Emery Reeves

Emery Reeves

Emery Reves (* 16. Februar 1904; † 4. Oktober 1981), alias Imre Rosenbaum alias Imre Révesz war US-amerikanischer Journalist ungarischer Herkunft.

Die Familie Rosenbaum stammte aus Ada, einem kleinen Dorf in der Region Bácska, im Süden Ungarns, zwischen den Flüssen Donau und Theiß. Heute gehört das Gebiet zu Kroatien.

Reves studierte in Dresden und arbeitete als Angestellter der Firma Odol in Berlin. Bei Machtantritt der Nazis zog er nach Paris um und etablierte dort eine kleine erfolgreiche Nachrichtenagentur, die im Auftrag von Winston Churchill dessen Artikel in Zeitungen lancierte.

Er interviewte Churchill und Anthony Eden, wodurch sein Name in den Zeitungen weltweit zu lesen war. Vor der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen erhielt er durch die Vermittlung von Churchill ein Visum für England und später die englische Einbürgerung. Er veröffentlichte die Memoiren Churchills, sammelte eine bekannte Sammlung von Impressionisten und Spätimpressionisten, für die er als Fachmann galt.

Nach dem Krieg kaufte er Coco-Chanels Villa La Pausa in Rocquebrune in Südfrankreich, die er Churchill für Ferien und Entspannungsaufenthalte zur Verfügung stellte. Zu seinen Gästen gehörten auch Konrad Adenauer, Greta Garbo und der Herzog von Windsor. Verheiratet war Reves mit der Amerikanerin Wendy Reves. Sein Cousin Georg Solti beschreibt ihn in seinen Memoiren als versnobt und sardonisch-geistreich. Ohne Reves' Unterstützung mit Lebensmitteln und Geld wäre das Leben der Verwandten in Budapest gefährdet gewesen.

Er veröffentlichte ohne Freigabe des Autors das Buch "I Paid Hitler" von Fritz Thyssen, konnte jedoch bis zum Kapitel 9 die handschriftlichen Korrekturen von Thyssen anbringen. Das Buch brachte den Industriellen und Hitler-Anhänger, der für die NSDAP im Reichstag gesessen hatte, in das Konzentrationslager, nachdem er über die Schweiz nach Südfrankreich geflüchtet war. Dort war das Buch von Thyssen in Zusammenarbeit mit Reves geschrieben und korrigiert worden. Die Vichy-Regierung des unbesetzten Frankreichs lieferte Thyssen aus. Reves ließ das Buch 1941 in New York erscheinen. Reves war auch Ghostwriter eines zweiten, umstrittenen Buches von Hermann Rauschning: Gespräche mit Hitler. Es ist unklar, welche Teile dieses Buches von Reves stammen. Obwohl es bis heute zitiert wird, gilt es den meisten Historikern als widerlegt. So verzichtete Ian Kershaw ausdrücklich darauf, es für seine Hitler-Biographie heranzuziehen.

Emery Reves schrieb auch das Buch The Anatomy of Peace, veröffentlicht 1945, welches die Idee eines föderalen Weltstaates verfocht. Reves sah international gültiges Recht als den einzigen Weg, Kriege zu verhindern. Der 1945 neugeschaffene Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, so Reves, sei kein probates Mittel, den Weltfrieden zu erhalten, weil es mehr ein Instrument der Macht als ein Instrument des Rechtes sei. Das Buch wurde u.a. von Albert Einstein unterstützt. Die darin aufgeworfenen Fragen zum Recht und seiner Begründung sind rechtsphilosophischer Natur.

Wendy Reves vermachte die gemeinsame Kunstsammlung (1400 Einzelteile) dem Dallas Museum of Art. In einem eigens hierfür erbauten Museumsflügel wurden 5 Räume der Villa La Pausa nachgebaut. Die Sammlung umfasst neben Möbeln und Kunsthandwerk vor allem französische Malerei von Corot bis Pierre Bonnard.

Veröffentlichungen

  • The Anatomy of Peace, 1945
  • Winston Churchill and Emery Reves: Correspondence, 1937-1964, University of Texas Press, Austin, Texas, 1997 ISBN 0-29271201-4
  • Fritz Thyssen: I paid Hitler, als Ghostwriter und Herausgeber: Emery Reves, New York,
  • Hermann Rauschning: Gespräche mit Hitler, Ghostwriter Emery Reves, ISBN 3-85665-515-8

Literatur

  • Charles L. Venable: Decorative Arts Highlights from the Wendy and Emery Reves Collection, Dallas Museum of Art, 1. Oktober 1995

Weblinks

http://www.dallasmuseumofart.org/Dallas_Museum_of_Art/View/Collections/Reves/index.htm Sammlung Reves im Dallas Museum of Art


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fritz Thyssen — (1928) Fritz Thyssen (* 9. November 1873 in Styrum; † 8. Februar 1951 in Martínez bei Buenos Aires) war ein deutscher Großindustrieller und Finanzier der NSDAP …   Deutsch Wikipedia

  • Dallas Museum of Art — Das Dallas Museum of Art (DMA) ist ein Kunstmuseum in der Innenstadt von Dallas, Texas. Es befindet sich im so genannten Art District entlang des Woodall Rogers Freeway, zwischen den Straßen St. Paul und Harwood. Der Architekt Edward Larrabee… …   Deutsch Wikipedia

  • Dallas Museum of Art — Established 1903 Location 1717 N. Harwood, Dallas, TX Woodall Rodgers Freeway, Dallas, Texas, USA Website …   Wikipedia

  • Dallas Museum of Art — Informations géographiques Pays   …   Wikipédia en Français

  • Coco Chanel — Pour les articles homonymes, voir Coco Chanel (homonymie). Coco Chanel Nom de naissance …   Wikipédia en Français

  • Hermann Rauschning — (né à Thorn (aujourd hui Toruń, en Pologne) le 7 août 1887 mort à Portland, Oregon, le 8 février 1982) est un essayiste et homme politique allemand, membre du Parti national socialiste des travailleurs allemands. Président du Sénat de Dantzig, il …   Wikipédia en Français

  • Salvador Dalí — This is a Catalan name. The first family name is Dalí and the second is Domènech. Salvador Dalí Salvador Dalí photographed by Carl Van Vechten on November 29, 1939 Birth name …   Wikipedia

  • Rosenbaum — ist ein deutscher und jüdischer Familienname, den u. a. folgende Personen tragen bzw. trugen: Alexander Jakowlewitsch Rosenbaum (* 1951), russischer Musiker Alissa Rosenbaum, bekannt als Ayn Rand, Schriftstellerin Andrea Rosenbaum, bekannt… …   Deutsch Wikipedia

  • Clint Eastwood — For other uses, see Clint Eastwood (disambiguation). Clint Eastwood Eastwood at the 2010 Toronto International Film Festival Born C …   Wikipedia

  • Anjunabeats — Владелец Above Beyond Основан 1999 года Основатели Джонатан Грант Тони МакГиннес …   Википедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”