- Akademie der Wissenschaften der UdSSR
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Russische Akademie der Wissenschaften Gründung 8. Februar 1724 Trägerschaft staatlich Ort Moskau, Russland Präsident Juri Ossipow
(seit 1991)Website http://www.ras.ru/ Die Russische Akademie der Wissenschaften (russisch Российская академия наук – Rossijskaja Akademija Nauk, kurz RAN) ist die nationale Akademie der Wissenschaften in Russland. Sie wurde 1724 gegründet und ist heute die ranghöchste Forschungseinrichtung der Russischen Föderation mit neun Fachabteilungen, drei regionalen Abteilungen, 14 regionalen Wissenschaftszentren und zahlreichen Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen in ganz Russland. Der Hauptsitz der Akademie war ursprünglich in Sankt Petersburg, wurde aber 1934 nach Moskau verlegt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
18. und 19. Jahrhundert
Die Gründung der Russischen Akademie der Wissenschaften war einer der Bestandteile der Reformen des damaligen Zaren Peter des Großen, die vor allem zum Ziel hatten, den russischen Staat zu modernisieren und somit auch seine Wissenschaft und Forschung möglichst auf einen mit führenden europäischen Ländern vergleichbaren Stand zu bringen. Hierbei sollten sämtliche, vor allem strategisch wichtige Wissenschafts- und Forschungsaktivitäten des Landes unter dem Dach einer Institution vereinigt werden, wobei letztere dem Staat gehören und diesem auch unterstehen sollte. Dieser Aspekt unterschied die neu gegründete Russische Akademie der Wissenschaften von vergleichbaren Institutionen des europäischen Auslandes, die mehr Autonomie vom Staat genießen konnten.
Als Gründungsdatum der Akademie gilt der 8. Februar 1724, als der von Peter dem Großen initiierte Erlass über die Einrichtung der Akademie vom Kaiserlich-russischen Senat verabschiedet wurde. Der feierliche Gründungsakt der neuen Akademie, die ihren Sitz in der damaligen neuen Hauptstadt Sankt Petersburg erhielt, wurde am 27. Dezember 1725 begangen. Ihr erster Präsident war der renommierte Mediziner Lorenz Blumentrost (1692–1755). In den Anfangszeiten war die Akademie nach ihren Haupttätigkeitsfeldern in drei Fachabteilungen unterteilt: die mathematische, die physisch-naturwissenschaftliche und die geisteswissenschaftliche. Peter der Große, der sich sehr für Wissenschaft und Technik interessierte und die Einrichtung der Akademie als eines seiner wichtigsten Reformvorhaben betrachtete, setzte sich auch nach deren Gründung dafür ein, dass die neue Institution nicht nur innerhalb Russlands an Ansehen gewinnt. Hierzu wurde eine Reihe von verdienten ausländischen Akademikern nach Petersburg eingeladen und zu Mitgliedern der Akademie ernannt, darunter Nikolaus und Daniel Bernoulli, Christian Goldbach, Georg Bernhard Bilfinger, Joseph-Nicolas Delisle und Leonhard Euler. Zudem erhielt die Akademie mehrere wichtige wissenschaftliche Einrichtungen des Landes unter ihre Verwaltung, darunter die Petersburger Kunstkammer, ein astronomisches Observatorium, einen botanischen Garten, ein anatomisches Theater und eine Druckerei.
Die ausgedehnte Infrastruktur der Akademie und die Mitarbeit renommierter in- und ausländischer Forscher haben bereits wenige Jahrzehnte nach der Gründung zu herausragenden Leistungen in diversen Bereichen der russischen Wissenschaft geführt. So konnte von der geowissenschaftlichen Abteilung bereits 1745 die erste vollständige geographische Karte Russlands angefertigt werden. Zu den wichtigsten Errungenschaften der Akademie in den ersten Jahren ihres Bestehens zählen unter anderem die vielen Entdeckungen des Universalgelehrten Michail Lomonossow im natur- und geowissenschaftlichen Bereich, die mathematischen Forschungsarbeiten Eulers sowie mehrere Forschungsexpeditionen in vormals unerschlossene Gebiete des Russischen Reichs, darunter die Zweite Kamtschatkaexpedition. Ab 1728 verlegte die Akademie ihre eigene Forschungszeitschrift auf Latein.
Auch im Laufe des 19. Jahrhunderts war die Tätigkeit der Akademie von herausragenden wissenschaftlichen Leistungen geprägt. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die erste russische Weltumsegelung in den Jahren 1803–1806 unter dem Kommando Johann Krusensterns sowie die 1820 erfolgte Entdeckung der Antarktis bei einer Expedition Fabian Gottlieb von Bellingshausens und Michail Lasarews. 1841 wurde die noch 1783 gegründete Petersburger Akademie für Russische Sprache, zu deren Mitgliedern berühmte Literaten wie die Dichter Derschawin und Puschkin gehörten, in die Akademie der Wissenschaften als Fachabteilung für Russische Sprache eingegliedert. Wichtige Arbeiten im Bereich Mathematik und Statistik leistete im 19. Jahrhundert Pafnuti Tschebyscheff, ebenfalls Akademiemitglied. Im späten 19. Jahrhundert und in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts war die Akademie Arbeitsort weltbekannter russischer Naturwissenschaftler wie Dmitri Mendelejew, Alexander Butlerow und Wladimir Wernadski. Zwei Akademiemitglieder, nämlich die Mediziner Iwan Pawlow und Ilja Metschnikow, gehörten zu den ersten Trägern des Nobelpreises.
Akademie der Wissenschaften der UdSSR
Siehe auch: Wissenschaft in der Sowjetunion
In der Zeit des politischen Umbruchs in Russland im Anschluss an die Oktoberrevolution 1917 stand die vormalige Kaiserlich-Russische Akademie der Wissenschaften zunächst vor einer ungewissen Zukunft, auch weil ein nicht unbeträchtlicher Teil ihrer Mitglieder der Machtübernahme durch die Bolschewiki offen ablehnend gegenüber standen. Dennoch ging der Forschungsbetrieb auch in den ersten Jahren nach der Revolution weiter. Zu den wichtigsten Aktivitäten der 1920er-Jahre gehörte unter anderem die Erforschung der Kursker Magnetanomalie, der Bodenschätze der Kola-Halbinsel sowie die Erarbeitung des staatlichen Plans GOELRO zur flächendeckenden Elektrifizierung des Landes. Außerdem wurden in den frühen 1920er-Jahren umfassende strukturelle Reformen innerhalb der Akademie durchgeführt. Dabei entstanden innerhalb der Akademie die ersten Forschungsinstitute, außerdem stieg bis 1925 die Zahl der wissenschaftlichen Angestellten der Akademie um das Vierfache im Vergleich zu 1917.
Eine wichtige Veränderung brachte auch die Bildung der Sowjetunion. Bereits 1918 begannen sich in Teilrepubliken Sowjetrusslands eigene Akademien der Wissenschaften zu bilden – die erste von ihnen war die in jenem Jahr eingerichtete Nationale Akademie der Wissenschaften der Ukraine. 1925 erhielt die Russische Akademie der Wissenschaften den Status der übergeordneten Wissenschafts- und Forschungsinstitution des Sowjetstaates. Dabei wurde sie offiziell in Sowjetische Akademie der Wissenschaften umbenannt. 1934 wurde ihr Hauptsitz in die neue Hauptstadt Moskau verlegt, wo er sich bis heute befindet. Ende der 1930er-Jahre belief sich die Anzahl der Fachabteilungen der Akademie bereits auf acht.
Neben ausgedehnten strukturellen Veränderungen war die Arbeit der Akademie im 20. Jahrhundert vor allem von der raschen Industrialisierung der Sowjetunion geprägt, was zu jener Zeit einen enormen Bedarf an Forschungsarbeit vor allem in verschiedenen Bereichen der Naturwissenschaften hervorbrachte. Auch die militärischen Erfolge des Sowjetstaates, die ihm letztlich den Supermachtstatus gebracht hatten – so auch die Entwicklung der ersten sowjetischen Atombombe – waren in vielen Fällen renommierten Akademiemitgliedern zu verdanken. Zu den weiteren Forschungsschwerpunkten innerhalb der Akademie zur Sowjetzeit gehört die Entwicklung des sowjetischen Raumfahrtprogramms, die Erschließung zahlreicher neuer Rohstoffvorkommen durch Geologen, vor allem aber die Arbeiten in der Kernforschung und anderen Bereichen der Physik. So waren unter den sowjetischen Nobelpreisträgern besonders viele Physiker: 1958 Pawel Tscherenkow, Ilja Frank und Igor Tamm, 1962 Lew Landau, 1964 Nikolai Bassow und Alexander Prochorow, 1978 Pjotr Kapiza.
Vor allem in der Nachkriegszeit entstanden in mehreren Regionen der Sowjetunion regionale Abteilungen der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften sowie große Wissenschaftszentren in teilweise extra hierfür erbauten Städten wie Akademgorodok, Dubna, Troizk, Puschtschino oder Tschernogolowka. Außerdem war die Sowjetische Akademie der Wissenschaften maßgeblich an der Gründung vieler neuer Hochschulen auf dem Gebiet der Sowjetunion beteiligt.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion
Mit der Auflösung der Sowjetunion war auch das Ende der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften als solcher besiegelt. Am 21. November 1991 wurde die Akademie nach einem Erlass des damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin in die Russische Akademie der Wissenschaften (RAN) umbenannt. Auf dem Gebiet der Russischen Föderation wurde die RAN Rechtsnachfolger der ehemaligen Sowjetischen Akademie der Wissenschaften.
Zugleich erlebte die Akademie kurz nach dem Ende des Sowjetstaates erneut eine Phase ungewisser Zukunft, als mit der Bildung unabhängiger Staaten aus ehemaligen Teilrepubliken der Sowjetunion die Rolle der RAN als übergeordnete Akademie entfiel und die ehemaligen Republiksakademien nunmehr selbständig wurden. Hinzu kam ein schwerer wirtschaftlicher Niedergang Anfang der 1990er-Jahre in ganz Russland, der auch die Akademie der Wissenschaften in extreme finanzielle Schwierigkeiten stürzte. Diese Krise, in deren Folge es zu einer Abwanderung vieler hochqualifizierter, aber hoffnungslos unterbezahlter wissenschaftlicher Kräfte in die USA und ins europäische Ausland gekommen ist, dauerte rund ein Jahrzehnt. Die Folgen der Unterfinanzierung der RAN sind teilweise bis heute spürbar: So verdoppelte sich das durchschnittliche Alter der wissenschaftlichen Geräte der RAN von 1990 bis 2006 von 7,5 auf rund 15 Jahre.[1]
Erst in jüngster Zeit wurden seitens der russischen Regierung im Rahmen eines nationalen Projektes zur Förderung der einheimischen Wissenschaft umfassende Modernisierungsmaßnahmen eingeleitet. Unter anderem soll bis Ende 2008 das durchschnittliche Gehalt von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Akademie auf rund 30.000 Rubel im Monat erhöht werden, was eine Verdreifachung gegenüber dem Wert von 2006 wäre. Das Jahresbudget der Akademie soll zur gleichen Zeit von 37 Milliarden Rubel im Jahr 2007 auf rund 45 Milliarden steigen.[2]
Bekannte (Ehren-)Mitglieder der Akademie (Auswahl)
Nachfolgend findet sich eine Auswahl von prominenten akademischen Mitgliedern, korrespondierenden Mitgliedern oder Ehrenmitgliedern der Russischen bzw. Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Für eine umfassendere Liste der Mitglieder siehe auch Kategorie:Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.
Ausländische Mitglieder
- Hartwig Ludwig Christian Bacmeister (1730–1806), Historiker, Geograph, Bibliograph (Deutschland)
- Daniel Bernoulli (1700–1782), Mathematiker (Schweiz)
- Nikolaus II. Bernoulli (1695–1726), Mathematiker (Schweiz)
- Georg Bernhard Bilfinger (1693–1750), Philosoph (Deutschland)
- August Gustav Heinrich von Bongard (1786–1839), Botaniker (Deutschland)
- Joseph-Nicolas Delisle (1688–1768), Astronom (Frankreich)
- Manfred Eigen (* 1927), Chemiker, Nobelpreisträger (Deutschland)
- Richard R. Ernst (* 1933), Chemiker (Schweiz)
- Leonhard Euler (1707–1783), Mathematiker (Schweiz)
- Christian Goldbach (1690–1764), Mathematiker (Deutschland)
- August Nathanael Grischow (1726–1760), Mathematiker (Deutschland)
- Friedrich Hirzebruch (* 1927), Mathematiker (Deutschland)
- Moritz Hermann von Jacobi (1801–1874), Physiker (Deutschland)
- Gustav Adolf Kenngott (1818–1897), Mineraloge (Deutschland)
- Georg Wolfgang Krafft (1701–1754), Physiker (Deutschland)
- Wolfgang Ludwig Krafft (1743–1814), Astronom (Deutschland)
- Otto Wille Kuusinen (1881–1964), Politiker (Finnland)
- Gerhard Friedrich Müller (1705–1783), Sibirienforscher (Deutschland)
- Heinrich Nöth (* 1928), Chemiker (Deutschland)
- Peter Simon Pallas (1741–1811), Geograph (Deutschland)
- Hermann Parzinger (* 1959), Prähistoriker (Deutschland)
- Herbert W. Roesky (* 1935), Chemiker (Deutschland)
- August Schleicher (1821–1868), Sprachwissenschaftler (Deutschland)
- Johannes Schmidt (1843–1901), Sprachwissenschaftler (Deutschland)
- Johann Andreas von Segner (1704–1777), Mathematiker und Physiker (Deutschland)
- Heinz Staab (* 1929), Chemiker (Deutschland)
- Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793–1864), Astronom (Deutschland)
- Şerban Ţiţeica (1908–1985), Physiker (Rumänien)
- Tadeusz Stefan Zieliński (1859–1944), Kulturhistoriker (Polen)
Russische / (ex-)sowjetische Mitglieder
- Alexei Abrikossow (* 1928), Physiker, Nobelpreisträger
- Grigori Alexandrow (1908–1961), Philosoph, Politiker
- Schores Alfjorow (* 1930), Physiker, Nobelpreisträger
- Nikolai Andrussow (1861−1924), Geologe und Palöontologe
- Nikolai Bassow (1922–2001), Physiker, Nobelpreisträger
- Spartak Beljajew (* 1923), Physiker
- Lew Berg (1876–1950), russischer Zoologe und Geograph
- Nikolai Bogoljubow (1909–1992), Physiker und Mathematiker
- Alexander Butlerow (1828–1886), Chemiker
- Alexander Fersman (1883–1945), Mineraloge
- Ilja Frank (1908–1990), Physiker, Nobelpreisträger
- Witali Ginsburg (* 1916), Physiker, Nobelpreisträger
- Sergei Iljuschin (1894–1977), Flugzeugkonstrukteur
- Alexander Nikolajewitsch Jakowlew (1923–2005), Politiker
- Alexander Sergejewitsch Jakowlew (1906–1989), Flugzeugkonstrukteur
- Michail Jangel (1911–1971), Raketenkonstrukteur
- Leonid Kantorowitsch (1912–1986), Mathematiker, Nobelpreisträger (Wirtschaftswissenschaften)
- Pjotr Kapiza (1894–1984), Physiker, Nobelpreisträger
- Andrei Kolmogorow (1903–1987), Mathematiker
- Sergei Koroljow (1906–1966), Raketenkonstrukteur
- Iwan Krylow (1769–1844), Fabeldichter
- Igor Kurtschatow (1903–1960), Physiker
- Lew Landau (1908–1968), Physiker, Nobelpreisträger
- Dmitri Lichatschow (1906–1999), Philologe
- Alexander Ljapunow (1857–1918), Mathematiker
- Michail Lomonossow (1711–1765), Universalgelehrter
- Andrei Markow (1856–1922), Mathematiker
- Ilja Metschnikow (1845–1916), Bakteriologe, Nobelpreisträger (Medizin)
- Artjom Mikojan (1905–1970), Flugzeugkonstrukteur
- Wladimir Obrutschew (1863–1956), Geologe
- Sergei Oldenburg (1863–1934), Orientalist
- Iwan Pawlow (1849–1936), Mediziner und Physiologe, Nobelpreisträger
- Alexander Prochorow (1916–2002), Physiker, Nobelpreisträger
- Andrei Sacharow (1921–1989), Kernphysiker, Nobelpreisträger (Friedensnobelpreis)
- Wiktor Schirmunski (1891–1971), Philologe
- Otto Schmidt (1891–1956), Arktisforscher
- Michail Scholochow (1905–1984), Schriftsteller, Nobelpreisträger (Literatur)
- Alexei Schtschussew (1873–1949), Architekt
- Nikolai Selinski (1861–1953), Chemiker
- Nikolai Semjonow (1896–1986), Chemiker, Nobelpreisträger
- Wladimir Smirnow (1887–1974), Mathematiker
- Alexander Solschenizyn (* 1918), Schriftsteller, Nobelpreisträger (Literatur)
- Igor Tamm (1895–1971), Physiker, Nobelpreisträger
- Jewgeni Tarle (1874–1955), Historiker
- Alexei Tolstoi (1883–1945), Schriftsteller
- Wassili Trediakowski (1703–1768), Dichter
- Pafnuti Tschebyschow (1821–1894), Mathematiker
- Pawel Tscherenkow (1904–1990), Physiker, Nobelpreisträger
- Sergei Uwarow (1785−1855), Geologe, Präsident
- Sergei Wawilow (1891–1951), Physiker
- Wladimir Wernadski (1863–1945), Geologe
- Pjotr Wjasemski (1792–1878), Dichter und Literaturkritiker
- Jekaterina Woronzowa-Daschkowa (1743–1810), Leiterin
Ziele und Struktur
Allgemeines
Die Russische Akademie der Wissenschaften stellt ihrem Wesen nach eine Arbeitsgemeinschaft von Wissenschaftlern dar, die sich in akademische Mitglieder und korrespondierende Mitglieder, ferner wissenschaftliche Angestellte und andere Gelehrte und Spezialisten unterteilt. Mit den von der Akademie betriebenen Wissenschafts- und Forschungsorganisationen stellt sie das Hauptzentrum der grundlegenden Forschung im Bereich von Natur- und Sozialwissenschaften in Russland dar. Mitglieder der Akademie sind berechtigt, den akademischen Titel Academicus (Acad.) vor dem Namen zu tragen, welcher noch über dem akademischen Rang eines Professors steht.
Die Organisationsstruktur der Akademie vereinigt ein breites Netzwerk von Forschungsinstituten und Laboratorien, die an Forschungsarbeiten in den meisten Bereichen der modernen Wissenschaft beteiligt sind. Ausnahmen hiervon sind Medizin, Pädagogik, Agrarwissenschaften, Künste sowie Architektur und Bauwesen: Für diese Gebiete existieren in Russland jeweils separate wissenschaftliche Akademien, die genauso wie die RAN als staatlich betriebene Forschungs-Dachorganisationen gelten.
Die Akademie ist eine staatliche Organisation, die in ihrer Tätigkeit der Gesetzgebung sowie dem eigenen Statut folgt. Letzteres wird ausschließlich durch die Generalversammlung der RAN ohne staatliche Einmischung angenommen oder verändert. Die Akademie führt eine freie Aufsicht über die Kontrolle der Tätigkeit der Institute, Laboratorien und anderer Organe im Bereich der grundlegenden Forschung und Ausbildung von Spezialisten.
Zielsetzungen
Zu den primären Zielen der Russischen Akademie der Wissenschaften gehören vor allem grundlegende Forschung im Bereich von Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften, die auch dazu beitragen soll, die soziale und geistige Entwicklung der russischen Gesellschaft voranzutreiben. Dies schließt auch die Auswahl und Förderung von begabten Nachwuchsforschern mit ein. Durch die vielseitige Forschungsarbeit unter Einsatz qualitativ hochwertigen Personals soll auch das Renommee der Wissenschaft und der soziale Status von Akademikern in Russland erhöht werden. Außerdem verfolgt die RAN das Ziel, die gegenseitige Integration der Forschungsaktivitäten in der Akademie, den Hochschulen und der Industrie zu fördern, um möglichst viele Synergieeffekte zwischen Wissenschaft, Ausbildung und Kultur zu erzielen und damit eine gemeinsame wissenschaftliche und technische Politik im Land zu verwirklichen.
Zur Erhöhung der Effizienz ihrer Aktivitäten fördert die RAN internationale Zusammenarbeit zwischen russischen und ausländischen Wissenschaftlern, unter anderem durch Kooperationsübereinkommen mit ausländischen Akademien der Wissenschaften und anderen Forschungsorganisationen. Außerdem richtet sie internationale Forschungszentren in Russland ein und führt internationale Kongresse, Konferenzen und Seminare durch.
Vorstand
Der Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften ist seit dem 17. Dezember 1991 der Mechanik- und Mathematik-Professor Juri Ossipow. Ihm unterstehen unmittelbar acht Vizepräsidenten sowie das über 40-köpfige Präsidium. Die Vizepräsidenten und Präsidiumsmitglieder sind allesamt akademische Mitglieder der RAN. Der bekannteste der gegenwärtigen Vizepräsidenten ist der Physiker und Nobelpreisträger Schores Alfjorow. Sowohl der Präsident als auch die Vizepräsidenten und das Präsidium sind der Generalversammlung der RAN rechenschaftspflichtig und werden von ihr auch gewählt.
Fach- und Regionalabteilungen
Die gegenwärtige RAN gliedert sich in neun Fachabteilungen sowie drei Regionalabteilungen und 14 regionale wissenschaftliche Zentren.
Die Fachabteilungen der Russischen Akademie der Wissenschaften sind:
- Abteilung für Mathematikwissenschaften
- Sektion für Mathematik
- Sektion für angewandte Mathematik und Informatik
- Abteilung für Physikwissenschaften
- Sektion für allgemeine Physik und Astronomie
- Sektion für Kernphysik
- Abteilung für Energiewirtschaft, Maschinenbau, Mechanik und Steuerungsprozesse
- Sektion für Mechanik
- Sektion für Maschinenbau
- Sektion für Energiewirtschaft
- Abteilung für Nanotechnologien und Informationstechnologien
- Abteilung für Chemie und Materialwissenschaften
- Sektion für Chemie
- Sektion für Materialwissenschaften
- Abteilung für biologische Wissenschaften
- Sektion für Physiologie
- Sektion für physisch-chemische Biologie
- Sektion für Biologie
- Abteilung für Geowissenschaften
- Abteilung für Gesellschaftswissenschaften
- Sektion für Philosophie, Soziologie, Psychologie und Recht
- Sektion für Wirtschaft
- Sektion für Internationale Beziehungen
- Abteilung für Geschichts- und Sprachwissenschaften
Jede Fachabteilung verfügt jeweils über eine bestimmte Zahl von Forschungseinrichtungen, die sich auf bestimmte engere Tätigkeitsschwerpunkte spezialisieren. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um Forschungsinstitute auf einem bestimmten Gebiet. Einige dieser Institute sind international bekannt, wie beispielsweise das Informationszentrum WINITI, das Steklow-Institut für Mathematik oder das Lebedew-Institut.
Darüber hinaus ist die RAN nach regionaler Präsenz unterteilt: Sie hat drei Regionalabteilungen – die Abteilung Sibirien in Nowosibirsk, die Abteilung Ural in Jekaterinburg und die Abteilung Fernost in Wladiwostok – sowie insgesamt 14 Wissenschaftszentren in Wladikawkas, Dagestan, Kabardino-Balkarien, Kasan, der Republik Karelien, auf Kola, in Tschernogolowka, Puschtschino, Samara, Sankt Petersburg, Saratow, Troizk, Ufa und Rostow am Don.
Sonstiges
Die Russische Akademie der Wissenschaften wurde im Jahre 1999 anlässlich ihres 275-jährigen Bestehens auf einer russischen Drei-Rubel-Münze aus Silber verewigt. Auf ihr ist neben dem alten Petersburger Gebäude der Akademie drei Schlüsselfiguren ihrer Gründung – Peter der Große, Leonhard Euler und Michail Lomonossow – sowie die Weisheitsgottheit Minerva abgebildet.
Siehe auch
Belege
Einzelnachweise
Literatur
- In der Datenbank RussGUS werden über 240 Publikationen nachgewiesen (dort Suche – Formularsuche – Sachnotation: 6.2*)
- Jack L. Cross: A Guide to the Russian Academy of Sciences. 2. Auflage, Cross Associates, Austin TX 1997 (Digitalisat und Nachträge)
- Alexander Moutchnik: Forschung und Lehre in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Naturwissenschaftler und Universitätsprofessor Christian Mayer SJ (1719–1783). Algorismus, Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften, Bd. 54, Erwin Rauner Verlag, Augsburg 2006, ISBN 3-936905-16-9
- Akademie der Wissenschaften Russlands – Gesellschaft für Kulturwissenschaft: Der ERNSTFALL auch in RUSSLAND; 1997, ISBN 3-930218-33-X
Weblinks
- Offizielle Website der Russischen Akademie der Wissenschaften (russisch, englisch)
- Die Archive der RAN (russisch)
- WebServer der russischen Raumfahrtswissenschaft (russisch, englisch)
- Offener Brief an Wladimir Putin von den Mitgliedern der Russischen Akademie der Wissenschaften (deutsch)
55.71079388888937.577813055556Koordinaten: 55° 42′ 39″ N, 37° 34′ 40″ O
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