- Erstaufforstung
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Aufforstung bedeutet in der Forstwirtschaft das Anpflanzen von Bäumen oder die Aussaat von Samen mit dem Ziel einer Bewaldung, oft als Wiederherstellung einer früheren, durch Abholzung, Sturmschäden, etc. verschwundenen Bewaldung. War die aufzuforstende Fläche bereits vorher mit Wald bestockt, spricht man von einer Wiederaufforstung, ansonsten von einer Erstaufforstung. Aufforstung und Naturverjüngung sind wesentliche Kerngedanken der forstlichen Nachhaltigkeit. Die verschiedenen Aufforstungstechniken sind Gegenstand der forstwissenschaftlichen Waldbaulehre.
Inhaltsverzeichnis
Umsetzung und Auswirkungen
Bei einer ökologischen Aufforstung wird zwischen den Methoden der Waldsaat und der Waldpflanzung unterschieden. Während bei einer Waldsaat die Sämlinge von Anfang an meist gut durchwurzelt sind, kommt es bei einer mit groben technischen Hilfsmitteln durchgeführten Waldpflanzung oft zu Beschädigungen und Deformierungen des Wurzelwerks, die dem Baum weniger Halt verleihen und auch das Wachstum beeinträchtigen. 12 Jahre Wurzelforschung der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zeigten, dass nur 19 % aller untersuchten Pflanzbäume keine Wurzeldeformationen aufwiesen, während die verjüngten und gesäten Bäume zu 69 % ein perfektes Wurzelwerk besaßen. Auch Pflanzschocks, die aus Unterschieden der Bodenbeschaffenheit der Baumschule und des Auspflanzungsgebietes resultieren, können einen kleinen Baum oder Steckling schließlich eingehen lassen. Bekannte Pflanzdichten liegen zwischen 400 Bäumen pro Hektar für einen Baumgarten und 1000 Bäumen pro Hektar für einen Nutzforst. In den industriellen Kiefernforsten der DDR waren auch Pflanzdichten von 10 000 Bäumen pro Hektar gängige Praxis.
Bambusforste in Monokultur bilden oft für größere Lebewesen undurchdringliche Mauern und bieten dementsprechend wenig Lebensraum für Flora und Fauna. Zweckmäßig ist, von Anfang an Feuerschneisen zur Brand- und Schädlingsbekämpfung anzulegen. Diese Schneisen dienen auch der Bewässerung bei Trockenheit oder als Transportweg bei der Holzernte.
In Trockengebieten wird das Anschwemmen der Jungbäume nicht nur mit der Gießkanne, sondern auch mit komplexen Schlauchbewässerungssystemen oder alternativ dem Einsatz von Gelwürsten durchgeführt. Diese Würste bestehen zu 98 Prozent aus Wasser, das mit Hilfe von Cellulose und Aluminiumsulfat in eine an der Oberfläche trockene Gelkonsistenz überführt wird und eine kontrollierte, verdunstungsarme Bewässerung der Jungbäume ermöglicht, wobei dem in Bodenbakterien vorkommenden Cellulase Enzym bei der Zersetzung der Trockenwasser-Gelwurst eine Schlüsselrolle zukommt.
Schnell wachsende Bäume haben einen höheren Wasserbedarf als langsam wachsende, und so kann es passieren, dass ein neu gepflanzter Wald mit durstigen Bäumen umgrenzendes Ackerland einfach trockenlegt. Durch eine geschickte Baumauswahl und gegebenenfalls eine reduzierte Pflanzdichte lässt sich dieses gravierende Problem jedoch mildern oder sogar vermeiden.
Die am Primärwald orientierte Aufforstung von Regenwäldern geschieht praktischerweise durch eine Rekombination von in gesammeltem Tierkot vorgefundenen Baum- und Strauchsamen. Besonders gefragt sind hierbei der Kot von Affen und Fledermäusen, da Affen und Fledermäuse für ihren intensiven Konsum an Waldfrüchten allgemein bekannt sind.
Ziele
Die durch die Aufforstung erhoffte Wirkung ist regional und zeitlich unterschiedlich:
- Verringerung der Bodenerosion durch Wind und Wasser, Erhalt der Fruchtbarkeit umliegender landwirtschaftlicher Flächen. (z. B. Chinas Grüne Mauer, Dust Bowl im Mittleren Westen der USA)
- Erhöhung des Grundwasserspiegels
- Schutz von Grundwassereinzugsgebieten
- Wiederherstellung der Biodiversität
- Aufhalten einer drohenden Desertifikation
- Vorbeugung gegen Überschwemmungen durch die hohe Wasserspeicherkapazität von Wald.
- In Gebirgsregionen der Schutz vor Lawinen
- Holzverwertung oder Verwertung der Früchte, Blätter etc.
- Bindung und Speicherung von CO2 zur Verringerung des Treibhauseffektes (CO2-Sequestrierung)
In der Regel sollen durch Aufforstungstätigkeiten aber alle diese Waldfunktionen erreicht werden.
Geschichte
Die erste geschichtlich belegte erfolgreiche Methode zur Aufforstung mit Nadelholzsaaten in großem Stil entwickelte 1368 der Nürnberger Rats- und Handelsherr Peter Stromer (um 1315-1388) im Nürnberger Reichswald. Damit wurde dieses Waldgebiet zum ersten Kunstforst der Welt und Stromer zum „Vater der Forstkultur“.
In Deutschland ist die Wiederaufforstung abgeholzter oder geschädigter Waldflächen nach dem Bundeswaldgesetz Pflicht (BWaldG § 11).
Siehe auch
Literatur
- Ernst Röhrig, Norbert Bartsch, Burghard von Lüpke, Alfred Dengler (Begründer): Waldbau auf ökologischer Grundlage. 7., vollständig aktualisierte Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, 479 S., ISBN 3-8252-8310-0 (UTB) oder ISBN 3-8001-4595-2 (Ulmer)
- Hans Hausrath: Geschichte des deutschen Waldbaus. Von seinen Anfängen bis 1850. Schriftenreihe des Instituts für Forstpolitik und Raumordnung der Universität Freiburg. Hochschulverlag, Freiburg im Breisgau 1982, ISBN 3-8107-6803-0
Weblinks
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