- Elektra-Konflikt
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Der Elektrakomplex ist der Fachbegriff der Psychologie für die weibliche Analogie des Ödipuskomplexes, also die überstarke Bindung einer weiblichen Person an den Vater bei gleichzeitiger Feindseligkeit gegenüber der Mutter. Der Name leitet sich von der griechischen Sagengestalt Elektra ab, die den Mord an ihrem Vater Agamemnon rächen wollte und ihren Bruder Orestes zum Mord an ihrer Mutter Klytaimnestra und ihrem Stiefvater Aigisthos anstiftete.
Theoretische Basis des Begriffes ist Sigmund Freuds (1856–1939) Annahme eines „Penisneids“. Freud ging von einer ursprünglichen Bindung zwischen Mutter und Tochter aus. Der Penisneid markiert dabei eine Bruchstelle in dieser Beziehung, weil die Tochter der Mutter vorwirft, sie mit einem Mangel geboren zu haben. Der Denkansatz Freuds wird von Teilen der feministischen Forschung als problematisch angesehen, unter anderem weil die historisch-gesellschaftliche Bedingtheit der Familienkonstellation, die seinen Überlegungen zugrunde liegt, nicht ausreichend reflektiert wird.
Carl Gustav Jung (1875–1961) führt 1913 in der Schrift „Versuch einer Darstellung der psychoanalytischen Theorie“ den Begriff des Elektrakomplexes ein. Jung, der als ehemaliger Schüler Freuds dessen Theorien aufgegriffen, erweitert und abgeändert hat, um sich dann in vielen Hinsichten von seinem Geistesvater zu lösen, erklärt 1929, dass seiner Meinung nach Freud mit den Beschreibungen der sexuellen Instinkte des Erwachsenen und des Kleinkindes und der daraus resultierenden Konflikte seiner eigenen Psyche hervorragend Ausdruck verliehen und damit einen großen Beitrag zur Psychologie geleistet habe. Jedoch seien sie zu persönlich und müssten unabhängiger von der eigenen Person (Freuds oder ihm folgender psychologischer Wissenschaftler) gestaltet werden. Freud wiederum erkennt zwar die unterschiedlichen Wirkungen des Kastrationskomplexes bei den Geschlechtern an, verwirft aber ausdrücklich Jungs Vorstellung eines Elektrakomplexes.
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