Etablissement Ronacher

Etablissement Ronacher
Ronacher Theater (2006)

Das Ronacher Theater, früher Etablissement Ronacher, ist ein Theater im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, gelegen zwischen Himmelpfortgasse, Seilerstätte und Schellinggasse. Es gehört zu den Vereinigte Bühnen Wien und ist über die Wien Holding zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Wiener Stadttheater kurz nach der Erbauung
Fassade des Ronachers (2008, HDRI)
Das Gebäude wurde in den 1990er Jahren aufwendig restauriert

Es wurde zunächst als Wiener Stadttheater von 1871 bis 1872 von den Architekten Ferdinand Fellner d. Ä. und Ferdinand Fellner d. J. für eine private AG des Journalisten Max Friedländer und des Theaterautors und -leiters Heinrich Laube erbaut. Die beiden wollten damit ein bürgerliches Theater errichteten, das – ohne Zensur – den kaiserlichen Hoftheatern Konkurrenz machen sollte. Eröffnet wurde das Haus am 15. September 1872 mit Schillers Demetrius in einer Bearbeitung Laubes. Zwölf Jahre nach der Eröffnung brannte am 16. Mai 1884 das Haus nieder. Da das Gebäude nicht an allen vier Seiten frei steht, wurde nach den inzwischen gültigen Brandschutzbestimmungen ein Wiederaufbau als Schauspielhaus nicht zugelassen. 1886 kaufte Anton Ronacher die Brandruine und ließ wiederum von Ferdinand Fellner d. J. (der inzwischen das Büro Fellner & Helmer gegründet hatte) 1887–1888 darauf ein Concert- und Ballhaus errichten. Die Wandgemälde stammen von Eduard Veith. Die Hauptstiege wurde mit Stufen aus Kaisersteinbruch errichtet. Dem neuen Varietétheater war ein großer Ballsaal und ein Hotel angeschlossen, daneben konnte es bereits elektrisches Licht einsetzen, enthielt Promenaden und einen Wintergarten.

Das neue Etablissement Ronacher war kein Schauspielhaus, sondern mit Tischen und Stühlen ausgestattet. Während der Vorstellung durfte getrunken, gegessen und geraucht werden. Durch die schlechte Wirtschaftslage musste Ronacher jedoch das Haus später aufgeben. Ab 1890 traten öfter Artisten auf, was vermehrt Vorstadtbevölkerung anlockte und die Aristokratie vertrieb. Später wurde das Programm durch Revuen, Operetten, Tanz- und Gesangsvorführungen ergänzt. Das Haus wurde dabei immer wieder umgebaut und den Bedürfnissen des modernen Varietébetriebs angepasst (1901, 1906 und laufend zwischen 1907 und 1916; immer durch Ferdinand Fellner d. J.).

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Ronacher bis 1955 Ausweichbühne für das durch Bomben beschädigte Burgtheater. Anschließend traten wieder Varieté-Künstler auf, bevor ab 1960 das österreichische Fernsehen die Räumlichkeiten für TV-Produktionen nutzte. Nach einem zehnjährigen Leerstand erfolgte 1986 erstmals wieder die Aufführung einer Operette, diesmal Cagliostro in Wien von Johann Strauß (Sohn). 1987 kauften die Vereinigten Bühnen Wien das Haus und führten das Musical Cats und zwei Opern auf. Ein Architekturwettbewerb ergab 1987 als Siegerprojekt eine „dekonstruktivistische“ Aufstockung. Das Vorhaben von Coop Himmelblau wurde allerdings Ziel heftiger öffentlicher Kritik und wurde im August 1991 ad acta gelegt. 2003, 2004 und 2008 war das Ronacher Gastgeber der Nestroy-Verleihungsgala.

Nach einigen Jahren als Gastspielhaus für internationale Produktionen und Festveranstaltungen wurde das Ronacher um 46,9 Millionen Euro zu einer Musicalbühne ausgebaut. Bis Mitte 2008 wurde die Bühnentechnik modernisiert und der Boden der Bühne um zwei Meter abgesenkt, wodurch die Sicht auf die Bühne verbessert wurde. Die Aufstockung des Gebäudes durch den Architekten Günther Domenig wurde trotz massiver politischer und stadtbildschützerischer Bedenken durchgeführt.[1]

Aufführungen

Seit der Wiedereröffnung des Ronachers im Juni 2008 wurden folgende Stücke aufgeführt (in chronologischer Reihenfolge):

  • The Producers, Musical von Mel Brooks, deutschsprachige Erstaufführung (30. Juni 2008 bis 22. Februar 2009)
  • Frühlings Erwachen, Musical von Michael Mayer und Bill T. Jones, deutschsprachige Erstaufführung (seit 21. März 2009)

Einzelnachweise

  1. Funktionssanierung Ronacher

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Kremayr und Scheriau, Wien 1992–2004, ISBN 3-218-00740-2.

Weblinks

48.20516.3744444444447Koordinaten: 48° 12′ 18″ N, 16° 22′ 28″ O


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