Burgtheater Wien

Burgtheater Wien
Das Burgtheater an der Wiener Ringstraße

Das Burgtheater am Dr.-Karl-Lueger-Ring in Wien ist ein österreichisches Bundestheater. Es gilt als eine der bedeutendsten Bühnen Europas und ist nach der Comédie-Française das zweitälteste europäische, sowie das größte deutschsprachige Sprechtheater. Das ursprüngliche, „alte“ Burgtheater am Michaelerplatz wurde von 1748 bis zur Eröffnung des neuen Hauses am Ring im Oktober 1888 bespielt. Das neue Haus brannte 1945 infolge von Bombenangriffen vollständig aus, bis zur Wiedereröffnung am 14. Oktober 1955 diente das Ronacher als Ausweichquartier.

Im Laufe seiner Geschichte trug das Theater verschiedene Namen, zuerst k.k. Theater nächst der Burg, dann bis 1918 k.k. Hof-Burgtheater und seither Burgtheater. Vor allem in Wien wird es häufig kurz „Die Burg“ genannt, die Ensemblemitglieder kennt man als Burgschauspieler. Direktor des Hauses ist derzeit Klaus Bachler, 2009 wird ihm Matthias Hartmann nachfolgen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Michaelerplatz mit dem alten k.k. Theater nächst der Burg (rechts) und der Winterhofreitschule (links)
Der Innenraum des (alten) Burgtheaters, Gemälde von Gustav Klimt. Die Personen sind so detailliert dargestellt, dass eine Identifizierung möglich ist.

Das „alte“ Burgtheater am Michaelerplatz

Das ursprüngliche Burgtheater wurde in einem Ballhaus eingerichtet, das Kaiser Ferdinand I. 1540 im unteren Lustgarten der Hofburg erbauen ließ, nachdem das alte Ballhaus 1525 einem Brand zum Opfer gefallen war. Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde dort das Jeu de Paume gespielt, ein Vorläufer des Tennis. Am 14. März 1741 erteilte schließlich Kaiserin Maria Theresia, die nach dem Tod ihres Vater eine allgemeine Theatersperre anordnete, dem „Entrepreneur der königlichen Hofopern“ und Pächter des 1708 errichteten Theaters am Kärntnertor, Joseph Karl Selliers, die Erlaubnis, das Ballhaus in ein Theater umzuwandeln. Gleichzeitig wurde ein neues Ballhaus in unmittelbarer Nähe errichtet, das dem heutigen Ballhausplatz seinen Namen gab.

Im Jahre 1748 wurde das neu gestaltete „Theater nächst der Burg“ eröffnet. 1756 erfolgten größere Umbauarbeiten, wobei unter anderem eine neue Rückwand errichtet wurde. Der Zuschauerraum des alten Burgtheaters war noch eine reine Holzkonstruktion und fasste etwa 1200 Gäste. Die kaiserliche Familie konnte ihre Hofloge direkt von den kaiserlichen Gemächern aus erreichen, mit denen das Burgtheater baulich verbunden war. An der alten Spielstätte am Michaelerplatz wurden unter anderem mehrere Werke von Christoph Willibald Gluck, Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart sowie Franz Grillparzer uraufgeführt.

Am 17. Februar 1776 erklärte Kaiser Joseph II. das Theater zum „Teutschen Nationaltheater“. Er war es auch, der per Dekret anordnete, dass die Stücke keine traurigen Ereignisse behandeln sollten, um die kaiserlichen Zuschauer in keine schlechte Stimmung zu bringen. Viele Stücke mussten deswegen geändert und mit einem „Wiener Schluss“ (Happy End) versehen werden, z. B. Romeo und Julia oder Hamlet. Ab 1794 trug das Theater den Namen „k.k. Hoftheater nächst der Burg“.

1798 wurde der Dichter August von Kotzebue zum Leiter des Burgtheaters ernannt, aber nach Auseinandersetzungen mit den Schauspielern verließ er 1799 Wien. Unter Direktor Joseph Schreyvogel wurde Deutsch statt Französisch und Italienisch als neue Bühnensprache eingeführt.

Am 12. Oktober 1888 fand die letzte Vorstellung am Michaelerplatz statt. Das Burgtheaterensemble übersiedelte in die neue Spielstätte am Ring. Das alte Burgtheater musste dem Michaelertrakt der Hofburg weichen. Die Pläne hierfür fertigte Joseph Emanuel Fischer von Erlach bereits knapp 200 Jahre vor dem Abriss des alten Burgtheaters an.

Das neue Gebäude am Ring

k.k. Hof-Burgtheater um 1900
„Das Theater von Taormina“ von Gustav Klimt, Deckengemälde in der Erzherzogsstiege
Das Foyer am Eingang

Das „neue“ Burgtheater am Ring gegenüber dem Rathaus wurde im neubarocken Stil von Gottfried Semper (Grundriss) und Karl Freiherr von Hasenauer (Fassade) entworfen, die bereits das Kaiserforum in Wien gemeinsam geplant hatten. Die Bauarbeiten begannen am 16. Dezember 1874 und zogen sich 14 Jahre hin, in denen sich das Architektenduo zerstritt. Bereits 1876 zog sich Semper auf Grund gesundheitlicher Probleme nach Rom zurück und ließ Hasenauer seine Ideen alleine realisieren, der sich im Streit der Architekten vor allem für ein prachtvoll ausgestaltetes Bauwerk eingesetzt hatte.

Indes schuf der bekannte Wiener Maler Gustav Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Klimt und mit Franz Matsch zwischen 1886 und 1888 die Deckengemälde in den beiden Stiegenhäusern des neuen Theaters. Die drei übernahmen diese Aufgabe nach ähnlichen Auftragsarbeiten in den Stadttheatern von Fiume und Karlsbad sowie im Bukarester Nationaltheater. In der Feststiege auf der dem Café Landtmann zugewandten Seite des Burgtheaters (Erzherzogstiege) bildete Gustav Klimt die Künstler des antiken Theaters in Taormina auf Sizilien, im Stiegenhaus auf der „Volksgarten“-Seite (Kaiserstiege, weil sie dem Kaiser vorbehalten war) das Londoner Globe Theatre und die Schluss-Szene aus William ShakespearesRomeo und Julia“ nach. Über dem Eingang zum Zuschauerraum ist Der Eingebildete Kranke Molières zu entdecken. Im Hintergrund verewigte sich der Maler in Gesellschaft seiner beiden Kollegen. Kaiser Franz Joseph I. gefielen die Deckengemälde so sehr, dass er den Mitgliedern der Künstlerkompanie von Klimt das Goldene Verdienstkreuz verlieh.

Das neue Gebäude wurde nach dem Vorbild der Dresdner Semperoper gebaut. Über dem Mitteltrakt befindet sich eine Loggia, die von zwei Seitenflügeln eingerahmt wird, und aus einem Bühnenhaus mit Giebeldach und einem Zuschauerhaus mit Zeltdach geteilt wird. Über dem Mittelhaus schmückt eine Statue von Apollon die Fassade, der zwischen den Musen für Drama und Tragödie thront. Über den Haupteingängen befinden sich Friese mit Bacchus und Ariadne. An der Außenfassade rundherum sind Portraitbüsten der Dichter Calderon, Shakespeare, Molière, Schiller, Goethe, Lessing, Halm, Grillparzer, und Hebbel zu bewundern. Die Masken, die ebenfalls hier zu sehen sind, weisen auf das antike Theater hin, außerdem schmücken allegorische Darstellungen die Seitentrakte: Liebe, Hass, Demut, Herrschsucht, Egoismus und Heroismus. Obwohl das Theater seit 1919 den Namen Burgtheater trägt, ist die alte Aufschrift K.K. Hofburgtheater über dem Haupteingang immer noch vorhanden. Einige Bilder der alten Porträtgalerie wurden im neuen Gebäude aufgehängt und sind heute noch zu sehen – allerdings waren diese Bilder ursprünglich kleiner, man musste sie „verlängern“, damit sie im hohen Raum besser wirken. Die Stellen dieser „Ergänzungen“ sind als feine Linien auf der Leinwand sichtbar.

Nachdem am 12. Oktober 1888 die Abschiedsvorstellung am Michaelerplatz stattgefunden hatte, wurde bereits zwei Tage später das neue Theaterhaus mit Grillparzers Esther und Schillers Wallensteins Lager eröffnet. Das Burgtheater wurde zunächst auf Grund seines prachtvollen Aussehens und der technischen Neuerungen wie elektrischer Beleuchtung von den Wienern gut aufgenommen, doch bald wurde Kritik an der schlechten Akustik laut. 1897 erfolgte schließlich ein Umbau des Zuschauerraums, um die Akustikprobleme zu mindern. Das neue Theater wurde zu einem wichtigen Treffpunkt des Gesellschaftslebens und zählte schon bald zu den „Heiligtümern“ der Wiener. 1922/1923 wurde das Akademietheater als Kammerspielbühne des Burgtheaters eröffnet. Am 8. Mai 1925 ging das Burgtheater in die österreichische Kriminalchronik ein, als hier der bulgarische Student Mencia Carniciu ein Revolverattentat auf den mazedonischen Bandenführer Todor Panitza verübte.

Das Burgtheater in der Zeit des Nationalsozialismus

Die nationalsozialistischen Ideen hinterließen auch Spuren in der Geschichte des Burgtheaters. 1939 erschien im Adolf Luser Verlag das stark antisemitisch geprägte Buch des Theaterwissenschaftlers Heinz Kindermann „Das Burgtheater. Erbe und Sendung eines Nationaltheaters“, in dem er unter anderem den „jüdischen Einfluss“ auf das Burgtheater analysierte.[1] Am 14. Oktober 1938 wurde zum 50-jährigen Eröffnungsjubiläum des Burgtheaters eine Don-Carlos-Inszenierung von Karl-Heinz Stroux gezeigt, die die Ideologie Hitlers bediente. Die Rolle des Marquis Posa spielte derselbe Ewald Balser, der ein Jahr zuvor in einer anderen Don-Carlos-Inszenierung (von Heinz Hilpert) am Deutschen Theater in derselben Rolle mit dem Satz Richtung Joseph Goebbels’ Loge wetterte: „Geben Sie Gedankenfreiheit!“. Der Schauspieler und Regisseur Lothar Müthel, der zwischen 1939 und 1945 Direktor des Burgtheaters war, inszenierte 1943 den Kaufmann von Venedig, in dem Werner Krauß den Juden Shylock eindeutig antisemitisch darstellte. Derselbe Regisseur inszenierte nach dem Krieg Lessings Parabel Nathan der Weise. Adolf Hitler selbst besuchte während des NS-Regimes nur einmal, im Jahr 1938, das Burgtheater, später weigerte er sich aus panischer Angst vor einem Attentat.

Für die Schauspieler und Theatermitarbeiter, die nach dem Reichsbürgergesetz von 1935 als „jüdisch“ eingestuft wurden, wurde rasch Auftrittsverbot verhängt, sie wurden innerhalb weniger Tage beurlaubt, entlassen oder verhaftet. Das Burgtheater-Ensemble leistete zwischen 1938 und 1945 keinen nennenswerten Widerstand gegen die NS-Ideologie, der Spielplan wurde stark zensiert, nur wenige schlossen sich aktiv dem Widerstand an, z. B. Judith Holzmeister (damals auch am Volkstheater engagiert) oder der Schauspieler Fritz Lehmann. Den jüdischen Ensemblemitgliedern wurde zwar zur Emigration verholfen, dennoch wurde ein Schauspieler, Fritz Strassny, in ein Konzentrationslager gebracht und dort ermordet.[2]

Das Burgtheater zu Kriegsende und nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Sommer 1944 musste auch das Burgtheater wegen der angeordneten allgemeinen Theatersperre geschlossen werden. Ab 1. April 1945, als sich die Rote Armee Wien näherte, lagerte eine militärische Einheit im Haus, ein Teil wurde als Waffenlager benutzt. Nachdem das Haus am Ring infolge eines Bombenangriffs beschädigt und am 12. April 1945 völlig ausgebrannt war (der Zuschauerraum und die Bühnen wurden unbrauchbar, nur die Stahlkonstruktion blieb erhalten, aber zum Glück waren wie durch ein Wunder die Deckengemälde und Teile des Foyers beinahe unbeschädigt), zog das Burgtheater (Wien war inzwischen von der Roten Armee befreit worden) in ein Ausweichquartier um, das Etablissement Ronacher, das von vielen Burgschauspielern als „Exil“ verstanden wurde. Diesen Spielort wählte der neu ernannte Direktor Raoul Aslan aus, der sich besonders engagiert einsetzte.

Die erste Vorstellung nach dem Zweiten Weltkrieg war am 30. April 1945 Sappho von Franz Grillparzer in der Inszenierung von Adolf Rott aus dem Jahre 1943. Auch andere Produktionen aus der NS-Zeit wurden wieder aufgenommen. Das Akademietheater konnte bespielt werden (die erste Aufführung war am 19. April 1945 Hedda Gabler, eine Inszenierung von Rott aus dem Jahre 1941) und auch im Redoutensaal in der Hofburg fanden Vorstellungen statt. Aslan ließ das Ronacher im Sommer umbauen, weil die Bühne für klassische Aufführungen zu klein war. Am 25. September 1945 konnte auf der vergrößerten Bühne Schillers Jungfrau von Orleans gespielt werden.

Die ersten Neuinszenierungen sind mit dem Namen von Lothar Müthel verbunden: Jedermann und Nathan der Weise, in beiden spielte Raoul Aslan die Hauptrolle. Die Inszenierung des Kaufmanns von Venedig von Müthel zu NS-Zeiten schien in Vergessenheit geraten zu sein.

Das Burgtheater auf der Rückseite der 50-Schilling Banknote (1970)

Große Freude bereitete dem Publikum die Rückkehr der 1938 aus dem Ensemble vertriebenen Else Wohlgemuth auf die Bühne. Sie trat nach sieben Jahren Exil im Dezember 1945 in Klara Biharys Die andere Mutter im Akademietheater auf. 1951 öffnete das Burgtheater das erste Mal seine Pforten, allerdings nur den linken Seitenflügel, wo die Feierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen des Theaters stattfanden.

1948 wurde für den Wiederaufbau ein Wettbewerb ausgeschrieben: Josef Gielen, der damals Direktor war, tendierte zuerst dazu, einen Entwurf zu unterstützen, nach dem das Haus in ein modernes Rangtheater hätte umgebaut werden sollen. Schließlich stimmte er dann aber doch für das Projekt von Michael Engelhardt, dessen Plan konservativer, aber auch kostengünstiger war. Der Charakter des Logentheaters wurde weitgehend berücksichtigt und beibehalten, die zentrale Hofloge wurde allerdings durch zwei Ränge ersetzt, und durch eine neue, schräge Deckenkonstruktion im Zuschauerraum wurde die Akustik, die Schwäche des Hause, deutlich verbessert.

Am 14. Oktober 1955 kam es unter Adolf Rott zur Wiedereröffnung des restaurierten Hauses am Ring. Aus diesem Anlass wurde Mozarts Eine kleine Nachtmusik gespielt. Am 15. und am 16. Oktober folgte die erste Aufführung (aus Platzgründen als Doppelpremiere) im wiederhergestellten Theater: König Ottokars Glück und Ende von Franz Grillparzer, inszeniert von Adolf Rott. Wenige Monate nach Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags war die Wahl dieses Stückes, das den Beginn der Habsburgerherrschaft in Österreich thematisiert und Ottokar von Hornecks Lobspruch auf Österreich (...es ist ein gutes Land, / Wohl wert, dass sich ein Fürst ein unterwinde! / Wo habt Ihr dessengleichen schon gesehn? ...) enthält, äußerst symbolträchtig. Unter Rott und seinen Nachfolgern Ernst Haeusserman und Gerhard Klingenberg wurden der klassische Burgtheaterstil und das Burgtheaterdeutsch für die deutschen Bühnen endgültig richtungweisend.

In den 50er und 60er Jahren beteiligte sich das Burgtheater (mit anderen namhaften Wiener Theatern) am sogenannten Brecht-Boykott.

Das Burgtheater heute

Die Kaiserstiege im Burgtheater
Der heutige Zuschauerraum mit Blick auf Loge

Gerhard Klingenberg internationalisierte das Burgtheater, er lud bedeutende Regisseure wie Dieter Dorn, Peter Hall, Luca Ronconi, Giorgio Strehler, Roberto Guicciardini und Otomar Krejca ein. Klingenberg ermöglichte auch die Burg-Debüts von Claus Peymann und Thomas Bernhard (1974 Uraufführung von Die Jagdgesellschaft). Bernhard war als Nachfolger Klingenbergs im Gespräch, schließlich wurde aber Achim Benning ernannt, worauf der Schriftsteller mit dem Text „Die theatralische Bruchbude auf dem Ring (Wie ich Burgtheaterdirektor werden sollte)“ antwortete.

Benning, der erste Ensemblevertreter des Burgtheaters, der zum Direktor ernannt wurde, setzte Klingenbergs Weg der Europäisierung mit anderen Mitteln fort, brachte Regisseure wie Adolf Dresen, Manfred Wekwerth oder Thomas Langhoff nach Wien, blickte mit Aufführungen von Stücken Václav Havels in den damals politisch abgetrennten Osten und nahm stärker Rücksicht auf den Publikumsgeschmack.

Direktion Claus Peymann 1986–1999

Unter dem von Kurzzeit-Unterrichtsminister Helmut Zilk nach Wien geholten Claus Peymann, Direktor 1986 bis 1999, kam es zu weiterer Modernisierung des Spielplans und der Inszenierungsstile. Außerdem war Peymann nie um kritische Wortmeldungen in der Öffentlichkeit verlegen; eine bis dahin für Burgtheaterdirektoren unübliche Haltung. Er und sein Programm stießen daher bei Teilen des Publikums auf Ablehnung. Den größten Wiener Theaterskandal seit 1945 gab es 1988 um die von konservativen Politikern und Eiferern heftig bekämpfte Uraufführung von Thomas Bernhards Drama Heldenplatz. Das Stück setzt sich mit der Vergangenheitsbewältigung Österreichs auseinander und beleuchtet die Gegenwart – mit Attacken auf die damals regierende SPÖ – kritisch. Gemeinsam mit Claus Peymann stellte sich Bernhard nach der Premiere auf der Bühne Applaus und Buhrufen.

Bernhard, seinem Heimatland in Hassliebe verbunden, verbot vor seinem Tod 1989 die Aufführung seiner Stücke in Österreich testamentarisch. Peymann, der Bernhard in schwieriger Freundschaft verbunden war (siehe Bernhards Stück Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen), befürchtete Schaden für das Werk des Autors, sollten seine Stücke ausgerechnet in seiner Heimat nicht gezeigt werden. Zunächst war es durch eine Erlaubnis des Testamentsvollstreckers Peter Fabjan – Bernhards Halbbruder – immerhin möglich, die bereits im Spielplan des Burgtheaters befindlichen Produktionen weiterzuspielen. Kurz vor Bernhards zehntem Todestag kam es schließlich zur Neuinszenierung des Bernhard-Stückes Vor dem Ruhestand durch den Uraufführungsregisseur Peymann. Die Stücke von Bernhard stehen seither weiter auf dem Spielplan des Burgtheaters und werden regelmäßig neu herausgebracht.

1993 wurde die Probebühne des Burgtheaters im Arsenal eröffnet (Architekt: Gustav Peichl). Seit 1999 hat das Burgtheater die Betriebsform einer Ges.m.b.H..

Direktion Klaus Bachler 1999–2009

Auf Peymann folgte 1999 Klaus Bachler als Direktor. Er ist ausgebildeter Schauspieler, war aber zumeist als Kulturmanager (z.B. Intendant der Wiener Festwochen) tätig. Bachler rückte das Theater als kulturelles Ereignis in den Vordergrund und engagierte dazu Regisseure wie Luc Bondy, Andrea Breth, Peter Zadek und Martin Kušej.

Zu den ungewöhnlichen „Events“ der Direktion Bachler zählten

  • Die 431. animatographische Expedition von Christoph Schlingensief bzw. eine große Veranstaltung von ihm unter dem Titel Area 7 – Sadochrist Matthäus – Eine Expedition von Christoph Schlingensief (2006).
  • Daniel Hoevels schnitt sich in Schillers "Maria Stuart" versehentlich die Kehle auf (Dezember 2008). Ambulante Versorgung reichte aus[3].


Jubiläumsjahr 2005

Im Oktober 2005 feierte das Burgtheater den 50. Jahrestag seiner Wiedereröffnung mit einem Galaabend und mit der Aufführung von Grillparzers König Ottokars Glück und Ende in der Inszenierung von Martin Kušej, die im August 2005 bei den Salzburger Festspielen mit großem Erfolg aufgeführt worden war. Michael Maertens (in der Rolle von Rudolf von Habsburg) erhielt den Nestroy-Theaterpreis als bester Schauspieler für seine Rolle in diesem Stück. Hauptdarsteller Tobias Moretti wurde 2006 für diese Rolle mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet.

Weiters gab es am 16. Oktober 2005 einen Tag der offenen Tür, an dem der 82-minütige Film „burg / privat. 82 miniaturen“ von Sepp Dreissinger zum ersten Mal gezeigt wurde. Der Film enthält einminütige filmische „Standportraits“ von Burgschauspielern und Gastschauspielern, die, ohne ein Wort zu sagen, versuchen, sich mit einem möglichst natürlichen Gesichtsausdruck zu präsentieren. Klaus Dermutz schrieb ein Werk über die Geschichte des Burgtheaters. Als Motto dieser Spielzeit diente ein Zitat aus Lessings Minna von Barnhelm: „Es ist so traurig, sich allein zu freuen.“

Das Burgtheater zum Mozartjahr 2006

Auch des Mozart-Jahres 2006 wurde im Burgtheater gedacht. Da Mozarts Singspiel Die Entführung aus dem Serail 1782 im Hof-Burgtheater uraufgeführt worden war, kam in Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper zu den Wiener Festwochen im Mai 2006 eine Neuinszenierung (Regie: Karin Beier) dieser Oper im Mai 2006 auf die Bühne.

Hinter den Kulissen

Bühnentechnik und andere technische Besonderheiten

Umbauarbeiten auf der Bühne des Burgtheaters

Der Zuschauerraum bietet ca. 1.340 Zuschauern Platz (1.175 Sitzplätze) und ist damit einer der größten unter Europas Schauspielhäusern. Das Bühnen-Portal ist 12 m breit und am höchsten Punkt 9 m hoch. Die Schnürböden und Beleuchtungsbrücken befinden sich in 28 m Höhe. Die Bühnenfläche beträgt rund 780 m², bei einer Breite von 31 Metern und einer Tiefe von etwa 25 Metern – sie kann allerdings durch eine Erweiterung im Cercle-Bereich erweitert werden. [4]Die Bühne selbst befindet sich im 1. Stock des Theatergebäudes, für die Schauspieler gibt es auf beiden Seiten der Bühne je zwei Eingänge. Im Hinterbühnenbereich existiert ein großer Aufzug, der 20 Meter breit und 1,5 Meter tief ist und somit zur Beförderung von Dekorationen geeignet ist, die zwar sehr breit und bis zu 3,5 Meter hoch, aber nur knapp 1,25 Meter tief sein dürfen. Größere Kulissenteile können nur gekippt transportiert werden.

Die Bühne wurde 1954 von der österreichischen Firma Waagner Biro, die auch bei anderen Bühnen- und Opernhäusern Erfahrung besitzt, neu errichtet. Die Hauptbühne ist mit einer Drehzylinderbühne ausgestattet, die einen Durchmesser von 21 m und vier Versenkungen hat, die bis 8,8 m abgefahren werden können. Sie wurde nach den Plänen von Sepp Nordegg errichtet und ist insgesamt 5 Stockwerke tief, so können die Bühnenbilder im Paternoster-Prinzip getauscht werden. Die im Jahr 1994 begonnene Bühnenrenovierung wurde 2004 beendet, dabei wurde unter anderem die alte Steuerung durch eine Computersteuerung ersetzt. Die Drehzylinderbühne hat zwei Bühnenwagen und vier Versenkungen, eine Drehbühne mit 21 Meter Durchmesser und sechs Orchesterversenkungen, die für 70 Musiker Platz bieten.

Der Eiserne Vorhang des Burgtheaters wiegt 16,8 Tonnen und kann im Notfall – zum Beispiel bei einem Brand – den Bühnenraum vom Zuschauerraum innerhalb von 28 Sekunden trennen und hält die Flammen mindestens 20 Minuten auf.[5] Nach dem Großbrand des Ringtheaters wurden alle Wiener Theater verpflichtet, die Bühnen mit einem Eisernen Vorhang zu versehen. Der alte wurde allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg durch den heutigen ausgetauscht. Das Burgtheater hat eine hauseigene Feuerwehrtruppe, die unter anderem prüfen muss, ob im Fall einer Alarmmeldung durch einen der besonders sensiblen Rauchmelder möglicherweise ein kontrolliertes Feuer auf der Bühne die Ursache ist.

Plan des Belüftungssystems (Ignaz Gridl)
Die „Schwammerl“ genannte Luftansaughütte im Volksgarten
Das Innenleben der Luftansaughütte

Architektonisch einzigartig und patentiert ist die riesige Luftschleuse, das Belüftungssystem des Theaters, das sich unter dem runden Dach der Luftansaughütte, von den Wienern einfach Schwammerl genannt, auf der Seite des Volksgartens verbirgt und nach den Plänen des Architektenbüros von Ignaz Gridl konstruiert wurde. Die Luft wird durch Filter geblasen, gereinigt und temperiert. Die verbrauchte Luft wird aus dem Zuschauerraum durch das Messinggitter des Kristalllusterkranzes im Zentrum der Saaldecke aus dem Raum ins Freie abgezogen. Den Sog dafür erzeugt der „Blasengel“, eine grüne Engelsfigur mit einem Blasinstrument, die als Wetterfahne auf der Kuppel steht. Diesen Teil des Belüftungssystems kann man am besten im Dachboden („Lusterboden“) und auf dem Kuppeldach des Theaters betrachten. Früher standen auf dem steilen Dach des Burgtheaters sogar Duschen und Toiletten (sie wurden gleich beim Wiederaufbau des Theaters nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet), damit die Schauspieler in den Pausen zwischen den Proben ein Sonnenbad nehmen können. Seit 1977 ist dies allerdings verboten, die Anlagen wurden wieder abgetragen. Auf dem Dach ist eine Wetterkamera installiert, die bei der Sendung Wetterpanorama Österreich im Fernsehen einen Blick auf die Ringstraße ermöglicht.

Die Souffleure am Burgtheater arbeiten mit Funktechnik, es gibt keinen Souffleurkasten mehr.

Außer den regulären Führungen durchs Haus, die jeden Tag um 15 Uhr auf Deutsch und auf Englisch stattfinden, wird einmal im Monat für Interessenten eine Bühnentechnik-Spezialführung angeboten. Bei Schönwetter ist es möglich, auf das grüne Dach des Theaters hinaufzusteigen und das Panorama zu bewundern.

Kostüme, Requisiten

Eine Perücke aus der Burgtheater-Werkstatt

Die Kostüm-, Requisiten und Bühnenbildwerkstätten des Burgtheaters befinden sich im Arsenal. Sie versorgen nicht nur Burgproduktionen, sondern sie arbeiten auch auf Bestellung für andere österreichische und internationale Bühnen. Die Werkstätten arbeiten in Form einer GmbH (Art for Art – Theaterservice GmbH). Außerdem ist es Privatpersonen möglich, Kostüme aus dem Fundus auszuleihen. Die Kostüme und die Requisiten werden sorgfältig ausgesucht und aufwändig hergestellt, es werden z. B. nur Perücken aus echten Haaren verwendet, deren Herstellung oft zwei bis drei Wochen dauern kann. Ein Großlager für gerade nicht verwendete Kostüme befindet sich in der Montleartstraße im 14. Bezirk.

Weitere Spielstätten und Probebühnen des Burgtheaters

Der Lusterboden des Hauses
Anatomischer Saal der Akademie der Bildenden Künste
Die Probebühne innerhalb der Werkstätten im Arsenal
  • Das Kasino am Schwarzenbergplatz gilt als Spielstätte für Gegenwartsstücke und Spezialprojekte. Es wurde unter Direktor Benning am 26. April 1981 als 3. Raum am Schwarzenbergplatz eröffnet und wird seither mit Unterbrechungen (siehe Lusterboden) bespielt. Der gegenwärtige Name stammt aus der Direktion Peymann, die den Raum zunächst nur als Probebühne nutzte.
  • Das Vestibül ist die Studiobühne des Burgtheaters und befindet sich unter der dem Café Landtmann zugewandten Feststiege. Das Vestibül wurde in den 1990er Jahren für Aufführungen hergerichtet.
  • Der Lusterboden ist eine im Dachgeschoss des Burgtheaters in einer Höhe von 43 Metern befindliche Probebühne. Diesen Raum im Dachboden gibt es seit 1955, er wird unter anderem als Requisitenlager verwendet. Ab dem 16. September 1979 wurde er auch immer wieder für Aufführungen herangezogen (zuerst als 3. Raum – Lusterboden, später nur Lusterboden), dann durch den Raum am Schwarzenbergplatz ersetzt. Als dieser wieder für Proben verwendet wurde, griff man unter Peymann erneut auf den Lusterboden als Aufführungsstätte zurück, von 1986 bis 1993 fungierte der Lusterboden als regelmäßige Spielstätte des Hauses. Seit 1993 verbietet das Veranstaltungsgesetz das öffentliche Bespielen von Theaterräumen, die sich höher als 8 Meter über dem Straßenniveau befinden. Schließlich wurde der Lusterboden nach der Wiedereröffnung des Raums am Schwarzenbergplatz erneut als Probebühne verwendet, wozu er auch gegenwärtig dient.

Die Wiener und „ihre“ Burg

Burgtheater (Hauptportal)
Seitenansicht von Süden
Rückseite des Burgtheaters
Blick vom Dach auf den Volksgarten und Museen

Das Burgtheater stand für die Wiener schon immer im Rampenlicht. Es galt stets als besonders vornehm, „in die Burg“ zu gehen. Bereits im 19. Jahrhundert gehörten die Gerüchte und die Skandale um die Burgschauspieler zu den beliebtesten Themen der Wiener. In der Burg konnten sich die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten (Kleinbürger und Adel) treffen, obwohl ihre Plätze strikt voneinander getrennt waren. Die Burgschauspieler „verbanden“ die zwei Stände und genossen dadurch in Wien einen besonders hohen sozialen Status (siehe später Vorhangverbot).

Die Schauspielerin Charlotte Wolter beispielsweise wurde geradezu hysterisch gefeiert, ihre Stimme – der kräftige „Wolter-Schrei“ – war legendär. Später, in den 1940er Jahren, war natürlich das Ehepaar Paula Wessely und Attila Hörbiger Publikumsliebling Nummer 1. „Die Wessely“ wurde von den Damen gern nachgeahmt, ihre Frisur, der „Wessely-Scheitel“, machte Mode. [6]Die Popularität der beiden wurde aber auch zu Propagandazwecken missbraucht, als sie sich für den Vollzug des Anschlusses einsetzten. Die Töchter des Ehepaares, die später alle Schauspieler geworden sind, litten oft unter dem Ruhm ihrer Eltern.

„Die Burg“ geriet manchmal allerdings auch in negative Schlagzeilen. Im Vorfeld der Uraufführung von Thomas Bernhards Heldenplatz 1988 fühlten sich viele Österreicher in ihrer Ehre gekränkt, weshalb die als Protest dagegen gedachte Großaktion von Martin Humer, der Kuhmist vor dem Burgtheater ablud, bei vielen Gefallen fand. Ebenfalls wenig beeindruckt waren viele Wiener von der Performance von Hermann Nitsch im Jahr 2005.

Beerdigungen berühmter Burgschauspieler sind nach wie vor ein gern besuchtes Ereignis, die Wiener lieben „die schöne Leich“. Diese Eigenschaft der Wiener wurde allerdings im musikalischen Stück Pompes Funèbres von Franz Wittenbrink auf der Bühne karikiert. Besonders große Ereignisse waren 1981 das Begräbnis von Paul Hörbiger und 1996 die Verabschiedung von Josef Meinrad, zu denen Tausende aus ganz Österreich angereist sind. Meinrad war so beliebt, dass der Platz zwischen dem Burgtheater und dem Volksgarten nach ihm benannt wurde. [7]

Während heutzutage andere Theater nicht selten ums Überleben kämpfen müssen, scheint die Lust der Wiener, in die Burg zu gehen, ungebrochen zu sein. Die Auslastung des Hauses betrug in der Saison 2005/06 bei 313.000 Besuchern 84 Prozent. Das Einnahmen-Soll wurde um 380.000 € übertroffen, insgesamt wurden sechs Millionen Euro eingespielt. Ein großes Gesprächsthema der Wiener ist immer die Ernennung eines neuen Intendanten – meistens beginnt die Spekulation über die Person des möglichen Direktors schon Monate vor der Entscheidung, die vom jeweiligen Staatssekretär für Kultur und Medien bekanntgegeben wird und in der Regel noch monatelang für weiteren Gesprächsstoff sorgt.

Im Hauptgebäude des Theaters befinden sich zwei Unternehmen, die zwar nicht zum Burgtheater gehören, aber mittlerweile zu „Institutionen“ geworden sind. Das Buchgeschäft Leporello befindet sich auf der linken Seite der Eingangshalle und führt nebst Büchern auch Geschenksgegenstände des Burgtheaters sowie signierte Szenenphotos. Es sperrt in der Regel eine Stunde vor Vorstellungsbeginn auf und bleibt bis Vorstellungsende geöffnet. Im rechten Flügel des Theaters ist das Nobelrestaurant Vestibül untergebracht, das ein architektonisches „Spiegelbild“ der gleichnamigen Spielstätte im linken Flügel des Gebäudes ist und vor allem durch sein Weinangebot berühmt ist. Im Restaurant sind, ähnlich wie im Café Landtmann, vor und nach der Vorstellung oft Schauspieler und Theaterleute anzutreffen.

Das Burgtheater ist auf der Rückseite der 50-Schilling Banknote von 1970 zu sehen. Es ist auch ein wiederholtes Motiv auf weiteren österreichischen Münzen und Briefmarken.

Das „Burgtheaterdeutsch“

Das Burgtheaterdeutsch, die Sprache, die auf der Bühne des Burgtheaters gesprochen wird, empfinden die meisten Wiener wie Musik in den Ohren, auf jeden Fall wird diese Bezeichnung für eine besonders schön gesprochene Variante der (im süddeutschen Sprachraum gebräuchlichen) deutschen Sprache verwendet. Diese Variante war eigentlich eine Kunstsprache und diente dazu, dass die Zuschauer die Schauspieler, die aus unterschiedlichen Regionen des deutschen Sprachraums kamen, auch unter den nicht idealen akustischen Umständen des Burgtheaters verstehen konnten. Als klassisches Beispiel für Burgtheaterdeutsch nennen viele die Bühnensprache, die Paula Wessely verwendete.

Die großen Namen und ihre Wirkung

Mittlerweile stammt ein großer Teil der Schauspieler und Theatermitarbeiter nicht aus Österreich, sondern aus Deutschland oder anderen Ländern; dennoch werden viele Burgschauspieler von den Wienern als Wiener akzeptiert und als „ihre Schauspieler“ verehrt. Der Deutsche Michael Heltau ist einer der größten Wienerlied-Interpreten, und Robert Meyer, der aus dem Grenzgebiet von Deutschland zu Österreich stammt, ist einer der beliebtesten Nestroy-Darsteller. Die Schweizerin Annemarie Düringer gehört ebenso zu den Lieblingen des Publikums wie der Deutsche Ignaz Kirchner, und die gebürtige Deutsche Susi Nicoletti galt als die österreichische Schauspielerin schlechthin. Auch die von Claus Peymann nach Wien geholten und anfangs angefeindeten Schauspieler wie Gert Voss und Kirsten Dene sind längst Publikumslieblinge. Eine gute Besetzung (manchmal mit Gastschauspielern) kann bewirken, dass es so gut wie unmöglich ist, für eine Produktion Karten zu bekommen. Die Namen der schon erwähnten Hörbigers und „der Wessely“ wirkten wie ein Magnet auf das Publikum, es war praktisch alles restlos ausverkauft, wo sie auftraten. Aber auch heute gibt es „Dauerbrenner“: für die Ottokar-Inszenierung mit „der Orth“, „dem Maertens“, „dem Merkatz“ und „dem Moretti“ oder den Nathan mit „dem Brandauer“ war es monatelang sehr schwer, ohne Abo Karten zu kaufen. Die Beiträge im Gästebuch der Burgtheater-Homepage zeugen davon, dass manche Inszenierungen eine richtige Fan-Gemeinde haben. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass die konservativeren Burgbesucher bei einer modernen Inszenierung ihren Unmut während der Vorstellung lautstark ausdrücken.

Ein Haus mit Tradition

Der natürlich auch anderswo verbreitete spezielle Theater-Aberglaube ist auch im Burgtheater, wo auf Tradition ein besonders großer Wert gelegt wird, anzutreffen, und daraus resultierende Bräuche und Rituale werden stets eingehalten. Viele Schauspieler glauben sogar – mit einem gewissen Augenzwinkern –, dass das Haus einen „Hausgeist“ hat.

Es gibt strikte Hausregeln, zum Beispiel solche, die die Verbeugung regeln. Die Verbeugungsordnung schreibt vor, wer, wann und mit wem sich verbeugen soll, mit Sonderregeln für die Premiere. Eine solche Regel ist angeblich zum Beispiel, dass alle, die im zweiten Akt spielen, sich verbeugen müssen, diejenigen, die nur im ersten Akt auftreten, können es natürlich auch tun, müssen aber nicht. Bei der Premiere verbeugen sich in der Regel alle Mitwirkenden, auch die Komparsen und Kinderdarsteller. Für besondere Ensemblemitglieder galten manchmal andere Regeln, so musste sich zum Beispiel der alte Paul Hörbiger nicht immer mit den anderen verbeugen, weil er sonst seinen Zug verpasst hätte.[8]

Das sogenannte Vorhangverbot war ein ungeschriebenes Gesetz, das fast 200 Jahre eingehalten wurde. Es geht auf eine polizeiliche Theaterordnung vom 19. August 1798 zurück, die vorschrieb, dass sich vor dem Vorhang nur Gäste und Debütanten, aber keine Ensemblemitglieder verbeugen durften. Der Grund war das hohe Ansehen der Schauspieler, sie galten als „Schauspieler Seiner Majestät“ und als solche wäre es für sie unmöglich gewesen, sich vor dem gemeinen Volk zu verbeugen.[9] Das Vorhangverbot, dessen Abschaffung im Lauf der Zeit immer wieder diskutiert wurde, das auch nicht lückenlos eingehalten wurde – etwa bei Aufführungen für Kinder – und nur für das Haupthaus (also z. B. nie für das Akademietheater) galt, wurde mit Beginn der Saison 1983/84 vom damaligen Unterrichtsminister Helmut Zilk aufgehoben. Die erste Premiere ohne Vorhangverbot war Nestroys Höllenangst in der Inszenierung von Leopold Lindtberg.

Repertoire, Programm und Publikum

Das Burgtheater arbeitet im Repertoiresystem, d. h. in jeder Saison werden mindestens 30 Stücke abwechselnd gespielt. Jährlich gibt es im Burgtheater, Akademietheater und in den kleinen Spielstätten etwa Premieren.

In den ersten Jahrzehnten war das Repertoire des Burgtheaters, also der Umfang der gespielten Stücke, sehr groß. In der Direktion Laube konnten zum Teil bis zu 160 verschiedene Stücke pro Saison gesehen werden, und noch zu Anfang der Saison 1918/19 waren es 107 Stücke. Einige Inszenierungen hielten sich oft 10 Jahre oder länger, manche sogar über Jahrzehnte hinweg, sowohl im alten als auch im neuen Burgtheater auf dem Spielplan. Dafür wurde sie pro Saison höchstens 4 bis 6 Mal gezeigt. Somit mussten Abonnenten nicht allzu oft dasselbe Stück sehen, sondern waren mit einer außergewöhnlich abwechslungsreichen Vielfalt konfrontiert. Dieses System endete nach dem Ersten Weltkrieg. Plötzlich standen im Repertoire der Saison 1919/20 nur noch 20 Stücke zur Verfügung. Als die Regie in den Vordergrund rückte sowie Inszenierungen durch wechselnde Moden schneller veralteten, wurden Stücke pro Jahr mindestens so oft angesetzt wie früher in 10 oder 20 Jahren.

Ein typisches Burgtheaterplakat

Das aktuelle Programm des Burgtheaters wird auf Plakaten und einer roten Tafel links vom Haupteingang angekündigt. Früher – vor Bachlers Zeit – war es üblich, das Programm an die Fassade über dem Haupteingang zu hängen. Die Plakate werden jeden Tag mit der aktuellen Besetzung gedruckt und während der Vorstellung am Vorabend aufgehängt; sie enthalten auch die Namen der Komparsen (bei Mehrfachbesetzungen immer die aktuelle Besetzung).

Die Programmhefte besaßen nach dem Zweiten Weltkrieg ein einheitliches Aussehen, das für alle Bundestheater galt: sie waren auf der Vorderseite durch eine Reihe eng gesetzter, brauner, senkrechter Linien gekennzeichnet, auf der unteren Mitte war in kursiver Schrift der Name des Theaters angegeben. In die Programmhefte wurden die Theaterzettel eingelegt. Sie wurden täglich für die jeweiligen Vorstellungen gedruckt und enthielten u. a. Angaben zu Stück, Autor, Beginn, Ende und Besetzung. Nach dem Aufkommen der Programmhefte wurden sie in diese eingelegt. Dieses System wurde bis 1986 beibehalten. Mit dem Beginn der Direktion Peymann wurde dieses System nach und nach abgeschafft, die früher üblichen häufigen Umbesetzungen waren im Lauf der Jahre durch konstante Besetzungen abgelöst worden. Nunmehr war die jeweilige Besetzung fix im Programmheft abgedruckt. Eventuelle Änderungen werden durch eingelegte, kleinere Zettel bekanntgegeben (z. B. „In der heutigen Vorstellung spielt N. N. die Rolle XY“).

Die Programmhefte enthielten neben (kultur)historischen Texten und Informationen über Werk und Autor seit der Direktion Peymann auch zumeist den gesamten Text des aufgeführten Stückes, in dem die Änderungen, Kürzungen und Regieanweisungen markiert waren. Gelegentlich wurden auch Fotos von den Bühnenbildentwürfen oder -modellen sowie den Kostümfigurinen abgedruckt.

Ältere Programmhefte haben einen Sammelwert und können an besonderen Tagen (z. B. am Tag der offenen Tür) im Burgtheater käuflich erworben werden. In der Peymann-Direktion wurde das Aussehen der Programmhefte von Karl-Ernst Herrmann neu gestaltet. Sie waren für das Burgtheater und das Akademietheater grundsätzlich ähnlich gehalten und unterschieden sich in den ersten Jahren nur durch eine andere Farbgebung (hellgrau für das Akademietheater, helles Beige für die Burg). Später wurde mit anderen Farbgebungen sowie unterschiedlichen Formaten experimentiert. Lediglich das Programmheft für André Hellers Sein und Schein unterschied sich komplett von den übrigen Programmheften und enthielt Illustrationen der an der Ausstattung beteiligten Künstler (z. B. Roy Lichtenstein oder Mimmo Paladino). Unter Bachlers Direktion erhielten die Programmhefte grundsätzlich individuelle Outfits und sie enthalten meistens assoziative Texte bzw. Bilder zum Stück, nur ganz selten den Text des Stückes. Die Plakate und die Programmhefte des Burgtheaters werden in der Druckerei agensketterl in Mauerbach (NÖ) hergestellt.

Das Repertorium war die Sammlung der seit 1821 angefertigten Dokumentation der Aufführungen am Burgtheater. In große Bücher wurden täglich die Aufführungen und bei Premieren die Besetzungen eingetragen. Alle Schauspieler, die später eine Rolle in dem jeweiligen Stück übernahmen, wurden ergänzt. Für Inszenierungen, die vor 1821 auf dem Spielplan standen und noch gespielt wurden, trug man die Besetzungen seit 1776 nach. Jene Stücke, die bis 1821 vom Spielplan verschwanden, blieben hingegen unberücksichtigt. Quellen hierzu sind Theater- und Programmzettel oder alte Theaterzeitschriften. Die Führung des Repertoriums wurde 1958 aufgegeben. Ihnen folgten die Vorstellungsplatten nach. Sie wurden von der Regiekanzlei für jede Inszenierung eines Stücks angelegt und enthielten die Aufführungsdaten, die Besetzungen sowie allfällige Umbesetzungen.

Im jährlichen Geschäftsbericht des Burgtheaters kann man die genauen Besetzungs- und Umbesetzungslisten, weiters Statistiken über die Auslastung des Hauses bei diversten Produktionen finden.

Um einen direkten Kontakt mit dem Publikum aufrechtzuerhalten, veranstaltet das Burgtheater regelmäßig öffentliche Publikumsgespräche – teils allgemeine, bei denen die Zuschauer die Möglichkeit bekommen, der Direktion Fragen zu stellen, teils spezielle Publikumsgespräche zu einzelnen Inszenierungen, die immer im Anschluss einer Vorstellung stattfinden, und bei denen das Publikum die Dramaturgie, den Regisseur und die Schauspieler treffen kann. Matinées und Lesungen bereiten wichtige Ereignisse vor, z. B. Premieren, und auf Einträge im Gästebuch der Homepage wird auch geantwortet.

Abonnements, Kartenvorverkauf, Spielzeiten

Von 1776 bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg existierte kein Abonnementsystem im heutigen Sinne. Es gab die sogenannten Stammsitze in allen Teilen des Zuschauerraums. Sie berechtigten zum täglichen Besuch des Burgtheaters und zur Benutzung eines bestimmten Sitzes. Aufgrund der Stammsitze musste der Spielplan besonders abwechslungsreich sein. Oft wurden in einer einzigen Saison mehr als 100 verschiedene Werke gezeigt. Beliebte Stücke konnten Jahr für Jahr immer wieder einige Male angesetzt werden, teilweise über Jahrzehnte hinweg in derselben Inszenierung. Die Regie spielte jedoch damals eine deutlich untergeordnete Rolle. Um das Interesse an den Aufführungen zu erhöhen, fanden zudem häufige Umbesetzungen statt. Ein ähnliches System bietet das Burgtheater zur Zeit im Rahmen des Festabonnements an. Neben diesen Vollabonnements gab es auch Halbabonnements (sie berechtigten zum Besuch an geraden bzw. ungeraden Tagen) sowie Viertelabonnements (Besuch an jedem vierten Tag). Durch die radikale Einschränkung des bis 1919/20 zahlenmäßig großen Repertoires wurde dieses System obsolet. Ab 25. November 1919 wurde das Vollabonnement auf Galeriesitze aufgelassen, außerdem auch das Viertelabonnement auf Parkettsitze. Den Halbabonnenten wurde das Besuchsrecht für einen Tag entzogen, womit mehr Karten in den freien Verkauf gelangten.

Zur Zeit gibt es 30 verschiedene Abonnements und diverse Zyklen (wie z. B. der Zyklus Nach der Premiere). Das Wahlabonnement berechtigt den Inhaber, zu günstigeren Preisen schon vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn Karten einer gewissen Kategorie zu erwerben. Viele Vorstellungen werden auch im Jugendabo „Theater der Jugend“ angeboten. Für Senioren gibt es ein eigenes Abonnement, bei dem einmal im Monat eine Vorstellung angeboten wird, die früher (um 16 oder 17 Uhr) beginnt. Das Festabonnement berechtigt den Inhaber, fünf Vorstellungen seiner Wahl an einem vorher festgelegten Tag der Woche (außer Samstag kann man jeden beliebigen Tag wählen) mit großer Preisermäßigung zu besuchen – der Aboinhaber hat bei diesem Abonnement einen fixen Sitzplatz.

An jedem 20. des Monats beginnt der Kartenvorverkauf für die Vorstellungen des nächsten Monats, Wahlaboinhaber können bereits ab dem 15. des Monats Karten reservieren. Gäste aus anderen Bundesländern und aus dem Ausland können auch schriftlich oder per Fax Karten bestellen. Es gibt Kontingente für Pädagogen und Jugendliche, seit Jänner 2007 ist es sogar möglich, für gewisse Vorstellungen mit anschließendem Gespräch Gratiskarten für ganze Schulklassen zu bekommen.[10] Eine Stunde vor Vorstellungsbeginn kann man Restkarten zum halben Preis kaufen, und es werden immer Stehplatzkarten zurückgehalten, die ebenfalls vor Vorstellungsbeginn angeboten werden, bei sehr begehrten Vorstellungen kann man jedoch nur jeweils eine Stehplatzkarte pro Person kaufen.

Sitzplan

Das Burgtheater und seine Nebenbühnen werden von Mitte September bis zum 30. Juni theoretisch jeden Tag bespielt. Bis zur Direktion Bachler begann das Burgtheater jährlich am 1. September mit dem Spielbetrieb (nach einer zweimonatigen Sommerpause). Generell spielfrei sind nur der Karfreitag und der Heilige Abend, probebedingt kann es vorkommen, dass an einigen Abenden auf der einen oder der anderen Bühne keine Vorstellung stattfindet. Diese sogenannten Schließtage zur ganztägigen Abhaltung von Bühnen-, Dekorations- und Beleuchtungsproben im Burgtheater sowie im Akademietheater wurden erstmals unter der Direktion Peymann eingeführt und sorgten einige Jahre lang für heftige Kontroversen, die zum Teil auf den Kultur- und Leserbriefseiten österreichischer Zeitungen ausgetragen wurden. Peymann wurde vorgeworfen, durch Schließtage die Einnahmen des Burgtheaters zu reduzieren.

Eine große Debatte löste im Februar 2007 die Nachricht aus, dass im Juni 2008 eine Fan-Meile zur 13. Fußball-Europameisterschaft vor dem Rathaus – und somit auch vor dem Burgtheater – errichtet werden soll, und das Burgtheater fordert eventuelle Ersatzspielstätten, damit der Spielbetrieb nicht beeinträchtigt wird und keine Schließtage erforderlich sind. [11]

Die Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters

Die Gesellschaft der Freunde des Burgtheaters ist eine als eingetragener Verein wirkende Publikumsorganisation, die 1956 von ungefähr 200 Theaterliebhabern gegründet wurde und in der Goethegasse im 1. Bezirk Wiens ihren Sitz hat. Unter den Gründern waren auch berühmte Persönlichkeiten wie Friedrich Heer und Clemens Holzmeister. Seitdem erhöhte sich die Mitgliedschaft auf etwa 700 Personen. Der Gesellschaft steht ein eigenes Theaterkontingent mit fixen Plätzen für die erste Vorstellung nach jeder Premiere auf allen Spielstätten des Theaters zur Verfügung. Der Verein pflegt einen intensiven Kontakt zum Haus und zu den Schauspielern. Er organisiert u. a. Publikumstreffen, Lesungen, Buchpräsentationen und Informationsabende für seine Mitglieder, weiters versucht er auch das junge Publikum anzusprechen, indem er versucht, beliebte Nachwuchskünstler für diese Veranstaltungen zu engagieren. Die Gesellschaft unterstützt auch das Studium talentierter Jungschauspieler am Max-Reinhardt-Seminar und schreibt manchmal Schreibwettbewerbe aus.

Mitarbeiter am Burgtheater

Das Ensemble

Zu den kaiserlichen Zeiten genossen die Schauspieler einen hohen gesellschaftlichen Rang und ein großes Ansehen. Sie wurden meistens auf Lebenszeit angestellt. Heute gibt es für Ensemblemitglieder meistens Jahresverträge. Seit 1971 gibt es die Richtlinien für eine Ensemblevertretung des Burgtheaters. Sie haben das Recht, bei Besetzungen und bei der Spielplangestaltung mitzusprechen. Der derzeitige Ensemblesprecher ist Roland Koch. Das Burgtheater ist grundsätzlich ein typisches Ensembletheater, die meisten Schauspieler sind mit längerfristigen Verträgen gebunden, Gäste kommen nur für einzelne Rollen. Zugleich lebte das Burgtheater immer schon von herausragenden Schauspielern, die nur für eine einzige oder ein paar Rollen ans Burgtheater kamen und sich mit ihrer Persönlichkeit einbrachten.

Derzeitige Ensemblemitglieder

Zu den bekanntesten Schauspielern der etwa 120 Mitglieder des Ensembles gehören: Elisabeth Augustin, Sven-Eric Bechtolf, Patrick O. Beck, Ulrike Beimpold, Anne Bennent, Gerd Böckmann, Klaus Maria Brandauer, Andrea Clausen, Kirsten Dene, Stefanie Dvorak, Annemarie Düringer, Ulli Fessl, Regina Fritsch, Bruno Ganz, Karlheinz Hackl, Dorothee Hartinger, Sabine Haupt, Michael Heltau, Alexandra Henkel, Markus Hering, Philipp Hochmair, Daniel Jesch, Gertraud Jesserer, Ignaz Kirchner, Pauline Knof, Dietmar König, Michael König, Roland Koch, Johannes Krisch, Susanne Lothar, Sylvia Lukan, Michael Maertens, Peter Matic, Jürgen Maurer, Rudolf Melichar, Markus Meyer, Joachim Meyerhoff, Wolfgang Michael, Birgit Minichmayr, Blanka Modra, Petra Morzé, Cornelius Obonya, Johann Adam Oest, Nicholas Ofczarek, Elisabeth Orth, Caroline Peters, Denis Petkovic, Barbara Petritsch, Christiane von Poelnitz, Klaus Pohl, Robert Reinagl, Sylvie Rohrer, Branko Samarovski, Udo Samel, Martin Schwab, Libgart Schwarz, Heinrich Schweiger, Peter Simonischek, Kitty Speiser, Johannes Terne, Gert Voss, Johanna Wokalek, Paul Wolf-Plottegg, Werner Wölbern, Bibiana Zeller, Heinz Zuber.

Ehemalige Ensemblemitglieder

Berühmte ehemalige Ensemblemitglieder: Wolf Albach-Retty, Rosa Albach-Retty, Raoul Aslan, Ewald Balser, Joachim Bissmeier, Hedwig Bleibtreu, Marcus Bluhm, Uwe Bohm, Otto Bolesch, Markus Boysen, Rolf Boysen, Marion Breckwoldt, Traugott Buhre, Horst Caspar, Bruno Dallansky, Theodor Danegger, Max Devrient, Birgit Doll, Käthe Dorsch, Margarethe Dux, Heinz Ehrenfreund, Maria Eis, Christine Enghaus, Richard Eybner, O. W. Fischer, Georg Filser, Peter Fitz, Ludwig Gabillon, Zerline Gabillon, Wolfgang Gasser, Alexander Girardi, Boy Gobert, Käthe Gold, Carla Hagen, Amalie Haizinger, Konrad Adolf Hallenstein, Heidemarie Hatheyer, Urs Hefti, Fred Hennings, Jürgen Hentsch, Miguel Herz-Kestranek, Elisabeth Höbarth, Stella von Hohenfels-Berger, Thomas Holtzmann, Judith Holzmeister, Attila Hörbiger, Christiane Hörbiger, Paul Hörbiger, Gusti Huber, Wolfgang Hübsch, Julia Janssen, Curd Jürgens, Josef Kainz, Corinna Kirchhoff, Friedrich Krastel, Ida Krottendorf, Josef Lewinsky, Jutta Lampe, Pavel Landovský, Jenny Lattermann, Hugo Lindinger, Robert Lindner, Theo Lingen, Ferdinand Maierhofer, Leslie Malton, Paulus Manker, Johanna Matz, Josef Meinrad, Kurt Meisel, Karl Wilhelm Meixner Robert Meyer, Heinz Moog, Hans Moser, Ulrich Mühe, Fritz Muliar, Alfred Neugebauer, Dorothea Neff, Susi Nicoletti, Hanns Obonya, Joseph Offenbach Max Ophüls, Elfriede Ott, Dorothea Parton, Karl Paryla, Romuald Pekny, Erika Pluhar, Will Quadflieg, Charles Régnier, Heinz Reincke, Ulrich Reinthaller, Veit Relin, Walther Reyer, Hilde Rom, Albert Rueprecht, Heinz Rühmann, Adele Sandrock, Fritz Schediwy, Erich Schellow, Wenzel Scholz, Hermann Schöne, Joseph Schreyvogel, Albin Skoda, Adolf von Sonnenthal, Sigfrit Steiner, Lena Stolze, Curth Anatol Tichy, Jane Tilden, Hans Thimig, Helene Thimig, Hermann Thimig, Hugo Thimig, Eckart Uhlmann, Rudolf von Waldenfels, Martha Wallner, Peter Weck, Oskar Werner, Paula Wessely, Gusti Wolf, Charlotte Wolter, Klausjürgen Wussow, Eleonore Zetzsche, Kurt Zips

Gastschauspieler

Als Gäste für einzelne Rollen kamen u. a. Meriam Abbas, Axel von Ambesser, Barbara Auer, Bibiana Beglau, Senta Berger, Josef Bierbichler, Hans-Christian Blech, Pinkas Braun, Margit Carstensen, Ingrid Caven, Edith Clever, August Diehl, Karoline Eichhorn, Veronika Fitz, Cornelia Froboess, Olivia Grigolli, Matthias Habich, Corinna Harfouch, O. E. Hasse, Hannelore Hoger, Marianne Hoppe, Christine Kaufmann, Klaus Kinski, Jutta Lampe, Hermann Lause, Helmuth Lohner, Susanne Lothar, Eva Mattes, Sunnyi Melles, Kurt Meisel, Karl Merkatz, Bernhard Minetti, Tobias Moretti, Dierk Prawdzik, Hans Michael Rehberg, Martin Reinke, Hans Christian Rudolph, Ilse Ritter, Sophie Rois, Otto Sander, Maximilian Schell, Otto Schenk, Christoph Schlingensief, Walter Schmidinger, Robert Stadlober, Tilda Swinton, Susanne Tremper, Ulrich Tukur, Angela Winkler, Ulrich Wildgruber, Martin Wuttke, Gisela Uhlen, Hans Dieter Zeidler

Ehrenmitglieder

Ehrenmitglieder sind u. a. Annemarie Düringer, Wolfgang Gasser, Heinrich Schweiger, Josef Meinrad, Michael Heltau.

Regisseure am Burgtheater

Andere Mitarbeiter

Außer den Schauspielern arbeiten ungefähr 300 Burgtheater-Mitarbeiter am Gelingen der Theaterabende. Im Kollektivvertrag werden die Rechte und Pflichten der Theatermitarbeiter (natürlich auch die der Schauspieler) genau geregelt. Ein wichtiger Punkt ist, dass man nicht länger als bis 23 Uhr spielen darf, was natürlich bei längeren Vorstellungen ein Problem darstellen kann, so musste z. B. für die Aufführung des Sportstücks eine unüblich frühe Beginnzeit angesetzt werden. Es gibt etwa fünfzig Billeteure, die aber von einer anderen Firma angestellt sind. Als besonders wichtige Funktion gilt der Posten des Nachtfeuerwehrmannes. Der Leiter der Technik ist seit längerer Zeit Heinz Filar, der seine Berufskenntnisse auch an der Universität unterrichtet. Insgesamt (zusammen mit den Mitarbeitern der anderen Firmen, z. B. der Kostümwerkstätten) unterstützen etwa 600 Leute die Arbeit an allen Spielstätten.

Die Arbeit einer gut funktionierenden Komparserie ist für das Gelingen der Inszenierungen auch von großer Wichtigkeit. Beim Burgtheater arbeiten keine Statisten – die Laiendarsteller werden ausschließlich als Komparsen bezeichnet. Der Leiter der Komparserie ist seit 1986 Wolfgang Janich, der selbst eine Schauspielausbildung absolvierte und in Notfall auch einspringt.[12] In manchen Stücken tritt sogar der Chefinspizient, Klaus von Schwerin, der früher jahrelang an der Berliner Schaubühne arbeitete, als Komparse auf. Die Komparsen werden durch mehrstufige Castingverfahren sehr sorgfältig ausgewählt, und sogar die Begleiter der mitwirkenden Tiere werden Komparsen genannt und für die Betreuung der Tiere bezahlt. Claus Peymann wollte die Komparserie abschaffen und die Komparsenrollen mit Schauspielern besetzen, was diese allerdings verweigerten.[13]

Anerkennung der schauspielerischen Leistung

Anerkennung der Schauspieler im Ensemble

Ensemblemitglied des Burgtheaters zu sein ist wohl der Traum für viele Schauspieler und gehört zu den Höhenpunkten der Karriere im Leben eines Künstlers auf der Bühne. Für besondere Leistungen werden die Ensemblemitglieder des Burgtheater noch zusätzlich geehrt.

  • Eine Form der Ehrung ist der Burgtheater-Ring (der Concordia). Der Ring wurde von Jakob Lippowitz, dem Herausgeber des Neuen Wiener Journals, gestiftet und zwischen 1926 – dem Jahr des 150-jährigen Jubiläums der Burgtheater-Gründung – und 1934 jährlich an ein Mitglied des Burgtheaters oder an einen Bühnenautor für besondere Verdienste verliehen. Er wurde erstmals Arthur Schnitzler und Auguste Wilbrandt-Baudius zuerkannt und in den Folgejahren an die Dramatiker Hermann Bahr, Gerhart Hauptmann, Karl Schönherr, Ludwig Fulda sowie die Schauspieler Max Devrient, Georg Reimers, Hedwig Bleibtreu und Else Wohlgemuth verliehen.
  • Der Ehrenring des Burgtheaters wird seit 1. Oktober 1955 in unregelmäßigen Abständen von der Kollegenschaft des Burgtheaters an Ensemblemitglieder verliehen. Diese Auszeichnung wird vom Betriebsrat vorschlagen.
  • Ehrenmitglieder werden besonders verdiente Künstler seit 1922. Anlass war damals das vierzigjährige Bühnenjubiläum von Max Devrient. Zusammen mit ihm wurden Hugo Thimig, Georg Reimers sowie Auguste Wilbrandt-Baudius zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Ernennung erfolgte im Einverständnis mit der Bundestheaterverwaltung über Vorschlag der Burgtheater-Direktion. Diesen ersten Ernennungen folgten 1926, anlässlich des 150. Geburtstags des Burgtheaters, die offiziellen Richtlinien. Ihnen zufolge dürfen nur sehr prominente, verdienstvolle Ensemblemitglieder und auch diese erst nach langjähriger Zugehörigkeit zum Haus dieser Ehre teilhaftig werden. Die Zahl der lebenden Ehrenmitglieder sollte ein Zehntel des gesamten Mitgliederstandes nicht überschreiten. Der Titel darf in Wort oder Schrift nicht verwendet werden, wenn die Träger bei Veranstaltungen mitwirken, die mit der Würde des Titels unvereinbar wären, also wenn sie etwa in Operetten, Varietés oder Kabaretts auftreten. Die Namen der Ehrenmitglieder werden am Fuß der Feststiege auf der Volksgartenseite in Marmor gemeißelt und für die Ewigkeit festgehalten. Auch für das Begräbnis der Ehrenmitglieder gelten besondere Gepflogenheiten. Der Sarg des verstorbenen Schauspielers oder der verstorbenen Schauspielerin wird auf der Feststiege aufgebahrt und anschließend einmal rund um das Theater getragen.
  • Der Doyen bzw. die Doyenne (derzeit Michael Heltau und Annemarie Düringer, die der legendären Paula Wessely folgte) des Burgtheaters bleibt lebenslänglich mit der Bühne des Hauses verbunden, genießt also ein Engagement bis zum Tode, d. h. er oder sie kann nicht in den Ruhestand versetzt werden. Diesen Ehrentitel bekommen zwei von den älteren Ehrenmitgliedern des Hauses – meistens sind das die dienstältesten, die schon am längsten Ensemblemitglieder sind –, jeweils eine Dame und ein Herr, die dann die Aufgabe haben, das Haus nach außen zu vertreten. Eine Voraussetzung für diese Auszeichnung ist, dass man zuvor zur Kammerschauspielerin beziehungsweise zum Kammerschauspieler ernannt worden sein muss. Die Auszeichnung wird erst nach dem Tod ihres Trägers weitergegeben.
  • Auf Anregung von Burg-Direktor Franz Herterich schuf Bundespräsident Michael Hainisch 1926 den Kammer-Titel für darstellende und ausübende Künstler auf dem Gebiet der Musik und darstellenden Kunst. Seit dieser Zeit gibt es in Österreich Kammerschauspieler bzw. Kammersänger. Die ersten österreichischen Kammerschauspieler waren Maria Mayen, Maria Mayer, Raoul Aslan und Willi Thaller. Sie alle erhielten den Titel noch im Jubiläumsjahr 1926. In späteren Jahren blieb der Titel nicht mehr auf Mitglieder des Burgtheaters beschränkt, sondern wurde, wenngleich selten, auch an solche des Theaters in der Josefstadt und anderer österreichischer Bühnen vergeben.

Der Nestroy-Theaterpreis

Das Burgtheater (inkl. Akademietheater) ist mit seinen Produktionen seit 2000 das erfolgreichste Theater beim Nestroy-Theaterpreis (insgesamt 36 Nestroys, davon Akademietheater 14 Nestroys).

Nestroy-Theaterpreis 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Nominierungen/Siege 10/5 15/6 10/3 9/4 13/5 12/2 12/6 10/4 8/1

Das Burgtheater im In- und Ausland

Jedes Jahr gibt es Inszenierungen für die Salzburger Festspiele und für die Wiener Festwochen in Koproduktion mit dem Burgtheater, bei letzteren sind die Burg- und Akademietheater auch eine wichtige Spielstätte. Diese Produktionen werden in der Regel nach der Festspielzeit ins Repertoire aufgenommen.

Produktionen des Burgtheaters werden regelmäßig zum Berliner Theatertreffen zu anderen internationalen Theaterfestivals eingeladen und die Burg wird auch im Ausland in Gastspielen gern gesehen, vor allem natürlich im deutschsprachigen Raum, aber auch in anderen Ländern. In den letzten Jahrzehnten gastierten Burg-Produktionen u. a. in Amsterdam, Avignon, Berlin, Bogotá, Edinburgh, Meran, Moskau, Mülheim an der Ruhr, Prag, Venedig, Rom, Warschau und Zagreb. Erwähnenswert sind große Tourneen durch Japan und die Sowjetunion, bzw. Gastspiele in Israel und New York.[15] Ins Burgtheater werden auch oft Inszenierungen aus bedeutenden europäischen Häusern eingeladen, z. B. aus dem Thalia Theater in Hamburg.

Das Burgtheater dient im Sommer als eine Spielstätte für das Tanzfestival ImPulsTanz, das mittlerweile als größtes europäisches Tanzereignis gilt.

Die Leitung des Burgtheaters

Als Kaiser Joseph II. das Theater nächst der Burg zum Hof- und Nationaltheater erhob, schuf er jene Dreier-Konstruktion aus oberster Leitung, Verwaltung und künstlerischer Leitung, die im wesentlichen bis heute erhalten geblieben ist. In der Monarchie lag die oberste Leitung in den Händen des Obersthofmeisteramtes bzw. des Oberstkämmereramtes. Die Verwaltung hatte wechselnde Titel, z. B. Theateroberdirektion oder Generalintendanz. Zudem war das Burgtheater einige Jahre lang verpachtet, wobei die Pächter es nur mit der obersten Instanz zu tun hatten, in Finanzverwaltung und Personalangelegenheiten aber selbständig waren. Für Stückauswahl und Spielpläne waren sie nur gegenüber der Zensur verantwortlich. Die künstlerische Leitung wiederum lag einmal in den Händen eines Regiekollegiums, dann wieder wurde sie einem artistischen Sekretär oder einem artistischen Direktor anvertraut, wurde aber auch interimistisch vom Generalintendanten oder von einem Schauspielerkollegium ausgeübt.

Laut Gesetz vom 3. April 1919, dem sogenannten Habsburger-Gesetz, ging nach dem Ende der Monarchie das sogenannte hofärarische Vermögen des Hauses Habsburg-Lothringen in das Eigentum der Republik Österreich über. Dazu gehörten auch die Hoftheater, also das k. k. Hofburgtheater, die Hofoper sowie das Schönbrunner Schlosstheater. Dieses Gesetz wurde 1920 Teil der Bundesverfassung.

Am 21. Mai 1920 unterstellte die österreichische Staatsregierung die „österreichischen Staatstheater“ (so die damalige offizielle Bezeichnung) dem Staatsamt für Inneres und Unterricht. Als Verwaltungsinstanz wurde die Staatstheaterverwaltung eingesetzt. Hier begann erneut eine Dreiteilung. Die oberste Leitung lag beim Unterrichtsminister, die Verwaltung bei der Staatstheaterverwaltung (später: Bundestheaterverwaltung; kurzzeitig auch: Generalintendanz; schließlich Bundestheaterverband; heute Bundestheater-Holding). Die künstlerische Leitung lag beim Direktor (mit unterschiedlich geregelten Befugnissen).

Direktionen bzw. künstlerische Leitungen des Burgtheaters

Adolf von Sonnenthal
Franz von Dingelstedt
Eligius Franz Joseph Freiherr von Münch-Bellinghausen

Siehe Hauptartikel: Direktionen des Wiener Burgtheaters

Name Beginn  Ende 
Künstlerrepublik 1776 1789
Franz Carl Hieronymus Brockmann 1790 1790
Regiekollegium 1790 1794
Peter von Braun 1794 1806
Kavaliersdirektion 1807 1817
Joseph Schreyvogel 1814 1832
Johann Ludwig Deinhardstein 1832 1841
Franz Ignaz von Holbein 1841 1849
Heinrich Laube 1849 1867
Eligius Freiherr von Münch-Bellinghausen; Pseudonym: Friedrich Halm 1867 1868
August Wolff 1868 1870
Franz Freiherr von Dingelstedt 1870 1881
Adolf von Wilbrandt 1881 1887
Adolf von Sonnenthal 1887 1888
August Förster 1888 1889
Adolf von Sonnenthal 1889 1890
Max Burckhard 1890 1898
Paul Schlenther 1898 1910
Alfred Freiherr von Berger 1910 1912
Hugo Thimig 1912 1917
Max von Millenkovich 1917 1918
Dreierkollegium 1918 1918
Albert Heine 1918 1921
Anton Wildgans 1921 1922
Max Paulsen 1922 1923
Franz Herterich 1923 1930
Anton Wildgans 1930 1931
Hermann Röbbeling 1932 1938
Mirko Jelusich 1938 1938
Ulrich Bettac 1938 1939
Lothar Müthel 1939 1945
Raoul Aslan 1945 1948
Erhard Buschbeck 1948 1948
Josef Gielen 1948 1954
Adolf Rott 1954 1959
Ernst Haeusserman 1959 1968
Paul Hoffmann 1968 1971
Gerhard Klingenberg 1971 1976
Achim Benning 1976 1986
Claus Peymann 1986 1999
Klaus Bachler 1999 2009
Matthias Hartmann 2009

Das Burgtheater in Film und Literatur

Bis 1918 gab es ein Verbot, nach dem Schauspielern des Burgtheaters das Mitwirken in Filmen in jeder Form untersagt war. Das Kino galt als Bedrohung für den Fortbestand der Schauspielbühnen, und so wollte man den Filmproduzenten nicht in die Hand spielen. Eine Entspannung dieser Situation begann erst ab 1913 mit den Produktionen des Theaterintendanten Max Reinhardt (siehe auch Geschichte des österreichischen Stummfilms).

1936 drehte Willi Forst den Spielfilm Burgtheater, der von einem alternden, sich noch einmal verliebenden Burgschauspieler – dargestellt von Werner Krauß – erzählt. Die Zeit der Handlung war 1897, die Personen – z. B. der „Burgdirektor“ Franz Herterich oder der Schauspieler Friedrich Mitterer, den Krauß verkörpert – waren fiktive Figuren, obwohl der Name Mitterer ein Anspielung auf den Namen des einst tatsächlich gefeierten Schauspielers Friedrich Mitterwurzer ist. Im Film werden Inszenierungen aus den letzten Jahren des 19. Jahrhundert aufgegriffen, die es tatsächlich gab, Szenen aus Don Carlos, Faust und Kabale und Liebe werden nachgespielt.[16]

Ab 1956 finanzierte das Unterrichtsministerium eine Reihe von Aufzeichnungen von Theaterstücken des Burgtheaters. Die Aufnahmen sollten im Kino gezeigt werden, weshalb mit Alfred Stöger ein Filmregisseur beauftragt wurde. Auf Filmmaterial wurden interessant besetzte Inszenierungen wie Wilhelm Tell (1956, mit Ewald Balser als „Tell“ und Albin Skoda als „Gessler“), „Einen Jux will er sich machen“ (1957, mit Josef Meinrad und Inge Konradi), Don Carlos (1960, mit Walter Reyer) und „Der Bauer als Millionär“ (1961, abermals mit Josef Meinrad) gebannt. Dennoch blieben die Kinoaufführungen spärlich besucht. Lediglich eine Generation von Schulkindern wurde damit zwangsbeglückt.

1982 thematisierte Elfriede Jelinek in ihrem Stück Burgtheater die Zeit der NS-Diktatur in der Geschichte des Burgtheaters. Das Stück wurde 1982 in Bonn uraufgeführt sowie in Österreich im Grazer Theater am Bahnhof erstaufgeführt und stieß auf kontroverse Kritiken, weil es ein negatives Bild der damaligen legendären Ensemblemitglieder zeichnete, z. B. von Paula Wessely und Attila Hörbiger, die in den Hauptfiguren klar erkennbar sind.

Thomas Bernhard beschäftigte sich in seinen Werken immer wieder mit dem Thema Burgtheater, etwa in seinem Roman Holzfällen (1984) – dort lässt er einen saturierten Burgschauspieler auftreten – oder Alte Meister (1985), wo einzelne, zwischen Bewunderung und Verachtung pendelnde Bemerkungen dem Burgtheater gelten. Er schrieb drei Dramolette, in denen Claus Peymann persönlich vorkommt, Claus Peymann verlässt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien, Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen und Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese, die 1990 erschienen.

Heute dient das Burgtheater oft als beliebte Kulisse für Fernsehfilme. In der Krimikomödie Wiener Blut von Dirk Regel mit Ottfried Fischer in der Hauptrolle wird ein Burgschauspieler (dargestellt von Markus Hering) ermordet. Die letzten zwanzig Minuten des österreichischen Kinderfilms Die drei Posträuber (Regie: Andreas Prochaska), der 1998 nach einem Buch von Christine Nöstlinger gedreht wurde, spielen auf der Bühne und im Requisitenlager des Burgtheaters.

Das Burgtheater im Fernsehen

Die interessantesten Produktionen des Burgtheaters werden vom ORF aufgezeichnet und sind in dessen Programm, aber auch auf 3sat oder dem ZDFtheaterkanal zu sehen. Der Fernsehregisseur Peter Schönhofer macht statt bloßer Aufzeichnungen Theaterfilme der etwas anderen Art. Seine zwei bekanntesten sind die Verfilmungen von Don Carlos und von König Ottokars Glück und Ende. Die Dreharbeiten zu seinen Filmen dauern mehrere Tage und umfassen sowohl reguläre Aufführungen als auch Proben, bei denen die Kamerateams die Möglichkeit haben, Szenen direkt auf der Bühne zu drehen. Der Theaterfilm wird somit aus mehreren Vorstellungen zusammengeschnitten und beinhaltet auch Nahaufnahmen und auf der Bühne gefilmte Szenen, die bei herkömmlichen Live-Aufzeichnungen nicht machbar sind. Beim Berliner Theatertreffen 2005 wurde statt der Aufführung von Don Carlos der Theaterfilm von Schönhofer gezeigt, da kein Berliner Theater die technischen Voraussetzungen, die vom Burgtheater für die Inszenierung von Andrea Breth verlangt wurden, erfüllen konnte. Einige Produktionen sind auch auf DVD erhältlich, wenn das Stück nicht mehr gespielt wird. Durch Dokumentarfilme kann der Fernsehzuschauer ab und zu Einblick hinter die Kulissen gewinnen, wie z. B. im Film der ORF-Moderatorin Erna Cuesta (2005), Das Wiener Burgtheater – Vor und hinter den Kulissen einer Weltbühne.

Publikationen

Das Burgtheater hat ein Magazin, das vorspiel, das fünfmal jährlich erscheint. Es wird als Beilage der Tageszeitung Der Standard verbreitet, kann aber in den Spielstätten des Burgtheaters und in den größeren Theaterkassen gratis mitgenommen werden. Auf der Homepage findet man jedes vorspiel zum Herunterladen. Beim Deuticke Verlag erscheinen regelmäßig Bücher über wichtige Regisseure, Schauspieler und das Theater als „edition burgtheater“. Bis jetzt sind insgesamt acht Bände erschienen.

Uraufführungen am Burgtheater (Auswahl)

Bildergalerie

Quellen

  1. vgl. dazu: Klaus Dermutz: Das Burgtheater 1955–2005, mit einem Essay von Klaus Bachler. Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005, S. 135ff
  2. vgl. dazu ebda S. 153f
  3. sueddeutsche.de: Unfall auf der Bühne, Stand: 10. Dezember 2008
  4. vgl. dazu Technische Daten der Burgtheaterbühne, Waagner-Biro, pdf-Datei
  5. vgl. dazu Binnen 28 Sekunden fällt der eiserne Vorgang, von Ulrike Spann in Vorspiel 2007/Nr.38 Seite 24
  6. vgl. dazu ebda S. 111
  7. Beitrag über das Begräbnis von Josef Meinrad in der Zeit
  8. siehe Georg Markus: Die Hörbigers, Amalthea Signum Verlag Wien, 2006 S. 306
  9. siehe ebd. S. 238
  10. vgl. Gratis ins Burgtheater, Meldung auf der ORF-Seite
  11. vgl. Euro 2008: Wenig Begeisterung im Burgtheater über Fan-Meile, Der Standard, 9. Februar 2007 und Torschusspanik in der Wiener Burg Der Standard, 15. Februar 2007
  12. vgl. dazu Vorspiel, Magazin des Burgtheaters, 2005/29, S. 10
  13. Draussen kracht die Welt – Beitrag über die Mitarbeiter des Burgtheaters in der NZZ
  14. Die Bilder der neuen Porträtgalerie
  15. Bericht über Gastspiele bis 2007
  16. vgl. dazu: Klaus Dermutz: Das Burgtheater 1955–2005, mit einem Essay von Klaus Bachler. Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005, S. 113ff

Literatur

  • Minna Alth: Unser Burgtheater. Jugend und Volk, Wien 1955.
  • Hermann Beil (Hrsg.): Weltkomödie Österreich. 13 Jahre Burgtheater. 1986–1999. 3 Bände. Zsolnay, Wien 1999, ISBN 3-552-04946-0
  • Helene Bettelheim-Gabillon: Im Zeichen des alten Burgtheaters. Wiener Literarische Anstalt, Wien u. a. 1921
  • Klaus Dermutz: Das Burgtheater 1955–2005, mit einem Essay von Klaus Bachler. Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2005, ISBN 3-552-06022-7
  • Franz Severin Berger, Christiane Holler: Das Burgtheater. Ein Führer um und durch das Haus am Ring. LinkDachs-Verlag, Wien 2000, ISBN 3-85191-236-5
  • Margret Dietrich (Hrsg.): Das Burgtheater und sein Publikum. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1976.
  • Direktion des Burgtheaters (Hrsg.; Zusammenstellung: Josef Franz Ratislav): 175 Jahre Burgtheater 1776 bis 1951, fortgeführt bis Sommer 1954. Tomanek, Wiener Bücherwurm-Verlag, Wien 1955.
  • Elisabeth Großegger: Das Burgtheater und sein Publikum. 2 Bände. Verlag der ÖAW, Wien 1989, ISBN 3-7001-1616-0
  • Franz Hadamowsky: Die Wiener Hoftheater (Staatstheater) 1776 bis 1966. Verzeichnis der aufgeführten Stücke mit Bestandsnachweis und täglichem Spielplan, Teil 1, 1776–1810. Prachner, Wien 1966.
  • Ernst Hauesserman: Die Burg. Rundhorizont eines Welttheaters. Deutsch, Wien 1964.
  • Ernst Hauessermann: Das Wiener Burgtheater. Molden, Wien u. a. 1975, ISBN 3-217-00517-1
  • Fred Hennings: Zweimal Burgtheater. Wien 1955
  • Fred Hennings: Heimat Burgtheater, 1–3. Herold, Wien 1972–1974.
  • Claudia Kaufmann-Freßner: Das Burgtheater. Architektur, Geschichte und Geschichten. FOLIO VerlagsgesmbH, Wien 2005, ISBN 3-85256-328-3
  • Heinz Kindermann: Das Burgtheater. Erbe und Sendung eines Nationaltheaters. Luser, Wien und Leipzig 1939
  • Rudolf Lothar: Das Hof-Burgtheater 1848 bis 1898. Steyrermühl, Wien 1898.
  • Österreichischer Bundestheaterverband (Hrsg.): Burgtheater 1776–1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren. (Sammlung und Bearbeitung des Materials: Minna von Alth, Redaktion: Gertrude Obzyna, Korrektur und Registerarbeiten: Rudolf Holaubek) Ueberreuter, Wien o. J. (möglicherweise 1978 erschienen)
  • Otto Rub (Hrsg.): Das Burgtheater. Statistischer Rückblick 1776–1913. Knepler, Wien 1913.
  • Friedrich Schreyvogl: Das Burgtheater. F. Speidel, Wien 1965.
  • Konrad Schrögendorfer: Schicksal Burgtheater. Alfred Freiherr von Berger und der Aufbruch der Moderne. Stiassny, Graz 1966.
  • Eduard Wlassack: Chronik des k. k. Hof-Burgtheaters. L. Rosner, Wien 1876.
  • Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776. Dissertation, Wien 1969.

Weblinks

48.21027777777816.3608333333337Koordinaten: 48° 12′ 37″ N, 16° 21′ 39″ O


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