- Eiszeitrelikt
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Als Glazialrelikte (eiszeitliche Relikte) bezeichnet man kälte- sowie oft auch lichtliebende Pflanzen und Tiere, deren ursprünglicher Verbreitungsschwerpunkt in arktischen Regionen oder in den Hochgebirgen lag, die sich aber während der Eiszeiten von ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten auf tiefere beziehungsweise südlicher gelegene Standorte zurückzogen und sich während der anschließenden Erwärmung auf einzelnen dieser Standorte weiter halten konnten.
Insbesondere für alpine Arten bedeutete das Herabsteigen von isolierteren Hochlagen häufig, dass sich in dieser Zeit ihr Verbreitungsgebiet vergrößern konnte, da sie sich in den Ebenen über weitere Gebiete als zuvor ausdehnen konnten. Bei einer anschließenden Erwärmung konnten sie sich dann entweder auf neue, bisher nicht besiedelte hoch gelegene Standorte zurückziehen oder sich an einzelnen, geeigneten Standorten erhalten. Anschaulich könnte man sagen, es sind Arten, die sich im Wärmemeer auf Kälteinseln erhielten.
Glazialrelikte sind beispielsweise die Weiße Silberwurz (Dryas octopetala) (Leitart der in der letzten Eiszeit in Europa dominanten Dryas-Floren), Saxifraga nivalis und Pedicularis sudetica (beide mit eigentlich rein arktischem Verbreitungsgebiet, aber als Relikte auch aus dem Siebengebirge bekannt) oder die Moltebeere (Rubus chamaemorus) als Art der Borealen Zone mit zwei Standorten in Norddeutschland.
Literatur
- Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Strasburger - Lehrbuch der Botanik, Heidelberg 2002 (35. Aufl.), ISBN 3-8274-1010-X, S. 877 - 884
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