- Enthüllungsdrama
-
Als analytisches Drama, Entdeckungs- oder Enthüllungsdrama wird eine Grundkonzeption des dramatischen Handlungsaufbaus bezeichnet.
Ein analytisches Drama baut auf einen bestimmten Vorfall in der Vorgeschichte des dargestellten Geschehens auf. Von dieser Begebenheit sind zunächst nur Auswirkungen erkennbar, deren Ursache erst im Verlauf der Handlung sukzessive, Schritt für Schritt entdeckt bzw. enthüllt wird.
Somit lassen sich zwei Handlungsebenen eines analytischen Dramas ausmachen:
- Die Vorgeschichte, in der ein Ereignis stattfindet, dessen Folgen zwar bis in die Bühnengegenwart reichen, das aber zu Beginn der Darstellung noch nicht bekannt ist (dem Publikum auch deswegen, weil es nicht auf der Bühne gezeigt wird).
- Das unmittelbare Bühnengeschehen, in dessen Rahmen das vergangene Ereignis analytisch aufgedeckt wird. Diese Enthüllung wiederum kann Auswirkungen auf die dargestellte Gegenwart haben.
Als Prototyp des analytischen Dramas gilt Sophokles' König Ödipus, das älteste, bis heute erhaltene Drama dieser Art. Weitere Beispiele sind etwa G. E. Lessings "Nathan der Weise", Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug, Friedrich Hebbels "Maria Magdalena", sowie zahlreiche Kriminalstücke.
Das analytische Drama steht im Gegensatz zum Zieldrama.
Literatur
- Schäfer-Maulbetsch, Rose: Analytisches Drama. In: Metzler-Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. Hrsg. von Günther und Irmgard Schweikle. 2., überarb. Aufl. Stuttgart: Metzler 1990. S. 13-14. ISBN 3-476-00668-9.
- Spörl, Uwe: Analytisches Drama. In: Uwe Spörl: Basislexikon Literaturwissenschaft. Paderborn: Schöningh 2004 (=UTB 2485). S. 230-231. ISBN 3-506-99003-9. (Online-Version (mit geringen Abweichungen von der gedruckten Ausgabe)).
- Wilpert, Gero von: Analytisches Drama. In: Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 6., verb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Kröner 1979 (=KTA 231). S. 25-26. ISBN 3-520-23106-9.
Wikimedia Foundation.