Evagrius Scholasticus

Evagrius Scholasticus

Euagrios Scholastikos (lat. Evagrius Scholasticus) (* 536/37; † ca. 600) war ein spätantiker Kirchenhistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Euagrios wurde im syrischen Epiphaneia geboren.[1] Er scheint eine gute Ausbildung genossen zu haben, die wohl durch ein Rechtsstudium in Konstantinopel den Abschluss fand (wahrscheinlich in den späten 50er Jahren des 6. Jahrhunderts). Er war eine Weile als Rhetor ("Rechtsanwalt") in Antiochia am Orontes tätig, bevor er der Sekretär des dortigen Patriarchen Gregor wurde. Offenbar genoss Euagrios in Rechtsangelegenheiten einen guten Ruf, denn er begleitete Gregor 588 nach Konstantinopel, wo er ihn in einem Prozess verteidigte. Euagrios war mehrmals verheiratet und hatte mehrere Kinder. Nach dem Tod seiner ersten Frau, die an den Folgen der Pest verstorben war, heiratete er im Oktober 588 nochmals. Auch mehrere seiner Kinder scheinen an den Folgen der Pest verstorben zu sein, was Euagrios einige Zeit in tiefe Trauer stürzte. Theologisch befürwortete er die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon und wandte sich daher gegen die Miaphysiten.

Nach Gregors Tod 594 verfasste Euagrios auf Griechisch eine Kirchengeschichte in sechs Büchern, die die Jahre 431 bis 594 behandelte und als das letzte bedeutende antike Werk dieser Gattung gilt. Die Tradition der Kirchengeschichte wurde dann erst in nachantiker Zeit wieder aufgegriffen. Stärker als viele andere spätantike Kirchenhistoriker widmete Euagrios dabei auch der Profangeschichte (vor allem in den letzten Büchern) breiten Raum, weshalb sein Werk vor allem für das sechste Jahrhundert und die Zeit Justinians I. eine wichtige Quelle darstellt. Sein Stil gilt als anspruchsvoll und recht schwierig. Inhaltlich ist er meistens zuverlässig; in der Bewertung der Herrscher legte er großen Wert auf "Tugenden".[2] Euagrios’ Absicht war es zwar, eine Kirchengeschichte zu verfassen (so entschuldigt er sich eigens dafür, militärische Kampagnen recht detailliert zu schildern),[3] dennoch sah er sich offenbar auch in der Nachfolge der klassischen antiken Profangeschichtsschreibung. Dies zeigt auch seine Auflistung mehrerer Geschichtsschreiber der Vergangenheit, von denen einige nur dem Namen nach bekannt sind (etwa Nikostratos von Trapezunt und ein gewisser Eusebios, von manchen mit Eusebius von Nantes gleichgesetzt).[4] Als eine Quelle diente ihm unter anderem das Werk des Eustathius von Epiphaneia, er griff auch etwa auf das Werk seines Verwandten Johannes von Epiphaneia, auf die Kirchengeschichte des Zacharias von Mytilene sowie auf Priskos und Prokopios von Caesarea zurück.[5] Es gibt Hinweise darauf, dass das Werk in relativ kurzer Zeit verfasst wurde; so verzichtete Euagrios darauf, sich eine Abschrift der Historien des Agathias zu beschaffen, obwohl ihm dies aufgrund seiner guten Kontakte wahrscheinlich möglich gewesen wäre.

Insbesondere Euagrios’ Schilderung der Perserkriege enthält wichtige Informationen. So wird in Buch 4 auf die Kämpfe zur Zeit Justinians I., in Buch 5 auf die nachfolgenden Kämpfe unter Justin II. (den er sehr negativ beurteilt) und Tiberius II. sowie in Buch 6 auf die Ereignisse im Osten in der Zeit des Mauricius eingegangen. Auch die Flucht des Perserkönigs Chosrau II. zu den Römern (590) wird von Euagrios beschrieben. In Hinblick auf Regionen außerhalb von Syrien bietet er (mit Ausnahme von Konstantinopel) eher wenig Informationen; zum Teil wird dies mit religiösen Argumenten gerechtfertigt: Ägypten etwa gilt ihm als Hort von Heidentum und Häresie.

Literatur

Ausgaben und Übersetzungen

  • Adelheid Hübner (Hrsg.): Evagrius Scholasticus. Historia ecclesiastica – Kirchengeschichte (Fontes Christiani 57). Griechisch-deutsch. 2 Bde. Brepols, Turnhout 2007.
  • Michael Whitby (Übersetzer): The Ecclesiastical History of Evagrius Scholasticus. Liverpool 2000 (englische Übersetzung mit Kommentar).

Sekundärliteratur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Allgemein zur Vita siehe Whitby, S. xiii–xv; PLRE IIIa, S. 452f.
  2. Zur Bewertung als Geschichtsschreiber: Whitby, S. xlviiff.
  3. Euagrios 5,20.
  4. Euagrios 5,24, vgl. auch die Bemerkungen bei Meier, S. 301–303.
  5. Zu den Quellen: Whitby, S. xxiiff.

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