Johann Joachim Winckelmann edle Einfalt und stille Größe die Meisterstücke der griechischen Kunst.
1907 schreibt Friedrich Kirchners Wörterbuch:
„Einfalt bezeichnet eine gewisse Begrenztheit des Verstandes und Geradheit des Urteils und, da diese den Kindern eigen ist, die echte Kindlichkeit. Sie kann auch als die Abwesenheit von Ziererei, falscher Rücksichtnahme, Verstellung und Unredlichkeit verstanden werden (...) Wer einfältigen Verstandes ist, kann nicht nach weitaussehenden und verwickelten Absichten handeln; wer einfältigen Herzens ist, will es nicht. Der Einfältige ist das Gegenteil vom Gewandten, Pfiffigen und Weltklugen. Sein Leben ist naturgemäß, ohne Luxus und Affektiertheit; seine Gesinnungen und Handlungen stehen, frei von allen Nebenabsichten, in Harmonie.“
Einfalt wird oft Frommen oder Kindern zugeschrieben (Kindermund tut Wahrheit kund). In Wiener Mundart bezeichnet man einen einfältigen Menschen als Christkindl.
In neuerer Zeit verschiebt sich der Wortgebrauch weiter in abfällig-spöttische Richtung zu Dümmlichkeit und Ungebildetheit oder bezeichnet eine naiv-unkritische, leicht zu manipulierende Urteilsbildung.
Ästhetische Einfalt
Die ästhetische Einfalt oder Einfachheit besteht im ungekünstelten Zusammenstimmen aller Teile eines Kunstwerkes. Sie gibt nie mehr, als der Zweck des Ganzen fordert; ihre Kunstmittel sind die einfachsten; ihre Anordnung und Verbindung ist natürlich; sie ist fern von aller Überladung und Verschnörkelung. Solche Einfalt adelt die Werke aller wahren Genies. Sie herrschte in der Kunstrichtung der Alten und fehlt in vielen Richtungen der modernen Kunst (vgl. Schillers Gedicht an Goethe: Des falschen Anstands prunkende Gebärden verschmäht der Sinn, der nur das Wahre preist, Kirchner 1907)
Siehe auch
Quellen
- Friedrich Kirchner - Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe (1907)
- Eberhard Gottlieb Graff - Althochdeutscher Sprachschatz
- Claudia Schmölders: Simplizität, Naivetät, Einfalt – Studien zur ästhetischen Terminologie in Frankreich und in Deutschland, 1674 - 1771. 1974 (PDF, 37MB, abgerufen am 20110403).
Weblinks
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