- Eneit
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Der Eneasroman wurde vermutlich in der Zeit zwischen 1170 bis 1187 von Heinrich von Veldeke geschrieben. Dieser Roman basiert auf der Aeneis Vergils und dem französischen Roman d'Énéas.
Entstehungsgeschichte
Begonnen hatte Veldeke die mittelhochdeutsche Version des Romans wohl in der ersten Hälfte der 70er Jahre des 12. Jahrhunderts wahrscheinlich im Dienst von Agnes von Loon, der bis zum Jahr 1175 urkundlich bezeugten Ehefrau Ludwigs I. von Loon und Rieneck († 1171) [1]. Gegen 1175 unterbrach Veldeke sein Schreiben für neun Jahre. Früher wurde als Grund hierfür ein im Epilog des Romans erwähnter (353, 14–20) Diebstahl desselben durch einen Heinrich angenommen. Als mögliche Diebe wurden Graf Heinrich von Schwarzen, ein Gegner Ludwigs III. von Thürigen und Heinrich, der Bruder Ludwigs herangezogen. Als Zeitpunkt nahm man 1174 an und datierte hier eine Hochzeit Ludwigs III. Ob diese Hochzeit, die in der Germanistischen Forschung als „Klever Hochzeit“ bekannt wurde, jemals stattgefunden hat, wurde in letzter Zeit bezweifelt. Auch der Diebstahl als solcher wurde mittlerweile in Zweifel gezogen. Nach Tina Sabine Weicker muss davon ausgegangen werden, dass die neunjährige Unterbrechung im Tod der Mäzenin Veldekes gegen 1175 gründet. Erst 1184 habe er einen neuen Mäzen in der Gestalt des Landgrafen Hermann I. in Thüringen gefunden, der erwähnte Diebstahl stellt wohl eher ein literarisch-fiktionales Gestaltungsmittel dar. Beendet wurde der Roman wohl im Jahr 1186.
Der „Eneasroman“ Veldekes ist somit neben dem „Erec“ Hartmann von Aues das älteste deutschsprachige profane Buch.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Ludwig Wolff, Werner Schröder: Heinrich von Veldeke, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Hg. von Kurt Ruh et al., 2. Auflage Band 3, Berlin, New York 1981, Spalte 899-918 (hier 899f.)
Literatur
- Bernd Bastert: „Dô si der lantgrâve nam.“ Zur „Klever Hochzeit“ und der Genese des Eneas-Romans, in: ZfdA 123/1994, Seite 253-273
- Elisabeth Lienert: Deutsche Antikenromane des Mittelalters, (= Grundlagen der Germanistik; Band 39), Berlin 2001, Seite 72ff. ISBN 3-503-06116-9
- Ray Wakefield: In search of the lost archetype: The strange case of Veldeke's „Eneide“, in: Ernst Ralf Hintz (Hg.), Nu lôn' ich iu der gâbe. Festschrift for Francis G. Gentry, (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik; Band 693), Göppingen 2003, Seite 273-284 ISBN 3-87452-942-8
- Tina Sabine Weicker: Dô wart daz Bûch ze cleve verstolen. Neue Überlegungen zur Entstehung von Veldekes „Eneas“, in: ZfdA 130/2001, Seite 1-18
- Marcus Schröter: Der Wiener ‘Eneasroman’ (Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vind. 2861) Heinrichs von Veldeke in Text und Bild. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., 2001
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