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EURid (ein Akronym für European Registry of Internet Domain Names) ist die für die Top-Level-Domain .eu (dotEU) zuständige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Diegem bei Brüssel/Belgien. Die Gründung einer Gesellschaft zur Verwaltung der .eu-ccTLD wurde in der EU-Verordnung 733/2002 festgelegt.
EURid wurde von der Europäischen Kommission am 22. Mai 2003 zum Aufbau und dem Betrieb des .eu-Registers legitimiert. EURid ist ein Zusammenschluss der belgischen, italienischen und schwedischen ccTLD-Register DNS BE, IIT-CNR und NIC-SE.
Die EU-Verordnung 733/2002 beinhaltet eine genaue Definition des Aufgabengebietes des für die Top-Level-Domain .eu zuständigen Konsortiums, EURid. Eine der Aufgaben EURids ist die Ernennung offizieller .eu-Registrare, die die Erlaubnis erhalten, .eu-Domainnamen zu vertreiben.
Inhaltsverzeichnis
Start der .eu-Domain
EURid organisierte die Eröffnung der .eu-Domain in einem gestaffelten Prozess. Am 7. Dezember 2005 wurde die erste Phase (Sunrise 1) der Anmeldung von .eu-Adressen bei den eingetragenen Registraren freigegeben. Inhabern einer nationalen, einer europäischen oder einer internationalen Marke mit Sitz in einem EU-Staat wurde erlaubt, einen gleichlautendenden Domain-Namen anzumelden. Am 7. Februar 2006 kamen dann in der sogenannten Sunrise-Phase 2 Registrierungsmöglichkeiten für Inhaber weiterer privilegierter Rechte hinzu (z. B. Firmennamen, Künstlernamen etc.).
Bereits in diesen ersten Phasen kam es jedoch zu einer Vielzahl an Beschwerden und Verfahren gegen EURid vor dem tschechischen Schiedsgericht ADR [1] in Prag. Besondere Bekanntheit erlangte dabei der Fall der niederländischen Traffic Web Holding BV, die neue Marken mit einem kaufmännischem Und (&) im Namen anmeldete, welches dann bei der Antragsaufnahme der Domainregistrierung von EURid wieder aus dem .eu-Domainnamen gestrichen wurden. In einer Vielzahl von Fällen erhielt sie so anstelle der eigentlichen Rechteinhaber von Städte- und Markennamen den Zuschlag (Cybersquatting).[2] Die Zahl der in einer fahrlässig organisierten Vergabepraxis begründeten Streitfälle stieg in der folgenden Landrush-Phase jedoch noch erheblich an.
Landrush
Seit dem 7. April 2006 wurde es für jede Firma mit Hauptsitz, jede Organisation und jeden Bürger mit Wohnsitz in der EU möglich, .eu-Domainnamen zu registrieren (Landrush-Phase). Gleich zu Beginn des Landrushs häuften sich jedoch die Beschwerden gegen EURid, denen insbesondere der CEO und Gründer des weltweit größten Registrardienstes, Bob Parsons, Gewicht gab.[3]
Um allen Registraren beim Start des Landrush eine gleiche Chance zu geben, Domainnamen für ihre Kunden zu registrieren, hatte EURid die Zahl möglicher Registrierungen pro Sekunde für jeden Registrar beschränkt. Zugleich ermöglichte es jedoch noch bis kurz vor Beginn des Landrushs einzelnen Unternehmen, bis zu 400 für sie tätige neue Registrare anzumelden, die bis dato nicht als Registrare tätig und in der Regel auch in der Folge nicht für die Öffentlichkeit erreichbar waren. Damit hatte EURid Domaingrabbern Tür und Tor geöffnet und den fairen Wettbewerb aller Interessenten um die wertvollsten .eu-Adressen außer Kraft gesetzt.
Binnen weniger Minuten und Stunden reservierten die wenigen Sonderkunden dieser gemeinsam agierenden Registrare an nahezu allen anderen Interessenten vorbei zigtausende von .eu-Adressen für sich. In einem dieser Fälle, in dem aus Sicht von EURid zudem ein deutlicher Anfangsverdacht einer Unternehmensidentität von Kunden und Registraren bestand, ging das Register im September 2006 gerichtlich gegen eine Gruppe von Domaingrabbern vor. Bis September 2007 wurde in diesem Fall jedoch keine von 74.000 betroffenen Domainnamen dem Inhaber entzogen.[4]
Vertrauensverlust
Das Vertrauen von Bürgern und Unternehmen in die neue europäische Top-Level-Domain und das Management der EURid wurde durch Fälle wie diesen nachhaltig untergraben. Ende Dezember 2006 lag die .eu-TLD mit über 2.444.947 registrierten Domains im internationalen Vergleich noch an 3. Stelle aller ccTLDs hinter .de und .uk. Mit Ablauf des 2. Quartals 2007 war sie auf den 5. Platz zurückgefallen.[5]
Auch der direkte Vergleich mit .de-Domainadressen fällt für die .eu-TLD negativ aus, sowohl im Hinblick auf die absoluten Zahlen als auch auf das Wachstum. So stieg die Zahl der .de-Adressen in einem Zeitraum vom 31. Dezember 2006 bis zum 4. September 2007 deutlich um 1,68 Millionen an, während die der .eu-Adressen im gleichen Zeitraum mit einem Zuwachs von 99.497 nahezu konstant blieb. Dabei stammen etwa ein Drittel aller .eu-Registrierungen aus Deutschland. Insgesamt hatte im statistischen Mittel am 4. September 2007 jeder 7. Deutsche eine .de-Adresse für sich registriert, aber nur jeder 100. eine .eu-Adresse. In Frankreich war es sogar nur jeder 350.
Berücksichtigt man zudem noch die Zahl der tatsächlich aktiv entwickelten Webseiten, die unabhängigen Untersuchungen zufolge im Juni 2007 lediglich bei etwa 16%[6] lag, wird das ganze Ausmaß des verlorenen Vertrauens und Interesses der Bürger an der neuen europäischen TLD deutlich.
Siehe auch
Weblinks
- EU-Verordnung 733/2002
- deutsche Startseite der EURid
- EURid-Jahresbericht The EU-Domain 2006
- aktuell angemeldete .eu-Registrare (Für volle Liste Formular unausgefüllt absenden)
- Entscheidungen des .eu-Schiedsgerichts ADR
- Freitextsuche in den Entscheidungen des .eu-Schiedsgerichts ADR
Einzelnachweise
- ↑ ADR.eu Homepage
- ↑ Domain-Recht Newsletter Nr. 372
- ↑ Hot Points Blog-Artikel von Bob Parsons
- ↑ Urteil der 1. Instanz in Brüssel
- ↑ ccTLD breakdown in: The Verisign Domain Report, August 2007
- ↑ John McCormac blog.whoisireland.com
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