Ernst E. Hirsch

Ernst E. Hirsch

Ernst Eduard Hirsch (* 20. Januar 1902 in Friedberg (Hessen); † 1985) war ein deutscher Jurist und Rechtssoziologe.

Hirsch studierte Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften an den Universitäten Frankfurt am Main und München. Der Promotion 1924 folgte 1930 die Habilitation an der Universität Gießen.

Im Januar 1931 wurde Hirsch zum Land- und Amtsgerichtsrat und damit zum Richter auf Lebenszeit in Frankfurt am Main ernannt und wirkte gleichzeitig als Privatdozent.

Im März 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft aus seinem Amt entlassen.

Über die Niederlande emigrierte Hirsch im Oktober 1933 in die Türkei. Von der türkischen Regierung erhielt er einen Ruf an den Lehrstuhl für Handelsrecht an der Universität Istanbul, wo er auch über See- und Urheberrecht dozierte. 1943 wechselte er an die Universität Ankara und lehrte dort Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und juristische Methodenlehre.

In den fast zwei Jahrzehnten akademischer Tätigkeit in der Türkei veröffentlichte Hirsch zahlreiche Monographien und Standardlehrbücher. Hervorzuheben sind sein konzeptionelles Wirken und seine gesetzgeberische Arbeiten; er lieferte Gesetzentwürfe und Konzepte zum türkischen Handelsgesetzbuch, Aktiengesetz, Universitätsgesetz und zur Urheber- und Erfinderrechtsgesetzgebung.

Ursprünglich wollte Hirsch, der viele Verwandte in Auschwitz verloren hatte, deutschen Boden nie mehr betreten. Von Deutschland ausgebürgert erwarb er 1943 die türkische Staatsangehörigkeit. Berlins Regierender Bürgermeister Ernst Reuter - selbst Emigrant in der Türkei (1933–1945) und Hirschs Professorenkollege in Ankara - konnte ihn 1952 jedoch überzeugen, einen Ruf an die Freie Universität Berlin als Ordinarius für Bürgerliches Recht und Handelsrecht anzunehmen. Zwischen 1953 und 1955 war Ernst Hirsch gewählter Rektor und Prorektor der Freien Universität Berlin.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde die ihm entzogene deutsche Staatsbürgerschaft wieder zuerkannt, jedoch behielt er bis zu seinem Tode auch seinen türkischen Pass.

Zitat

Professor Hirsch ist nach den zwanzig Jahren, die er in der Türkei verbracht hat, völlig einer der unseren geworden. Er mag ein sehr guter Deutscher sein, aber zweifellos ist er im gleichen Grad ein guter Türke. Der türkische Journalist Ahmed Emin Yalman über Hirsch in der türkischen Tageszeitung Vatan, Dezember 1958.

Literatur

  • Ernst E. Hirsch: Aus des Kaisers Zeiten durch die Weimarer Republik in das Land Atatürks. Eine unzeitgemäße Autobiographie. J. Schweitzer Verlag, München 1982. ISBN 3-88709-027-6
  • Ernst E. Hirsch: Als Rechtsgelehrter im Lande Atatürks. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008. ISBN 978-3-8305-1533-3


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