Emil Schmidt

Emil Schmidt

Emil Ludwig Schmidt (* 7. April 1837 in Obereichstätt; † 22. Oktober 1906 in Jena) war ein deutscher Anthropologe und Ethnologe.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Schmidt begann 1857 sein Studium in Jena und Bonn. 1861 wurde er zum Dr. med. et phil. an der Universität Berlin promoviert. 1862 war er zunächst Assistent an der chirurgischen Klinik Bonn, bevor er im selben Jahr zum Leiter des Alfried Krupp Krankenhauses in Essen und Hausarzt des hypochondrischen Alfred Krupp berufen wurde. 1869 - 1870 und 1876 unternahm Schmidt anthropologische Forschungsreisen nach Nordamerika und 1875 nach Ägypten. 1885 erfolgte seine Habilitation an der Universität Leipzig; es war die erste im Fach Anthropologie in Deutschland. 1889 wurde er zum außerordentlichen Professor für Anthropologie und Ethnologie, 1896 zum Honorarprofessor ebendort berufen.[1] 1889 bis 1890 unternahm er eine erneute Forschungsreise nach Südindien und Ceylon.

1900 schenkte Schmidt der Universität Leipzig seine mehr als 1.000 Schädel umfassende anthropologische Sammlung. Im Quertrakt des Präpariersaalbereiches der Universität Leipzig befindet sich als Teil der Lehrsammlung makroskopischer Präparate am Institut für Anatomie die so genannte "Schädelgalerie" mit einer umfangreichen anthropologischen Schädelsammlung. Sie bestehjt im wesentlichen aus der Schenkung von Schmidt. Er wollte seine wertvolle Sammlung ursprünglich dem Institut für Anatomie schenken. Wegen eines Zerwürfnisses mit Wilhelm His, dem damaligen Direktor, ging die Sammlung 1901 jedoch an die Philosophische Fakultät. Später wurde sie mit der Sammlung Carus zusammengeführt und 1918 vom Institut für Anatomie übernommen. 1930 erfolgte die Verlagerung an das Ethnologisch-Anthropologische Institut. Heute sind beide Sammlungen in der Leipziger Anatomie. Die Schädelsammlung umfasst: 1068 Schädel aus 5 Kontinenten, 135 Mumienköpfe, 60 vorgeschichtliche Schädelabgüsse aus der Sammlung Schmidt und 170 Schädel und Gipsabgüsse der Carus-Sammlung.[2]

Bedeutung

„Neben Adolf Bastian und Rudolf Virchow waren Johannes Ranke, Emil Schmidt und Felix von Luschan die drei wichtigsten deutschen Dozenten der Anthropologie im ausgehenden 19. respektive beginnenden 20. Jahrhundert. Ranke und Schmidt leiteten anthropologische Institute in München und Leipzig, von Luschan war durch seine Lehrtätigkeit an der Berliner Universität und sein Engagement am dortigen völkerkundlichen Museum renommiert. An anderen Universitäten fanden sich zu dieser Zeit keine gleichwertigen Institute.“[3]

Hauptwerke

  • Die ältesten Spuren des Menschen in Nordamerika, Hamburg 1887
  • Anthropologische Methoden, Leipzig 1888
  • Die Vorgeschichte Nordamerikas im Gebiete der Vereinigten Staaten, Braunschweig 1894
  • Reise in Süd-Indien, Leipzig 1894
  • Ceylon, Berlin 1897

Familiäres

Schmidt war verheiratet mit Cäcilie Lotte Eleonore Overbeck (1856-nach 1920), Tochter des Archäologen Johannes Adolph Overbeck (1826-1895).

Siehe auch

Literatur

  • Michael Vetsch, Rassentheorien deutscher Anthropologen vor und während des 1. Weltkriegs, Bern 2001, Hauptseminararbeit an der Universität Bern
  • Edgar L. Hewett, James Mooney, Starr Willard Cutting, J. R. Swanton Anthropologic Miscellanea in: American Anthropologist, New Series, Vol. 9, No. 1 (Jan. - Mar., 1907), S. 233-244

Quellen

  1. [1]
  2. [2]
  3. Michael Vetsch, Einleitung Auszug

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