Elisabeth von Österreich (1554-1592)

Elisabeth von Österreich (1554-1592)
Gemälde von François Clouet (1572); Louvre, Paris

Elisabeth von Österreich (* 5. Juli 1554 in Wien; † 22. Jänner 1592 ebenda) war das fünfte Kind und die zweite Tochter von Kaiser Maximilian II. und dessen Cousine, der spanischen Prinzessin Maria, Tochter Karls V. und Schwester von Philipp II. von Spanien. Sie wurde 1570 mit dem französischen König Karl IX. verheiratet, der schon 1574 starb. Sie hatten eine gemeinsame Tochter.

Jugend

Als Kind lebte sie mit ihrer älteren Schwester Anna und ihrem Bruder Matthias in einem Pavillon im Garten der Stallburg in Wien. Dort verbrachten sie eine glückliche Kindheit. Ihr Vater Maximilian II. besuchte sie oft und Elisabeth scheint sein besonderer Liebling gewesen zu sein. Sie ähnelte ihm nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern auch im Charakter: Elisabeth war ebenso intelligent und ebenso charmant wie ihr Vater.

Sie galt als eine der schönsten Prinzessinnen Europas, mit rötlichem goldbraunem Haar, dunklen braunen Augen, einem anmutigen Gesicht und einem bezaubernden Lächeln. Doch war sie nicht nur schön: Der Chronist und Dichter Brantôme schreibt über sie, sie sei „eine der besten, sanftesten, klügsten und tugendhaftesten Königinnen, die seit Anbeginn der Königsherrschaft regiert haben“. Die Zeitgenossen sind sich einig über ihre Intelligenz, ihre Schüchternheit, ihren Sanftmut, ihr mitfühlendes Herz und – vor allem – über ihre aufrichtige Frömmigkeit. Sehr schön, sehr klug, sehr würdig, sehr charmant und sehr liebenswert – Elisabeth hätte eine große Königin werden können.

Elisabeths Brüder wurden von Ogier Ghislain de Busbecq, einem weitgereisten und hochgebildeten Flamen, unterrichtet. Die neugierige Elisabeth schloss sich von selbst dem kleinen Kreis an und überflügelte nach kurzer Zeit die Jungen. Ihre Mutter María kümmerte sich um die religiöse Erziehung ihrer Töchter und bereits mit jungen Jahren war Elisabeth von ihrer Namenspatronin Elisabeth von Thüringen, einer ungarischen Prinzessin, die, früh verwitwet, in Marburg ein Krankenhaus und ein Konvent gründete, wo sie sich der Armenfürsorge und Krankenpflege widmete. Das Leben dieser Heiligen erscheint wie ein Modell für Elisabeths.

1562 erreichte der Franzose Maréchal de Vieilleville als Mitglied einer Gesandtschaft zu Kaiser Ferdinand Wien und „verliebte“ sich in die gerade achtjährige Prinzessin. „Eure Majestät, dies ist die Königin von Frankreich!“, rief er aus. Obwohl Vieilleville nicht berechtigt war, ein solches Angebot auszusprechen, erschien Ferdinand, Elisabeths Großvater, interessiert. Man tauschte Geschenke aus und danach ging das Leben in Wien weiter wie zuvor: Niemandem erschien es nötig, der Prinzessin Französisch beizubringen. Aber wenigstens ließ man sie nicht wie die spanischen Infantinnen in stiller Abgeschiedenheit aufwachsen, sondern führte sie in das Leben am Hofe ein.

Kurze Ehe mit dem französischen König Karl IX.

Erzherzogin Elisabeth von Habsburg

1569, nach dem Scheitern anderer Heiratsprojekte mit dem dänischen König Friedrich III. oder mit dem portugiesischen König Sebastian I., erinnerte man sich an das « französische Angebot ». Katharina von Medici, die die Fäden der französischen Politik in Händen hielt, wollte zuerst die ältere Erzherzogin Anna für ihren Sohn, aber nachdem Frankreich unbedingt eine katholische Heirat brauchte, um gegen die protestantischen Parteien vorgehen zu können, begnügte sich schließlich mit der Jüngeren.

Nach der Unterzeichnung eines Heiratsvertrages am 14. Jänner 1570, begann im September desselben Jahres Elisabeths beschwerliche Reise gen Frankreich. Da es viel regnete und die Straßen teilweise unbefahrbar waren, entschied der französische Hof, der neuen Königin entgegenzufahren. In Mézières-en-Champagne (dem heutigen Charleville-Mézières), einem kleinen Ort an der Grenze, sollte die Hochzeit stattfinden. Karl IX., neugierig auf seine zukünftige Frau, verkleidete sich als Soldat und lauerte Elisabeth auf, die auf der Burg von Sedan spazierenging. Es heißt, er sei sehr glücklich nach Mézières zurückgekehrt.

Am 26. November 1570, einem Sonntag, wurden Elisabeth und Karl vom Charles de Bourbon in der Kirche Notre-Dame de Mézières getraut. Zu Beginn war die Heirat glücklich: Elisabeth war so verliebt in ihren Ehemann, dass sie sich nicht scheute, ihn in aller Öffentlichkeit zu küssen – sehr zur Erheiterung der Anwesenden. Aber nach den ersten Leidenschaften sollte der König zu seiner Mätresse Marie Touchet zurückkehren, die über die neue Königin sagte: « Die Deutsche macht mir keine Angst.» Da die Hochzeit fernab von Paris stattgefunden hatte, wurde im Frühjahr die deutsch-französische Freundschaft noch einmal mit vielen prunkvollen Festen gefeiert. Am 25. März wurde Elisabeth in der Basilika Saint-Denis, gekrönt, der Maler François Clouet, verewigte sie in einem wunderschönen Gemälde und nach dem 30. März 1571 verschwand Elisabeth aus dem öffentlichen Leben.

Katharina von Medici, eifrig darauf bedacht, die neue Königin aus der Politik herauszuhalten, übertrug ihr so wenig wie möglich an Pflichten und Aufgaben. Karl, mit dem sie sich zu Beginn ihrer Ehe noch amüsierte (so liehen sie sich einmal Kutten aus und gingen unerkannt in Paris spazieren), zog sich von ihr zurück. Obwohl Elisabeth vier Sprachen (Deutsch, Spanisch, Latein und Italienisch) beherrschte, lernte sie Französisch nur mühsam: sie kam mit dem bunten Leben am französischen Hof nicht zurecht, fühlte sich einsam und hatte nur wenige Freunde, zu denen erstaunlicherweise auch ihre lebenslustige Schwägerin Marguerite, die berühmte « Reine Margot », gehörte.

Im Mai 1572 kam ein junger Engländer nach Paris und wurde dort aufgrund seiner verwandtschaftlichen Beziehungen (er war Neffe des berühmten Favoriten Elizabeths I., Robert Dudley, 1. Earl of Leicester) mit allen Ehren empfangen. Sein Name: Philip Sidney. Obwohl nur kleine Andeutungen darauf hinweisen, scheint es so, als ob sich Sidney und die einsame Königin ineinander verliebten. In dem berühmten Sonnettzyklus von Sidney, Astrophil und Stella, finden sich mehrere Anspielungen auf Elisabeth. Doch kann nur vermutet werden. Während der Bartholomäusnacht (24. August 1572) setzte sich Elisabeth für das Leben der Protestanten ein, fleht ihren Mann an, „die Unschuldigen zu verschonen“ und erreicht schließlich, dass verboten wird, ausländischen (vor allem den zahlreichen deutschen) Protestanten, ein Leid anzutun. Am 27. Oktober 1572 erblickte nach einer leichten Geburt die gemeinsame Tochter Marie-Elisabeth (benannt nach Mätresse und Ehefrau von Karl IX.) das Licht der Welt.

Doch Karls ohnehin schlechte Gesundheit verschlechterte sich zusehends: nach langen, qualvollen Wochen, in denen Elisabeth stets an seiner Seite war, ihm stillen Beistand leistete und für seine Genesung betete, starb er am 30. Mai 1574 – Katharina hatte es verhindert, dass Elisabeth dabei war. Nach der offiziellen Trauerzeit von 40 Tagen, beschloss Elisabeth, nunmehr „reine blanche“ und Herzogin von Berry, nach Wien zurückzukehren. Am 5. Dezember 1575 schließlich verließ sie Paris, die Stadt, in der sie nie heimisch geworden war – trotz allem schweren Herzens, da sie ihre kleine, gerade dreijährige Tochter, in Frankreich zurücklassen musste.

Gründung und Leitung eines Klosters bei Wien

Grab der Königin Elisabeth

In Wien lebte sie zuerst in der Stallburg, nach dem Tod des geliebten Vaters 1576 und ihrer Tochter 1578, kaufte sie Grundstücke in der Umgebung, gründete ein Klarissinnenkloster „Maria, Königin der Engel“ und widmete ihr Leben forthin der Armenfürsorge und Krankenpflege. Darüber hinaus las sie sehr viel und verfasste selbst zwei Bücher: « Sur la parole de Dieu » und « Sur les événements considérables qui arrivèrent en France de son temps », die verschollen sind.

Sie lehnte mehrere Heiratsanträge, unter anderem einen ihres Onkels, Philipp II. von Spanien, ab und blieb bis zu ihrem Tod am 22. Jänner 1592 unverheiratet. Sie starb an einer Rippenfellentzündung im Ruf der Heiligkeit und wurde in dem von ihr gegründeten Konvent beerdigt.

Als das Konvent 1782 aufgelöst und die St. Elisabeth-Kirche zur Lutherischen Stadtkirche wurde, der ersten lutherisch-evangelischen Kirche Wiens, ließ man ihre Gebeine in die Fürstengruft des Stephansdom umbetten. Die katholische Kirche würdigt Elisabeth mit einem Feiertag: ihrem Todestag, dem 22. Jänner.


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