- Experimentum crucis
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Als experimentum crucis (lat. „Kreuzesversuch“) bezeichnet man in der Wissenschaftstheorie ein Experiment, dessen Scheitern die dem Experiment zugrunde liegende Theorie falsifiziert oder überwindet.
Geschichte
Die Bezeichnung geht auf den Philosophen und Staatsmann Francis Bacon zurück. Der Urvater der modernen Wissenschaftstheorie, Karl Popper, erblickte in dem Vorhandensein eines experimentum crucis ein Gütekriterium von wissenschaftlichen Theorien. So hat die seinerzeit hochgepriesene Unwiderlegbarkeit der Theorie Sigmund Freuds die Kritik Poppers auf den Plan gerufen, dass die systematische Unmöglichkeit eines experimentum crucis vielmehr einen entscheidenden Makel darstellt.
Kritik
Die positivistische Idee des experimentum crucis wird in der heutigen Wissenschaftstheorie in seiner fundamentalen Bedeutung für wissenschaftlichen Fortschritt angezweifelt, denn jedes Experiment gestattet immer nur eine Partikularaussage.[1]
Die Wissenschaftsgeschichte kann zudem zeigen, dass die Entstehung und Durchsetzung einer bestimmten Alternative zu einer bisherigen Theorie an bestimmte geschichtliche Situationen gebunden ist und sich unter Umständen, trotz unbestreitbarer Überlegenheit, nur langsam durchsetzt. Unter bestimmten geschichtlichen Situationen können sie sich sogar überhaupt nicht durchsetzen, wie wissenschaftliche Erfindungen z.B. im kaiserzeitlichen China zeigen. Generell ist der Erfolg neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse fast in allen Gesellschaften meist dann gut, wenn sie militärisch nutzbar gemacht werden können. Wissenschaftliche Revolutionen können sich nach Thomas Kuhn meist erst dann durchsetzen, wenn frühere vorherrschende Theorien stark in der Krise sind, einflussreiche Vertreter bisheriger Theorien wegsterben und die neue Theorie in das jeweils aktuelle Weltbild möglichst noch besser hineinpasst.
Einzelnachweise
- ↑ "Experience is of particulars only." Abraham Kaplan: The Conduct of Inquiry, 1964, S. 37
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