- Eppendorfer
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Hans Eppendorfer (* 10. Juni 1942 in Lütjenburg als Hans-Peter Reichelt; † 24. Januar 1999 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor.
Leben
Nach einer glücklosen Kindheit als Sohn einer Schauspielerin in Oberschlesien, Schwaben und Schleswig-Holstein wurde Eppendorfer im Alter von 17 Jahren wegen Mordes an einer befreundeten älteren Dame (Quelle: H.E.: der Ledermann spricht mit Hubert Fichte) zu zehn Jahren Jugendstrafe verurteilt. Während der Haft begann er mit dem Schreiben von Gedichten und Erzählungen. Nach seiner Entlassung begann er mit journalistischer Tätigkeit und unternahm Bildungsreisen nach Nah- und Fernost. Seit 1977 arbeitete er als freier Schriftsteller. Einige Jahre lang war er Chefredakteur der Schwulenzeitschrift him applaus.
Nach seiner Entlassung aus dem Gefänfnis begegnete er 1970 in St. Pauli dem Hamburger Schriftsteller und Ethnographen Hubert Fichte, der mit ihm einen Interview-Zyklus führte, der unter dem Titel Der Ledermann spricht mit Hubert Fichte veröffentlicht wurde. Das Interview erschien sowohl in Buchform, als auch als Bühnenadaption und wurde in sechs Sprachen übersetzt. Teile daraus waren bereits in der Zeitschrift das da veröffentlicht worden (wo das Pseudonym Eppendorfers - zum Entsetzen Fichtes - in einem Leserbrief aufgelöst wurde), als Rundfunkstück gesendet worden und als Kapitel in Hubert Fichtes Roman Versuch über die Pubertät (1974) erschienen.
St. Pauli, wo Eppendorfer zeitweilig offizieller Hamburger Stadtteilschreiber gewesen war, und die Erfahrungen auf dem Kiez schlugen sich auch in seinem Roman Szenen aus St. Pauli und dem Drehbuch zu Walter Bockmayers Kiez – Aufstieg und Fall eines Luden (1983). Gemeinsam mit Dieter Wedel verfasste er das Drehbuch zu dem Fernseh-Mehrteiler König von St. Pauli mit Oliver Hasenfratz und Julia Stemberger; es erschien auch eine Buchfassung davon.
Daneben schrieb Eppendorfer, der an seine eigene Kindheit wenig positive Erinnerungen bewahrt hatte, zahlreiche Kinderbücher wie ...und der nächste folgt sogleich. Ein Streiche-Buch und Gespensterspaß sowie Romane (Barmbecker Kuss) und Sachbücher (Der Magnolienkaiser über Yukio Mishima. Für sein literarisches Werk erhielt er u.a. 1986 den Hamburger Literaturpreis für Kurzprosa.
1998 widmete ihm der befreundete Regisseur Peter Kern das Filmportrait Hans Eppendorfer – Suche nach Leben, in dem in surrealen Spielszenen Eppendorfers Leben nachgezeichnet wird und der Autor, der zu diesem Zeitpunkt bereits unheilbar an Krebs erkrankt war, ausgiebig zu Worte kommt. Nur kurz nach der Fertigstellung der Produktion starb Hans Eppendorfer im Alter von 56 Jahren in Hamburg.
Werke (Auswahl)
- 1977 Der Ledermann spricht mit Hubert Fichte
- 1981 Barmbecker Kuss
- 1982 Szenen aus St. Pauli
- 1984 Der Magnolienkaiser. Nachdenken über Yukio Mishima
- 1985 ...und der nächste folgt sogleich. Ein Streiche-Buch
- 1986 Gespensterspaß
- 1987 Berührungen
- 1988 Szenen aus St. Pauli
- 1989 Gesichtslandschaften
- 1998 Der König von St. Pauli
- 1998 Glück ist eine Gabe
Weblinks
- Literatur von und über Hans Eppendorfer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans Eppendorfer in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Personendaten NAME Eppendorfer, Hans ALTERNATIVNAMEN Reichelt, Hans-Peter (richtiger Name) KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller GEBURTSDATUM 10. Juni 1942 GEBURTSORT Lütjenburg STERBEDATUM 24. Januar 1999 STERBEORT Hamburg
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