Ernst Sieglin

Ernst Sieglin
Ernst von Sieglin

Ernst von Sieglin (* 21. April 1848 in Stuttgart; † 3. Oktober 1927 in Stuttgart) war ein Stuttgarter Unternehmer, der sich auch als Archäologe und Kulturmäzen engagierte. Er machte vor allem der archäologischen Sammlung der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen bedeutende Schenkungen aus Grabungen des pharaonischen Ägypten. Auch die Universität Leipzig erhielt einen wichtigen Anteil dieser Grabungsergebnisse (Prof.Steindorff, Leipzig).

Weitere ägyptische Grabungsfunde, sowohl pharaonische als auch alexandrinische, gingen an König Wilhelm II, der diese an die Kgl. Staatssammlung Vaterländischer Altertümer, das heutige Landesmuseum Württemberg weitergab. Den größten Teil seiner alexandrinischen Ausgrabungen hat er jedoch dem Albertinum in Dresden vermacht (vermittelt durch Prof. Schreiber, Leipzig).

Der Geschäftsmann

Ernst Sieglin machte am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart das Abitur. Nach einer kaufmännischen Lehre und einer Ausbildung zum Chemiker in London und Aachen wurde er ein erfolgreicher Unternehmer. Der Schwerpunkt seines Geschäfts war die Herstellung und geschickte Vermarktung von Seifenpulver („Dr. Thompson's Seifenpulver“), durch das er sehr wohlhabend wurde.

1877 startet Ernst Sieglin in Aachen die Produktion von Seifenpulver. Mit Dr. Richard Thompson in Bradford, England, gelingt es ihm, Seife zu pulverisieren. 1880 erhält Sieglin das alleinige Vertriebsrecht für Deutschland, die Niederlande und Belgien. Fritz Henkel beteiligt sich 1929 an der Düsseldorfer Firma Dr. Thompson's Seifenpulver GmbH und übernimmt 1933 alle Anteile.

Der Altertumsforscher

Ernst von Sieglin 1909 vor einem ägyptischen Tempel

Das erworbene Vermögen ermöglichte es Ernst von Sieglin seinen Interessen als Archäologe und Kulturmäzen zu folgen. Dazu angeregt wurde er von seinem sieben Jahre jüngeren Bruder Wilhelm Sieglin, der Philologie und Geschichte in Tübingen, Greifswald und Leipzig studiert hatte und seit 1898 außerordentlicher Professor für historische Geographie in Leipzig war. 1899 - 1914 war er ordentlicher Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und leitete dort ebenfalls das Seminar für historische Geographie.

Zur Würdigung seiner Forschungen und Schenkungen verlieh ihm die Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde. König Wilhelm II ehrte ihn mit dem Titel eines Geheimen Hofrates und dem Personaladel, dem Namenszusatz „von“. So finanzierte Ernst von Sieglin 1898 erstmals eine archäologische Expedition nach Alexandria in Ägypten. Es folgten weitere Grabungen an verschiedenen Orten in Ägypten und Nubien. Zwischen 1906 und 1911 schenkte von Sieglin viele Funde aus diesen Expeditionen der Universität Tübingen, der Universität Leipzig, dem Albertinum Dresden sowie dem heutigen Landesmuseum Württemberg. 1904 erwarb er für 5.000 Rubel eine Sammlung von über hundert alten armenischen Handschriften und Buchmalereien, um sie der Tübinger Universitätsbibliothek zu überlassen. 1902 - 1904 ermöglichte er der Universität Tübingen die Ausgrabung des Asklepios Heiligtums auf der Insel Kos (Prof. Herzog).

1913 ließ sich Ernst von Sieglin auf einem Hügel im Südosten von Stuttgart von dem Architekten Heinrich Henes neben seiner Villa ein Teehaus und einen Marmorsaal bauen. Das Gelände ist heute Teil des Weißenburgparks.

Er wurde 1927 auf dem Pragfriedhof Stuttgart beerdigt.

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